Serienwahn 2015/IV

Nein, wie die Zeit vergeht! Das Jahr ist fast rum, willkommen zum letzten Serienwahn 2015! Wie angekündigt gibt es dieses Mal verstärkt Serien aus heimischer Produktion. Dazu kommen die zweiten Staffeln von zwei Serien, die mit ihrer ersten Season ganz nach vorne durchgestartet sind. Und schließlich sind auch noch zwei echte Klassiker mit dabei. Los geht’s:

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Blochin – Die Lebenden und die Toten (Staffel 1) – 6 von 10

Blochin (Jürgen Vogel) arbeitet zusammen mit seinem Schwager (Thomas Heinze) bei der Berliner Mordkommission. Das ist gut für ihn, denn dieser hält immer wieder seine schützende Hand über Blochin, wenn er mal wieder einen Alleingang wagt oder ihn seine Vergangenheit im Drogenmillieu einholt. Teilweise war das recht zäh, vieles wirkte etwas arg bemüht. Etwas unerwartet spielte Vogel dabei nicht einmal die interessanteste Figur, obwohl er die titelgebende Person ist. Aber dazu wird aus seinem Background – er wurde als Jugendlicher schon für tot erklärt – quasi gar nichts gemacht. Statt dessen war Heinze sehr viel präsenter und bekam die spannendere Story, rund um Macht und Verstrickungen zwischen der Politik, der Polizei und dem organisierten Verbrechen.

Braunschlag (Staffel 1) – 8 von 10

Braunschlag, ein kleines Kaff in Österreich, steht kurz vor der Pleite. Der Bürgermeister hat die rettende Idee: Zusammen mit einem Freund inszeniert er ein Marienwunder, um Pilger anzulocken. Der Plan geht auf, setzt aber weitere, zum Teil sehr seltsame Ereignisse in Gang. Nach 3 Jahren hat es die Serie endlich auch nach Deutschland geschafft. Und wenn man sich erst mal an den Dialekt gewöhnt hat, steht einem gute Unterhaltung bevor. Die Serie ist so skuril, wie es nur David Lynch oder die Österreicher können. Klasse DIaloge, sympathische Figuren und irre Wendungen. Der abschließende Twist war mir eine Umdrehung zu viel, aber davon abgesehen: Unbedingt zu empfehlen.

Broadchurch (Staffel 2) – 7 von 10

Broadchurch, ein kleines Kaff an der Küste Englands, kommt nicht zur Ruhe. Nicht nur, dass jetzt die Gerichtsverhandlung des überführten Mörders aus der ersten Staffel ansteht – und dabei einiges an Dreck aufgewirbelt wird – nein, auch der Sandbrook-Fall, der schon oft erwähnt wurde, wird wieder aufgerollt. Und an den beiden unterschiedlichen Fällen kränkelt die Staffel ein wenig. Bezog die erste Staffel ihren Reiz noch aus einer einfachen Frage, nämlich: Wer war es – funkt es dieses Mal nicht so schnell. Der zweite Fall ist einem über weite Strecken egal. Genau wie die meisten der neuen Figuren. Aber mit etwas gutem Willen kann man damit schon leben, zumal die Atmosphäre wieder stimmt und man mit den Hauptfiguren mitfühlt. Ich bin gespannt, wie die Macher die angekündigte dritte Staffel aufziehen wollen.

Community (Staffel 6) – 6 von 10

Da ist sie also, die von yahoo in Auftrag gegebene sechste Staffel, und wieder musste man sich von einigen bekannten Charakteren verabschieden. Dafür gibt es neue Figuren, die gut ihren Platz finden. Das Problem ist nur: Die Stories sind teilweise noch skuriller. Das funktioniert mal ganz gut (der Sci-Fi-Film!), mal verheddert man sich in der eigenen Metaebene. Und liebe Fan-Boys: Abed nervt nur noch. Ich weiß nicht, ob ich nach six Seasons auch noch ein Movie möchte.

Deutschland 83 (Staffel 1) – 8 von 10

Das war also die Serie, die sich international nun mit den großen Serien der Welt messen soll. Die ihre US- vor der Deutschland-Premiere hatte. Eine anspruchsvolle Serie, ausgerechnet von RTL? Klingt komisch, ist aber so. Wer etwas skeptisch, wegen des deutsch-deutschen Themas ist, dem sei gesagt: Selten habe ich so eine gelungene Mischung zwischen historischem Stoff, spannendem Thrill und leichter Unterhaltung bei deutscher FIction gesehen, wie hier. Das machte tatsächlich Spaß, auch wenn die Figurenkonstellation hinten raus etwas arg gewollt wirkte. DDR Oberfeldwebel Martin Rauch (gespielt von Jonas Nay) wird 1983 als Spion in die deutsche Bundeswehr eingeschleust. Plant der Westen in Form der NATO einen Angriff auf den Ostblock? Kann man sich anschauen.

