
KW 42/2025: One Battle After Another, Night Call, Mimik, Basketball, La Luz, Whitney, Sophia, der Tod und ich
Happy Sunday!
Es war eine knappe Geschichte in dieser Woche. Ich bin froh, noch rechtzeitig alles in diesen Beitrag untergebracht und sogar noch einen Korrekturlauf geschafft zu haben. Immerhin gibt es dieses Mal ein buntes Programm aus Sport, Konzert, Kino, einem Roman und etwas Musik. Ich schütte einen Kessel Buntes über euch aus. Es könnte für jeden etwas dabei sein im immerhin längsten Wochenrückblick des Jahres.
Viel Spaß!
Nach einigen Besuchen des neuen SAP Garden beim Eishockey war ich nun auch mal für ein Basketball-Spiel in der Halle. Es spielte der FC Bayern gegen EA7 Milan in der EuroLeague. Fragt mich nicht nach Details zum Wettbewerb – ich habe keine große Ahnung vom europäischen Vereinswettbewerb im Basketball. Die Bayern gewannen vor ausverkaufter Halle (11.500 Zuschauer) mit 64:53 und drehten dabei in der zweiten Hälfte das Spiel.
Es bleibt aber dabei, dass Basketball nicht meine Sportart ist, das hat sich auch durch das Live-Spiel nicht geändert. Es fallen mir einfach zu viele Punkte! Und dabei waren es für mein Verständnis ja nicht mal besonders viele für diese Sportart. Es war zwar immer Stimmung oder Lärm in der Halle, die auf allen Plätzen bereit gelegten Klatschpappen zeigten ihre Wirkung. Aber es wurde relativ kontextlos einfach die ganze Zeit durchgeklatscht. Der SAP Garden ist klasse, aber ich bleibe da wohl doch eher beim Eishockey.
Sebastian Fitzek – Mimik (Deutschland, 2022) – 7 von 10
Klappentext: Ein winziges Zucken im Mundwinkel, die kleinste Veränderung in der Pupille reichen ihr, um das wahre Ich eines Menschen zu „lesen“: Hannah Herbst ist Deutschlands erfahrenste Mimikresonanz-Expertin, spezialisiert auf die geheimen Signale des menschlichen Körpers. Als Beraterin der Polizei hat sie schon etliche Gewaltverbrecher überführt. Doch ausgerechnet als sie nach einer Operation mit den Folgen eines Gedächtnisverlustes zu kämpfen hat, wird sie mit dem schrecklichsten Fall ihrer Karriere konfrontiert: Eine bislang völlig unbescholtene Frau hat gestanden, ihre Familie bestialisch ermordet zu haben. Nur ihr kleiner Sohn Paul hat überlebt. Nach ihrem Geständnis gelingt der Mutter die Flucht aus dem Gefängnis. Ist sie auf der Suche nach ihrem Sohn, um ihre „Todesmission“ zu vollenden? Hannah Herbst hat nur das kurze Geständnis-Video, um die Mutter zu überführen und Paul zu retten. Das Problem: Die Mörderin auf dem Video ist Hannah selbst!
Review: Mimik ist mein erster Roman von Sebastian Fitzek, der ja allgemein als einer der erfolgreichsten Autoren des Landes gilt. Eine Kollegin hat mir das Buch gebraucht angeboten und ich dachte mir, das wäre eine guten Gelegenheit, um mitreden zu können. Für mich hatte der Roman Licht und Schatten, er konnte sich jedoch nur knapp auf diese höhere Bewertung kämpfen.
Mir war vorher nicht klar, dass die Story so trashig ist. Sie wirkt schon sehr konstruiert, denn es kommen hier viele Dinge zusammen, damit die Geschichte funktionieren kann. Das geht schon bei der Hauptfigur Hannah los. Sie ist Expertin für Mimik – okay. Sie hat eine Krankheit, wegen der sie nach einer Operation ein Teil ihres Gedächtnisses verliert – na gut. Sie wird aus dem Krankenhaus von einem Psychopathen entführt – ernsthaft? Und damit nicht genug, immer wieder retten sie in der Story Kleinigkeiten, die scheinbar aus dem Nichts kommen, oder sie trifft auf Nebenfiguren, die ziemlich kaputt sind. Wie bereits angesprochen, man muss vieles schlucken, damit die Story funktioniert. Dafür bekommt man aber einen spanneden Thriller voller Wendungen und Grausamkeiten, die zum Glück nicht zu einem Gewalt Porno werden. Ein echter Page Turner. Und die finale Auflösung – hui, die hat es echt in sich und kommt überraschend, aber nicht unpassend. Der Weg dorthin ist nur einfach so künstlich arrangiert wie eine Geisterbahn.
