Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 48/2025: BRMC, Bilk und Panic Shack live, Sisu: Road to Revenge, Frier und Fünfzig und die Chemie des Todes

Happy Sunday!

Sind aller guten Dinge wirklich drei? Immerhin habe ich in dieser Woche drei Konzerte an drei aufeinanderfolgenden Abenden gesehen und habe die Woche trotzdem gut überstanden. Andererseits hat der KSC das dritte Mal in Folge verloren, dieses Mal mit 0:3. Auch sonst ist der mediale Wochenrückblick sehr zahlenlastig: Es gibt Frier und Fünzig, den zweiten Teil einer Actionreihe und… naja was in fünf Minuten passieren kann, das lest ihr besser selbst. Viel Spaß!

Black Rebel Motorcycle Club (USA) – München, Muffathalle

Neues gab es von der amerikanischen Blues-Rockband schon länger nicht mehr, wenigstens waren sie nun mal wieder auf Tour. Anlass war das 20jährige Jubiläum ihres Albums Howl – wo ist nur die Zeit geblieben? Das Album hat eine gewisse Sonderstellung in ihrem Werdegang, weil es deutlich ruhiger und akkustischer ist als der Rest. Auf dieser Tour und an diesem Abend wurde es in seiner Gänze gespielt, weswegen auch das Konzert etwas anders war, als man es von der Band kennt. Sehr viel zurück genommener waren die Songs, teilweise spielten Peter Hayes (im ungewohnten Hoodie und ohne Lederjacke) und Robert Levon Been (der quasi direkt vor meiner Nase stand) ihre Songs jeweils alleine auf der Bühne, was für eine ganz spezielle Atmosphäre sorgte. Highlights waren für mich Ain’t No Easy Way, Promise, Fault Line, The Line und eigentlich könnte man fast alles aus diesem Set lobend erwähnen. Danach war das Konzert aber noch lange nicht beendet. Mit Red Eyes and Tears wechselten sie zu einem halben regulären Programm und das Konzert wurde mit ordentlich Druck zu Ende gebracht, incl. der All-Time Hits Whatever Happend To My Rock’n’Roll und Spread Your Love. Ein besonderer Abend in der ausverkauften Muffathalle und mit gut zwei Stunden Spielzeit auch angemessen lang (Setlist). Zusammen mit der Vorband (den guten Night Beats) sorgte das jedoch für eine sehr lange Stehzeit und naja man wird ja nicht jünger. Wo ist nur die Zeit geblieben?

Panic Shack (UK) – München, Orangehouse

Ebenfalls ausverkauft war am nächsten Abend der Auftritt der waliser Girl-Punk-Band Panic Shack, wenn auch im natürlich deutlich kleineren, aber sehr viel feineren, Orangehouse. Zum Glück hatte ich den Tag frei gehabt, so war ich am Abend doch wieder fit. Man hat ja gewisse Erwartungen bei einer jungen Band, die gerade ihr Debutalbum veröffentlich haben. Meine war, dass ich klar an der oberen Altersgrenze des Publikums liegen würde. Aber so war es nicht. Es war soziodemografisch sehr gut durchmischt im Saal. Das Konzert brachte dann viel Spaß und einen gehörigen Schub an Energie von der Bühne. Sehr viel Power und Druck war da und ließen ein wenig an die großartigen Sprints denken. Der Auftakt mit Gok Wan war schon stark, es folgten später noch ihr kleiner Hit Girl Band Starter Pack und auch Lazy war toll. In einem ihrer Songs wechselten sie dann zu That’s Not My Name von The Ting Tings, was auch super passte. Sie hatten vielleicht nicht die große Bandbreite wie BRMC am Vorabend und noch nicht den Mut zu ruhigeren Songs, aber das war an diesem Abend egal. Sie haben ihren Stil und konnten den ohne Mühe die ganze Stunde durchheizen. Wie gesagt, es war ein toller Abend, der deutlich zeitiger endete als der Vortag. (Setlist aus Berlin)

Bilk (UK) – München, Live/Evil

Konzert Nummer 3 an Abend 3. Noch hielt ich mich erstaunlich gut, hatte den Arbeitstag gut absolviert und hatte auch an diesem Abend Lust auf die Sause. Sie fand im schönen Live/Evil Club statt, eine Pop-Up Location in zentraler Lage – und heute war es im Gegensatz zu den vergangenen Tag mal nicht ausverkauft. Die Engländer von Bilk betourten ihr aktuelles Album aus dem Frühjahr des Jahres und traten in klassischer 3er-Combi auf die Bühne. Rock wurde hier groß geschrieben. Am Anfang klang es zwar noch nicht so druckvoll, der Sound besserte sich aber im Laufe des Sets. Die Stimmung im Publikum war gut und vorne in der Mitte wurde auch viel mitgehüpft. Als Seitensteher bin ich da mitterweile etwas raus, hatte aber trotzdem meinen Spaß. Das Set war rockiger, als es das aktuelle Album versprach – was aber live selten ein Nachteil ist. Als Highlights würde ich RNR, Sister Mary, Daydreamer und das abschließende Band Life Blues nenen, allerdings war das gesamte Set sehr harmonisch. Auch sie spielten ungefähr eine Stunde, so dass ich auch Abend Nummer drei halbwegs zeitig beenden konnte. (Setlist aus Stuttgart)

Den Office Tag nach diesem Dreierpack habe ich gut überstanden, danke der Nachfrage. Aber wie ich mich da auf die Couch am Abend gefreut habe!

