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Gabriel García Márquez – Die Liebe in den Zeiten der Cholera (1985)

Es war mal wieder ein großes Werk der Weltliteratur an der Reihe. Nach dem ich vor einigen Jahren bereits Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez gelesen hatte, fiel meine Wahl nun auf den zweiten bedeutenden Roman des Kolumbianers: Die Liebe in den Zeiten der Cholera. Ein Titel, den ich seit Anfang der aktuellen Pandemie im Kopf hatte. Und den ich mir nun auch als gedrucktes Buch gegönnt habe. Kann man sich ja danach auch gut in den Schrank stellen.

Klappentext: 51 Jahre, 9 Monate und 4 Tage wartet Florentino Ariza auf Fermina Daza. Schon als Achtzehnjähriger hat er sich unsterblich in sie verliebt, in ihren stolzen Gang und den schweren Zopf auf ihrem Rücken. In poetischen Briefen hat er um sie geworben, für kurze Zeit ihre Aufmerksamkeit gewonnen, und sie dann doch an Doktor Juvenal Urbino verloren. Aber nie hat er aufgehört, sie zu lieben.

Review: Die Erzählung ist in einem Merkmal ein großer Gegenentwurf zu Hundert Jahre Einsamkeit. Hat García Márquez dort noch das Schicksal eines ganzen Dorfes beschrieben und dafür eine ziemlich verwirrende Anzahl an Figuren erschaffen, konzentriert er sich hier nun auf drei zentrale Figuren, denen wir von ihrer Jugendzeit bis ins hohe Alter folgen. Es sind drei Biographien, die immer wieder miteinander verknüpft sind. Man kann die Lebensgeschichte des einen schwer ohne die Geschichte des anderen erzählen. Unauffällig springt er dabei immer wieder von Figur zu Figur und hüpft auch in der Zeit öfter hin und her. Wer allerdings mit der Erwartung, einen Liebesroman in der Hand zu halten in den Roman startet, der wird etwas enttäuscht sein: Es ist vielmehr eine Geschichte des Alterns und des Lebens, es ist eine Geschichte der Kleinigkeiten und eine Geschichte des richtigen Timings.

Die titelgebende Cholera spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Zwar gibt es immer wieder kleinere Verweise auf die grassierende Krankheit, das war es aber auch schon. Auflösung bietet Wikipedia und die Übersetzung aus dem Spanischen: „Das spanische Wort cólera hat jedoch eine zweite Bedeutung: Wut, Galle, Zorn bzw. im kolumbianischen Spanisch ähnlich wie fervor: Hitze, Leidenschaft.“ Und das passt dann schon besser zu diesem Roman.

Sprachlich ist die deutsche Version ganz gut und flüssig zu lesen, etwas konzentrieren muss man sich bei einigen Schachtelsätzen allerdings schon. Dafür erhält man dann viele sehr aus dem Leben gegriffene Episoden, in der man sich oder andere auch mal etwas ertappt fühlt. García Márquez schafft es, das Kolumbien des vorletzten Jahrhunderwechsels zum Leben zu erwecken, mit seiner drückenden Hitze und mit seiner Abgeschiedenheit zur übrigen Welt.

In manchen Amazon-Reviews wurde der Vorwurf des Stalkings gemacht, da ja die Hauptfigur Florentino Ariza über Jahrzehnte für Fermina Daza schwärmt. Den Vorwurf kann ich nicht ganz nachvollziehen, da Florentino ihr ja über die ganzen Jahre hinweg nicht auflauert oder nachspioniert, sondern es vielmehr so ist, dass sie sich immer mal wieder begegnen oder übereinander etwas hören. Wie es halt so der Fall ist in einem kleineren Ort, wenn beide auch noch eine gewisse gesellschaftliche Stellung inne haben.

Fazit: Eine Erzählung in historischem Ambiente, in der man anhand der drei Personen viel über die damalige Gesellschaft, das Leben und das Altern lernen kann.

2 Kommentare

  • Miss Booleana

    Ach was für ein tolles Buch! Das war ja meine Einstiegsdroge. Nach Jahren des ausschließlich manga-Lesens bin ich „damals“ dazu übergegangen auch wieder mehr Romane zu lesen. Und wahrscheinlich auch überhaupt Romane zu lesen oder zum Vielleser zu werden. Du hast ganz klasse beschrieben, was das Buch ausmacht – die fiebrige Hitze, die immer wieder beschrieben wird und nicht nur Colera meint, sondern eben Liebe. Die Episoden aus dem Leben und Biografien.
    Marquez Sprache hat mich aber wohl am meisten umgehauen. Da wirkte so mancher Roman, den ich vorher gelesen habe wie eine dünne Suppe am Imbiss, während das ein Fünf-Gänge-Menü war … der hats voll drauf. Danke für die Erinnerung.

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