Fazit: Spannender Thriller, für den man bereit sein muss, einige Konstruiertheiten zu schlucken.
One Battle After Another (Regie: Paul Thomas Anderson, USA) – 7 von 10
Ich bin kein großer Film von Regiseur und Drehbuchautor Paul Thomas Anderson. Okay, sein Magnolia ist ein Meisterwerk, das ich dringend mal wieder sehen muss. The Master war aber dagegen nur eine bessere Einschlafhilfe. Sein letztes Werk Licorice Pizza (6/10) ordnete sich qualitativ ungefähr dazwischen ein. One Battle After Another ist nun wieder einen Tick besser und auch stärker als der Trailer, der auf dem letzten Fantasy Filmfest in nervtötender Frequenz gezeigt wurde. Leonardo DiCaprio wird als ehemaliges Mitglied einer linkradikalen Bewegung von einem rassischtischen Soldaten (Sean Penn) gejagt. Als dieser seine Tochter (Chase Infiniti) in die Finger bekommt, muss er alles tun, um sie wieder zu befreien. Der Film ist sehr unterhaltsam und besonders die drei angesprochenen Hauptfiguren werden toll gespielt. Dazu gibt es eine ganze Reihe an Nebenfiguren, die es selbst in nur kurzer Screenzeit schaffen, skuril und eigenwillig zu werden. Und auch optisch hat der Film einige sehr schöne Szenen (Stichwort: Verfolgungsjagd) und Locations zu bieten. Das Problem ist nur: Der Film wollte offensichtlich mehr als nur das sein und verhebt sich daran.
Da hat er schon so viele gute und interessante Figuren, aber mitleiden und -fühlen konnte ich mit ihnen nicht, am ehesten noch mit der Rolle von Infiniti, die komplett unverschuldet in diese Situation gerät. Selbst die Figur DiCaprios funktioniert zum mitfühlen nicht richtig, sie bleibt einem bis zum Ende etwas fremd und aufgesetzt. Nur weil er die die meiste Zeit mit einer Art Bademantel durch die Szenen läuft, ist er noch kein neuer Lebowski. Dabei hätte er dafür ja wirklich gute Ansätze gehabt. Er als allein erziehender Vater, der auf seine Tochter aufpasst. Bereut er seine Aktivisten-Vergangenheit? Oder fühlt er sich, als hätte man ihm etwas in dieser Hinsicht genommen, weil er als Vater dabei ausgebremst wurde? Eine der wenigen, witzigen Szenen ist die, als er sich an ein altes Codewort nicht mehr erinnern kann. Weil er der ganzen Szenen entwachsen war oder weile diese ihn nicht mehr richtig versteht? So richtig klar wird das alles nicht. Überhaupt – diese politischen Gruppierungen. Beide Seiten werden in ihren extremen und überspitzen Ausreißern gezeigt. Hier die ziellosen und selbstverliebten Linken, dort die trotteligen Rechten – so kann man beide Seiten nicht richtig ernst nehmen. In der Hinsicht ist das Beklemmenste noch, dass die biedersten Figuren die schlimmsten Ansichten haben. Dazu hat der Film ein echtes Problem mit der Länge. Nicht nur, dass man sich die erste halbe Stunde mit den Wurzeln des Konfliktes hättes komplett sparen können – auch die vielgelobte und eigentlich spannende Autoverfolgung ist viel zu lang und zu wiederholend. Und so etwas passiert öfter. Vom zwischendrin überhand nehmenden Jazz-Soundtrack als Untermalung ganz zu schweigen. One Battle After Another ist als Gangster-Groteske zu harmlos, und als Komödie zu unlustig. Das ist zwar Jammern auf einem gewissen Niveau, weil – wie eingangs gesagt – der Film schon gute Zutaten hat, aber sie einfach nicht richtig auf die hügelige Straße bekommt. Für acht Punkte langt es bei mir nicht.
Night Call (Regie: Michiel Blanchart, Belgien, 2024, Sky Cinema) – 8 von 10
Unfreiwillig gerät der hilfbereite Schlüsselmeister Mady (Jonathan Feltre) ins Visier von Gangsterboss Yannick (Romain Duris) und muss nun darum kämpfen, die Nacht zu überleben, während Brüssel wegen der Black Lives Matter Proteste gerade kurz vor dem Kollaps steht. Night Call ist ein kurzweiliger Actionthriller aus Belgien, der einen Normalo über sich hinaus wachsen lässt. Atmosphärisch dicht innerhalb einer Nacht erzählt, eskaliert die Situation für ihn immer mehr in eine stetig ansteigende Gewaltspirale. Packend inszeniert und ohne ein Gramm zu viel erzählt, mit einer sympathischen Hauptfigur und mit angemessenen Gegenspielern. Das gewinnt keinen Innovationspreis, ist aber ehrliche Unterhaltung für Actionfreunde.
