Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 39/2025: Die drei Sonnen, Shining, Roter Himmel, Young Rebel Set und Oktoberfest 1905

Happy Sunday, aber bitte nicht so laut!

Gestern war ich das erste Mal in diesem Jahr auf der Wiesn – das Oktoberfest, für auswärtige Ohren – und es wurde spät und reichlich. Und in irgendeinem Wahn hatte ich bereits vorher zugesagt, mit einer anderen Gruppe am Sonntag Nachmittag noch einmal hinzugehen. Zum Glück war ich so clever und habe weite Teile des Wochenrückblicks schon am Freitag fertig gehabt, so sollte dieser Beitrag schnell finalisiert werden und pünktlich online gehen können.

Was gibt es heute? Einen epischen Roman, ein episches Konzert, zwei Filme auf der Couch und eine Serie namens Oktoberfest. Huiuiui.

Cixin Liu – Die drei Sonnen (China, 2007) – 8 von 10

Klappentext: China, Ende der 1960er-Jahre: Während im ganzen Land die Kulturrevolution tobt, beginnt eine kleine Gruppe von Astrophysikern, Politkommissaren und Ingenieuren ein streng geheimes Forschungsprojekt. Ihre Aufgabe: Signale ins All zu senden und noch vor allen anderen Nationen Kontakt mit Außerirdischen aufzunehmen. Fünfzig Jahre später wird diese Vision Wirklichkeit – auf eine so erschreckende, umwälzende und globale Weise, dass dieser Kontakt das Schicksal der Menschheit für immer verändern wird.

Review: Als ich mir im vergangenen Jahr die Serie 3 Body Problem (7/10) angesehen hatte und nur so halb begeisert war, bekam ich wiederholt den Tipp, es einmal mit der literarischen Vorlage des chinesischen Autors Cixin Liu zu versuchen. Das habe ich nun getan. Die drei Sonnen ist der erste Teil der Trisolaris-Triologie und entspricht ungefähr der ersten Staffel der Serie. Und um es kurz auf den Punkt zu bringen: Der Roman gefiel mir tatsächlich besser.

Die drei Sonnen will das ganz große Rad drehen, Bescheidenheit ist keine Option. Es geht um nicht weniger als das Schicksal der Menschheit, die ganze Welt ist bedroht. Das ganze Ausmaß wird jedoch erst Schritt für Schritt entblättert, es gibt einige überraschende Wendungen. Wir folgen dazu der Geschichte in der Gegenwart, in der Vergangenheit und in einem virtuellen Spiel. Und im Gegensatz zur Serie werden die Zusammenhänge hier sehr viel klarer dargestellt und die Übergabe zwischen den Ebenen ist harmonischer. Besonders der Virtual Reality Ausflug profitiert davon ungemein. Der chinesische Blickwinkel ist eine erfrischende Abwechslung zu den US-zentrierten Katastrophenfilmen Hollywoods. Der Autor bemüht sich, dem Sciene Part von Sciene Fiction gerecht zu werden und vermittelt viele physikalische und theoretische Konzepte. Das ist streckenweise vielleicht etwas zu viel und tendiert – da ich die Genauigkeit dahinter schwer beurteilen kann – etwas in Richtung des aus Star Trek bekannten Technobabbles. Jedoch trägt es viel zur Atmosphäre bei und fühlt sich wie eine Wertschätzung der Mitlesenden an. Dagegen bleiben die Figuren etwas blass und klischeebehaftet in ihrem Verhalten und in ihren Motivationen. Sie sind letztlich nur Mittel zum Zweck, um die Geschichte voranzubringen.

Fazit: Der gelungene Auftakt zu einer epischen Geschichte, der sich manchmal nur etwas zu sehr im Physik-Blabla verheddert, und die Figuren der Geschichte unterordnet.

