Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 27/2025: The Life of Chuck, Twisted Metal, Press Club, The Hives und das Vermächtnis des Grauens

Und wo warst du, als die Gallagher-Brüder das erste Mal nach sechszehn Jahren wieder zusammen als Oasis auf einer Bühne standen?

Ich weiß nicht, wie zeitlose die Frage sein wird, ob das in drei Monaten überhaupt noch jemanden interessiert. Am Freitag war das aber zumindest für mich das ganz große Thema. Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ich saß im Kino und sah einen Film des Münchener Filmfests. Danach bin ich in die Substanz zur Indie-Party am Freitag weitergefahren. Dort liefen zumindest mit Champagne Supernova und Don’t Look Back in Anger zwei Hits der Band und obwohl es an dem Sommerabend nicht besonders gut besucht war, war die Stimmung prächtig. Ich war um drei Uhr wieder zu Hause, so spät wie schon lange nicht mehr. Und kaum zu Hause, habe ich mich erst einmal durch die ganzen Clips vom Oasis-Konzert aus Cardiff gescrollt. Es war das meisterwartete Popkulturelle Ereignis des Jahrzehents – und offenbar haben sie nicht enttäuscht. Selige Stimmung und euphorischen Reaktionen überall. Eventuell wird man in Großbritannien Ostern demnächst am ersten Juli Wochenende feiern.

Was es sonst noch im medialen Wochenrückblick gibt: Einen Roman, eine Serie, einen Konzertbericht (nicht Oasis), einen Musiktipp und der oben schon angesprochene Kinobesuch. Viel Spaß!

Dank der langen Zugfahrt nach und von Hamburg am vergangenen Wochenende konnte ich einen weiteren Roman beenden. Damit steht der Zähler nach dem 1. Halbjahr auf sechs.

Simone Trojahn – Das Vermächtnis des Grauens (Deutschland, 2023) – 8 von 10

Klappentext: Ein Verbrechen, das an Grausamkeit und Perfidie nicht zu überbieten ist, erschüttert eine beschauliche bayerische Ortschaft: In einer kalten Aprilnacht greift eine unbescholtene Chirurgengattin und Mutter dreier Kinder zur Axt und tötet ihre halbe Familie, bevor sie sich selbst richtet. Was trieb die zierliche Mittvierzigerin zu dieser Wahnsinnstat? Diese Frage stellen sich nicht nur die Ermittler und die Öffentlichkeit, sondern auch die überlebenden Familienmitglieder. Für die sechzehnjährige Jasmin und den dreizehnjährigen Joshua ist eine Aufarbeitung der Horrortat ohne Wissen um das Motiv unmöglich. Auf der Suche nach Antworten müssen die schwer traumatisierten Jugendlichen jedoch nicht nur in die Fratze des Bösen, sondern auch hinter die Fassade ihrer eigenen Scheinwelt blicken und sich auf eine Reise in die Hölle begeben – mit ungewisser Wiederkehr.

Review: Huiuiui. Das war ganz schön heftig! Es ist kein Roman für Zartbesaitete, denn es geht hier ordentlich zur Sache. Und dass nicht in einer comic-haften Gewalt, sondern es wird wirklich deftig. Physchisch und psychisch. Die Grausamkeiten sind zu fühlen und nachzufühlen, Ekel und Mitleid halten sich die Waage. Kompliment an die Autorin Simone Trojahn, die diese Kunst auch wirklich beherrscht und es schafft, dass das Ganze nicht zu einem reinen Gewalt-Porno eskaliert. Neben der sprachlichen Qualität ist die Erzählung auch wirklich raffiniert aufgebaut, wechselt die Perspektiven und liefert so immer wieder überraschende Twists, die das vorherige in einem anderen Licht erstrahlen lassen. Das Böse sucht sich seinen Weg und taucht in der scheinbar heilen Familie von nebenan auf. Am Ende hat mir so ein Tick noch die Erklärung gefehlt, wie das Grauen Einzug in die Familie halten konnte, immerhin wurde das bei einer der falschen Fährten mal angedeutet. Und ich bin noch etwas skeptisch, ob die Geschichte länger im Kopf bleibt als nur für den Moment. Das wären dann aber auch der allergrößte Anspruch, den man an so einen Roman stellen könnte.

