Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 34/2025: Hundert Jahre Einsamkeit, Heretic, Greet Death und Megalopolis

Happy Sunday und ohne Untertreibung gleich zu Beginn die Ankündigung: Heute wird es episch!

Im Programm ist die Serien-Adaption eines großen, literarischen Meisterwerkes, sowie die große Vision eines der legendärsten Regisseure aller Zeiten. Dazu ein kleiner Film über eine Figur mit epischen Überlegungen zu Gott und die Welt. Um danach wieder etwas runter zu kommen, gibt es abschließend etwas Musik aus den US und A.

Viel Spaß!

Hundert Jahre Einsamkeit (Staffel 1, 8 Folgen, Kolumbien, Netflix) – 9 von 10

Den gleichnamigen Roman von Gabriel García Márquez mochte ich sehr. Damit stehe ich nicht alleine da, Hundert Jahre Einsamkeit landet regelmäßig in den Listen der wichtigsten und besten Romanen aller Zeiten. Das Buch wurde weltweit mehr als 30 Millionen mal verkauft und gehört zum Kulturerbe Kolumbiens. Bisher gab es noch keine Verfilmung der epischen Geschichte über das Dorf Macondo und der Familie Buendía. Erstmals hat sich nun diese kolumbianische Produktion dem Roman angenommen. Ein äußerst ambitioniertes Projekt, welches eigentlich nur scheitern kann. Oder etwa doch nicht? Zugegeben, bei mir ist es nun vierzehn Jahre her, seit ich den Roman gelesen habe. Die Detailtiefe kann ich daher nur noch schlecht vergleichen und das wäre oft sowieso der falsche Maßstab. Anderes Medium, andere Gesetze. Aber meine Güte, wie grandios ist denn bitte diese Adaption?

Das fängt schon bei der Kulisse an. Macondo wurde quer durch seine Entwicklungsstadien wunderschön natürlich umgesetzt, im Mittelpunkt vor allem das Haus der Buendías. Und in diesem Dorf kommen die Stärken der Romanvorlage voll zur Geltung, dank des seriellen Erzählens: Das Buch war bereits sehr episodenhaft erzählt, das wurde in den ersten acht Episoden wunderbar umgesetzt. Jede Folge ist anders. Es ist die Geschichte Südamerikas herunter gebrochen auf ein kleines, verstecktes Dorf in Kolumbien. Und sind die ersten Episoden noch große Dramen, kommt durch die Revolution auch immer mehr Action in die Serie. Und wenn dann in der vorletzten Folge das halbe Dorf unter Beschuß steht, stand mir wortwörtlich der Mund offen. Wer in der Vorlage mit den verschiedenen Figuren und deren Zusammengehörigkeit überfordert war, der darf nun aufatmen. In der visuellen Umsetzung werden die Verpflechtungen über die Jahrzehnte hinweg tatsächlich sehr viel klarer. Der Erzähler tut sein übriges, um die Geschichte zusammen zu halten. Hundert Jahre Einsamkeit gilt als eines der bedeutensten Werke des magischen Realismus. Während sich diese Eigenheiten des Genres im Roman harmonisch in die Geschichte einfügen, bleibt man in der visuellen Umsetzung doch eher irritiert daran hängen. Wer z.B. nicht darauf vorbereitet ist, dass der Familienvater José Arcadio (Diego Vásquez) jahrelang an einem Baum gefesselt lebt, eine mysteriöse Schlafkrankheit das Dorf heimsucht oder einige andere, fantastische Dinge passieren, der könnte davon zumindest verwundert sein. Denn eine akurate Historienserie ist es nun einmal einfach nicht.

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf den zweiten Teil der Serie, die bereits in Arbeit ist, aber noch kein Veröffentlichungsdatum hat.

