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25 Jahre Deep Space Nine

Vor ziemlich genau 25 Jahren, im Januar 1993, pilotierte in den USA ein neuer Ableger von Star Trek – es sollte sich dieses Mal aber nicht um ein Raumschiff drehen, das dort hin fliegt, wo noch niemand zuvor gewesen ist, sondern eine Raumstation sollte dieses Mal im Mittelpunkt stehen. Deep Space Nine war geboren. Noch im gleichen Monat startete die Serie auch in Deutschland, Sat.1 brachte sie in die Primetime. Es war die erste Star Trek Serie hierzulande, die – gezwungenermaßen – nicht als Raumschiff Enterprise ausgestrahlt wurde, sondern das Star Trek im Titel behielt.

Nach dem sich die Bajoraner von der Unterdrückung durch die Cardasianer befreit haben, übernimmt die Föderation die nahe gelegene und von den Cardassianern gebaute Raumstatation. Commander Sisko (Avery Brooks) wird Befehlshaber auf der Station und bekommt die Bajoranerin Kira Nerys (Nana Visitor) zur Seite gestellt. Als sich kurz darauf ein stabiles Wurmloch gleich bei der Station öffnet, wächst die strategische Bedeutung von Deep Space Nine weiter.

Deep Space Nine war seiner Zeit weit voraus. Es gab eine große Rahmenhandlung, die ständig voran getrieben wurde. Darüber hinaus gab es aber auch immer herausragende Einzelepisoden. Es war eine klassische, für eine wöchentliche Ausstrahlung produzierte Serie, da mussten jedes Jahr 26 Episoden gefüllt werden, heutzutage fast undenkbar für eine Sciene-Fiction Serie. Erstmals für Star Trek stand nicht nur die Sternenflotte, sondern auch Zivilisten im Fokus der Handlung, allen voran natürlich der ferengische Barbetreiber Quark (Armin Shimmerman). Siskos Sohn Jake (Cirroc Lofton) war eine der ersten Figuren, deren größtes Ziel es eben nicht war, in die Föderation einzutreten. Überhaupt wurde die strahlende Sternenflotte hier nicht so glorifiziert wie in den anderen Serien, so dass Deep Space Nine wesentlich düsterer war als das, was man bisher von der Utopie Star Trek gewohnt war, und auch Streitigkeiten zwischen den Hauptfiguren wurden zugelassen. Von The Next Generation wechselte der dort als Statist gestartete O’Brien (Colm Meaney) auf die Raumstation, ihm folgte in der vierten Staffel Worf (Michael Dorn).

Sehr viel stärker als in den anderen Serien standen hier die Themen Religion, Terrorismus und der aufkommende Krieg mit dem Dominion im Vordergrund. Die einzelnen Figuren trieben die Episoden sehr viel stärker voran, jeder hatte seine eigene, private Motivation. Es wurde ein umfassendes Netz an sporadisch auftretenden Nebenfiguren geschaffen, wodurch die Komplexität und die Kontinuität weiter erhöht wurde. Die beiden Cardassianer Garak (Andrew Robinson) und der große Gegenspieler Gul Dukat (Marc Alaimo) fallen einem hier zuerst ein, aber natürlich auch die ganze Ferengi-Familie (um Max Grodenchik und Aron Eisenberg), der Unterhändler des Dominion Weyoun (Jeffrey Combs), der ewige Bargast Morn (Mark Allan Shepherd) oder die Holosuite-Figur Vic Fontaine (James Darren).

Von den insgesamt 176 Episoden waren das hier für mich so ziemlich die 10 Besten. Zu sehen sind sie im Moment auf Netflix, während die Serie zur Zeit weder im deutschen Free-TV noch im Pay-TV zu empfangen ist:

Staffel 1, Folge 19: Duet (dt. Der undurchschaubare Marritza): Der Cardassianer Marritza (Harris Yulin) kommt auf die Station und Kira (Nana Visitor) erkennt in ihm einen gesuchten Kriegsverbrecher wieder. Dieser gibt es dann auch zu und protzt mit seinen Taten. Gleichzeitig mehren sich aber die Anzeichen, dass er nicht der gesuchte Mann sein kann.

