Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 18/2022: The Northman, Midnight Mass, Metal Lords, Lola Marsh, Inhaler und Vetala

Happy Monday!

Es ist der letzte Tag in meiner alten Wohnung und mittlerweile lebe ich hier nur noch zwischen Umzugskisten. Zum Umzug selbst will ich – wenn alles vorbei ist – dann zwar auch noch einen eigenen Beitrag schreiben, aber nur so viel vorweg: Es gab und gibt doch sehr viel zu tun. Aber wenigstens habe ich seit ein oder zwei Wochen das Gefühl, ich bekomme das auch alles hin. Das hatte ich nicht immer in diesem ganzen Prozess. Immerhin sind seit Samstag nun schon sämtliche Lampen installiert!

Bevor ich in den nächsten Tagen ohne Internet in eine erzwungene Streaming-Pause gehen werde, konnte ich vorher noch zwei Serien von meiner Netflix-Liste streichen, die dort in den letzten Monaten in den Startblöcken standen. Hat es sich gelohnt?

Midnight Mass (Staffel 1, 7 Folgen, USA, Netflix) – 8 von 10

Nach einigen Jahren kehrt Riley Flynn (Zach Gilford) wieder in seine Heimat auf die abgelegenen, kleine Insel Crockett Island zurück. Dort trifft er auf seinen alten Jugendschwarm Erin (Kate Siegel), die ebenfalls erst seit kurzem wieder auf der Insel lebt und ein Baby erwartet. Gänzlich neu ist dagegen Father Paul Hill (Hamish Linklater), der als Vertretung für den abwesenden, ältlichen Priester fungieren soll. Es ist für alle ein ruhiges Leben auf der Insel, bis sich die mysteriösen Ereignisse häufen.

Als kreativer Kopf hinter dieser Miniserie steht Regisseur und Drehbuchautor Mike Flanagan, der den Erfolg seines Spuk in Hill House nutzte, um auch diesen Projekt realisieren zu können. Seine Handschrift lässt sich kaum verheimlichen: Es ist der gleiche, ruhige Aufbau, die langsame Spannungssteigerung und die Liebe zu den Figuren. Wenn dann schließlich der Grusel und der Horror durchbricht, ist die Wucht dadurch umso größer. Die drei Hauptfiguren sind durch die Bank sehr interessant und gut gespielt: Gilford als der trockene Alkoholiker, der damit fertig werden muss, wieder zu seinen Eltern gezogen zu sein (und wie er dann neben neben diesen auf der Kirchenbank sitzt, so wie ein schüchterner, kleiner Junge ist fantastisch). Flanagan Ehefrau Kate Siegel, die noch so frisch wieder zurück in ihrer Heimat ist, dass sie sich mit Flynn verbünden kann und eine gewisse ironische Distanz zu der übrigen Bevölkerung hält. Und schließlich Linklater, der den fanatischen Priester zum Leben erweckt. Auch die Nebenfiguren sind gut gelungen: Von Sheriff Hassan (Rahul Abburi) hätte man gerne mehr gesehen und die überfromme Beverly Keane (Samantha Sloyan) lernt man schnell richtig zu hassen und zu fürchten. Aber: Flanagan übertreibt es teilweise mit dem langsamen Aufbau, man braucht schon etwas Geduld, bis sich abzeichnet, um was es hier geht. Belohnt wird man dafür allerdings mit Folge 6, die wirklich von vorne bis hinten perfekt ist. Und er übertreibt es stellenweise mit den Monologen, die nun wirklich jede der Figuren locker aus dem Ärmel schüttelt. Das ist manchmal sehr ermüdend. Eine gute Serie für alle Fans des langsamen Grusels ist Midnight Mass aber trotzdem.

Vetala (Staffel 1, 4 Folgen, Indien, Netflix) – 6 von 10

Um einen Tunnel wieder öffnen zu können, der durch einen Berg geht, der als verflucht gilt, muss ein Dorf umgesiedelt werden. Die Regierung muss sich mit dem Widerstand der Einheimischen auseinandersetzen als ein Angriff geschieht, der nicht von dieser Welt zu sein scheint.

