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KW 06/2025: The Libertines, Nyad, Juror #2, Infiniti, Die Stinos und Der Glöckner von Notre-Dame
Happy Sunday!
In der neuen Welt der ganzen Streamer für Bewegtbildinhalte, für die man nicht mehr als eine App auf dem Fernseher oder dem Smartphone benötigt, mutet Sky mit seiner Hardware etwas anachronistisch an. Teil dieser Hardware ist eine Festplatte, mit der ich Inhalte aus dem Free- und Pay-TV aufnehmen kann. Diese nutze ich regelmäßig, aufgenommen ist der Weg zum Content kürzer als durch die Mediatheken – und wer weiß schon, wie lange die Sachen dort liegen? Die Mediathek von Sky selbst hängt überraschenderweise auch an dieser Festplatte, auch wenn die Inhalte dann gestreamt werden. Diese Festplatte ging mir nun Anfang der Woche kaputt, so dass ich über Sky erst einmal nur die linearen Sender nutzen konnte. Für Live-Sport genug, für alles andere nicht mehr ganz so auf der Höhe der Zeit. Immerhin, innerhalb von drei Tagen wurde mir eine neue Festplatte zugeschickt. Meine Aufnahmen waren damit zwar weg, was sich vor allem auf Filme, Dokumentationen und Unterhaltungsformate bezog, aber so ist es eine Art Neustart.
Der mediale Wochenrückblick ist auch so voll genug.
Als am Samstag das Wetter überraschend gut war, habe ich sehr spontan die S-Bahn nach Herrsching am Ammersee genommen und bin dort kurz am Seeufer entlang spaziert. Das ist immer wieder ein schöner, kleine Ausflug.
Victor Hugo – Der Glöckner von Notre-Dame (Frankreich, 1831) – 8 von 10
Klappentext: Im Mittelpunkt steht die detailreich geschilderte Kathedrale Notre-Dame de Paris. In ihr spielen die wichtigsten Teile der Romanhandlung, vor allem das Geschehen um die Gestalt des Quasimodo, des Glöckners von Notre-Dame. Hugo, den man wohl als den wichtigsten Schriftsteller der französischen Sprache bezeichnen kann, liefert ein reiches Porträt des spätmittelalterlichen Paris‘, mit bunt skizzierten Figuren und Orten, und bietet einen spannenden Einblick in die Geschehnisse der damaligen Zeit.
Review: Wenn ich mir einen der klassischen Romane der Literaturgeschichte herauspicke, habe ich oft nur eine ungefähre Vorstellung davon, was mich erwartet. So war es auch bei dem Glöckner von Notre-Dame von Victor Hugo, dem großen Fixpunkt in der französischen Literaturgeschichte. Mir jedenfalls war nicht klar, dass der Roman nicht in Hugos Gegenwart spielt, sondern im Mittelalter, was ihn zu einem Historienroman macht. Außerdem habe ich mich vom deutschen Titel blenden lassen. Der titelgebende Glöckner Quasimodo ist nur eine von vielen Figuren, denen wir im Roman begegnen und die in ihrem Zusammenspiel ein Sittengemälde Paris des 15. Jahrhunderts bilden. Der Originalname Notre-Dame de Paris ist daher der passendere Titel.
Eigentliche Hauptfigur ist dagegen die junge Esmeralda, ein Zigeunermädchen, wie man sie damals nannte, und ihre Ziege Djali. Sie (also Esmeralda, nicht die Ziege) ist es, die den Männern den Kopf verdreht, quer durch alle gesellschaftlichen und sozialen Schichten und damit ist sie das verbindende Elemente zwischen den Schicksalen und Lebensgeschichten einer Vielzahl von Bewohnern der mittelalterlichen Metropole. Diese Episoden sind dramatisch, aber teilweise auch überraschend lustig, und immer unterhaltsam. Und wenn es gegen Ende immer mehr um das Schicksal von Esmeralda geht, leidet man als Leser wirklich mit. Sicherlich ist dabei nicht jede der Figuren gleich interessant, aber über die Strecke gleicht sich das gut aus. Wie historisch korrekt das alles ist – immerhin spielt die Geschichte rund 350 Jahre vor ihrem Niederschrieb – kann ich schlecht beurteilen, die Konflikte und Probleme der Figuren wirken jedoch auch heute noch modern. Etwas ausufernd sind dagegen einzelne Essays zur Stadtgeschichte Paris geworden oder zur Entstehung und Architektur von Nore-Dame. Diese Passagen sind sehr zäh und geben wenig Bonus zur eigentlichen Geschichte. Da heißt es: Augen zu und durch. Denn der Rest lohnt sich wirklich.