Heretic (Regie: Scott Beck & Bryan Woods, USA, 2024, Sky Cinema) – 8 von 10

Sachen gibt’s. Nicht nur, dass das Regie-Duo Scott Beck und Bryan Woods mit 65 (7/10) den letzten Film gemacht hat, den ich in der vergangenen Woche gesehen habe, sondern sie schrieben auch noch das Buch zu A Quiet Place (8/10), den ich ja ebenfalls erst vor ein paar Monaten gesehen habe. Als hätte ich eine Art Werkschau geplant – tatsächlich ist es aber einfach nur Zufall. Ist es auch ein Zufall, dass die beiden jungen Missionarinnen Barnes (Sophie Thatcher, letzmalig gesehen in Companion (8/10) im Juli) und Paxton (Chloe East) an einem ungemütlichen Abend an dem Haus von Mr. Reed (Hugh Grant) klopfen? Denn dieser Mr. Reed scheint nur oberflächlich nett zu sein, in Wahrheit ist er es aber, der versucht, die beiden jungen Damen zu missionieren. Der Film ist ein spannendes Kammerspiel, dass vor allem in der ersten Hälfte durch die ausufernden Monologe von Grant sehr gut funktioniert. Man merkt, dass er Barnes und Paxton vorführt und dass ist äußerst unangenehm zu sehen, denn die beiden sind unsere Anker für den gesamten Film. Die zweite Hälfte macht aus dem theoretischen Konstrukt eine konkrete Gefahr für die beiden und spätestens hier zieht der Horror in den Film ein. Aber: Hier verheddert sich die Story etwas, da sind zu viele Schachzüge im Voraus geplant worden, als das ich es noch glauben könnte. Der unheimlichen Atmosphäre tut das jedoch keinen Abbruch.

Megalopolis (Regie: Francis Ford Coppola, USA, 2024, Netflix) – 4 von 10

Was genau habe ich hier eigentlich gesehen? Okay, natürlich – Adam Driver als Architekt in einer sanften Science-Fiction Version von New York, in welcher die Dekadenz des alten Roms gelebt wird – aber ernsthaft, was war das? Okay, es ist ein Herzensprojekt der Regie-Legende Francis Ford Coppola, der über Jahrzehnte hinweg daran gearbeitet hat, seine Idee zu verfilmen. Aber es funktioniert leider überhaupt nicht. Die Geschichte ist wirr und gönnt sich Aspekte, die optisch eine nette Spielerei sind, aber inhatlich überhaupt keine Bedeutung haben. Der Architekt kann zum Beispiel die Zeit anhalten – aber warum und was er macht daraus? Die gezeigte Welt wird auf dem Schirm einfach nicht lebendig, denn die Schauspielenden führen ihre Texte zu theaterhaft auf und die Spezialeffekte wirken zu künstlich und wie aus der Zeit gefallen. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass Coppola selbst mit diesem Ergebnis glücklich ist. Schade, dass sein Mut nicht belohnt wurde, einen Film mit diesem monumentalem Anspruch auf die Leinwand zu bringen.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 3 von 3 Liga-Spielen = 100%. (Saison 2024/25: 85%)

Gegen Eintracht Braunschweig gab es den zweiten Heimsieg im zweiten Heimspiel und in der Liga das zweite Spiel in Folge ohne Gegentor. 2:0 gewonnen, der Saisonstart ist damit offiziell geglückt. Der KSC erneut von Beginn an sehr stark und zwingend, Neuzugang Simic brachte das Team mit seinem ersten Treffer in Führung. Danach kamen die Gäste zu ihren Chancen und hatten etwas Pech, dass sie beim vermeintlichen Ausgleichstreffer hauchzart im Abseits standen. In der 57. Minuten spielte der KSC einen Freistoß zu schnell für den Gegner und für die TV-Regie aus und Schleusener erzielte den zweiten Treffer für das Heimteam. Spätestens ab da hatten sie das Spiel fest im Griff und brachten den Sieg souverän über die Zeit.

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  • Die alte Schule: Der Blog Absolut Ehrlich war wieder auf einem Lost Place unterwegs und hat eine alte, verlassene Schule besucht.

Lust auf musikalischen Herbst? Der Sond der Band Greet Death aus Michigan, USA, liefert nämlich genau das. Schwermütige Gitarren, wenn von draußen der Regen gegen die Fensterscheibe prasselt. Ihr neues Album Die In Love bietet genau das in Überfluß. Der Song Contry Girl ist dafür nur ein Beispiel.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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