Sportlich

Tomorrow, my friend – Die schlimmsten KSC Niederlagen

Aus aktuellem Anlass: Niederlagen gehören dazu. Wer mit seinem Verein nur Siege bejubeln kann, sollte doch bitte Bayern München Fan werden (und selbst die sind ja von ihrer Final-Niederlage gegen Manchester United traumatisiert). Als Anhänger des Karlsruher SCs ist man an Niederlagen und an Abstiege gewöhnt. Trotzdem gibt es immer wieder Pleiten, die heraus stechen. Das hier sind für mich die nachhaltigsten Niederlagen, seit dem ich den Verein verfolge:

07.05.1994 / Bundesliga, 34. Spieltag / SG Wattenscheid 09 – KSC / 5:1

Nach dem tollen Europapokaljahr mit dem Einzug ins Halbfinale stand der KSC kurz davor, sich erneut für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Ein Punkt am letzten Spieltag beim Absteiger hätte gereicht, stattdessen kam das Team gehörig unter die Räder. Drei Treffer für Wattenscheid erzielte ein gewisser Ivica Jozic.

25.05.1996 / DFB-Pokal, Finale / 1. FC Kaiserslautern – KSC / 1:0

Im letzten Pokalfinale, das der KSC erreichte, ging es für ihn ins Derby gegen den gerade frisch abgestiegenen FCK. Die schlechten Vorzeichen waren bereits vor dem Anpfiff für die Badener zu erkennen: Die Schwaben von Pur hatten einen Auftritt im Rahmen des Spiels. Abenteuerland. Und dann kam schließlich die 42. Minute: FCK-Urgestein Martin Wagner trat zum Freistoß an und der Ball ging durch die Beine von KSC-Torwart Claus Reitmaier ins Tor. Den Titel verspielt gegen einen Absteiger.

03.12.1996 / UEFA-Pokal, Achtelfinale / KSC – Bröndby Kopenhagen / 0:5

Bei ihrer zweiten Teilnahme im Europapokal stand es eigentlich ganz gut für den KSC. In der Runde davor hatte man sich immerhin gegen den AS Rom durchgesetzt und auch das Hinspiel in Kopenhagen wurde mit 3:1 gewonnen. Eigentlich eine komfortable Ausgangssituation, um im Wettbewerb zu überwintern. Aber kurz vor der Halbzeit nahm das Schicksal seinen Lauf. Die Dänen gingen innerhalb von 3 Minuten mit 2 Toren in Führung und machten dann in der zweiten Hälfte gegen ratlose Karlsruher alles klar.

15.04.1997 / DFB-Pokal, Halbfinale / Energie Cottbus – KSC / 3:0

Bereits ein Jahr später stand der KSC erneut im Halbfinale des Pokals, Gegner war der aufstrebende Regionalligist aus Cottbus. Es war April und es schneite dicke Flocken in Cottbus. Zu viel für die sonnenverwöhnten Karlsruher, Mitte der zweiten Halbzeit fingen sie sich einen Doppelpack der Cottbuser ein und kamen nicht mehr zurück in die Partie.

09.05.1998 / Bundesliga, 34. Spieltag / Hansa Rostock – KSC / 4:2

Am letzten Spieltag rutschte der KSC auf den Abstiegsplatz und musste nach Jahrzehnten in der ersten Liga den Gang in die zweite Klassen antreten. Ein Unentschieden hätte für den Klassenerhalt gereicht, so verabschiedete man sich mit 38 Punkten und stieg wegen des schlechteren Torverhältnissen ab. Die beiden Treffer von Thomas Häßler reichten nicht an diesem Nachmittag. Auf der Bank saß bereits Jörg Berger, der den als unkündbar geltenen Winfried Schäfer beerbte.

23.08.1998 / 2. Bundesliga, 5. Spieltag / Energie Cottbus – KSC / 4:0

Wieder Cottbus, wieder setzte es eine große Niederlage. Der KSC war noch nicht richtig in der zweiten Liga angekommen und fand sich bereits im Tabellenkeller wieder. Der teure Neuzugang Rafael Martin-Vazquez entpuppte sich als ganz großer Flop und machte an diesem Tag schon sein letztes Spiel für den Verein. Auch Jörg Berger musste danach seinen Hut wieder nehmen. Rainer Ulrich übernahm und schaffte fast doch noch die Rückkehr in die Bundesliga. Wenn nicht der Saisonstart so schlecht gewesen wäre.

06.04.2013 / 3. Liga, 32. Spieltag / SpVgg Unterhaching – KSC / 2:1

Vielleicht keine Niederlage, die sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt hatte, aber mich hatte sie sehr erwischt. Der KSC rund um Hakan Calhanoglu war vorher in 21 Ligaspielen ungeschlagen geblieben und steuerte souverän auf die Rückkehr in die zweite Liga zu. Und dann verlieren sie ausgerechnet mein Heimspiel in Unterhaching, wo ich selbst jahrelang gearbeitet hatte? Für mich war es ein typisches „ausgerechnet gegen die“ Spiel.

