
KW 32/2025: Sonne und Beton, Space Cowboys, The Narrow Road to the Deep North, Mola und das Kicker Sonderheft
Happy Sunday!
Was sind wir schon ohne Traditionen? Ich zum Beispiel habe mir vergangenes Wochenende, als ich am Frankfurt Hauptbahnhof etwas warten musste, dass klassische Kicker Sonderheft zur neuen Bundesliga-Saison gekauft. Und danach war ich mittlerweile fast schon traditionell wieder davon enttäuscht. Dass nur ausgewiesene Experten und -innen die Cover der verschiedenen Jahrgänge unterscheiden können, daran hat man sich ja längst gewohnt. Roter Hintergrund, Meisterschale drauf und der Hinweis auf die Stecktabelle muss reichen. Immerhin teasert man in diesem Jahr zusätzlich eine Story zum Thema Tradition an – schließlich sind der HSV und der 1. FC Köln zurück in der Bundesliga – das ist schon Innovation genug.
Im Heft ist der Aufbau altbekant: Ein großes Interviews zur Lage der Fußball-Nation (in diesem Jahr mit Oliver Kahn), danach werden alle Vereine der ersten drei Ligen abgehandelt, mit abnehmendem Platz, je niedriger die Liga ist. Zu vielen der ganz großen Teams gibt es noch gar kein offizielles Teamfoto, bei den anderen werden die Einschränkungen immer größer, dadurch, dass die Transferaktivitäten immer später stattfinden. Der einführende Artikel zur zweiten Liga ist nicht mehr als eine Vertextung von Statistiken, die Team-Portraits gehen oft nicht viel tiefer als nur über neue Spieler und über die Taktik zu sprechen. Wer sind denn nun die Favoriten auf den Aufstieg? Welche Teams könnten überraschen – all das wird bestenfalls angedeutet. Da schafft es die Konkurrenz der 11Freunde deutlich besser, einem einen Verein näher zu bringen. Auch die Frauen-Bundesliga findet mittlerweile ihren Platz – aber nur im letzten Eck und mit einer Auflistung der Kader. So kann man es genau so gut auch lassen, denn wenn schon, dann muss man es richtig machen.
Hatte ich in meiner Jugendzeit das Kicker Sonderheft noch fast jede Woche in der Hand, wird nun auch dieses Heft vermutlich schnell Staub ansetzen. Und archiviert, so wie frühe, wird es auch nicht werden. Die Antwort auf die ewig verfügbaren Informationen aus dem Internet hat das Heft immer noch nicht gefunden. Schade, denn im Netz selbst ist der kicker ja durchaus innovativ unterwegs.
Endlich ist es wieder ein richtiger Sommer! Sonnig, warm und nicht zu heiß – so muss es sein. Am Freitag machte ich im Home Office pünktlichst Feierabend, eilte zur S-Bahn und fuhr raus nach Herrsching am Ammersee. Dort fand der Nachtmarkt statt – auch schon tagsüber. Kühles Bier direkt am See, dazu eine Kleinigkeit essen (die schlecht fotografierte Dönerbox ist mit seiner Pappe nicht stellvertretend für die sonst verpackungsarmen Speisen) – so kann man doch mal abschalten.
The Narrow Road to the Deep North (Staffel 1, 5 Folgen, Australien, Sky on Demand) – 7 von 10
Der Sanitätsoffizier Dorrigo Evans (Jacob Elordi) wird von den Japanern während des Zweiten Weltkrieges in einem Kriegsgefangenenlager interniert. Unter schwierigen Bedingungen versucht er, seine Kameraden zu retten. Und meine Güte, diesen Szenen aus der Kriegsgefangenschaft sind wahrlich nur schwer auszuhalten. Halb abgemagerten Männern dabei zu zuschauen, wie sie im tiefsten Dschungel unter schlimmsten Bedingungen die Arbeiten an einer Eisenbahnstrecke verrichten, das macht mehr als betroffen und ist in seiner Intensität bemerkenswert. Allerdings ist dies nicht die einzige Storyline der Serie. Parallel wird außerdem von Dorrigos Zeit vor dem Krieg erzählt, als er sich in Amy (Odessa Young), der Frau seines Onkels verliebt. Und als drittes noch, wie er Jahrzehnte später als älterer Mann (Ciarán Hinds) und mittlerweile gefeierter Chirurg in seiner Heimat zurecht kommt. Leider erreichen diese beiden anderen Storys nie die Intensität der Erzählung aus der Kriegsgefangenschaft. Einerseits ganz gut, geben sie einem doch auch mal etwas Luft zum durchatmen. Andererseits nehmen sie dadurch aber auch den Fluß aus der Geschichte heraus. Mir waren die Erzählstränge zu schwach miteinander verknüpf. Das es anders geht, beweist die Serie immer dann, wenn Dorrigo als altem Mann Bilder aus der Kriegsgefangenenschaft erscheinen. Leider wird dieses Stilmittel aber viel zu selten benutzt. So ist die Miniserie insgesamt etwas schwächer ist als die Summe seiner Teile.
