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Sayaka Murata – Die Ladenhüterin (Japan, 2016)

Intro: Mittlerweile hole ich mir anscheinend nicht mehr nur die Musik-Tipps von Plattentests.de, jetzt kommen auch noch Buch-Tipps dazu! In dessen Forum hat sich ein Buchclub gebildet, in dem ich zwar nicht aktiv bin, aber immer mal wieder gerne quer lese. Und in diesem Buchclub wurden bereits einge interessante Romane vorgeschlagen. So wie Die Ladenhüterin der 1979 geborenen Japanerin Sayaka Murata. In gedruckter Form wird die Länge mit schlanken 160 Seiten veranschlagt – ich las die deutsche Übersetzung auf dem Kindle.

Klappentext: Keiko Furukura ist anders. Gefühle machen ihr Angst, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten Supermarkt stößt, einen sogenannten Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen. Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Maß zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Doch dann fängt Shiraha dort an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt. Keikos mühsam aufgebautes Lebenssystem gerät durcheinander. Und ehe sie sichs versieht, hat sie ebendiesen Mann in ihrer Badewanne sitzen. Tag und Nacht.

Review: Weil ich das immer so gerne mache, schreibe ich auch jetzt wieder das offensichtlichste vorweg: Man ist recht flott durch mit dem kleinen Roman und muss sich selbst etwas bremsen, wenn man ihn denn weiter als über einen verregneten Sonntag strecken möchte. Das liegt zum einen natürlich an der Kürze, zum anderen aber auch an der klaren und einfachen Sprache. Womit die Sprache auch dem Leben der Heldin des Romans, Keiko, entspricht. Diese fühlt sich in der Welt nicht wohl und hadert damit, dass sie nicht die Erwartungen erfüllt, welche die Gesellschaft an sie stellt. Und während sie dadurch mit der großen Welt fremdelt, die sie nicht immer versteht, scheint sie nur in der kleinen Welt des Konbinis zu funktionieren. Auch die zweite Hauptfigur, Shiraha, kommt in der Welt nicht zurecht und fühlt sich als Außenseiter. Nur sucht er die Schuld nicht bei sich, sondern bei der Gesellschaft.

Nun fehlt mir etwas der Einblick in die japanische Kultur, um die beiden Figuren richtig bewerten zu können, aber der gesellschaftliche Druck, ein standardisiertes und nützliches Leben zu führen, scheint dort höher zu sein als in Westeuropa. Dementsprechend schwerer tun sich Außenseiter dort, ihre Rolle im Leben zu finden und damit glücklich zu werden. Keiko hat anscheinend einen Weg gefunden, wie sie in der Gesellschaft funktionieren kann, auch wenn dafür einige Lügen notwendig sind und sie Eigenschaften von anderen schlicht kopiert. Sie verschleiert also ihr wahres Ich. Erst gegen Ende steht sie dann letztlich auch für ihren selbst gewählten Lebensweg ein, so aktiv und lebendig wie am Schluß war sie vorher nie.

Die Geschichte gibt insgesamt jedoch nicht sehr viel her, dafür ist sie schlicht zu kurz. Und so spröde und emotionslos wie Keiko meist ist, so ist auch die Sprache des Buches und die Direktheit der Handlung. So passen Inhalt und Form zwar gut zusammen, schade ist es allerdings schon, dass manches nicht vertieft und ausführlicher behandelt wird.

Fazit: Ein kurzer Ausflug in eine fremde Welt. Interessante Einblicke, denen aber etwas der Tiefgang fehlt.

2 Kommentare

  • Doreen

    Das Buch ist mir schon des Öfteren über den Weg gelaufen. Da ich aktuell aber wenig bis kaum lese, steht es bisher noch auf meiner Wunschliste. Schade, dass dich das Buch nicht begeistern konnte. Immerhin konntest du interessante Einblicke gewinnen. Somit hat sich der kurze Ausflug ja wenigens ein klein wenig gelohnt. Mal sehen, ob ich ihn mir zukünftig auch noch gönnen werde. Wobei ich da jetzt doch etwas zwiegspalten bin. Klingt ja ganz nach: Kann man lesen, muss man aber nicht. Aber kommt Zeit, kommt vielleicht die Lust auf ein bestimmtes Buch bei mir auf. Danke für die aufschlussreiche Rezension also. 🙂

    • Nummer Neun

      Um es noch mal anders zusammen zu fassen: Für mich war der Roman zu kurz, um wirklich gut zu sein. Weil sonst ist es schon kein schlechtes Werk: Ungewöhnliches Setting, fremde Kultur, klare Story, neue Perspektiven – das passt schon alles. Und selbst wenn es nicht mega gut ist, viel Zeit verliert man damit nicht 😉

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