
Five Years Later: It Was the End of the World as We Knew It
Mittlerweile ist es bereits fünf Jahre her, seit wir alle einem Einschnitt historischen Ausmaßes in unser gewohntes Leben ausgesetzt waren. Ein Virus bahnte sich in kürzester Zeit seinen Weg um den gesamten Globus. Fünf Jahre – und je nach Lesart ist das schon oder erst vor fünf Jahren gewesen. Ist das wirklich schon fünf Jahre her, als diese Pandemie über uns herein brach? Gefühlt ist diese Zeit doch schon weit weg. Oder war das erst vor fünf Jahren? Immerhin sind viele Bilder davon noch sehr präsent in unseren Köpfen.
Anfang des Jahres 2020 rief die WHO eine internationale Notlage aufgrund von Corona aus und schon bald meldete München die ersten Infizierten. Noch konnte man sich nicht richtig vorstellen, was daraus entstehen würde und tat das Ganze fast als Spaß ab. Zwar stiegen im Februar die Zahlen leicht an, das Leben lief aber normal weiter. Ich verbrachte meinen Geburtstag auf einem Konzert von Liam Gallagher und unternahm eine Reise nach Hamburg. Als wir Ende des Monats auf einem ausverkauften Konzert von Wanda in der Olympiahalle waren, da scherzten wir noch, dass es so etwas so bald wohl nicht mehr geben würde. Wie recht wir hatten.
Denn im März war tatsächlich alles vorbei. Die Flugzeuge blieben am Boden, der Spielbetrieb in der Bundesliga wurde eingestellt und das Toilettenpapier wurde knapp. Am 16. März rief Markus Söder in Bayern den Katastrophenfall aus. An diesem Tag war ich am Mittag noch mit einer Freundin Burger essen, auf dem Rückweg entstand das folgende Foto und danach ging erst einmal nichts mehr.
Die Zahlen stiegen weiter kontinuerlich an, das öffentliche Leben stand still. Man durfte zwar raus, aber nicht auf den Parkbänken sitzen bleiben. Drinnen war quasi alles verboten. Es wurde über Maskenpflicht und Home Office diskutiert. Und während das Oktoberfest abgesagt wurde, begannen langsam bereits die ersten Diskussionen darüber, was der Staat eigentlich darf und was nicht.
Ich erinnere mich noch gut an einen Besuch des Münchener Marienplatzes zu dieser Zeit. Ich habe ihn niemals wieder so leer gesehen wie damals. Ich weiß noch, wie ich an der S-Bahn Station eine ältere Frau traf und wir uns entgeistert angesehen hatten, wie es denn so leer sein könne. Eine Freundin, die in der Altstadt wohnte, erzählte mir später, dass ihr Kind quasi auf dem Marienplatz Fahrrad fahren gelernt hat.
Ich nutzte die Zeit, um das Layout meines Blogs großflächig umzubauen. Durchaus mit Erfolg, die Abrufzahlen gingen danach sprunghaft nach oben. Verschiedene Künstler fingen an, Streaming-Konzerte zu geben, um ihre eigene, erzwungene Untätigkeit zu überwinden. Aus Langeweile erfand ich das Rock auf der Couch Festival als Beitragsreihe. Ich beende die Lesung von Krieg und Frieden. Für Pflegekräfte wurde geklatscht und aus den Restaurants das Essen nach Hause geschleppt, in einem selbstlosen Akt der Aufopferung zur Rettung der Gastronomieszene.
Im Mai war es wenigstens wieder möglich, sich vereinzelt mit Freunden zu treffen. Die Außen-Gastronomie war teilweise schon wieder offen, in der Bundesliga rollte erneut der Ball, und im Biergarten war es selten so entspannt wie zu dieser Zeit. Selbstgenähte Masken kamen auf, ich wurde von einer Freundin damit gut versorgt. Erst im folgenden Jahr wurden sie durch die professionellen Masken ersetzt. Die Anzahl der Neuinfektionen gingen daraufhin spürbar zurück. Im Juni konnte ich sogar ein paar Tage am Bodensee verbringen!
