Was mit Medien

Nina Casement – Wild Card (Deutschland, 2020)

Intro: Ende Oktober und ich habe den neunten Roman in diesem Jahr beendet. Nur noch einer und ich habe mein zehn-Romane-Ziel für dieses Jahr erreicht. Aber um mich soll es hier nicht gehen, sondern um Wild Card, den zweiten Roman der Rheinländerin Nina Casement. Neben den großen Autoren und Autorinnen dieser Welt ist es auch immer wieder schön, wenn man unbekannte Namen entdecken kann. Casement hat diesen Roman mit Hilfe von Books on Demand veröffentlichen können und gehört damit eindeutig in diese zweite Kategorie, was ihr einen erheblichen Sympathievorschuss gewährt. Ob dieser auch gerechtfertigt ist, das lest ihr nun:

Klappentext: Manchmal kommt alles ganz anders. Am Ende ist es doch keine Schlacht der Mächtigen und auch nicht der Klimawandel, der das Antlitz der Welt unwiederbringlich verändert. Es ist ein Meteorit, Krishna genannt, der die Menschheit erledigt – und das gründlich. Die 26-jährige Kore jedoch hat überlebt. Ob das wirklich ein Glück ist, weiß sie nicht, zu groß ist die Verzweiflung und zu gespenstig die neue Welt. Während sie um jeden einzelnen Menschen trauert, den sie jemals kannte, kämpft sie fortan Tag für Tag um ihre Existenz. In ständiger Gefahr, zu verhungern oder zu erfrieren, verstrahlt oder verschüttet zu werden, beginnt die junge Frau eine strapaziöse Reise. Die Suche nach erträglichen Klimabedingungen, Nahrung und anderen Überlebenden führt sie quer durch die Welt. Kann sie es schaffen? Und sind andere Menschen in der neuen Welt wirklich etwas Gutes? Findet es heraus …

Review: Mit dem Massen-Erfolg von The Walking Dead und spätestens mit dem Auftreten von Corona haben sich Endzeit-Dystopien ihren festen Platz in der Literatur- und Serienwelt (zurück) erkämpft. Wild Card gehört mitten hinein in diese Genre.

Wir folgen der jungen Kore auf ihrem einsamen Weg quer durch Europa. Die ewige Suche nach übrig gebliebenen Lebensmitteln erinnert dabei tatsächlich stark an die Anfangstage der schon angesprochenen Zombie-Saga. Dazu hatte ich allerdings auch Die Wand im Kopf, ebenfalls mit einer starken, weiblichen Hauptfigur, die unerwartet zur Selbstversorgerin geworden ist. Nun ist nicht jede Schriftstellerin eine Marlen Haushofer, die hunderte Seiten nur mit dem Innenleben der Romanfigur füllen kann. Casement löst das jedoch gut, in dem sie auf ausgiebige Selbstgespräche und auf eine zweite Zeitebene zurück greift, in der sie die Welt vor und in den ersten Tagen nach dem Meteroiteneinschlag beschreibt. Dadurch ist für Handlung und Abwechslung gesorgt. Angenehm auch, dass nicht alle Überlebenden der Katastrophe, denen Kore im Laufe der Zeit dann doch noch begegnet, böse und egoistisch sind, sondern sie durchaus auch freundlich aufgenommen wird. Bei Dystopien wird ja sonst gerne eher das Böse im Menschen heraus gearbeitet.

Allerdings kaufe ich der Geschichte nicht alles ab, so scheint mir das Vorhaben, am Ende bis nach Afrika zu laufen doch etwas arg ambitioniert. Und auch manche Erklärungspassagen der Gesellschaften, auf die sie trifft, sind etwas zu ausführlich geraten. Aber das lässt sich gut verschmerzen, ist es doch insgesamt interessant und flüssig geschrieben und damit auch, trotz des düsteren Themas, unterhaltsam zu lesen.

Fazit: Unterhaltsamer und spannender Endzeitroman, der mehr Hoffnung als Anarchie zeigt.

2 Kommentare

  • Nicole

    Klingt sehr spannend, also die Anfangstage von „The Walking Dead“ fand ich auch gut, das war schon gut gemacht, aber davon ist ja leider nicht mehr so viel übrig geblieben :D. Ich schließe mich dir übrigens an, dass es mal schön ist, wenn der Figur auch freundliche Menschen begegnen, dass nervt in manchen Dystopien schon, weil man weiß, die Figuren sind eh böse :D. Nimmt irgendwie die Spannung, ein Mix ist da doch angenehmer.

    Dankeschön für dein liebes Kommentar :),
    ich finde das total schade, dass Buchcontent scheinbar generell nicht so zu laufen scheint, zumindest wenn man sich nicht rein darauf konzentriert. Aufgeben möchte ich es auch nicht, deshalb halt in etwas zusammengefasster Form, dann werden wahrscheinlich auch mehr Leute angesprochen. Bei einer Buchrezi ist es ja auch davon abhängig, ob einen das Buch überhaupt interessiert und viele Lesen auch gar keine Rezensionen. Merke ich auch bei mir selbst, ich lese da auch nur ausgewählte.

    Ja da hast du Recht, dass ist sehr stark davon abhängig. Ich finde das nur schade, weil gerade Geschichte ein Fach ist, dass sehr spannend gestaltet werden könnte, wenn man da etwas kreativ ist. Ich hätte da ganz coole Ideen :D.

    • Nummer Neun

      Die reinen Buchblogs scheinen schon nochmal eine andere Welt zu sein. Von denen gibt es ja schon einige, also ein gewisses Interesse an dem Thema ist auf jeden Fall vorhanden. Aber da geht es mir auch so wie dir: Ich lese dann auch nur ausgewählte Rezensionen – meist nur von Romanen, die ich (wenigstens dem Namen nach) auch kenne.

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