Oktoberfest 1905 (Staffel 2, 4 Folgen, Deutschland, Das Erste) – 7 von 10

Die erste Staffel (7/10) war damals eine positive Überraschung und eine hochwertige Dramaserie von den öffentlich-rechtlichen. Fünf Jahre später versucht nun die zweite Staffel daran anzuschließen und schafft das auch so halbwegs gut. Die familiären Spannungen zwischen Curt (Mišel Matičević) und Roman Prank (Klaus Steinbacher) um die Vorherschaft in ihrer Brauerei nehmen kurz vor der Oktoberfest wieder zu. Der Investor Mertz (Rainer Bock) heizt den Konflikt mit seinem Geld noch kräftig an. Außerdem kehrt Colina Kandl (Brigitte Hobmeier) nach ihrer Haftstrafe als Sängerin zurück und versucht sich im verruchten Glockenbachviertel. Auch diese Staffel ist wieder stark inszeniert und braucht sich vor den Serien aus den USA nicht zu verstecken. Natürlich ist das überspitzt geschrieben und lässt den Hauptfiguren wenig Platz für die schönen Seiten des Lebens, weil es immer nur um Intrige, Kampf und das liebe Geld geht. Es wird sehr viel in die wenigen Folgen hinein gepackt, ein oder zwei Episoden mehr hätten der Staffel nicht geschadet. Aber kaum schreibe ich das, muss ich gleich hinterherschicken: Gleichzeitig war die letzte Folge auch die schwächste und fühlte sich fast wie ein Anhängsel an, um die letzten Storylines noch ins Ziel zu bekommen. Die große, dramatische Auseinandersetzung erwartet uns nämlich bereits in der vorletzten Folge. Wie die erste Staffel versucht sich auch die Fortsetzung daran, neben der Welt der Geschäftsleute auch die Münchener Kunstszene der damaligen Zeit zu beleuchten. War es in der ersten Staffel noch Schwabing, was ins Blickfeld geriet, sind wir nun im Glockenbach, genauer gesagt in der Deutschen Eiche angelangt. Auch das hätte gerne noch etwas ausführlicher gezeigt werden dürfen, so ging es auch dort sehr hoppladihopp vor und eine Szene erinnert sogar stark an Babylon Berlin, ohne dessen Klasse ganz zu erreichen. So ist es unterm Strich wieder eine gute Staffel geworden, die aber über einige verschenkte Möglichkeiten stolpert.

Roter Himmel (Regie: Christian Petzold, Deutschland, 2023, Arte) – 7 von 10

Eine Gruppe von Freunden und Bekannten (Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel und Enno Trebs) in einem Ferienhaus an der Ostsee, wo die Emotionen hochkochen, als der ausgetrocknete Wald um sie herum Feuer fängt. Man kann dem Film einiges vorwerfen: Es passiert wenig, der Aspekt des Waldbrandes spielt lange fast keine Rolle und hindert die Figuren kaum in ihrer Entfaltung, die Hälfte dieser Figuren bleibt recht blass und wenn dann mal eine fünfte Figur (Matthias Brandt) mit ins Spiel kommt, um die Gruppendynamik noch einmal etwas durchzumischen, wirkt das recht konstruiert. Aber: Ich fühlte mich gut unterhalten, fand Leon (Schubert) als Autor, der im echten Leben nie die richtigen Worte findet, durchaus gelungen und Nadja (Beer) als zu ihm gegensätzliche Person auch stark. Kurzweilige 100 Minuten und darum geht es ja.

