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Fantasy Filmfest Nights XL: 2021

Ich! war! im! Kino! Das erste Mal seit Oktober 2020! Und damit Willkommen zum kleinen Special über die in diesem Jahr mehrfach verschobenen, aber dafür verlängerten

Fantasy Filmfest Nights XL

Das ausgerechnet das Filmfest als erstes zurück ins Kino drängt, das sich hauptberuflich um Dämonen, Geister, Aliens, Zombies und den Abgründen der menschlichen Psyche dreht, ist wahrscheinlich gar keine große Überraschung. Wenn nicht hier, wo sonst sollte man gewappnet sein für globale Pandemien historischem Ausmaßes?

Und so haben es die Macher tatsächlich geschafft, ihr Filmfest noch vor der offiziellen Wiedereröffnung der Kinos im Juli mit Publikum durchzuziehen (wobei man fairerweise sagen muss, dass sie dafür Frankfurt opfern mussten). Letztlich war es dann so wie im vergangenen Jahr: Sehr große Lücken im Saal (die Vollauslastung lag in München wohl bei rund 20%), was für die verbliebenen Zuschauer zwar ganz komfortabel war, sich aber betriebswirtschaftlich für die Veranstalter mehr schlecht als recht rechnet.

Aufgrund der verknappten Sitzplätze hieß es: Schnell sein beim Online-Kartenkauf. Außerdem musste man genau abwägen, für welchen Film will man sich ins dunkle, klimatisierte Kino setzen und dafür auf einen Biergarten Besuch und die Spiele der Fußball-Europameisterschaft der Männer verzichten?

Bei mir hat dreimal das Kino gewonnen. Ob das eine gute Wahl war, lest ihr jetzt – hier kommen meine drei Reviews in chronologischer Reihenfolge:

The Conjuring: The Devil Made Me Do It (USA, 2021) – 7 von 10

Pressetext: Der Film erzählt eine erschütternde Geschichte von Terror, Mord und rätselhaften bösen Kräften, die selbst die erfahrenen paranormalen Ermittler Ed und Lorraine Warren im wirklichen Leben schockierte. Einer ihrer aufsehenerregendsten Fälle beginnt mit dem Kampf um die Seele eines kleinen Jungen – und übertrifft schließlich alles, was die beiden Geisterjäger jemals erlebt haben. Der Fall sollte als der erste in die US-Geschichte eingehen, in der ein Mordverdächtiger dämonische Besessenheit zu seiner Verteidigung anführte.

Fazit: Das Ehepaar Warren (Patrick Wilson und Vera Farmiga) ist zurück! Die beiden Dämonologen bearbeiten im Jahr 1981 den Fall des besessenen Arne Johnson (Ruairi O’Connor), der später vor Gericht auf nicht schuldig, wegen „Besseneheit von Dämonen“ plädiert sollte (Tatsache). Der Gerichtsprozess selbst spielt in diesem Film nur eine untergeordnete Rolle, es geht mehr um die Tat an sich, und die ist, so wie von den anderen Filmen der Reihe gewohnt, eindrucksvoll inszeniert. Diese Art von Horrorfilmen lebt ja in erster Linie vom Handwerk. Wie setzt man die Jump Scares am effektivsten, wie bekommt man diesen Wechsel zwischen leise, wenn man jedes Atmen und jedes Rascheln der Kleidung hört, und laut, wenn dann schließlich alles über die Protagonisten hinein bricht, am Besten hin? Das funktioniert auch im dritten Teil der Reihe wieder vorbildlich, selbst wenn sich die Effekte schon früh erahnen lassen. Die handwerkliche Kunst ist gepaart mit den beiden sympathischen Hauptfiguren, die von Wilson und Farmiga souverän gespielt werden. Die anderen Teile der Reihe muss man übrigens nicht gesehen haben, um diesen Film zu verstehen. Insgesamt ist das alles im grünen Bereich und überdeckt damit auch mit Leichtigkeit, dass die Handlung gar nicht so wichtig ist, sondern oft nur dazu dient, die einzelnen Sequenzen in einem halbwegs logischen Zusammenhang zu setzen. Die Jump Scares sorgen für das Geld an der Kinokasse, darauf hat man den Film optimiert. Und der Zuschauer bekommt das, was er von einem Conjuring Film erwartet. Dafür gibt es sieben Punkte von mir, wobei da auch durchaus einer dabei sein könnte, den es nur vor lauter Freude darüber gab, überhaupt mal wieder im Kino gewesen zu sein.

