Was mit Medien

Fantasy Filmfest 2019

Ein persönliches Jubiläum stand in diesem Jahr für mich an! Es war mein zehntes Fantasy Filmfest. Zehn Jahre die Jagd nach dem ultimativen Horrorfilm, dem seltsamen Geheimtipp und nach abstrurer Asia-Action. Was liefen hier schon für tolle Filme, was habe ich hier schon für Kröten gesehen? Sehr zu meinem Missfallen ist das Filmfest wieder zurück in das schlimme Cinema gezogen, so dass ich zuerst sogar überlegt hatte, es in diesem Jahr ganz sausen zu lassen. Aber dann kamen die Filmankündigungen… und nun war ich doch wieder dort. Haben sich die Qualen, sich wieder das enge, stickige Kino anzutun, gelohnt?

Sieben Filme waren es in diesem Jahr, damit habe ich etwas weniger gesehen als in den letzten beiden Jahren. Die Filme kamen aus den USA, aus England, aus China, Japan und Indien – und mit Irland und Italien waren auch zwei kleinere, europäische Länder dabei. Vom der Gründung Roms über das mittelalterlichen China bis zur einer post-apokalyptischen Welt wurden viele Epochen abgedeckt, ich habe Komödien und Historienfilme gesehen, viel Drama und Action, und im besten Falle kamen die letzten beiden Genres schonungslos zusammen.

Das hier waren meine Filme, geordnet in chronologischer Reihenfolge:

Shadow (China / HK, 2018) – 3 von 10 Punkten

Pressetext: Zhang Yimou, der Macher des Martial-Arts Meisterwerks Hero, verzaubert erneut mit einem spektakulär produzierten epischen Abenteuer voller kunstvoll arrangierter Bilder.

Fazit: Kunstvoll arrangiert ist das alles tatsächlich. Die Kulissen sehen fantastisch aus, die Kampfszenen sind eindrucksvoll gefilmt. Wenn sie nur nicht so spärlich eingesetzt wären! Statt dessen verfolgt man endlose Diskussionen um den Machtkampf zwischen verschiedenen Königshäusern im mittelalterlichen China. Eine farblose Welt. Die befestigte Stadt, um die es letztlich geht, sieht man so gut wie nie. Das Konzept des Doppelgängers – der titelgebende Shadow im Original – ist nett, aber selten mehr als ein Randaspekt. Und wenn dann endlich mal gekämpft wird, wird es teilweise tatsächlich albern, was vom Ton überhaupt nicht zu den endlos ausgerollten Diskussionsrunden passen wollte. Tristes Wetter beherrscht den Film – und so ist er letztlich auch selbst geworden.

Light Of My Life (USA, 2019) – 5 von 10 Punkten

Pressetext: In einer Welt, die fast ausschließlich von Männern bevölkert ist, versucht ein liebevoller Vater seine Tochter an der Schwelle zur Pubertät großzuziehen und mit allen Mitteln zu beschützen. Ein leise erzähltes Endzeitdrama von Casey Affleck.

Fazit: Der Film ist nicht nur leise, sondern auch langsam. Sehr langsam. Man verliert im Kinosaal sämtliches Zeitgefühl. Was ganz gut passt, weil auch der Film kaum Angaben macht, wann er spielt. Und wie es zu diesem Endzeit-Szenario gekommen ist. Die Ähnlichkeiten zu The Walking Dead sind da: Man schlägt sich durch den Wald, immer auf der Suche nach einer neuen Unterkunft. Alle Fremden sich immer böse und grundsätzlich zu misstrauen. Und wie es zu dieser Welt kommen konnte, bleibt im Unklaren. Das alles ist grundsätzlich auch egal, letztlich geht es daraum, wie Affleck seine Tochter (Anna Pniowsky) vor den bösen Männern in der maskulinen Welt beschützt. Endzeit oder nicht. Bemerkenswert ist dabei, wie er versucht, seine Tochter mit Bildung und Geschichten zu erziehen, und sie nicht zur Einzelkämpferin ausbildet. Das ist alles nett gemeint und hübsch anzuschauen, wenn das nur nicht so langsam erzählt wäre und die Story sich nicht höhepunktlos bis an ihr Ende schleppen würde.

Little Joe (GB, 2019) – 5 von 10 Punkten

Pressetext: Als Wissenschaftlerin Alice ihrem Sohn die experimentell neugezüchtete Pflanze „Little Joe“ heimlich mit nach Hause bringt, löst sie ungewollt eine Katastrophe aus. Jessica Hausners wundervoll komponierte und verstörende Sciencefiction-Vision brachte Emily Beecham in Cannes den Preis als Beste Schauspielerin ein.

Fazit: Ein Film für Kunststudenten. Jedes Bild durchkomponiert und ein Traum an Ausstattung. Alle anderen werden damit wenig anfangen können. Zwar deutet sich der Horror für die Beteiligten immer mal wieder an – verströmt die Pflanze nun mysteriöse Sporen, um damit Menschen zu übernehmen – diese Angstgefühl kommt allerdings selten beim Zuschauer an. Die Spirale des Grauens wird nie weiter angezogen und bleibt damit immer auf einer sehr läppischen Ebene. Das ist schade, weil man mit Beecham und mit Ben Whishaw schon ganz gute Schauspieler hat. Aber so plätschert die Handlung nur so dahin und ist nie mehr als ein Versprechen auf einen spannenden Film, das aber an keiner Stelle eingelöst wird.