Fazit: Unterhaltsames Historienstück, das mehr zu bieten hat als nur den Glöckner.
Infiniti (Staffel 1, 6 Folgen, Frankreich, ZDFneo) – 7 von 10
Nach einem tödlichen Unfall auf der ISS-Raumstation versuchen zwei Ermittler herauszufinden, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Doch dann kommt es zu einer grausamen Entdeckung auf der Erde, die alles Bisherige infrage stellt. Die Thriller-Mystery Serie sieht vor allem spektakulär aus. Sowohl die Weltraumszenen, als auch die Szenen in der Steppe Kasachstan, wo sich der Weltraum-Bahnhof befindet, machen optisch ordentlich Eindruck. Auch die Story und das Mysterium entwickeln sich interessant. Was ist da oben auf der Station wirklich passiert? Was sind das für kopflose Leichen, die man auf der Erde findet? Die erste Folge ist ein toller Einstieg in die Serie. Leider verwässert die Story danach ein wenig, die sechs Folgen scheinen etwas zu ambitioniert für diese Geschichte gewesen zu sein. Immerhin fließen am Ende alle Fäden dieser Miniserie wieder zusammen, so dass sie einen gelungenen und runden Abschluß hat.
Die StiNos (Staffel 1, 8 Folgen, Deutschland, Joyn) – 6 von 10
Mit Robert (Sebastian Bezzel) und Beate (Johanna-Christine Gehlen) steht ein stinknormales Paar im Zentrum dieser Serie, die ihren tristen Alltag aushalten müssen, während bei ihren Freunden, Arbeitskollegen und Verwandten immer wieder etwas Neues und Spannendes passiert. Die Comedy hat dabei deutliche Anleihen bei Modern Family genommen, was sich nicht nur auf die direkte Ansprache des Publikums bezieht, erreicht dessen Klasse aber nie. Dazu ist die Erzählweise zu hektisch, streut wahllos Rückblicke ein und behandelt innerhalb einer Folge zu viele einzelne Episoden. Da fällt es schwer, zwischen den Verwandten, Bekannten und Arbeitskollegen und – innen den Überblick zu behalten. So ist die Serie dann am stärksten, wenn sie sich mal etwas mehr Zeit nimmt für einzelne Geschichten. Außerdem wird das Stilmittel der Pseudo-Dokumentation für meinen Geschmack etwas zu stark bemüht. Bei aller Sympathie für die beiden Hauptfiguren und einzelnen, wirklich gelungen Abschnitten, geht das dann doch im großen Einerlei etwas unter.
Juror #2 (Regie: Clint Eastwood, USA) – 7 von 10
Clint Eastwoods offenbar letzte Regiearbeit in seiner langen Karriere ist ein klassischer Gerichtsthriller geworden. Justin (Nicholas Hoult) wird als Geschworener für einen Mordprozess ausgewählt. Im Laufe der Verhandlung beschleicht ihn das Gefühl, deutlich mehr mit der Tat zu tun zu haben, als es zunächst den Anschein hatte. Schön, dass es in den letzten Monaten wieder verstärkt Filme ins Kino geschafft haben, die in den 1990ern als Starkino verkauft worden wären. Konklave (8/10) im Vorjahr war dafür ein gutes Beispiel und dieser Film macht damit weiter. Eastwood ist damit ein modern inszenierter Thriller gelungen mit einem interessanten Konflikt der Hauptfigur, einem spannenden Kriminalfall, einigen überraschenden Wendungen und darüber hinaus mit der Wiedervereinigung von Hoult mit seiner Filmmutter Toni Collette aus About a Boy. Als Gerichtsthriller ist er nicht ganz so reduziert und auf den Punkt wie der große Klassiker Die zwölf Geschworenen (9/10), auch wenn es unverkennbare Paralleln gibt. Der sehr konstruierte Aufhänger, sowie einzelne unglaubwürdige Wendungen im letzten Drittel verhindern eine bessere Bewertung.
