Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 36/2025: In die Sonne schauen, Extraordinary, The Thursday Murder Club und Miles Kane

Happy Sunday!

Es ist mal wieder eine dieser Wochen, in denen mir keine gute Einleitung gelingen will. Nicht einmal eine halbgute. Deshalb bleiben wir rein auf der faktischen Ebene: Im medialen Wochenrückblick gibt es dieses Mal den deutschen Vorschlag für die nächste Oscar-Verleihung, die erste Staffel einer britischen Dramedy, einen familientauglichen Krimi und neue Musik eines Künstlers, der in der Vergangenheit auf dieser Seite bereits für das Album des Jahres ausgezeichnet wurde. Und damit das alles nicht zu stressig wird, beginnen wir mit dem Bild eines Baumes.

Bei einem kleinen Spaziergang zur Blutenburg am vergangenen Wochenende entdeckte ich diesen Baum an der Würm. Und mit dieser Markierung musste er nun einmal zwangsläufig auf meiner kleine Seite landen.

Extraordinary (Staffel 1, 8 Folgen, UK, ZDFneo) – 8 von 10

Während alle anderen bereits ihre Superkräfte entdeckt haben, sind sie bei der 25jährigen Jen (Máiréad Tyers) immer noch nicht zum Vorschein gekommen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Carrie (Sofia Oxenham) und deren Langzeitfreund Kash (Bilal Hasna) versucht sie, die Entwicklung dieser Superkraft zu erzwingen. Junge Menschen auf der Suche nach sich selbst ist immer wieder ein guter Aufhänger für eine Serie, die Verknüpfung mit der Suche nach den eigenen Superkräften funktioniert sehr gut. Die Bandbreite der außergewöhnlichen Fähigkeiten bei den Figuren, mit denen Jen in Berührung kommt, ist groß und fantasievoll. Besonders der Auftakt der Staffel ist gelungen und macht Spaß, das unverkrampfte Miteinander sorgt für eine vertraute Atmosphäre. Zwischendrin hängen die Folgen vielleicht etwas durch und es wird manchmal arg platt. Aber das Staffelfinale versöhnt wieder und unterstreicht den Eindruck, dass man hier eine kleine, sympathische Serie gesehen hat.

In die Sonne schauen (Regie: Mascha Schilinksi, Deutschland) – 8 von 10

Als ich vor einigen Wochen im Kino war, sah ich einen Trailer für In die Sonne schauen. Von dem Film hatte ich vorher nichts gehört, aber der Trailer war tatsächlich wahnsinnig gut (aber ich bin mir nicht sicher, ob es auch der hier eingebettete war) – tolle Bildsprache, sehr atmosphärisch und irgendwie geheimnisvoll. Ich hatte jedoch keine Ahnung, was genau die Handlung sein sollte.

Der Film spielt auf einem Hof in der Altmark und zeigt dort über einen Zeitraum von ca. 100 Jahren episodenhaft das Schicksal von vier verschiedenen jungen Frauen, die sich jeweils mit den marteriellen und gesellschaftlichen Einschränkungen ihrer Zeit auseinander setzen müssen – und auch der Tod ist immer wieder ein Thema. Den größten Raum nehmen dabei die Geschichte von Alma (Hanna Heckl) kurz vor dem ersten Weltkrieg ein, sowie die Geschichte der lebenshungrigen Angelika (Lena Urzendowsky) zur DDR-Zeit ein. Die vier Schicksale sind prinzipiell nur schwach miteinander verknüpft und würden auch alleinstehend funktionieren, manches scheint sich aber doch zu wiederholen. Und wie es der Trailer versprach, ist der Film vor allem atmosphärisch sehr stark und wirkt optisch so, wie man es von alten Bildern aus diesen Zeit gewohnt ist. Erst gegen Ende scheint eine moderne Kamera auf das alte Geschehen zu blicken. Die Kamera fährt so ruhig und geisterhaft durch das Haus und den Hof, dass es in seiner Wirkung an manchen ruhigen Gruselfilm erinnert. Und gruselig sind in der Tat oft die Rollen der jungen Frauen, die ihnen in den jeweiligen Epochen zugedacht sind. Das ist die Klammer für die vier Erzählstränge. Vordergründig scheint gar nicht so viel zu passieren, es sind oft alltägliche Blicke in das Leben, das neben mancher Freude auch viel Trauer und Einschränkung bedeutet. Je mehr man den Film jedoch sacken lässt, um so klarer werden die wiederkehrenden Elemente, wodurch der Film noch einmal nachträglich gewinnt. Übertrieben fand ich dagegen den Einsatz von Off-Kommentaren, die auf Dauer etwas ins altkluge und übertrieben philosophische verfallen. Und manches hätte gerne noch klarer sein dürfen, so kommt der Hintergrund der 1940er Episode gar nicht so richtig rüber.