Staffel 2, Folge 22: The Wire (dt. Das Implantat): Über den cardassianischen Schneider Garak (Andrew Robinson) wird bekannt, dass er einst vom cardassianischen Geheimdienst ein Schädelimplantat erhielt, das ihn bei Folterungen widerstandsfähiger machen sollte. Als das Implantat aufgrund von Fehlfunktionen ihn zu töten droht, verstrickt er sich gegenüber Bashir (Alexander Siddig) in Widersprüche betreffs seiner eigenen Vergangenheit.

Staffel 3, Folge 20: Improbable Cause (dt. Der geheimnisvolle Garak): Nachdem Garaks (Andrew Robinson) Geschäft explodiert ist, stoßen Odo (Rene Auberjonois) und Garak bei den Untersuchungen auf eine große Flotte romulanischer und cardassianischer Schiffe. Es stellt sich heraus, dass es Schiffe der Geheimdienste beider Welten sind, die die Heimatwelt der Gründer – den Anführern des Dominion – angreifen wollen, um dadurch das Dominion zu vernichten

Staffel 4, Folge 2: The Visitor (dt. Der Besuch): Eine junge Frau (Rachel Robinson) besucht den gealterten Jake Sisko (Tony Todd), um von ihm die Geschichte um das Verschwinden seines Vaters (Avery Brooks) zu erfahren. Dieser erzählt, wie er als junger Mensch (Cirroc Lofton) mit ihm auf einem Ausflug war, als er vor seinen Augen verschwand. In der Folgezeit taucht er immer wieder vor ihm auf, zwischen den Besuchen vergeht aber jeweils eine lange Zeit. Und so vergehen die Jahre für Jake, während er versucht, seinen Vater zurück zu holen.

Staffel 4, Folge 19: Hard Times (dt. Strafzyklen): O’Brien (Colm Meaney) wird auf Argratha wegen Spionage verurteilt. Als Strafe werden ihm die Erinnerung an eine zwanzigjährige Haftstrafe eingepflanzt. Er kommt zwar sofort wieder zurück auf die Station, ist aber nicht mehr der selbe.

Staffel 5, Folge 6: Trials And Tribble-ations (dt. Immer die Last mit den Tribbles): Die USS Defiant, das Raumschiff der Station, wird durch einen Drehkörper mehr als 100 Jahre in die Vergangenheit gesetzt und trifft dort auf die USS Enterprise unterm dem Kommando von Captain Kirk (William Shatner). Dieser muss sich grade mit einer Tribble-Plage auf dem Schiff auseinandersetzen. Sisko (Avery Brooks) erfährt, dass in einem der Tribble eine Bombe platziert sein muss und beamt sich zusammen mit Dax (Terry Farrell) an Bord der Enterprise, um ihn zu finden.

Staffel 6, Folge 9: Statistical Probabilities (dt. Statistische Wahrscheinlichkeiten): Dr. Bashir (Alexander Siddig) versucht eine Gruppe genetisch aufgewerteter Personen zu therapieren, um sie zu einem produktiven Teil der Gesellschaft werden zu lassen. Aus den Daten des bisherigen Kriegsverlauf berechnen sie Wahrscheinlichkeiten zum Ausgang des Konfliktes und kommen dabei zu furchtbaren Ergebnissen.

Staffel 6, Folge 13: Far Beyond The Stars (dt. Jenseits der Sterne): Sisko (Avery Brooks) hat einen Zusammenbruch. Danach findet er sich als Autor Benny Russell im New York des Jahres 1953 wieder. Nach dem Benny eine Bleistiftskizze gesehen hat, beginnt er, eine Geschichte über eine Raumstation mit einem farbigen Captain zu schreiben. Seinen Kollegen gefällt die Geschichte, der Verleger (Armin Shimerman mal ohne Maske) weigert sich aber, diese Geschichte abzudrucken.