Nyad (Regie: Elizabeth Chai Vasarhelyi & Jimmy Chin, USA, 2023, Netflix) – 8 von 10
Der Film erzählt die wahre Geschichte der Langstreckenschwimmerin Diana Nyad (Annette Bening) und ihrem Versuch, von Kuba nach Florida zu schwimmen. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Trainerin und Freundin Bonnie Stoll (Jodie Foster) sowie von Schiffskapitän John Bartlett (Rhys Ifans), der die Route ausarbeitete. Als 64-jährige ist Nyad schließlich der erste Mensch, der diese Strecke schafft. Es ist eine tpyische Sport-Geschichte, mit dem Leiden und den Hindernissen, die es auf dem Weg zum großen Erfolg zu überwinden gilt. Die Hauptfigur bleibt dabei immer etwas spröde und verbohrt, durch die Beziehung und das Spiel von Bening und Foster findet man aber trotzdem einen emotionalen Anknüpfpunkt an diese Lebensleistung.
The Libertines (UK) – München, Tonhalle
Wir schreiben das Jahr 2025 und offenbar ist es bei einem The Libertines Konzert immer noch nötig, zu Beginn etwas zu Pete(r) Doherty zu schreiben. Also er war da, er spielte und sang gut – allerdings saß er während des gesamten Konzertes auf der Bühne, was zumindest in meinem näheren Umfeld für etwas Verstimmung sorgte, offenbar nach einem Arzt-Besuch (Quelle: Merkur). Nun habe ich ihn schon einige Male in den verschiedensten Konstellationen live auf der Bühne gesehen, das letzte Mal auf dem Lido Sounds, und kann daher sagen: Auch wenn er steht, ist er keine große Rampensau, es macht schlicht kaum einen Unterschied. Nur die Dynamik im Zusammenspiel mit Carl Barât fehlte etwas, wobei sich dieser aber immer wieder bemühte, Doherty mit einzubeziehen.
Aber zum eigentlichen Konzert: Das war wieder gut. Pralle Setlist aus alten und neuen Songs, dessen vor allem Run Run Run ohne Probleme mit den Klassikern wie What Became Of The Likely Lads, Vertigo und Can’t Stand Me Now mithalten kann. Auch Shiver (siehe unten) ist ein toller Song, den man nicht zu oft hören kann. Mein großes Highlight war wie so meist Music When The Lights Go Out, da wird für mich das abschließende Don’t Look Back Into The Sun nie heranreichen. Ein rauschendes Konzert mit einem berauschend kurzen Weg zur flotten Bar, dafür standen wir zur Bühne etwas ungünstig. Womit sich der Kreis schließt zum sitzenden Doherty, der genau auf der anderen Seite Platz genommen hatte.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 17 von 21 Liga-Spielen = 81%. (Saison 2023/24: 76%)
Tristesse rund um den Wildpark. Nach dem nachvollziehbaren Verkauf von Top-Torjäger Zivzivadse in der Winterpause und zwei Niederlagen in der Nachspielzeit ist von der Euphorie der Hinrunde nichts mehr zu spüren. Das setzte sich im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig fort. Dank eines unglücklich verursachten Elfmeters gingen die Gäste in der ersten Hälfte nicht unverdient in Führung. In der zweiten Hälfte nahm der KSC das Heft des Handelns mehr in die Hand und drückte auf den Ausgleichstreffer. Aber die Chancen wurden nicht genutzt – zu viele Ungenauigkeiten beim finalen Pass, zu kraftlos im Abschluss. Stattdessen konterte Braunschweig erfolgreich zum 0:2. Der KSC ist damit auf Platz 10 gelandet. Die nächsten Wochen und Monate könnten ähnlich Trist werden.
Und während Peter Doherty mit den Libertines noch auf Tour ist, hat er nebenbei ein neues Soloalbum angekündigt. Felt Better Alive wird das gute Stück heißen, die erste Vorabsingle trägt den gleichen Namen und das Video dazu seht ihr hier:
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
2 Kommentare
Sari Kroschel
Ich genieße gerade noch den Anblick vom Foto der Woche. Da wäre ich jetzt bitte auch gerne. Danke 🙂
Nummer Neun
So eine kleine Flucht aus dem Alltag tut schon gut! Ich war vielleicht anderthalb Stunden dort, aber schon das hat sehr viel Erholung gebracht.