Überhaupt wurde es ein guter Sommer. Das lag zu einem nicht unwichtigen Teil am Wetter, was sein möglichstes zur Kompensation beitrug. Das von der Stadt München eiligst entwickelte Konzept des dezentralen Sommers in der Stadt, mit Fahrgeschäften und Food Ständen an verschiedenen Plätzen, um den Schaustellern ein paar zusätzliche Möglichkeiten zu geben, funktioniert gut und wurde dankbar angenommen. Selbst das Fantasy Filmfest wurde in nicht einmal halbleeren Kinos durchgeführt. Höhepunkt dann der Urlaub in Österreich (wo ich war, als ich die Zusage für meinen Job erhielt) und Italien, wo ich von Venedig sehr begeistert war, dass ohne die üblichen Touristenmassen sehr angenehm zu bereisen war.
Aber so sollte es nicht bleiben. Der Herbst kam und damit explodierten die Fallzahlen wieder. Ein Impfstoff war noch nicht in Sicht, dafür schossen die Test-Stationen aus dem Boden. Nach dem Urlaub machte ich meinen ersten Corona-Test auf der Theresienwiese, viele weitere sollten folgen (zunächst im Strom, wo ich früher immer zum feiern war, und schließlich gab es sie wirklich an jeder Ecke). Den neuen Job trat ich im Home Office an und so sollte es auch die nächsten Monate und Jahre bleiben. Es wurden Sperrstunden verhängt und die Gastronomie wieder dicht gemacht. An Weihnachten ging schließlich nichts mehr. Gefeiert wurde überall ruhig und nur im ganz kleinen Kreis.
Das neue Jahr startete genau so ruhig, vieles blieb auch 2021 noch geschlossen. Aus Langeweile startete ich mein Schreibprojekt und die NHL veranstaltete ihr traditionelles Winter Classic Game einfach irgendwo in der Natur. Wenigstens machten im März die Friseure wieder auf und sorgten für einen nie für möglich gehaltenen Ansturm. Im April wurde schließlich das erste Mal ein Impfstoff vorgestellt. Bis es aber allen zur Verfügung stehen würde, sollte es noch dauern.
Im Mai machte die Außengastro wieder auf, die Regeln dafür blieben aber unklar. Was darf man wann mit wem und mit Test oder ohne? Gefühlt gab es seit einem Jahr keine nachhaltigen Verbesserungen, im Gegenteil. 2021 war genau wie 2020 – nur mit Regen. Im Sommer konnte man langsam wieder ins Kino, beim Fantasy Filmfest sprach man allerdings von einer Auslastung des Saales von lediglich 20%. Dafür war die Aufregung groß, als die aus dem Vorjahr verlegte EM nun im Sommer 2021 startete, und das vor unverschämt großen Kulissen. Immerhin, die Infektionszahlen gingen trotzdem wieder deutlich nach unten.
Und dann war es im Juni endlich soweit: Ich erhielt meine erste Impfung gegen Corona. Ironischerweise im Büro, wo ich bis dahin noch keinen einzigen Tag vor Ort gearbeitet hatte. Die zweite Impfung folgte im August. Ab diesem Zeitpunkt war zwar noch nicht alles beim alten, ein Ende aber am Horizont erkennbar. Es sollte jedoch noch einige Monate dauern (eine vierte Welle traf uns noch im November 2021, eine Booster-Impfung war im Januar 2022 fällig – und selbst danach erschrak man sich noch bei den riesigen Fallzahlen, auch wenn diese Werte durch die Impfungen nicht mehr so eine Bedeutung hatten wie zu Beginn der Pandemie) bis auch die letzten Einschränkungen aus dieser Zeit fallen würden.