Seobok (Südkorea, 2021) – 7 von 10

Pressetext: Ein geheimes Regierungsprojekt droht zu scheitern, als Terroristen den dort erschaffenen Klon an sich reißen wollen. Erfüllen könnte er den größten Traum der Menschheit: die Unsterblichkeit!

Fazit: Ungleiche Duos als Ausgangsbasis für einen Film sind so alt wie das Kino selbst (siehe Laurel & Hardy). Hier schmeißt man den todkranken und desillusionierten Gong Yoo mit dem unsterblichen und teilweise kindlich-naiven Klon Park Bo-Gum zusammen, um mit ihnen das Geflecht aus unethischer Forschung und Terrorismus in diesem Film zu entwirren. Dass die beiden während der gemeinsamen Reise voneinander lernen ist auch klar, hier erfindet der Film nichts Neues. Nach der etwas langen Einführung hat der Film (der in Deutschland wohl unter dem Titel The Clone – Schlüssel zur Unsterblichkeit in den Verleih gehen wird) von allem etwas zu bieten: Krachige Action, durch den Klon und dessen teils übernatürliche Fähigkeiten einige Science-Fiction Elemente, ein paar Schmunzler und ein paar tragische Momente, die helfen, die beiden Hauptfiguren greifbarer zu machen. Und das Finale ist dann auch ein großes. Aber dazwischen sind die Verschnaufpausen vielleicht etwas zu lang, ist manches Detail in der Tiefe gar nicht so wichtig und lenkt eher ab. Insgesamt trotzdem noch ein schöner Genre-Beitrag aus Südkorea.

Gaia (Südafrika, 2021) – 8 von 10

Pressetext: Eine verletzte Parkrangerin stößt im tiefsten Urwald auf zwei sonderliche Aussteiger, die in einer bizarren, religiös anmutenden Symbiose mit der Natur leben und ungewöhnliche Fähigkeiten besitzen.

Fazit: So einen Film kann man wahrscheinlich nur auf einem Filmfest sehen. Wenn der Zuschauer sich darauf nicht einlassen möchte, hat der Film keine Chance, weder im regulären Kino, noch zu Hause auf der Couch, wo man ihn mit nur einem Klick beenden kann. Mit der Parkrangerin Monique Rockman werden wir in den Urwald gezogen und treffen dort unfreiwillig auf die beiden Aussteiger Carel Nel und Alex van Dyk, die dort im Einklang mit der Natur leben. Aber sie ist anders, als wir es erwarten, denn hier hat sie, die Natur, die Oberhand. So sieht es aus, wenn man aus dem Swamp Thing keine niedliche Comicfigur macht, sondern sie ihren Instinkten überlässt. Die Natur holt sich alles zurück, ihre Pilze und Sporen sind die eigentlichen Herrscher des Urwalds. Das hat nichts mehr mit dem deutschen Wald als Sehnsuchtsort zu tun, hier ist der Urwald selbst der König des Dschungels. Das Grauen kommt dabei langsam um die Ecke, unterlegt mit einem furchtbaren Sound, und ist dadurch viel wirksamer als der schnelle Schreck eines Conjuring. Ähnlich wie neulich bei Die Wand habe ich mich auch hier nach der Hälfte gefragt, was eigentlich noch groß passieren soll, aber tatsächlich bekommt der Film die Länge ganz gut rum. Ein hypnotischer Trip, ein Kammerspiel im Urwald, ein Öko-Thriller.