Fazit: Spannend und hart – heftige Unterhaltung für den Moment.

Twisted Metal (Staffel 1, 10 Folgen, USA, ZDF Mediathek) – 8 von 10

Als der Wortvogel neulich lobend über diese Serie schrieb war ich etwas überrascht, sie dann im Portfolio des ZDF wiederzufinden. Wer hätte gedacht, dass man auf dem Lerchenberg in eine trashige, amerikanische Fun-Horror-Serie investiert? Aber so ist es nun mal, ihre Aufgabe ist es ja, allen Zielgruppen etwas zu bieten und halleluja: Das hier bietet so einiges. In einer postapokalyptischen Welt fungiert John (Anthony Mackie) als Milchmann, der Waren zwischen den abgeschotteten Städten transportiert. Dabei trifft er auf Quiet (Stephanie Beatriz) – und Schicksal und Drehbuch stecken sie zusammen in ein Team. Sie treffen auf den Straßen auf verschiedenen Banden und Kriminelle, die ihnen das Leben schwer machen. Die Serie basiert auf einem gleichnamigen Videospiel, was der Liebe zu den Details anzumerken ist. Twisted Metal hat alles, was man von so einer Serie erwartet: Rasanz, schnelle Schlitten und flotte Sprüche, Starpower und hohe Blutwerte. Rückblicke geben den Figuren die notwendige Tiefe – aber keine Sorge, die Story ist nicht einmal knietief. Mehr ist es nicht, aber auch nicht weniger. Ähnlichkeiten zu Blood Drive (7/10) lassen sich nicht wegdiskutieren, aber das hier sieht deutlich hochwertiger aus und ist viel kompakter. Man kann dieser Serie nicht böse sein, sie will nur spielen.

The Life of Chuck (Regie: Mike Flanagan, USA) – 8 von 10

Der Film erzählt die Lebensgeschichte von Chuck Krantz (als Erwachsener gespielt von Tom Hiddleston) und zwar chronologisch rückwärts: Von seinem Tod bis zu seiner Kindheit, die er bei seinen Großeltern (Mark Hamill und Mia Sara) verbringen musste. Es ist eine Geschichte über ein alltägliches Leben, die Freuden darin und die Spuren, die es hinterlässt. Und obwohl es oft um den Tod und um andere Katastrophen geht, ist es ein schöner und optimistischer Wohlfühlfilm, der ebenfalls mit zwei starken Tanzsequenzen punkten kann, und immer nah bei seinen Figuren bleibt. Der erste Akt, der vor allem von Chiwetel Ejiofor und Karen Gillan getragen wird, wirkt zwar surreal und mysteriös, wird im Laufe der Spielzeit aber klarer. Der Film beruht auf einer Kurzgeschichte von Stephen King. Der Regisseur ist Mike Flanagan, der sich vor allem durch seine atmosphärischen Gruselserien Spuk in Hill House (9/10) und Midnight Mass (8/10) einen Namen gemacht hat. Atmospähre hat dieser Film auch, aber eine deutlich leichtere und angenehmere. Sein Händchen für sanften Horror kommt lediglich in einigen, wenigen Szenen zur Geltung. Für mich hätte der Film am Ende etwas klarer sein dürfen. Zwar ist die Verschachtelung durchaus gelungen, aber die schönste Verpackung hilft nicht, wenn man sie nur schwer aufbekommt. Da hilft auch der etwas zu ausufernde Einsatz der Erzählstimme von Nick Offerman nicht.

