Arm(strong) und Fuss
The Bildungsbürgertum strikes back! Erst auf einem Dokumentarfilmfestival gewesen, dann auch noch auf einer Lesung. Allerdings ging es beide Male um… Sport.
The Armstrong Lie
Zunächst waren wir am Sonntag auf dem DOK.fest. Neben allerlei abstrusen Dokumentationen lief dort auch eine Reportage über Lance Armstrong (für die Sportunkundigen: Das ist nicht der Musiker, nicht der Astronaut, sondern der Fahrradfahrer). Ich zitiere mal aus dem Programm: „Die märchenhafte Heldenreise vom Krebspatienten zum Tour de France Sieger endete mit dem größten Sportbetrug aller Zeiten. Oscarpreisträger Alex Gibney gewährt uns einen tiefen Einblick in die Seele eines Egomanen und das kranke System Leistungssport.“
Der Film war dann tatsächlich auch ganz gut und spannend, vielleicht nur etwas lang und etwas unstrukturiert. Man merkt ihm an, dass er eigentlich ein Film über sein Comeback-Jahr werden sollte und sein Dopinggeständnis dann ein wenig reingeplatzt ist. Viele seiner ehemaligen Teamkollegen kamen zu Wort, im Prinzip hat ja jeder gedopt, der ganz nach oben wollte. Und die Öffentlichkeit wollte nur zu gerne dem Wunsch eines sauberen Sportes folgen. Alleine schon die Geschichte, der märchenhafte Aufstieg eines Krebspatienten, zu schön um wahr zu sein. Was die Bilder aber auch noch einmal zeigten: Das die Tour de France eigentlich schon ein geiler Sport wäre, aber leider von den Aktiven und den Systemfehlern (immer härter, immer spektakulärer) am Ende kaputt gemacht wurden.
Danach wollten wir eigentlich auch noch Mata Mata sehen, ein Film über fünf brasilianische Nachwuchsfußballer. Allerdings hatte der an diesem Abend Weltpremiere und ohne Gästelistenplatz kam man nicht rein. Daher der TV-Tipp: Am 24.05. kann man den Film auch in der ARD sehen, 18.20 Uhr.
Diese verrückten 90 Minuten
Weltpremiere statt dessen am nächsten Abend: Sky Kommentator Wolff-Christoph Fuss bei seiner allerersten Lesung als Autor. Angekündigt als eine Lesung von 2 x 45 Minuten wurden es am Ende wahrscheinlich eher 2 x 90 Minuten, aber sauer war deswegen wohl in der Schleißheimer Straße niemand.
Und so las er einige Passagen aus seinem Buch vor: Wie er seinen ersten Live-Kommentar absolvierte, Auswärtsspiele im Schlepptau von Franz Beckenbauer, private Ausflüge zum legendären Champions League Sieg von Liverpool in Istanbul, tragische Ereignisse im Wildpark beim Spiel zwischen dem KSC und dem FC Köln, Begegnungen mit van Gaal oder der Kampf gegen technische Probleme bei der Arbeit. Langweilig wurde es nie. Man merkt ihm an, wie er in der ungewohnte Situation – sagen wir mal – über den Kampf zum Spiel fand und sichtlich immer mehr Gefallen an dem Abend fand. Dabei sehr angenehm und volksnah. Eine runde Sache. Und damit genug aus der Welt des Feuilletons, beim nächsten Mal gibt es wieder Hausmannskost. Den Titel des Posts halte ich heute allerdings in der Tat für Grimme-Preis verdächtig.
3 Kommentare
LittleMissSunshine
Die Tour de France könnte so ein schöner Sport sein – wenn alle etwas umdenken würden. Wenn man will, dass die Fahrer am einem Tag mehrere Berge „hors catégorie“ in einer immer kürzeren Zeit fahren, sollte man sich überlegen, wozu das führt. Da kann der Sport nicht sauber sein… Leider!
Allerdings muss man ja auch sagen, dass selbst in den Anfangszeiten der Tour auch schon extrem gedopt wurde – nur eben anders.
Irgendein ehemaliger – ich glaube sogar deutscher – des Dopings überführter Radprofi hat auch mal gesagt es sei ungesund, ungedopt bei der Tour de France mitzufahren. 😉
Ach ja, und die Lesung von Wolff-Christoph Fuss hätte ich auch gerne besucht… 🙁
Nummer Neun
Das glaube ich sogar. Dieses Mammutprogramm durch zu halten ist auch mit Doping mit Sicherheit kein Selbstläufer.
ide02
Als damals bekannt wurde, dass Dopin dahinter steht, hat mich das nicht gewundert. Ich wusste es. Und ich warte bei den ein oder anderen Sportler noch, dass es auch bei ihm herauskommt. Ich nenne aber keine Namen. 😉 Der menschliche Körper kann viel leisten, aber es gibt Grenzen.