Südkorea 2017: II DMZ & Cheonan
Nach dem ihr im ersten Teil lesen konntet, was ich alles in Seoul erlebt und gesehen habe, möchte ich euch nun noch den klassischen Ausflug schildern, den man von der koreanischen Hauptstadt aus macht. Dieser führt in die DMZ, die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea. Sie ist ein ungefähr 4km breiter Puffer zwischen den beiden Staaten, hochbewacht und vermint – die deutsch-deutsche Grenze war nichts dagegen. Die Reisebusse fahren praktisch in Schlange dort hin und jeder, der in Besitz eines gültigen Reisepasses ist, sollte diesen Ausflug einmal mitgemacht haben.
Leider war die Joint Security Area zu meiner Zeit aufgrund der aktuellen Situation gesperrt. Schade, ich hätte gerne diese blauen UN-Hütten gesehen, die jeweils halb auf südkoreanischer und halb auf nordkoreanischer Seite stehen. So war der erste Stopp auf der Tour das touristische Odusan Unification Observatory. Hier kann man von einem mehrstöckigen Gebäude aus über den Fluss bis nach Nordkorea schauen. Auch ein kleiner Tempel findet sich hier, in dem für den Fall der Fälle eine Friedensglocke untergebracht ist.
Der zweite Halt auf der Tour, für den wir uns nun auf militärischem Sperrgebiet befanden – das heißt, als Einzelpersonen wäre man gar nicht bis hierher gekommen – war der Dritte Infiltrationstunnel. Die Nordkoreaner hatten einige Tunnel in Richung Süden gegraben, dies hier war der dritte, der entdeckt wurde. 73 Meter tief, 2 Meter breit – so wollte der Norden mehrere tausend Soldaten pro Stunde in den Süden schicken. Nun werden hier Touristen durch gejagt, zum Glück mit Helm, ich hätte mir sonst einige Male den Kopf angeschlagen. Fotos waren hier unten nicht erlaubt, nur auf dem überirdischen Parkplatz war das Fotografieren gestattet. Viel gab es hier oben allerdings nicht zu sehen.
Weiter ging es auf der Tour nach Dorasan. Hier stand das Dora-Observatorium, ein Beobachtungspunkt für den Norden. Leider war es an dem Tag etwas diesig, so dass man nicht so viel sehen konnte. Versprochen war uns der weltweit 3. größte Fahnenmast mit der nordkoreanischen Flagge, das Propagandadorf Kijong-dong, in dem Schauspieler den Eindruck einer florierenden Kleinstadt erwecken sollte und eine Statue des Reichsgründers.
Von hier aus war es nur noch ein kurzer Weg bis zu Dorasan Station, einem modernen Bahnhof, der für den Fall der Wiedervereinigung gebaut wurde. Die Gleise sind bereits bis nach Pjöngjang ausgeschildert, es fährt nur noch kein Zug auf der Strecke.
Und damit endete der Ausflug in die DMZ. Auf dem Rückweg machten wir noch Halt in einem Shop für Ginseng-Produkte, die Südkoreaner schwören darauf, während es bei den übrigen Teilnehmern der Tour eher nur müdes Gähnen hervor rief.
Nach meiner Zeit in Seoul stand ich nun vor der Entscheidung, wo ich die nächsten Tage verbringen wollte, bevor ich in nach Busan fahren sollte. Es war Ferienwoche, vieles war ausgebucht, so dass ich in einigen Städten kein Hotel bekommen hatte, wo ich gerne hin wäre. Am Ende fiel die Wahl auf Cheonen, eine Stadt mit immerhin fast 600.000 Einwohnern, die aber noch im erweiterten Einzugsgebiet von Seoul lag. Mit dem Zug konnte man innerhalb von einer Stunde hier her fahren.
Der Unterschied zur Weltmetropole war aber offensichtlich: Hier war nun wirklich so gut wie nichts mehr auf Englisch. Und die Stadt war, zumindest in der Nähe des Bahnhofs, auch nicht besonders schön. Hier gab es in der Nähe eine Einkaufsstraße, aber Parks oder Sehenswürdigkeiten habe ich keine ausmachen können. Aber immerhin sollten hier ein paar Wochen später Spiele der U20-Fußball-WM statt finden.
Für zwei Übernachtungen hatte ich mich in das Cheonan Metro Tourist Hotel eingebucht, direkt am Bahnhof. Das Zimmer war groß und kühl, das Frühstücksbuffet spärlich. Aber man sprach Englisch an der Rezeption und konnte mich dort soweit beraten, dass ich für die Ausflüge lieber ein Taxi buchte, als mich am öffentlichen Busverkehr zu versuchen.
Der erste Ausflug führte mich zur Independence Hall, ungefährt 15km östlich der Stadt. Wie es der Name schon sagte, wird hier Koreas Unabhängigkeit zelebriert. Es gibt ein Museumskomplex, der sich der Geschichte des Landes annimmt. Davor steht das Monument to the Nation, ein Denkmal mit stalinistischen Ausmaßen. Das Herzstück der Anlage bildet die große Grand Hall of the Nation, das von hunderten von Flaggen umgeben ist. Schließlich gibt es auch hier noch ein Reunification Monument mit einer Unification Bell. Insgesamt vebrachte ich einige Stunden in der eindrucksvollen (und kostenlosen) Anlage, um mir alles anzusehen.
Vom großen Parkplatz der Independence Hall aus nahm ich mir wieder ein Taxi und ließ mich zum Gakwonsa Tempel fahren. Mitten im Grünen gelegen, am Fuße des Taejosan, fand man hier wieder sehr viel Ruhe. Die Anlage war zwar bei weitem nicht so groß wie die Tempel in Seoul, aber dafür unglaublich hübsch. Hier steht auch auch eine von Asiens größten Buddha-Figuren, an die 15m misst die Bronze Statue.
Nach der Besichtigung hatte ich kurz etwas Sorge, ich würde den Weg zurück in die Stadt nicht finden, da ich keine Haltestelle für Busse sehen konnte, bis aus dem Nichts heraus ein Taxi auftauchte. Der Fahrer verstand mich zwar nicht, aber dank der eingesteckten Visitenkarte konnte ich ihm zeigen, wo mein Hotel war.
Und das war es dann auch schon wieder mit Cheonan. Am nächsten Morgen holte ich mir am Bahnhof in einem lokalen Donut-Laden etwas Verpflegung und fuhr dann mit dem Zug weiter in den Süden. Das war mein Train to Busan.
4 Kommentare
ide02
Seltsames Gefühl so in einem Grenzbereich zu stehen, der total überwacht ist, oder? Sowas würde mich wahrscheinlich wieder total nachdenklich machen…
Wenn ich so die Speisekarte etc. bedrachte, wächst in mir die Sorge, dass ich da verhungert wäre. 😉 Sicher warst du dir sicherlich auch nicht, was du da immer isst, oder? 😉
Nummer Neun
Diese Speisekarte war aber auch tatsächlich ein Ausreißer, meistens gab es auch eine englische Karte. Diese hier war glaube ich koreanisch und chinesisch. Bestellt habe ich mir dann übrigens Schweinefleisch süß-sauer – ausgewählt nach den Bildern 🙂
ide02
Ich hätte dann noch Sorge, dass es extrem scharf sein könnte. 😉 Aber letztendlich sind das ja genau die Erlebnisse, die man niemals vergisst. 😉
Nummer Neun
Scharf war es nicht, ich hatte mich mehr über das „Besteck“ gewundert: Stäbchen und eine Schere