Press Club (Australien) – München, Strom

Konzerte von Press Club sind immer ein Ereignis. Zum Glück kommt die Band aus Australien mittlerweile regelmäßig nach München und spielt hier im Strom auf. Im Jahr 2019 gleich zweimal und wurden so damals zu meiner Live-Band des Jahres. Nach der kürzlichen Veröffentlichung ihres neuen Albums war es nun mal wieder an der Zeit. Allerdings stand das Konzert unter keinen guten Vorzeichen. Zum einen hatte Sängerin Natalie Foster mit Stimmproblemen zu kämpfen, weswegen der Auftritt am Vortag abgesagt werden musste. Zum anderen traten sie an dem bis dahin heißesten Tag des Jahres auf.

Und so wurde es auch vor allem: Heiß! Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, denn die Band lieferte wieder ab und auch Foster ließ sich nicht lumpen und war wie gewohnt der Mittelpunkt der Show mit ihrer explosiven Art und ihren Ausflügen ins Publikum. Und auch stimmlich hielt sie tapfer durch. Dass das Set eventuell etwas kürzer war als auf den vorheringen Auftritten, dafür hatte vermutlich jeder Verständnis (Setlist). Alte und neue Songs (wie To All The Ones That I Love oder No Pressure) wurden gleichermaßen im Publikum abgefeiert, am lebhaftesten wurde es aber natürlich bei ihren „klassischen“ Songs Headwreck und bei ihrem Hit Suburbia, welches das reguläre Set beschloß. Ein Ereignis!

Also ja, es ging heiß her in der Halle. Aber nein, das lag nicht nur an den Temperaturen.

  • Statistik Juni: Und wieder ist ein weiterer Monat vorbei. Für diese Seite war es der schwächste Monat des Jahres in Bezug auf Besucher, Seitenabrufe und Kommentare. Die Ausspielung auf Google waren stabil, während die CTR noch einmal zurück gegangen ist und im Juni nur noch bei 1,1% lag. Noch Anfang des Jahres war sie fast doppelt so hoch! Natürlich war der Beitrag zum Song Crimson and Clover auch im 13. Monat in Folge auf Platz 1 der Abrufe, der Eintrag zur Musik bei Inas Nacht aus 2024 konnte seinen zweiten Platz verteidigen. Dahinter folgten jedoch überraschenderweise zwei Teile meines Reiseberichts zu Belgien 2023.
  • Notiz an mich: In dem Zusammenhang: Ich sollte vielleicht mal meinen Beitrag zu Black Mirror einem Update unterziehen, damit er bei Google wieder besser rankt.
  • Nummer Neun: Der KSC hat eine neue Nummer 9! Roko Simic wird diese Rückennummer übernehmen. Der junge kroatische Stürmer wechselt von Cardiff City (das zweite Mal, dass ich heute Cardiff erwähnen muss!) ins Badische und kommt mit einigen Vorschußlorbeeren. Zunächst ist er nur für eine Saison ausgeliehen, der KSC konnte jedoch eine Kaufoption vereinbaren.
  • Bienvenidos a Andalucía: Über diese schöne Gegend berichtet Mirli, die dort einen wunderbaren Urlaub verbracht hat.
  • 7ème art: Steampunk-Filme: Eigentlich eher in die Literatur zu Hause, gibt es auch ein paar Filme aus dieser Genre-Nische. Miss Booleana stellt einige davon vor.
  • Nur 1440 Minuten täglich: Wie weit kann man die Selbstoptimierung noch optimieren? Hier ein paar Minuten und dort auch und schon ist der Tag voll, wie Queen All vorrechnet.

Vor  zwei Jahren glückten The Hives aus Schweden ein kleines Comeback. Zur rechten Zeit, ich hatte wieder Lust auf ihren Indierock und hatte viel Spaß mit ihren Live-Konzerten. Nun deutet sich bereits das nächste Album an, etwas zu schnell für meinen Geschmack. Immerhin ist die zweite Vorab-Single Paint A Picture aber dann doch wieder ganz gelungen. Ob sie mich zu ihrer Tour im Herbst treibt, steht aber noch in den Sternen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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