Die Vorschau auf Netflix und mit Blumhouse Productions als Absender hatte die Hoffnung auf eine kurzweilige und blutige Horrorserie befeuert. Ganz so ist es leider nicht gekommen. Aber zunächst zum Positiven: Die Bilder sehen hochwertig aus, die Atmosphäre passt und Indien als Schauplatz ist eine schöne Abwechslung. Auch die Idee, dass sich das moderne, indische Militär nun mit Wiedergängern aus der britischen Kolonialzeit herum schlagen muss, ist gut. Aber so richtig kommt die Geschichte nie in die Gänge. Es ist immer ein Versprechen auf die nächste Folge und dann ist die Serie auch schon wieder vorbei. Das kann natürlich – siehe Midnight Mass – auch funktionieren, nur fehlt dafür hier leider die Klasse und auch die interessanten Figuren. Ich weiß nicht, ob es an den Untertiteln lag (eine deutsche Synchronisation gab es nicht), aber zumindest ich bin mit den Figuren nie warm geworden. Schade, aber den Versuch war es wert.

The Northman (UK) – 7 von 10

Hinter der Kamera haben sich einige bekannte Namen versammelt: Für Regisseur Robert Eggers war es nach den gelobten The VVitch und Der Leuchtturm sein bisher größter Film und Drehbuchautor Sjón Sigurdssons eindrucksvoller Lamb war in der Vorauswahl für den Oscar im vergangenen Jahr. Man konnte also durchaus einiges erwarten. Und zumindest die Basics erfüllt The Northman einwandfrei. Es ist ein sehr stimminger Film aus der Wikingerzeit geworden, mit ordentlich Schlamm und Dreck und Gemetzel (für ein Mainstream-Publikum) an allen Ecken. Optisch wirkt das angenehm erdig, akustisch peitscht die See und pfeifft der Wind durch den Kinosaal. Alexander Skarsgård ist ein Tier in dieser Rolle und erfreut das interessierte Publikum mit seiner breiten Brust, der Rest darf einen Blick auf Anya Taylor-Joys Hintern riskieren.

Wenn doch nur die Story etwas mehr zu erzählen hätte als eine einfache Rachegeschichte, ohne besonderen Twist. Man fragt sich, wer überhaupt zu solchen Zeiten leben wollte, in denen es offenbar nur um Gewalt, Rache und Unterjochung geht. Das sind Klingonen mit einer nordischen Mythologie. Die Visualisierung dieser Mythen, die Rauschzustände, in denen sie Kontakt zu ihren Göttern aufnehmen, ist zwar auch wieder optisch gelungen, passt aber nicht zum schlammigen Realismus des übrigens Films. Und selbst der ja nun wirklich tragische Ausgangspunkt der Geschichte, die Ermordung des Vaters (Ethan Hawke) vor den Augen seines Sohnes (Skarsgård), hat zumindest mich nicht nachhaltig emotionalisieren können.

Schade: Technisch top, gefühlsmäßig aber etwas leer.

Nach dem ganzen Horror und Gemetzel musste es auch mal ein etwas leichterer und positiverer Film in dieser Woche sein. Thema: Death Metal.

Metal Lords (USA, 2022, Netflix) – 6 von 10

Die Komödie um zwei Highschool-Freunde (Jaeden Martell und Adrian Greensmith), die mit ihrer Death Metal Band am „Battle of the Band“-Wettbewerb ihrer Schule teilnehmen wollen, folgt streng den Regeln aller Außenseiter-Filme an amerikanischen Highschools. Im Prinzip weiß man nach einer halben Stunde schon, wie der Film ausgehen wird und ist dann etwas enttäuscht, dass sich das ziemlich überraschungsfrei – und auch noch sehr spät – genauso zu spitzt. Wer mit der Musik etwas anfangen kann, kann durchaus mal rein schauen, für alle anderen ist der Film erst recht verzichtbar.

Dem Packen konnte ich wenigstens an zwei Abenden entfliehen. Gleich zwei Konzerte standen auf dem Programm – darunter war aber kein Death Metal.