Dieser ganze Zeitraum hat sich tief ins Gedächtnis eingebrannt. Unzählige Bilder, die einem dazu in den Kopf kommen und viele „weißt du noch damals“- Geschichten. Es gibt eine Zeit vor und nach Corona, so wie es eine Zeit vor und nach dem Mauerfall oder vor und nach dem 11. September gibt. Die Diskussionskultur ist (spätestens) mit diesem Ereignis den Bach runter gegangen und daran haben vielerlei Seiten ihren Anteil. Den Entscheidenden von damals muss man zu Gute halten, dass sie es mangels Erfahrungswerten nicht besser wussten, aber es bestmöglich versucht haben. Gesellschaftlich zeigte sich letztlich, dass es zu viel war, nur auf Virulogen und -innen gehört und die gesellschaftlichen Konsequzen der Einschränkungen unterschätzt zu haben. Die Kritisierenden der Maßnahmen haben im Nachhinein in einigen Punkten Recht bekommen. Die Leugner der Krankheit haben sich radikalisiert und konnten später auch nicht immer wieder eingefangen werden. Die Polarisierung von damals hat sich fortgesetzt, das Internet hat selektive Wahrnehmungen verstärkt. Komplexeste Sachverhalte wurden von vielen Seiten auf kurze Tweets herunter gedampft. Ob man diese Entwicklung wieder drehen kann, wird sich in Zukunft zeigen müssen.
Wie habt ihr die traurige Corona-Zeit erlebt? Was ist davon bei euch hängen geblieben?
3 Kommentare
Sabine
Krass wie ewig weit weg sich das alles für mich anfühlt. Habe meinen neuen Job auch im Homeoffice gestartet, war schon eine verrückte Zeit. Ich habe sie aber zum Teil auch genossen, dass alles mal ein bisschen runterfährt. Erinnere mich aber gut, wie glücklich wir waren, als wir das erste Mal wieder essen gehen konnten und draußen auf der Terrasse beim Italiener saßen. Wie gut, dass es am Ende doch irgendwie eine Art „Übungs-Pandemie“ war, die tragischerweise auch viele Menschenleben gekostet oder schwer beeinträchtigt hat, aber ich glaube es hätte noch weitaus gefährlichere Pandemien geben können…. Hoffen wir, eine weitere bleibt uns in den nächsten Jahrzehnten erspart. Liebe Grüße, Sabine
Sari Kroschel
Immer wenn ich in Menschenmassen unterwegs bin muss ich daran denken, dass das vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Ich finde es krass, wie schnell alles wieder zur Normalität zurückgekehrt ist und gerade dieses Jahr mit den massiven Influenza Infektionen würde ich mir so manches aus der Zeit zurück wünschen. Die Menschen, oder sagen wir mal einige, haben etwas mehr Rücksicht aufeinander genommen.
Ich kann mich aber auch noch an das komische Gefühl erinnern, als wir das erste Mal Absperrband im Bus hatten, damit man nicht zum Fahrer vorne ging. Zu der Zeit fing ich mit dem Laufen an, weil das die einzige Möglichkeit war aktiv draußen zu sein….
Oh man…
bullion
Ja, es war eine einschneidende Zeit. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich es beschreiben soll: Erst vor 5 Jahren? Schon vor 5 Jahren? Mit Kindern im Haus war auch Home-Schooling angesagt, was noch einmal herausfordernd war. Die Tochter hat den Wechsel ans Gymnasium mitten in Corona vollzogen. Dennoch blicke ich auch fast schon nostalgisch auf diese Zeit zurück, denn Menschen (zumindest in meinem Umfeld) haben mehr Rücksicht genommen. Es gab gute Diskussionen rund um mentale Gesundheit, Home Office, 4-Tages-Woche usw. Und heute? Jeder rennt krank wieder in die Arbeit, die Wochenarbeitszeit soll am liebsten auf 60 Stunden hochgeschraubt werden und mentale Gesundheit? Die sind doch alle verrückt! Schade, dass die Menschheit diese Zäsur nicht als Chance begriffen hat, sondern sich, so mein Gefühl, nur die Extreme durchgesetzt haben.