Hotel Mumbai (USA / Australien / Indien, 2018) – 9 von 10 Punkten

Pressetext: Der preisgekrönte, auf Tatsachen beruhende Thriller geht tief unter die Haut. Toll besetzt mit Nazanin Boniadi, Armie Hammer, Jason Isaacs und Dev Patel!

Fazit: Grandioses Action-Drama, dass die Anschläge von Mumbai von 2008 thematisert. Das ist zwei Stunden geballte Spannung, perfekt inszeniert und mit genug persönlichen Dramen, das man im Kinosaal körperlich mitleidet. Die Nachrichtenschnippsel, die im Film eingestreut sind, holen einen immer wieder aus der Fiktion heraus und erinnern an den realen Hintergrund, da kann diese Geschichte noch so emotionalisiert und dramatisiert sein. Die Brutalität der Angriffe, die Verzweiflung, das alles wird spürbar und ist mehr als erschütternd. So eine starke Verbindung zwischen Action und Drama habe ich lange nicht mehr gesehen.

Extra Ordinary (Irland, 2019) – 7 von 10 Punkten

Pressetext: Eine liebreizende Fahrlehrerin in der irischen Provinz fühlt sich von ihren übernatürlichen Fähigkeiten gebeutelt. Mit klugem Witz und Comedy-Star Will Forte ist der Festivalliebling so herausragend wie es sein Titel verspricht.

Fazit: Eine nette, harmlose, größtenteils altbackene Komödie. Maeve Higgins überzeugt als nette, von ihren Fähigkeiten genervte Hauptfigur, die sich nur auf einen neuen Fall einlässt, weil sie – aus Gründen, die im Film nicht wirklich spürbar sind – gefallen an ihrem Kunden findet. Dazu gibt es noch Will Forte als skurillen Gegenspieler, fertig. Das alles hat seine lustigen Momente und ist irgendwie auch symapthisch, hätte aber durchaus noch schärfer sein können.

First Love (Japan, 2019) – 7 von 10 Punkten

Pressetext: Der 103. (!) Film von Regielegende Takashi Miike ist zugleich einer seiner unterhaltsamsten: Eine völlig abgefahrene Actionkomödie mit jeder Menge schwarzem Humor, krassen Gewaltspitzen und einem Hauch Romantik.

Fazit: Ein solider, japanischer Gangsterfilm, mit einer guten Mischung aus Unterwelt, Brutatität, Humor und schrägen Typen. Der Film erfindet das Genre nicht neu, ist aber sehr unterhaltsam, wenn er erst einmal so richtig ins Rollen gekommen ist. Die Chemie zwischen Masataka Kubota und Sakurako Konishi als den beiden Hauptfiguren funktioniert, die meisten Lacher erntete aber Babyface Shota Sometani, der unfreiwillig eine Spur der Verwüstung hinter sich her zog. Wer einen Einstieg in die Welt des japanischen Kinos sucht, der macht mit diesem Film wenig falsch.

Romulus & Remus: The First King (Italien, 2019) – 4 von 10 Punkten

Pressetext: Romulus und Remus, die legendären Brüder, begannen ihre Karriere als einfache Schäfer in einer Zeit, in der die Natur so grausam war wie die Menschen, die sie bevölkerten. Die triumphale Rückkehr des italienischen Sandalenfilms!

Fazit: Mal das positive zuerst: Der Film sieht wirklich gut aus. Die Actionszenen sind gut choregrafiert, die Landschaft bildgewaltig eingefangen, die Darsteller authentisch dreckig und wild. Für einen guten Film reicht das allerdings nicht. Die Szenen wirken zu sehr aneinander geklatscht, als hätte man sich vorher die wichtigsten Stellen der Geschichte zur Gründung Roms heraus gesucht und vergessen, die Punkte zu verbinden. Teilweise wurde es zu pathetisch, während die Schauspieler dagegen zu blaß blieben. So sieht eine Terra X Folge aus, wenn man das Budget erhöht und sich etwas Splatter gönnt.

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Und damit lag der Durchschnitt meiner Filme bei ernüchternden 5,7 Punkten. Das ist nicht besonders viel. Und wäre Hotel Mumbai nicht so ein Ausreißer gewesen, sähe es noch düsterer aus. Auffallend in diesem Jahr war der hohe Anteil an Filmen, die nicht mal mehr solide bis durchschnittlich waren. Falsche Filmauswahl von mir? Hätte ich mich doch mehr auf unambitionierte Gruselfilme fokussieren sollen? Das hätte mir vielleicht die Fehlschläge erspart von Filmen, die an ihren eigenen Ambitionen gescheitert sind. Wenn man sieht, was aus den Filmen hätte werden sollen, aber man sich lieber verkünstelt oder es nicht schafft, die Story rund zu machen. Aber nach all den Jahren war es mal an der Zeit, nicht noch den nächsten Low-Budget-Film mit ein paar Jugendlichen in einer Waldhütte, auf einem Boot oder wo auch immer sich anzuschauen. Nun, hinterher ist man immer schlauer. Das soll die Begeisterung für das Festival an sich aber nicht schmälern, im nächsten Jahr bin ich bestimmt wieder dabei.

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FFF 2013FFF 2012FFF 2011FFF 2010

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