***

Und das waren die Fantasy Filmfest Nights XL in diesem Jahr für mich. Endlich mal wieder im Kino gewesen zu sein und darauf zu warten, dass die Lichter ausgehen und der Film beginnt, das alleine war schon viel wert. Eskapismus aus der Realität und das Alternativprogramm zur Fußball-Europameisterschaft.

Keiner der ausgewählten Filme hat mich enttäuscht, das ist bei dieser Veranstaltung, dessen Programm so wie eine Wundertüte sein kann, schon mal was. Und mit Gaia war sogar ein Film dabei, der durch seinen einzigartigen Ansatz vermutlich länger im Kopf bleiben dürfte.

Das große Fantasy Filmfest ist für den September geplant, das dann allerdings in kürzerer Form als in normalen Jahren. Irgendwas ist halt immer.

7 Kommentare

  • misscharlesdexterward

    Oh man, ich freue mich auch aufs Kino. Hier in Berlin läuft es ja erst kommende Woche und ich habe noch die Dauerkarte vom Frühjahr.
    Ja das Sommerfestival geht wieder auf die Ursprünge zurück. Früher war es ohnehin kürzer. Eine Woche fand ich immer in Ordnung die 12 Tage zu viel, aber dafür laufen ja auch keine parallelen Filme mehr. Egal wird schon. Jetzt muss ich mir die vier Tage nur einbläuen, dass ich zeitig losfahre, damit ich das mit dem Schnelltest vorher schaffe.

    • Nummer Neun

      Stimmt, an die Parallel-Filme kann ich mich auch noch dunkel erinnern 😀 Die waren hier in München teilweise in verschiedenen Kinos, weswegen man sich das ganz genau überlegen musste, wo man hin wollte.

      Oh bist du dir sicher mit den Schnelltests? Hier waren sie ja mittlerweile wegen den geringen Zahlen nicht mehr nötig.

    • Nummer Neun

      Das Fantasy Filmfest ist bei mir im Kalender gesetzt 🙂 Und was ich für eine Vorfreude hatte, endlich mal immer dunklen Kino zu sitzen! Passend dazu am heißesten Tag des Jahres im klimatisierten Kino… perfekt 🙂

  • Nicole

    Also Kino vermisse ich mittlerweile auch sehr, aber bald ist ja die bundesweite Öffnung – meine das war ja am 1.Juli. „The Conjuring 3“ würde ich mir auch gerne anschauen, ich bin ja großer Fan der Reihe und mag die bisherigen zwei Filme sehr, die zählen für mich zu den besten Horrorfilmen, die ich kenne. Mal schauen, ob der dritte da mithalten kann. Ich erwarte viel. Ansonsten freut es mich, dass du mit deiner Auswahl zufrieden warst und somit einen schönen Kinoeinstand hattest :).

    Dankeschön für dein liebes Kommentar.
    Ich glaube die Popcorn-Liste bleibt auch, weil die kam doch echt gut an und ich finde, dass ist noch mal eine schöne persönliche Zusammenfassung des ganzen. Wobei ich „Life Sentence“ davon nun doch nicht anschauen konnte, weil das irgendwie nicht in der Mediathek bei Joyn landet und da jetzt jeden Freitag um 20 Uhr einzuschalten, da habe ich keine Lust drauf.

    Die EM hatte ich beim tippen des Beitrages tatsächlich komplett vergessen, aktuell schaue ich dadurch aber auch weniger Serien als normal. Macht also Sinn weniger rauszuhauen.

    Danke für deine Serien-Empfehlung :).

    • Nummer Neun

      Die Conjuring-Filme mochte ich auch gerne. Der dritte Teil ist auch nicht schlecht, aber ich fand die Story hinter den Jump Scares noch ausbaufähig. Aber man bekommt das, was man erwartet und ich glaube, er wird auch demnächt schon im Kino starten.

      Und nächsten Monat startet das Kino ja auch wieder regulär, da gibt es einige Filme, auf die ich mich freue.

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