Im besten Fall gewinnen episodenhafte Film durch die vielen verschiedenen Facetten – das ist Schilinski hier eindrucksvoll gelungen. Kein Film für jeden. Es ist ein ästhetischer Film, auf den man sich einlassen muss.

The Thursday Murder Club (Regie: Chris Columbus, USA/UK, 2025, Netflix) – 6 von 10

Vier Senioren (Helen Mirren, Pierce Brosnan, Ben Kingsley und Celia Imrie) treffen sich immer donnerstags, um alte Kriminalfälle zu lösen, als ihnen ein aktueller Mord dazwischen kommt: Einer der Anteilseigner ihrer Seniorenresidenz wird tot aufgefunden. Hat der zweite Mitbesitzer Ian (David Tennant) etwas damit zu tun? Der unaufgeregte Krimi legt ein entspanntes Tempo vor und liefert einen Kriminalfall, der sehr klassisch gelöst wird – mit Hinweisen und Verdächtigen, die nach und nach angegangen werden. Die Auflösung am Ende ist etwas wild, aber funktioniert. Trotzdem wirkt alles recht bemüht – sowohl was den Aufbau des Falls angeht, als auch der Versuch, die vier Senioren als schrullige Ermittler zu präsentieren. Letzteres funktioniert für mich jeden noch nicht so richtig, dafür sind sie dann doch zu harmlos und dafür fehlt irgendwo auch der Witz. An die Knives Out Filme kommt er in keinem Fall heran. Ob der Film der Beginn einer Spielfilm-Reihe werden wird, das wird sich zeigen.

  • Statistik August: Im vergangenen Monat gingen die Abrufzahlen noch einmal aufwärts: Seit Mai 2024 war es der zweitstärkste Monat sowohl bei der Anzahl der Seitenabrufe, als auch bei den Besuchern. Wenn die Abrufe in den nächsten Monaten halbwegs so weiter gehen, könnte es das stärkste Jahr aller Zeiten werden. Die Seite wird weiterhin bei Google sehr stark ausgespielt, in diesem Sinne war es ein neuer Rekordmonat. Es war so stark, dass es auch die immer noch schwache CTR von 1,0% ausgleichen konnte (zu Beginn des Jahres war der Wert noch doppelt so hoch). Alleine der Artikel zur Musik bei Ina’s Nacht wurde mehr als 42k mal von Google vorgeschlagen und wurde so das zweite Mal in Folge der meistgeklickte Artikel des Monats. Auf Platz 2 landete der Beitrag zum Song Crimson and CloverErwähneswert noch, dass auf Platz 3 ein relativ aktueller Beitrag landete: Oasis is doing the Poznan profitierte von einer mit 5,1% sehr guten CTR bei Google und ist mittlerweile der erfolgreichste Artikel des bisherigen Jahres.
  • Junge Leute wissen teilweise gar nicht, wie das Medium funktioniert: Die FAZ mit einem Interview mit zwei Besitzern eines Postkartenladens in Wien.

Wenn man sich Musik-Videos von Miles Kane anschaut und sie mit seiner Bedeutung für die aktuelle Rock-Musik vergleicht, dann kommt man leicht zu dem Schluß: Er ist sich selbst sein größter Fan. Und er macht und tut auch vieles dafür, um sich selbst als Rock-Star mit allen Klischees zu inszenieren. Trotz allem ist es aber auch so, dass ich ihn ganz gerne höre und immerhin hatte er mit One Man Band auch mein Album des Jahres 2023 abgeliefert. Nun kündigt sich der Nachfolger an und eine der Vorab-Songs – Electric Flower – gefällt mir erneut recht gut.

Das war es für heute. Wollen wir doch mal schauen, was die DfB-Jungs jetzt heute Abend noch auf den Platz bringen. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

Ein Kommentar

  • bullion

    Schön, dass sich deine Zahlen weiterhin positiv entwickeln! 🙂
    Bei mir ist das auch so und dürfte wohl das erfolgreichste Jahr seit 2010 werden. Verrückt. Die zurückgehende CTR könnte an den AI Overviews liegen, bei denen die Impressions vermutlich auch mitgezählt werden. Muss mich da für den Jahresrückblick mal reinfuchsen.

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