Aus dem öffentlichen Bücherschrank konnte ich diesen Thriller retten, dessen Serien-Version ich vor einigen Jahren schon recht gelungen fand (8/10). Mal schauen, was der der Serie zu Grunde liegende Roman so kann:

Simon Beckett – Die Chemie des Todes (UK, 2006) – 8 von 10

Klappentext: Sterben kann ewig dauern… aber der menschliche Körper beginnt kaum fünf Minuten nach dem Tod zu verwesen – und wird dann zu einem gigantischen Festschmaus für Bakterien und Insekten. Die Maden verlassen die Leiche in einer geheimnisvollen Schlangenlinie, die sich immer nach Süden bewegt. Ein Anblick, der jeden dazu veranlassen würde, dem makabren Phänomen zu seinem grausigen Ursprung zu folgen. So entdecken die Yates-Brüder, was von Sally Palmer übrig geblieben ist… Das Opfer war eine Außenseiterin, eine Schriftstellerin im ländlichen Devonshire. Hauptverdächtiger ist der schweigsame Fremde im Dorf, Dr. David Hunter. Doch es stellt sich heraus, dass er früher Englands berühmtester Rechtsmediziner war. Die Polizei bittet ihn um Unterstützung bei den Ermittlungen. Hunters Analysen fördern Erschreckendes zutage: Die Ermordete wurde vor ihrem Tod tagelang gefoltert. Dann verschwindet eine weitere junge Frau und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Gleichzeitig hetzt der knöcherne Dorfpfarrer die abergläubischen Bewohner mit Hasspredigten auf – und David wird zur Zielscheibe…

Review: Der erste Teil der Romanreihe um den forensischen Anthropologen David Hunter hat einen starken Einstieg mit dem Satz „Ein menschlicher Körper beginnt fünf Minuten nach dem Tod zu verwesen“. Solche ersten Sätze überdauern die Zeit. Der Ton war also gesetzt und wenn Hunter als Ich-Erzähler immer wieder über seine Arbeit berichtet und in die Details geht, schafft es Beckett gut, einen gewissen Ekel zu erzeugen. Das alleine wäre jedoch nichts wert, wenn nicht auch die Kriminalhandlung überzeugen würde und das tut sie hier. Wir sind in einem kauzigen kleinen Dorf in England und haben eine gebrochene Hauptfigur, der Der Neue in diesem Dorf ist und diesen Ruf wohl nie loswerden wird. Als dann dort eine Mordserie (mit grausigen Details) beginnt, gerät das Gleichgewicht des Dorfes endgültig ins Wanken. Die Story ist gut aufgebaut und hat einige erinnerungswürdige Momente, die Atmosphäre stimmt und die Auflösung kommt durchaus überraschend (wenn man denn die Serieverfilmung nicht vorher gesehen hätte). Dass Hunter als Privatperson mehr zur Auflösung des Falles beiträgt und der Polizei unter die Arme greift, als es vielleicht realistisch wäre, das gehört zu den Mechanismen des Genres.

Fazit: Packender Thriller, der durch Atmosphäre, Wendungen und ekligen Details überzeugt.

Frier und Fünfzig – Am Ende meiner Tage (Staffel 1, 8 Folgen, Deutschland, Joyn) – 7 von 10

Frustriert von den wenigen altersbedingten Rollenangeboten beschließt Annette Frier (Annette Frier) eine eigene Serie über sich zu entwickeln. Zugegeben, mit der eigenen Meta-Ebene übertreibt es diese Serie dann doch schon sehr. Wir sehen der Serie dabei zu, wie sie sich quasi selbst entwickelt und verkauft. Das mag für die Kreativen pfiffiger gewesen zu sein als für das Publikum und geht damit unötigerweise deutlich weiter, als es Pastewka je gegangen ist. Ohne den Vergleich mit der Serie kommt diese hier nicht aus. Hüben wir drüben tauchen wir ein in die Kölner Promi-Szene und in den sympathisch normalen Alltag der Hauptfiguren. Dazu gibt es reichlich Gastauftritte von bekannten, sich selbst spielenden Gesichtern, hier sind es u.a. Cordula Stratmann, Barbara Schöneberger, Bettina Lamprecht, Sebastian Pufpaff und Henning Baum. Dazu kommt Caroline Frier, in der Serie wie im echten Leben, die Schwester von Annette. Abseits vom Personal und von der Grundstory überzeigt die Serie bei den Kernkompetenzen einer Comedy: Frier und Fünfzig ist lustig und warmherzig und hat eine Reihe von sympathischen Nebenfiguren, wie Friers Tochter Jolanda (Maria Matschke) und Sahin Eryilmaz. Darauf kann man aufbauen.

