The Biggest Show on Earth
Ladies and gentlemen,
heute vor genau acht Jahren endeten die Olympischen Sommerspiele in London. Es war eine sportliche Veranstaltung, die mich nachhaltig beeindruckt hatte und den Wunsch verstärkte, mir auch irgendwann mal London anschauen zu können (was dann Anfang 2014 das erste Mal der Fall war, kurz bevor ich berufsbedingt fast jedes Jahr nach London musste). Heute möchte ich jedoch nicht an die sportlichen Glanzlichter erinnern – zur Nostalgie empfehle ich meinen alten Einträge zur Veranstaltung: Olympia-Splitter I, Olympia-Splitter II – sondern an die grandiose Eröffnungsfeier.
Es war ein wilder Ritt durch die letzten Jahrzehnte der britischen – und damit ein gutes Stück unserer – Kultur. Hochkarätige Musikacts gaben sich die Klinke in den Hand, unterbrochen von überraschenden, aber passenden Gaststars. Eingebettet war das alles im klassichen olympischen Prozedere mit dem Einlauf der Athleten, Entündung der Flamme und ähnlichem. Künstlerischer Leiter dieser Zeremonie war niemand geringeres als Danny Boyle, der hier eine Veranstaltung inszenierte, die Maßstäbe setzte. Jedenfalls für mich. Eine vergleichbar gute Show habe ich bisher nicht gesehen.
Ein kurzer Hinweis noch: Leider sind die eingebundenen Videos unten nur eine Attrappe. Der IOC braucht selbstverständlich jeden Euro, deshalb ist die Einbindung natürlich gesperrt. Nach dem Anklicken werdet ihr jeweils direkt auf das Video bei youTube geleitet. Und dort dann natürlich bitte die Werbung anklicken! Ihr helft damit dem notleidenden IOC.
Los ging es bereits, bevor es mit der Eröffnungsfeier anfing. Für die Zuschauer im Stadion gab es einen Prolog – ohne weltweite Live-Übertragung, nur die BBC war anscheinend dabei. In den deutschen Nachrichten gab es allerdings eine Live-Schalte ins Stadion, um auf das bald anfangende Großevent hinzuweisen, als im Hintergrund grade ein gewisser Frank Turner auftrat. Spätestens da war mir klar, dass ich diese Eröffnungsfeier sehen will.
So eine Feier kann in England natürlich nicht ohne die Queen statt finden. Und wer wäre besser geeignet, um die rüstige Dame ins Olympiastadion zu chauffieren? Richtig, dafür gibt es keinen besseren als James Bond. Dass sich der damalige IOC-Präsident Jacques Rogge selbst auf Augenhöhe mit der Queen sieht, wie man am Ende beobachten kann, ist übrigens genauso selbstverständlich.
Bei einer Veranstaltung, auf welche die ganze Welt schaut, darf natürlich etwas Klassik nicht fehlen. Vorhang auf für das London Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Simon Rattle. Gespielt wird ein Stück von Vangelis. Am Keyboard gibt sich ein gewisser Mr. Bean die Ehre.
Wo bleibt eigentlich die Flamme? Ah hier, David Beckham fährt sie über die Themse in Richtung Olympiastadion. Dort wird sie dann am Ufer vom fünfachen Goldmedaillengewinner Sir Steve Redgrave in Empfang genommen.
Und damit wieder Zeit für Musik! Die Sportler laufen so langsam ins Olympiastadion ein, dazu hauen die Arctic Monkeys in die Saiten und spielen zunächst ihren Gassenhauer I Bet You Look Good on the Dancefloor, um danach Come Together von den Beatles zu covern. Wer kann, der kann!
Eines der bestgehütetsten Geheimnisse einer jeden Eröffnungsfeier bei den Olympischen Spielen ist, wer am Ende das Olympische Feuer im Stadion entzünden darf. Immer wieder ein großer Moment, wer erinnert sich nicht an den von Parkinson gezeichneten Muhammad Ali, der die Flamme 1996 in Atlanta entzünden dürfte? Danny Boyle hat auch mit dieser Inszenierung wieder alles richtig gemacht und nicht einem großen Namen diese Ehre zuteil werden lassen, sondern britische Nachwuchssportler durften das Feuer entzünden, als Vertretung für die Jugend der Welt.
Wer sonst könnte so eine gigantische Veranstaltung beenden, wenn nicht Sir Paul McCartney? Leider ist der Ton zu Beginn nicht besonders gut, das gibt sich aber im Laufe der Performance. Und wer zu Hey Jude keine Gänsehaut bekommt, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Das war’s – die Show ist durch. Vier Stunden Programm mit fast allem, was das britische Entertainment zu bieten hat. Eigentlich hätte nur noch Jamie Oliver das Catering machen müssen, dann wäre alles beisamen gewesen. Wer nun übrigens noch Lust hat, sich die kompletten vier Stunden anzusehen: Hier geht es zur ganzen Show.
Dass Tokio im nächsten Jahr diese Feier toppen kann, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Zeit der Gigomanie ist vorbei. Sollten die Olympischen Spiele 2020 überhaupt im Jahr 2021 statt finden, würde ich eher auf eine kleine, bescheidene und emotionale Feier setzen, auf ein Licht der Hoffnung nach einem schwierigen Jahr für die gesamte Welt.
Quelle Titelbild: Wikipedia / Matt Lancashire
2 Kommentare
Sarah
Das ist wirklich ein toller und spannender Rückblick!
Liebe Grüße
Sarah
Nummer Neun
Vielen Dank!