Lola Marsh (Israel) – München, Ampere

Lola Marsh’s Album Someday Tomorrow Maybe war mein zweitliebstes Album des Jahres 2020 und seit dessen Erscheinen warte ich auf einen Live-Auftritt der Band. Ein Konzert wurde angekündigt, verschoben und abgesagt, nur um jetzt für 2022 eine neue Tour anzukündigen. Am Donnerstag war es schließlich soweit und sie traten im ausverkauften Ampere auf.


Es war ein schöner und im besten Sinne des Worte netter Auftritt, voller handgemachter Popsongs. Sängerin Yael Shoshana Cohen war dabei der Ankerpunkt des Geschehens. Das sie so die Aufmerksamkeit auf sich zieht hätte ich nicht erwartet, aber sie sprang auf der Bühne umher und animierte das Publikum pausenlos und ihre tolle Stimme funktionierte auch live wunderbar. Diese hat gewisse Ähnlichkeiten mit Lana Del Rey, wenn auch etwas lebhafter. Gil Landau ist der zweite wesentliche Bestandteil der Band. So viel ich weiß schreibt hauptsächlich er die Folk-Popsongs der Band und lässt optisch Erinnerungen an die tolle Serie Nashville aufleben.

Für ihr Konzert hatte ich mir wieder einen leicht erhöhten Platz an der Seite gesucht und genoss von dort ihr Set und den guten Blick auf die Bühne. Die Highlights waren für mich Echoes und Only For A Moment (was gleich in einer fantastischen Live-Version verlinkt ist), und schielte nebenbei immer wieder mal auf mein Smartphone, um halbwegs über das parallel stattfindende Eintracht-Spiel auf dem aktuellen Stand zu bleiben.

Inhaler (Irland) – München, Hansa 39

Schon vor Corona hatte ich es eigenlich aufgegeben, vorher einzuschätzen, wie viele Leute zu einem Konzert kommen werden und welches Publikum man dort antreffen wird. Beim Auftritt der Iren von Inhaler habe ich nämlich wieder daneben gelegen.

So war es schon recht früh recht voll im ausverkauften Hansa 39. Die Band zog eine ganze Menge junger Menschen an, vor allem weibliche. Und so hielten wir uns eher etwas weiter hinten auf, nahe am Bierstand, um dann später nach vorne zu pilgern und uns seitlich der Bühne positionierten. Beste Sicht auf alle Plätze und auf die Menschen in den ersten Reihen, die der Band fröhnten und bei jedem Stück mitgingen. Wer hätte gedacht, dass das eine junge Gitarrenband auch im Jahr 2022 noch schaffen kann. Aber kein Bericht über Inhaler ohne diesen Hinweis: Das Star-Tum liegt zumindest dem Leadsänger Elijah Hewson im Blut, ist er doch niemand geringeres als der Sohn von U2’s Bono.

Aber da das alleine natürlich nicht reichen würde, haben sie auch noch eine ganze Reihe an tollen Indiepop-Songs mit an Bord und wer sein Set schon mit It Won’t Always Be Like That eröffnen kann, der hat wirklich einiges zu bieten. So war es sehr lebhaft und euphorisch vorne vor der Bühne und auch bei uns Älteren an der Seite wurde anerkennend mitgewippt.

Nach einer knappen Stunde war der Auftritt allerdings auch schon wieder vorbei und die Band verabschiedete sich ohne Zugabe in den Feierabend. Spätestens mit einem zweiten Album darf das so ein Auftritt gerne auch noch etwas länger dauern.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 30 von 33 Liga-Spielen = 91%.

Vor dem Spiel gegen Dynamo Dresden hieß es zunächst Abschied nehmen – es war das letzte Heimspiel von solch prägenden Gesichtern der letzten Jahre wie Philipp Hofmann und Marc Lorenz. Das Spiel selbst lief danach wie so viele in den letzten Wochen: Zunächst in Rückstand geraten, dann das Spiel gedreht und am Ende langte es zu einem 2:2. Das vierte Mal in den letzten sechs Spielen.