Staffel 6, Folge 19: In The Pale Moonlight (dt. Im fahlen Mondlicht): Sisko (Avery Brooks) ist von der Idee besessen, die Romulaner als Verbündete zum Eintritt in den Krieg gegen das Dominion zu gewinnen. Er bittet Garak (Andrew Robinson) um Hilfe, um wichtige Beweismittel für seinen Plan zu fälschen.

Staffel 7, Folge 6: Treachery, Faith And The Great River (dt. Verrat, Glaube und gewaltiger Fluss): Als ein Klon des Vortas Weyoun (Jeffrey Combs) zur Föderation überlaufen möchte, erfährt Odo (Rene Auberjonois) von ihm, dass die Gründer an einer Krankheit leiden, die ihre Körper degenerieren lässt.

Eine andere Top 10 – mit Bewegtbildern und einigen Überschneidungen zu meiner Liste – gibt es hier:

Als die Serie 1993 erschien, wurde sie zunächst recht skeptisch aufgenommen. Zu dunkel, zu konfliktreich war Deep Space Nine für die heile Star Trek Welt und dass nach jeder Episode nicht alles wieder auf Anfang gestellt wurde, war damals ungewöhnlich. Der große Bruder The Next Generation erhielt meist mehr Aufmerksamkeit und sie danach von Voyager abgelöst wurde, lag der Fokus erst einmal hierauf. Deep Space Nine konnte sich so im Schatten entwickelnn und wurde von Jahr zu Jahr besser und komplexer. Nach dem Ende der Serie wurde sie im Laufe der nächsten Jahre immer positiver besprochen und mittlerweile gibt es nicht wenige, die in ihr die beste der Star Trek Serien sehen, mich eingeschlossen.

Die Serie endete 1999 mit einem großen, abschließenden Zehnteiler, der versuchte, alle losen Enden der Serie wieder zusammen zu führen und zu beenden. Das ambitionierte Projekte glückte und brachte Deep Space Nine würdig zu Ende.

Hauptdarsteller Avery Brooks zog sich nach dem Ende der Serie fast vollständig zurück und war auch nur in sehr seltenen Fällen in begleitenden Dokumentationen zu sehen. Sein Seriensohn Cirroc Lofton war danach auch nicht mehr oft als Schauspieler tätig. Nana Visitor tauchte immer mal wieder als Gaststar auf, u.a. bei Torchwood. Rene Auberjonois spielte danach in Boston Legal mit und war in einigen Episoden von Warehouse 13 zu sehen. Colm Meaney spielte in einigen Filmen mit und hatte eine der Hauptrollen in Hell on Wheels. Armin Shimerman tingelte durch einige TV-Serien und übernahm immer wieder Gastrollen. Alexander Siddig ist regelmäßig zu sehen, er spielte u.a. in den Kinofilmen Syriana und Insight Wikileaks mit und war Teil von Tut, 24, Da Vinci’s Demon und Game Of Thrones. Terry Farrell hatte eine Hauptrolle in der Sitcom Becker. Und Michael Dorn schließlich kann Abseits von Star Trek nicht viel vorzeigen, nahm sich aber selbst in Ted 2 ein wenig auf den Arm.

In diesem Jahr soll eine neue Dokumentation über die Serie entstehen, die mittels eines Crowdfunding Kampagne finanziert wurde. What We Left Behind vereint viele der Hauptdarsteller von damals, soll einige hochskalierte HD Szenen beinhalten und über die Story für eine achte Staffel spinnen. Produziert wird die Dokumentation von Ira Steven Behr, einer der kreativsten Köpfe hinter der Serie. Ich habe gespendet und bin sehr gespannt, was dabei heraus kommen wird.

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