Kanada 2019: IV Ottawa
Mit dem Abflug aus Saskatoon machte ich mich auf den Weg nach Ontario – der Provinz, in der immerhin rund 40% aller Kanadier leben. Und in der es etwas kühler und regnerischer war, als in den letzten Tagen. Ab hier hatte ich mir für die Organisation der Reise Hilfe geholt von CRD Travel, die geduldig meine ganzen Wünsche unter einen Hut brachten. So wurde es zwar noch mal einen Tick teurer, aber dafür stieg auch die Qualität der Hotels spürbar an.
Hotel ist ein gutes Stichwort: Ein Taxi brachte mich nach meiner Ankunft in Kanadas Hauptstadt Ottawa zu meiner Unterkunft und dort wurde ich etwas nervös – schließlich war es nicht mehr das gebuchte Radisson, sondern er brachte mich zu einem Holiday Inn. Warum? Weil diese es nämlich just in der Woche davor übernommen hatten. Zum Glück meine Reservierung ebenfalls und so bezog ich ein schön großes Zimmer recht weit oben im Haus. Die Lage des Hotels war gut, von hier aus konnte man bequem ins Stadtzentrum und zum Parliament Hill laufen.
Und das Zentrum des politischen Kanadas war wirklich schön anzuschauen. Ein großer, sauberer, alt-englischer Bau mit einer gepflegten Grasfläche davor, es war ein wenig so, als wenn Downton Abbey ein Regierungssitz wäre, nur mit deutlich mehr Touristen. Es ist aber auch wirklich ein Pflichtbesuch für jeden Besucher der Stadt.
Das Zentrum, das sich direkt dahinter anschloß, machte ebenfalls einen recht europäischen Eindruck, mit Fußgängerzonen, Parks und öffentlichen Plätzen. Wirklich ganz nett hier.
Um mal wieder meinen Lonely Planet zu zitieren: In Ottawa sollte man sich von „den Museen von Weltklasse begeistern lassen“ und so reservierte ich einen meiner beiden Tage in der Stadt für die großen Museen, die sich auf beiden Seiten des Ottawa Rivers angesiedelt haben. Man kann sie alle in einen schönen Rundweg integrieren und gut ablaufen. Am Vormittag startete ich mit dem Canadian War Museum, was teilweise recht martialisch die Beteiligung Kanadas an den verschiedenen Kriegen illustrierte. Eine Art Schweinsgalopp durch die Geschichte, akkustisch so unterlegt, dass es an fast jeder Ecke knallte und wummerte es. Man darf nicht unterschätzen, welche Rolle die Kriege im Aufstieg und der Anerkennung Kanadas spielten. Zu sehen gab es die sogenannte Führerlimousine aus dem Dritten Reich zu sehen, ein Stück der Berliner Mauer und – was ich tatsächlich mit am stärksten fand – einen Überblick über die Krisen seit dem Ende des Kalten Krieges. Beängstigend zu sehen, wie viele Konflikte es seit dem gab, an denen Kanadier im Rahmen von UN-Missionen beteiligt waren, während diese Konflike in der westlichen Welt nicht im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Im Keller gab es letzlich noch altes Kriegsgerät zu bestaunen, das wirkte aber alles mehr nur wie eine Garage.
Nach dem Besuch überquerte ich den Fluß über die Portage Bridge und machte mit Geschichte gleich weiter: Das Canadian Museum of History war hier zu finden, ähnlich modern und noch etwas größer aufgezogen. Hier wurde die Geschichte des Landes von der Besiedelung von den First Nations bis hin zu aktuellen, gesellschaftlichen Debatten (wie z.B. Unabhängigkeitsbestrebungen vom französisch-sprachigen Teil des Landes) erzählt. Das Highlight war eine nachgebaute historische Holzkirche, die ein zentraler Teil der Ausstellung war.
Von den vor dem Museum liegenden (teilweise noch überschwemmten) Wiesen hatte man einen tollen Blick auf den Parlamentshügel auf der anderen Seite des Flusses. Hier sollte man aber noch nicht sein ganzes Pulver verschießen, wenn man sich über die Alexandra Bridge wieder dem Zentrum nähert, hat man noch genügend Gelegenheit, Parliament Hill für die Nachwelt zu dokumentieren. Mich überraschte ein böser Schauer auf dem Weg zurück, ich konnte mich wenigstens noch irgendwo unterstellen, bevor schließlich auch Hagel einsetze. Danach bewahrheitete sich recht schnell das alte Stichwort, das auf Regen immer wieder Sonnenschein folgte – und die Wiesen fingen richtig an zu leuchten und der Duft der Blumen lag in der Luft.
Und das war es dann auch schon mit meiner Zeit in der Hauptstadt. Nicht zu vergessen: Sehr gut gegessen habe ich hier auch, empfehlenswert ist zum einen die tolle Pizza im Rabbit Hole und ich hatte noch ein schönes Steak bei The Keg am interessanten Ottawa Market.
Die nächste Station sollte dann die Millionenstadt Toronto sein, zu der man in ungefähr vier Stunden mit der Bahn kommen konnte. Nur vier Stunden? Das war doch ein Klacks im Vergleich zu meinen ersten Bahn-Erfahrungen in Kanada!
I Vancouver / II Jasper / III Saskatoon / IV Ottawa / V Toronto / VI Niagara Falls
4 Kommentare
Stepnwolf
Toronto kenne ich ja auch. Bin gespannt, was du da so schreibst…
Nummer Neun
…es kann sich nur noch um Tage handeln, bis der Beitrag fertig ist…
Miss Booleana
Sehr beeindruckend, jetzt möchte ich umso mehr nach Kanada. 🙂 Das Flair, das auf deinen Bildern vermittelt wird, gefällt mir gut
Nummer Neun
Du meinst das Steak, oder? 😀
Ottawa kam mir von den ganzen Städten, die ich gesehen habe, am europäischsten vor. Und das ist nicht negativ gemeint 🙂