Sonne und Beton (Regie: David Wnendt, Deutschland, 2023, RTL) – 8 von 10
Der jugendliche Lukas (Levy Rico Arcos) und seine drei Freunde (Vincent Wiemer, Rafael Luis Klein-Hessling und Aaron Maldonado Morales) brechen in ihre Schule in Berlin-Gropiusstadt ein, in der Hoffnung, mit den dort gestohlenen Computern ihre Geldprobleme lösen zu können. Ziemlich schwere Kost ist der auf dem Roman von Felix Lobrecht beruhende Coming-of-Age Film. Besonders die harte Eingangssequenz zehrt ganz schön an den Nerven. Aber auch danach bleibt es ein schonungsloser Blick auf das Leben in Berliner Problembezirken, der aber neben der ganzen Tragik und der physischen und psychischen Brutalität auch immer Luft für ruhige Hoffnungsschimmer läßt. Der Film lebt von der lebensnahen Darstellung der Jungschauspieler. Geschenkt, dass das in seiner ganzen gefühlten Authentizität vermutlich doch etwas arg zugespitzt ist, die zweite Hälfte vielleicht nicht mehr ganz die Intensität der ersten erreicht und das Ende etwas wilkürlich gesetzt erscheint. Starkes, deutsches Kino ist der Film aber auf jeden Fall!
Space Cowboys (Regie: Clint Eastwood, USA, 2000, RTL Zwei, Re-Watch) – 8 von 10
Als ein russischer Satelit auf die Erde zu stürzen droht, braucht es Frank (Clint Eastwood), um das zu verhindern, weil dort seine alte Technik verbaut ist. Als Unterstützung aktiviert er sein altes Team (Tommy Lee Jones, Donald Sutherland und James Garner), um mit ihnen ins All zu fliegen. Vermutlich habe ich den Film seit dem Kino nicht mehr gesehen (und ihn vermutlich auch leicht mit Armageddon verwechselt, weil ich die ganze Zeit auch noch auf Bruce Willis gewartet hatte), aber auch jetzt, ein Vierteljahrhundert (!) später, hat er mir noch gut gefallen. Er kommt mit weniger Special Effects aus, als gedacht, denn ein großer Teil des Films spielt auf der Erde und zeigt das Training der alten Haudegen. Die Situationskomik funktioniert hier immer noch ausgesprochen gut. Wenn es dann ins All geht, wird der Film eher zu einem Weltraum-Thriller und meistert das auch noch ziemlich gut. Es ist immer noch ein netter Film, der den Sieg der Individuen über die gesichtlose Technik und über festgefahrene Strukturen feiert.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 2 von 2 Liga-Spielen = 100%. (Saison 2024/25: 85%)
Mit gleicher Start-Aufstellung wie am vergangenen Spieltag erzielte der KSC auswärts bei Hertha BSC ein 0:0. Mit etwas mehr Abschlußglück von Kapitän Wanitzek wäre sogar noch etwas mehr drin gewesen. Aber auch so ist der Saisonstart geglückt, 4 Punkte nach den ersten beiden Spielen bedeuten Tabellenplatz 5 zu diesem frühen Zeitpunkt. Ich bleibe aber dabei, dass der Kader zu dünn ist. Selbst ohne nennenswerte Ausfälle blieben bei diesem Spiel zwei Plätze auf der Auswechselbank frei.
Seit dem Konzert von Wanda neulich hatte ich einen kleinen Ohrwurm von deren Vorband Mola aus München. In einem insgesamten netten Set ist mir besonders ihr Song Warmes Bier im Kopf geblieben. Und da man einen Ohrwurm am Besten los wird, in dem man ihn teilt, poste ich ihn jetzt hier für euch.
Buzz-Word des heutigen Beitrags ist offenbar: Intenstität.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
2 Kommentare
Queen All
Space Cowboys ist so ein Klassiker, bei dem man auch über die bekannten Szenen immer wieder lachen kann – charmant und sehr solide Unterhaltung. Schaue ich mir auch immer wieder gerne an und dann ist es aber auch nicht schlimm, wenn man mal vor der Kiste einpennt.
bullion
„Sonne und Beton“ fand ich auch hart und beeindruckend gut gespielt und inszeniert. Hat bei mir großen Eindruck hinterlassen. „Space Cowboys“ habe ich vor Jahren einmal gesehen und mochte den auch. Inzwischen kann ich mich jedoch kaum noch daran erinnern.