Sisu: Road to Revenge (Regie: Jalmari Helander, Finnland) – 8 von 10

Vor einigen Jahren lief der finnische Sisu (8/10) auf dem Fantasy Filmfest und überzeugte mit kerniger Action. Offenbar auch andere, denn der Film war so erfolgreich, dass er nun eine Fortsetzung nach sich zog. Erneut war Jalmari Helander für Regie und Drehbuch verantwortlich und bringt den finnischen Ex-Soldaten Aatami Korpi (Jorma Tommila) zurück auf die Leinwand. Dieses Mal möchte er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Verschiebung der russisch-finnischen Grenze sein Haus zurück auf finnisches Staatsgebiet bringen. Dem stellen sich allerdings der Kommandant Igor Draganov (Stephen Lang) und seine rote Armee in den Weg. Auch der zweite Teil, mit einem im Vergleich zum ersten Film verdoppeltem Budget von insgesamt 11 Millionen Euro gedreht, ist ein wahres Actionfeuerwerk. Die Gesetze der Physik dienen bestenfalls als unverbindlicher Vorschlag und was ein menschlicher Körper alles aushalten kann ist wahrscheinlich nicht durch die Erkenntnisse der Medizin gedeckt. Aber genau dafür schaut man sich diesen Film an. Um mich mal selbst zu zitieren: „Er ist der einsame Cowboy, kein Freund großer Worte, nur sein Hund ist sein Begleiter. […] In Sisu trifft maßlos übertriebene Action auf die Einsamkeit eines Westerns, nur im kargen Norden Finnlands. Der Film schreit geradezu nach einem US-Remake mit einem alternden, großen Schauspielernamen.“ Statt eines Remakes ist es nun eine Fortsetzung geworden und der alternde Schauspieler ist Lang, der als unbarmherziger Gegenspieler dem leidenden Tommila das Leben schwer macht. Optisch ist das sehr eindrucksvoll, der Film sieht toll aus. Für zartbesaitete Menschen ist das jedoch nichts, das Blut fließt in Strömen und jede einzelne Wunde wird zelebriert. Dagegen helfen auch die kleineren Spuren von Humor nicht, die den Stoff nur ganz kurz aufheitern.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 14 von 14 Liga-Spielen = 100%. (Saison 2024/25: 85%)

Auswärts gab es bei Hannover 96 eine 0:3 Niederlage. Zehn Minuten reichten dem Heimteam, um die drei Tore zu erzielen und damit den verdienten Sieg einzufahren.

Aus Sicht des KSC lohnt es sich nicht, das Spiel einzeln zu betrachten, sondern man muss es im Zusammenhang sehen. Nach dem Auswärtssieg in Fürth war der Last-Minute Heimsieg gegen den aktuellen Spitzenreiter Schalke 04 ein Big Point. Es wäre der Moment für Aufbruchsstimmung gewesen. Aber stattdessen ist jedes Momentum rund um den KSC nun erst einmal weg. Drei Spiele, 0 Punkte, 2:10 Tore. Die Führungsspieler Wanitzek und Franke schwächeln, Herold hat nach einem starken Saisonstart deutlich nachgelassen, Neuzugang Förster (neben Torwart Bernat im Moment sowieso der einzige Neue, der dauerhaft in der ersten Elf spielt) sucht noch seine Rolle im Team und die beiden jungen Hoffnungsträger Egloff und Ben Farhat sind verletzt. Die Defensive bekommt Coach Eichner nach wie vor nicht in den Griff. Das Problem besteht seit Jahren, egal mit welcher Taktik man hinten steht. Die Leidenschaft zu verteidigen fehlt mir auf dem Platz ein wenig. Klar kann man Spiele auch mal deutlicher verlieren, aber das dritte Mal in Folge so unterlegen zu sein, ist ein deutliches Warnsignal. Es ist vielleicht die kritischste Phase, seit Eichner im Frühjahr 2020 das Team übernommen hat.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

Ein Kommentar

  • bullion

    „Die Chemie des Todes“ habe ich *nachschau* 2008 auch gelesen und ganz ähnlich bewertet. Danach kam noch der Nachfolger und dann bin ich aus der Reihe ausgestiegen. Mal schauen, ob ich nochmal in die Serie reinschaue.

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