11.05.2015 / 2. Bundesliga, 32. Spieltag / KSC – SV Darmstadt 98 / 0:1

Kurz vor Ende der Saison spielten zwei heiße Aufstiegskandidaten gegeneinander. Die Mittel von Darmstadt waren bekannt und begrenzt: Entweder Ecke und Kopfballtor oder Konter über den schnellen Marcel Heller. Und genau so kam es: Heller düste Mitte der zweiten Hälfte los, flankte auf Tobias Kempe und der erzielte den Siegtreffer. So wie in diesem Spiel endete dann auch die Liga, mit dem besseren Ende für Darmstadt: Sie stiegen direkt auf, während der KSC in die Relegation musste. Und dort passierte das:

01.06.2015 / Bundesliga-Relegation, Rückspiel / KSC – Hamburger SV / 1:2 n.V.

Der KSC stand ganz dicht vor der Rückkehr in die Bundesliga und führte nach einem Tor von Reinhold Yabo bis zur 90. Minute gegen den HSV. Würden die Hamburger das erste Mal aus der Bundesliga absteigen? Sie standen so knapp wie nie zuvor vor dem Abstieg. Bis der Schiedsrichter dem HSV einen mehr als strittigen Freistoß zusprach, kurz vor der Strafraumgrenze. Marcelo Diaz schickte den etatmäßigen Schützen Rafael van der Vaart mit den Worten „Tomorrow, my friend“ weg, lief an – und versenkte den Ball im Tor. Sie hatten sich grade noch so in die Verlängerung gerettet. In dieser machte Nicolai Müller den Klassenerhalt perfekt und stieß den KSC nachhaltig in ein Tal der Tränen.

08.08.2015 / DFB-Pokal, 1. Runde / SSV Reutlingen 05 – KSC / 3:1

Keine Frage, jeder kann mal in der ersten Runde gegen einen unterklassigen Verein aus dem Pokal ausscheiden. Das ist auch wirklich jedem Profiverein schon passiert. Aber in diesem Spiel hat der KSC alles mitgenommen, was ging. Reutlingen bekam insgesamt drei Elfmeter in der regulären Spielzeit zu gesprochen, Giuseppi Ricciardi verwandelte alle drei. Dazu flogen mit Gulde, Gordon und Dehm gleich drei Karlsruher vom Platz. Wahrscheinlich haben sie den Reutlingern auch noch den Rasen kaputt getreten.

18.08.2017 / 3. Liga, 5. Spieltag / Fortuna Köln – KSC / 4:0

Kurz nach dem Abstieg taumelte der KSC erneut Richtung Tabellenkeller. Das Spiel in Köln wurde der Tiefpunkt des Negativlaufs. Beginnend mit einem Eigentor von Bühlow ging der KSC saft- und kraftlos in Köln unter. Es war das letzte Spiel von Marc-Patrick Meister auf der Trainerbank und nach vielen schlechten unter ihm das wohl schlechteste.

05.02.2020 / DFB-Pokal, Achtelfinale / 1. FC Saarbücken – KSC / 5:3 n.E.

Sicher, in den letzten Wochen könnte man noch ganz andere Spiele nennen. Die Niederlagen gegen die Konkurrenten im Abstiegskampf aus Wiesbaden oder Dresden, die dann letztlich auch Trainer Alois Schwarz den Job gekostet haben. So hatte Christian Eichner vor seinem Debut auf der Bank so gut wie keine Zeit etwas zu verändern. Das sah man auf dem Platz: Gegen einen Viertligisten blieb das Team erneut torlos und musste kurz vor Ende der Verlängerung einige bange Minuten überstehen. Letztlich kegelte Saarbrücken den KSC im Elfmeterschießen raus. So leicht wie in diesem Jahr war es seit Jahrzehnten nicht mehr, um ein Viertelfinale von innen zu sehen und einen Millionenbetrag als Zusatzeinnahme zu verbuchen. So bald wird diese Chance nicht wieder kommen.

Die großen Niederlagen sind meistens die Geschichten von verpassten Chancen und verlorenen Pokalspielen. Selten ließ sich ein Abstieg an einzelnen Spielen fest machen, oft waren sie das Ergebnis einer langen und frustrierenden Entwicklung, wie die Saison 1999/2000 unter Jogi Löw mit dem vielleicht schlechtesten Kader aller Zeiten. Auch die folgenden Jahre, in denen sich der KSC als Stammgast in der zweiten Liga etablierte, fehlen in der Auflistung etwas – hier wurde jahrelang unter Lorenz-Günther Kostner erfolgreich gegen den Abstieg gespielt, bis dann unter Eduard Becker die guten Zeiten anbrachen und dem Wildpark noch einmal zwei Jahre Bundesliga einbrachten. Da gab es zwar auch einige Niederlagen, aber das war ein Jammern auf hohem Niveau. Lange im Kopf geblieben ist mir da jedenfalls nichts.

Was sich aber auch in den letzten Jahren zeigte: Nach Regen kommt immer wieder Sonnenschein und die Siege erstrahlten noch schöner, wenn man den Ärger der Vergangenheit im Kopf hat. Oder um es mit KSC-Ikone Oliver Kahn zu sagen: Weiter, immer weiter.

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