Agatha Christie – Der blaue Express (UK, 1928)
Intro: Seit ich das Konzept für mein Jahr der weiblichen Autoren hatte war mir klar, dass ein Roman von Agatha Christie auf jeden Fall mit in diese Reihe gehören würde. Als Jugendlicher hatte ich sogar schon einige ihrer Miss Marple Romane gelesen. Dieses Mal fiel meine Wahl aber auf eine andere ihrer legendäre Romanfigur, die ich allerdings erst spät durch die bekannten Verfilmungen kennen gelernt habe. Die Rede ist vom einzigartigen Hercule Poirot, der – wenn man den Buch- und Filmtiteln der Reihe Glauben schenken darf – mit großer Vorliebe in öffentlichen Verkehrsmitteln ermittelt. So wie auch hier in Der blaue Express. Es ist der fünfte Band der Reihe, ich las die deutsche Übersetzung auf dem Kindle.
Klappentext: Der Fahrplan stimmt, der Zeitplan auch. Poirot reist an die Riviera – natürlich mit dem Luxuszug von Calais über Paris nach Nizza. Auch die reiche amerikanische Erbin Ruth Kettering fährt mit dem »Blauen Express«, doch als der Schaffner in Nizza an ihr Abteil klopft, findet er eine Leiche. Ein perfekter Mord – so scheint es. Doch eine kleine Unstimmigkeit lässt Hercule Poirots kleine graue Zellen nicht mehr ruhen: Die Frage nämlich, warum das Gesicht der jungen Frau entstellt wurde.
Review: Man bekommt, was man erwartet: Einen klassischen Wer-war-der-Mörder Krimi. Agatha Christie hat ja zusammen mit Arthur Conan Doyle das Whodunit Genre wie kaum jemand anderes geprägt, sie ist sozusagen die Meisterin dieser Erzählform. Und Hercule Poirot und Miss Marple sind ihre legendären Ermittler. Nach einer Zählung, die ich gefunden habe, ist Der blaue Express bereits Poirots fünfter Fall, und nein, man muss die vorherigen Bände nicht kennen, um sich hier zurecht zu finden.
Mehr Probleme machte dagegen die umfangreiche Liste der handelnden Personen. 15 Protagonisten sind es, die der Leser auseinander halten muss. Dazu kommen von London über Paris bis nach Lyon und Nizza die unterschiedlichsten Handlungsorte, die auch recht schnell wechseln. Man sollte also schon sehr aufmerksam lesen.
Etwas enttäuscht war ich, dass Poirot erst recht spät die Bühne betrat, die Vorgeschichte bis zum Mord zog sich ein wenig und so war es recht lange nicht ganz klar, auf was die Geschichte hinauslaufen sollte. Poirot selbst wurde mit einigen Macken beschrieben, die man wahrscheinlich noch mehr zu schätzen lernt, wenn man mehrere der Bände gelesen hat. Es ist mit Sicherheit kein Spoiler, wenn ich schreibe, dass er am Ende auch diesen Fall auflösen wird. Und diese Auflösung war dann auch tatsächlich sehr kreativ und gelungen, da sie viele der vorher gegebenen Hinweise wieder zusammenführte. Sprachlich ist das Buch sowieso über jeden Zweifel erhaben. Es lässt sich lockerleicht durchlesen und ist damit eigentlich auch die perfekte Zuglektüre.
Fazit: Ein etwas schwer in die Gänge kommender, aber klassischer Wer-war-der-Mörder Krimi mit kreativer Auflösung.