Bei nur noch einem ausstehenden Spiel ist mittlerweile auch klar: Der KSC wird die Saison irgendwo zwischen #10 und #14 abschließen. Letzteres wäre recht bitter, so schlecht stand der Verein in diesem Jahr nie da.

Den Aufstieg in die Bundesliga fix gemacht hat in dieser Woche der FC Schalke 04 – und das Spiel war wie ein Spiegelbild der gesamten Saison und Werbung für die 2. Bundesliga.

  • Urlaub: Es wird zwar kein Erholungsurlaub, aber ich habe jetzt zwei Wochen am Stück frei. Vielleicht schaffe ich es ja zumindest in der zweiten Woche mal auf einen kleinen Tagesausflug, wenn das Wetter mitspielt.
  • Konsequent: In all den Jahren in dieser Wohnung hatte ich immer mal wieder stabilere Taschen und Tüten aufgehoben – also solche, die man z.B. auf Messen gerne bekommt oder in hochwertigeren Geschäften. Ich dachte mir, irgendwann werde ich die nochmal gebrauchen können, wie vielleicht bei einem Umzug! Und nun, endlich, nach vielen Jahren des Hamsterns, nun war es soweit. Ich habe die Kiste mit den ganzen Taschen genommen und sie gesammelt in den Müll geworfen.
  • First Look: Strange New Worlds: Der Wortvogel hat die Pilotfolge der neuen Star Trek Serie bereits gesehen und heizt die Vorfreude darauf weiter an. Mach mal hinne, Paramount+!

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche! Mit dem Umzug verabschiede ich mich erst einmal größtenteils in die Offline-Welt. Aber ein weiterer Beitrag ist bereits vorbereitet und wenn alles gut läuft, bringt mich das große T am 19. Mai wieder zurück in die virtuelle Dimension. Bis dahin bleibt mir nur das Smartphone und das mobile Netz.

6 Kommentare

  • bullion

    Freut mich, dass dir „Midnight Mass“ auch so gut gefallen hat. Ich fand die Serie sogar noch stärker. Ist auch hängen geblieben und ich muss immer noch ab und zu darüber nachdenken.

    • Nummer Neun

      Allerdings bin ich bei 9 Punkten auch schon sehr wählerisch und die 10 vergebe ich eigentlich so gut wie nie. Und da die Serie für mich doch schon ein paar Längen hatte (was vor allem dieser vielen Monologe geschuldet war), langte es bei mir nicht für mehr. Aber trotzdem eine dicke Empfehlung für Fans des Genres!

  • misscharlesdexterward

    Hm von Metal Lords hatte ich mir was erhofft, aber gut ich mag Metal, mal sehen, aber letztendlich erwarte ich von solchen Auftragsproduktionen auch nicht sooo viel.
    Die Star Trek Serien mochte ich jeweils zu ihrer Zeit immer gerne. Auf Discovery S3 und 4 hatte ich mich so gefreut, aber Netflix hat sie ja rausgeworfen. Nun muss ich sehen wo ich bleibe. „Strange New Worlds“ hört sich schnarchig an, aber die mal sehen, ob und wo sie laufen wird.

    • Nummer Neun

      Versuchen kann man Metal Lords auf jeden Fall, der große Wurf ist aber halt leider einfach nicht. Dafür ist er dann doch zu konventionell… Mit Discovery bin ich ja nicht so warm geworden – da klingt im Moment vieles von Strange New World für mich einfach vielversprechender.

  • Miss Booleana

    Ich hänge ja mal wieder sehr mit dem Blogs lesen hinterher … daher spoilere mich gern: hast du inzwischen Internet? 🙂 Wurde ja mal hängen gelassen mit 6 Wochen ohne Internet, das war keine schöne Zeit.
    Midnight Mass fand ich auch top. Das langsame Aufbauen der Story fand ich gar nicht schlimm. Nothman hat mich emotional schon abgeholt, aber ich fand etwas traurig, dass er nicht versucht etwas anderes zu sein als das offensichtliche. Mittendrin kritisiert er ja mal die Schicksalsergebenheit etwas. Am Ende ist trotzdem alles total cool mit Valhall und so. Das war komisch.

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