Shining (Regie: Stanley Kubrick, UK, 1980, Warner TV Film) – 8 von 10

Jack Torrance (Jack Nicholson) wird mit seiner Familie (Shelley Duvall und Danny Lloyd) als Hausverwalter eines über den Winter geschlossenen Hotels in den Bergen eingesetzt. Alleine im Hotel scheinen sie langsam dem Wahnsinn zu verfallen. Der Film ist voller ikonischer Szenerien und Einstellungen. Ich habe ihn das erste Mal gesehen, aber trotzdem kam mir einiges bekannt vor, weil man so viel schon in anderen Zusammenhängen gesehen hatte. Das Hotel ist eine prächtige und surreale Kulisse, David Lynch hätte seine Freude daran gehabt. Und vor allem die zweite Hälfte des Films ist ungeheur spannend inszeniert. Es war der Film, welcher der Steadicam zu ihrem Durchbruch verhalf und die uns hier hinter den Figuren durch das Hotel schweben lässt. Stephen King, der Autor der Romanvorlage war jedoch nicht so begeistert von dieser Verfilmung, ihm war die Präsenz des wahnsinnigen Nicholson zu stark. Und ja, auch ohne die Vorlage zu kennen, kann man das nachvollziehen. Denn letztlich hält der Film vieles im Ungewissen – liegen die Ereignisse an dem unheimlichen Hotel selbst oder verlieren die Figuren einfach den Verstand? Was ist mit der seltsamen Begabung des Jungen? Wenn es alles sein kann, verwässern die vielen Aspekte vielleicht etwas den Schrecken.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 7 von 7 Liga-Spielen = 100%. (Saison 2024/25: 85%)

Gegen den Tabellenletzten vom 1. FC Magdeburg gab es zu Hause einen knappen 1:0 Erfolg. Chancen gab es in den 90 Minuten zuvor auf beiden Seiten und hätten die Gäste mehr daraus gemacht, würden sie in der Tabelle auch nicht ganz hinten stehen. So war es ein Freistoß von Wanitzek in der 84. Minute, den Kobald per Kopf in die Maschen wuchtete und das Spiel entschied. Der KSC behält damit seine weiße Heimweste.

Young Rebel Set (UK) – München, Ampere

Wer hätte das gedacht, dass ich Young Rebel Set noch einmal live sehen kann? Das letzte Mal war vor fast genau zwölf Jahren an gleicher Stelle, dem schönen Ampere. Und was ist seit dem alles passiert? Zunächste verkündete die Band eine Pause, Sänger Matthew Chipchase ging auf Solotour und verstarb einige Jahre später. Es sah alles danach aus, als wäre die Geschichte dieser Band zu Ende erzählt. Doch dann wurde nach vielen Jahren Pause eine neue Tour angekündigt und Tom Blackwell als neuer Sänger vorgestellt. Und nun waren wir alle zusammen wieder hier und Band und Publikum strahlten vor Freude um die Wette.

Sobald die ersten Töne erklangen (von Anchorage, einem neuen Song) war klar, dass hier wird eine sichere Sache. Früher habe ich die Band rauf und runter gehört und jetzt wusste ich auch wieder warum. Harmonische Gitarrensongs mit Leidenschaft und Können hervor gebracht, Songs in die man hinein fallen möchte, weil sie so wohlig weich sind und mit Charakter. Wie das Lieblings-Handtuch nach dem Duschen. Sie spielten sich durch den Ouput ihrer frühen Sachen und erinnerten damit daran, welche tollen Songs sie hatten. Diesen noch und den und ach ja, den gab es ja auch noch! Lion’s Mouth, Walk On, Berlin Nights, Another Time Another Place, Unforgiven, man könnte noch viel mehr aufzählen. In der Zugabe dann noch If I Was und Measure of a Man. Neu-Sänger Blackwell fügte sich sehr harmonisch ein, als wäre er schon ewig dabei, und überließ den alten Band-Mitgliedern sehr taktvoll die Kommunikation mit dem Publikum. Das Konzert hätte ewig so weitergehen dürfen, es war ein wirklich fantastischer und entspannter Abend.

Für euch gibt es noch eine (recht ruhige) Studioaufnahme von If I Was in der aktuellen Besetzung.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

2 Kommentare

  • bullion

    Ich befürchte bei den kommenden Büchern der „Three-Body Problem“-Reihe wird es nicht weniger mit Physik-Blabla und die Figuren wechseln noch bunter durch. Aber weiterhin sehr lohnenswert, finde ich.

    Was „Shining“ angeht, hast du mal den Nachfolger „Doctor Sleep“ gesehen? Da soll wohl vieles aufgeklärt werden.

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