Navy CIS (Staffel 12) – 8 von 10

Die Serie, die gefühlt überall läuft, ist auch im 12. Jahr immer noch eine sichere Bank. Man weiß, was man von der Serie erwarten kann, und das liefert sie auch weiterhin beständig. Und überrascht einen trotzdem immer wieder. Dieses Jahr mit der wahrscheinlich lustigsten Szene der gesamten Laufzeit, als Gibbs sich inkognito als IT-Spezialisit irgendwo einschleicht. Wir bekommen in einer Folge den jungen Ducky zu sehen, in den 60ern, in England. Und haben einen wahnsinnig spannenden Abschluß der Staffel. Wenn das so weiter geht, darf da gerne noch das eine oder andere Jahr folgen.

True Detective (Staffel 2) – 6 von 10

Ok also ich habe es echt versucht, habe mich von den vielen Vorabkritiken nicht abschrecken lassen und mir die Staffel so vorurteilsfrei angesehen, wie es geht. Und was soll ich sagen? Das Intro ist erneut top, die Bildsprache gut und auch die umstrittenen Schauspieler machen ihre Sache nicht schlecht. Letztlich hakt es einfach an der wenig griffigen Story. Man braucht zu lange, um in der Story rund um die korrupten Machenschaften der Politik und der Polizei hinein zu finden und wenn man erst ein mal drin ist, interessiert sie einen nicht besonders. Dazu kommt, dass die vier Hauptfiguren zu selten zusammen zu sehen sind und jeder so sein eigenes Süppchen kocht. Schade eigentlich, da war wesentlich mehr drin.

Weinberg (Staffel 1) – 6 von 10

Kaltenzell, ein kleines Kaff im Ahrtal. Hier wacht ein Mann ohne Erinnerungen mitten auf einem Weinberg wieder auf. Neben ihm die Leiche einer jungen Frau, der Weinkönigin des Dorfes. Bei dem Versuch, heraus zu finden, was eigentlich passiert ist, merkt er, dass ein dunkles Geheimnis über diesem Dorf liegt. Fangen wir mal mit dem positiven an: Nach dem es viele angekündigt haben, hat es tatsächlich eine Serie mal geschafft, den Twin Peaks Spirit einzufangen. Genau wie die Atmosphäre eines kleinen deutschen Dorfes. Und der finale Twist der Serie ist echt gelungen. Aber auf der anderen Seite steht die Hauptfigur, gespielt von Friedrich Mücke, die mich nicht interessiert hat, und die die ganze Zeit so sprach, als wolle er jedes Wort um jeden Preis überbetonen. Die Story versuchte krampfhaft, so viele Tabus wie möglich (unnötig) zu brechen, um es dem Zuschauer auch bloß nicht zu einfach zu machen. Etwas mehr Zug zum Tor hätte der Serie gut getan.

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Bevor das Jahresranking im großen 2015er Abschluß-Post kommt, noch ein paar Statistiken. Insgesamt kam ich auf 34 (!) Serienstaffeln von 32 verschiedenen Serien in diesem Jahr. Davon waren 18 in ihrer ersten Staffel. Bei 7 Serien war ich in der zweiten Staffel, bei 3 Serien in der dritten Staffel. Jeweils 2 waren in der vierten und fünften Staffel. Alle länger laufenden Serien finden sich in diesem Post wieder. 19 der Staffeln habe ich im Pay-TV gesehen, 8 Stück bei den Öffentlich-Rechtlichen und 6 bei den privaten Free-TV Sendern. 1 Serie habe ich auf DVD gesehen. Ich bin nicht so der Streaming-Mensch.

Was startet in den nächsten Monaten alles (via Serienjunkies): Zunächst einmal wird die 5. Staffel von Modern Family am 1.1. endlich bei RTL Nitro fortgesetzt. Mit Staffel 6 von Walking Dead geht es am 15.2. auf FOX weiter. Navy CIS (mit Staffel 13) und Navy CIS: New Orleans (mit Staffel 2) starten am 10.1. bei Sat 1. Die neuen Serien, die ich antesten möchte: Am 2.1. startet mit Bastian Pastewka Morgen Hör ich auf im ZDF, eine ambitionierte Serie, die dazu auch noch direkt in meiner Heimat spielt. Ein paar Tage später startet am 7.1. Aquarius mit David Duchovny auf Sky Atlantic. Ein Monat später ist er dann erneut zu sehen: Akte X kommt mit der 10. Staffel zurück zu Pro 7. Dort feiert auch Zoo seine Deutschland Premiere, sie läuft ab dem 13.1. Und ein letztes: Die Macher von Braunschlag kommen am 10.2. mit einer neuen Serie namens Altes Geld zurück, zu sehen zuerst im Pay-TV bei RTL Crime.

Was waren eure Highlights in den letzten Monaten? Und auf was freut ihr euch am meisten?