Was mit Medien

Samuel Shem – House of God (1978)

Der junge Dr. Roy Basch beginnt als Intern sein praktisches Jahr im sogenannten House of God und trifft nun nach seinem Medizinstudium erstmals auf die wirkliche Welt. Und die ist ernüchternd. Völlig überfordert von der Realität und ohne Hilfe seiner Vorgesetzten, hält er sich an die Tipps des Assistenzarztes, der von allen nur Der Dicke genannt wird: Akten frisieren, Patienten abschieben und möglichst keine Untersuchungen machen, weil das den Patienten am Besten hilft.

Samuel Shem veröffentlichte diesen Roman bereits 1978, teilweise nach eigenen Erfahrungen. Es ist die Zeit, in der die moderne Medizin immer mehr möglich macht – besser eine Untersuchung mehr für das eigene Gewissen, als sich mit dem Patienten persönlich beschäftigen. Die Krankenhauswelt wird als kalt und herzlos beschrieben, in der die jungen Ärzte auf sich alleine gestellt sind, während ihre Chefs nur noch Karrieristen sind, ohne Bindung ans Tagesgeschäft. Ein beträchtlicher Teil der Patienten, die vom Dicken Gomers genannt werden, vegetieren nur noch vor sich hin und werden vom Gesundheitssystem von einer Untersuchung zur nächsten gescheucht. Basch findet Hilfe und Verständnis nur bei seinen Mit-Interns und bei seiner Freundin Berry, die seinen seelischen Verfall genau analysiert.

Das Buch verlangt auch dem Leser einiges ab, das Krankenhaus drückt sehr auf die Stimmung – so plastisch erzählt Shem – und zwingt einem, ein Krankenhaus und die Ärzte mit anderen Augen zu sehen. Und wenn man denkt, schlimmer kann es Basch nicht mehr treffen, rotiert dieser zur nächsten Station, wo er sich wieder durch kämpfen muss. Das geht einem nahe und lässt einem verstehen, warum die Interns alle etwas durchdrehen. Sympathischer werden sie dadurch nicht, aber warum es so ist, warum sie sich so abschotten, wird klar. Ein wirklich starkes Buch!

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