Sophia, der Tod und ich (Regie: Charly Hübner, Deutschland, 2023, ZDF) – 6 von 10
Reiners (Dimitrij Schaad) Zeit ist gekommen, der Tod (Marc Hosemann) steht vor der Tür und will ihn holen. Reiners Ex-Freundin Sophia (Anna Maria Mühe) funkt jedoch dazwischen und sammelt ihn für die Fahrt zum Geburtstag seiner Mutter (Johanna Gastdorf) ein. Ein Roadtrip zu Dritt beginnt. Der Debutfilm von Charly Hübner als Regisseur – nach einem Roman von Thees Uhlmann – schafft nicht ganz den richtigen Grad zwischen Kurzweiligkeit und Hektik und ist dadurch teilweise anstrengend zu verfolgen. Die Dialoge mögen für einen Roman funktionieren, in der Verfilmung wirken sie oft nicht authentisch, sondern in ihrer Pointiertheit viel zu schlagfertig und geschrieben. Das ist schade, denn die Grundidee ist ja durchaus spannend und angenehm skurill und die menschlichen Figuren sind sympathisch. Die witzigsten Szenen hat indessen der Tod (Hosemann), wenn er slapstickhaft mit seinem Dasein im Diesseits umgeht.
La Luz (USA) – München, Live/Evil
In dieser Woche bin ich großzügigerweise kurzfristig eingesprungen, damit ein Konzertticket nicht ungenutzt verfällt. Und so landete ich bei der mir vorher unbekannten Band mit Namen La Luz aus Seattle. Ihr Sound ist jedoch nicht unbedingt der, den man mit ihrer Stadt verbindet, sondern sie klingen deutlich sonniger. Starke Drums, tolle Gitarren, die auch immer mal wieder einen Tarantino-Film untermalen könnten. Dazu ein shoegaziger Gesang der Damen, wodurch ihre Musik insgesamt leicht an die Dum Dum Girls erinnerte. Das Konzert war nett, die Ansagen launig und die Stimmung im Saal gut. Vielleicht weil ich die Songs nicht kannte, fand ich es jedoch stellenweise etwas monton und wiederholend.
Für mich war es der erste Konzertbesuch im Live/Evil im ehemaligen Gasteig. Nette, überschaubar große Location, die an diesem Abend so halb gefüllt war. Viel Glas, eine mittige Bar mit Lichtinstallationen – es ist optisch auf jeden Fall eine Location, die sich von den anderen Indie-Locations in der Stadt modern abhebt. Und der Sound war auch gut.
Auf die Nennung von einzelnen Songs verzichte ich und liefere euch dafür ihren kompletten Auftritt bei KEXP aus dem vergangenen Jahr.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 9 von 9 Liga-Spielen = 100%. (Saison 2024/25: 85%)
Im Südwest-Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern gab es eine durchaus dramatische 2:3 Heimniederlage. Es waren die ersten Punktverluste im eigenen Stadion der Saison. Und wie in der Vorwoche verlore der KSC erneut kurz vor Schluß wieder ein paar Punkte. Gleichzeitig das dritte Mal in den letzten vier Saisonspielen, dass der KSC drei Gegentore schlucken musste. Dabei dachte man, diese Zeiten wären vorbei.
Der KSC kam erst nach so 30 Minuten richtig ins Spiel. Vorher hätte der 1. FCK schon gut und gerne 2:0 führen können. So fiel der zweite Gegentreffer erst kurz nach der Pause. Der Rest der zweiten Hälfte gehörte dann den Karlsruhern, die durch Schleusener und Egloff zum Ausgleich kamen. Sie waren am Drücker, das sogenannte Momentum auf ihrer Seite, und laufen dann nach einem Fehlpass in der Nachspielzeit in einen Konter zum 2:3. Ärgerlich und bitter. Coach Eichner sah seiner Einschätzung nach trotzdem das beste Saisonspiel bisher. Nunja. Die Konstanz und Dominanz für 90 Minuten fehlt noch.
Aus Chicago stammt das Duo Whitney, die Anfang November mit Small Talk ihr bereits viertes Album vorlegen. Vorab sind bereits einige, schöne Songs veröffentlich worden, die in ihrer Entspanntheit den Soundtrack für einen schönen Sonntagvormittag liefern könnten. Melodien, Streicher, Klaviergeklimper, Bee Gees-hafte Stimmen. Dazu am Ufer eines See entlang spazieren – besser geht es ja fast nicht. Hier ist Back to the Wind für euch.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
Ein Kommentar
Romy
Mimik ist klasse, habe das Buch auch gelesen. LG Romy