KW 51/2024: Star Trek: Lower Decks, Minority Report, The Ark, Thor: Love and Thunder, Der Schimmelreiter, Holy Spider und Wanda
Happy Monday!
Was, Montag? Ja genau. Wir sind ja nun eh schon in der Zeit des Jahres, in der die Wochentage miteinander verschwimmen und niemand mehr so genau weiß, haben wir Montag, Donnerstag oder doch schon Sonntag. Deshalb gibt es dieses Mal den Wochenrückblick erst am Montag. Der Grund dafür: Die letzten Tage habe ich in Wien verbracht und von dort einen Tageausflug nach Bratislava dazwischen geschoben. Mehr dazu vielleicht demnächst. Bis dahin gibt es ein Konzerterlebnis aus Wien (dem Grund der Reise), den Abschluß von zwei Science-Fiction Serien, ein paar Spielfilme und einen Klassiker der deutschsprachigen Literatur.
Viel Spaß!
Schöne Grüße aus München vom Weihnachtsdackel aus der Sendlinger Straße.
Theodor Storm – Der Schimmelreiter (Deutschland, 1888) – 7 von 10
Klappentext: Hauke Haien ist ein genialer Außenseiter, der sich als junger Deichgraf einen Jugendtraum erfüllt: den Bau eines neuartigen Deiches, der den Wellen besser standhalten soll. Die Dorfbewohner sind skeptisch und sehen in ihm die Verkörperung einer uralten Sage: Wenn er auf seinem Schimmel über den Deich reitet, wird Hauke Haien zum dämonischen Reiter, der ihr Leben und ihre Gesetze aus dem Gleichgewicht bringt. Theodor Storms bekannteste Novelle ist ein Meisterwerk realistischer Erzählkunst, in dem es um den Widerstreit von Rationalität und Aberglaube, Fortschritt und Tradition geht.
Review: Nachdem ich in der Schule um die Lektüre von Theodor Storms wahrscheinlich bekanntestem Werk herum gekommen bin, hat mich erst die Kritik von Miss Booleana auf Der Schimmelreiter aufmerksam gemacht. Und da seine Novelle angenehm kurz schien, konnte ich durch sie meinen Jahreszähler noch auf 14 hochsetzen, wodurch ich mein selbstgestecktes Ziel von 12 gelesenen Büchern in diesem Jahr deutlich übertroffen habe.
Im Grunde lässt sich der Text auch heute noch gut lesen. Ein paar veraltete Rollenbilder und ein gewisser archaischer Umgang mit Umwelt und Tier zeugen jedoch vom Alter der Novelle. Spachlich gibt es aufgrund des Alters dagegen nur kleinere Hürden, die gibt es aber genauso im Hinblick auf den norddeutschen Lokalcholorit. Inhaltlich greift Der Schimmelreiter vieles vorweg, was man in modernen Katastrophenfilmen zu sehen bekommt. Mit dem Deichgrafen Hauke Haien haben wir die zentrale Figur, der in dem, was er tut, genial und seiner Zeit voraus ist und vor potentiellen Gefahren warnt, die andere nicht sehen. Dafür hat er Probleme im Umgang mit anderen, ist eigenbrötlerisch und selbstverliebt und schaut auf andere herab. Ole Peters, die Figur, die einem Gegenspieler am nähesten kommt, ist dagegen fest in der Gemeinschaft verankert und vertritt eher die das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht Ideale. Es kommt, wie es kommen muss: In einem epischen und mitreißenden Finale tritt tatsächlich der große Sturm auf und es muss sich zeigen, ob der alte oder der neue Deich dieser Katastrophe gewachsen ist.
Leider ist der Weg dorthin verhältnismäßig weit für dieses dünne Büchlein. Storm (welch besseren Namen könnte ein Autor dieses Werkes nur haben?) konzentriert sich sehr auf die Lebensgeschichte von Hauke, wie er in seine Rolle des Deichgrafen gelangt und legt die Ausgangsbasis für sein persönliches Drama. Die Durchsetzung von Haukes Entwürfen für den neuen Deich gehen dagegen zu leicht und unspektakulär, fast schon behördlich von der Hand. Das ist aus gesellschafthistorischer Sicht vielleicht noch ganz interessant, aber verblasst gegen das große, tosende Finale.
Fazit: Ein langer Weg in einem kurzen Text bis zum epischen Finale.
The Ark (Staffel 2, 12 Folgen, USA, Syfy) – 7 von 10
Die Besatzung der Ark One unter dem Kommando des unfreiwilligen Captains Sharon Garnet (Christie Burke) hat auch in der zweiten Staffel mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen, um ihr Ziel – einen erdähnlichen Planeten – zu erreichen und so die Zukunft der Menschheit zu sichern. Die Serie von Dean Devlin und Jonathan Glassner hält dabei das Niveau der ersten Staffel (7/10). Besonders die ersten Folgen sind ein einziges Abenteuer und ein Kampf gegen die Widrigkeiten des Weltraumfluges und der anderen Archen, während sich die Serie in der zweiten Hälfte auch mal einige ruhigere Episoden gönnt, wo vor allem Folge 10 heraussticht und sich traut, eine typische Star Trek Geschichte zu erzählen. Aber – und das ist das Grundproblem der Serie – auch das tut sie nur mit Abstrichen. So wie auch die Effekte zweitklassig sind, die Ausstattung nicht ganz überzeugt (die Brücke sieht ehrlicherweise schon fast so aus wie ein Großraumbüro) und viele der Darstellenden den Eindruck machen, sie wären nur zweite Wahl gewesen und tendenziell etwas zu jung für ihre Rollen. Die Figuren sind recht platt, was bei der Größe des Casts aber ausreicht, und die besonders schlauen Crewmitglieder tragen eine Brille. Es gibt also genug, was man kritisieren könnte, aber das Gesamtergebnis passt und unterhält gut, es muss nicht immer das große, epische Science-Fiction-Kino sein, manchmal tut es auch eine klassische Geschichte, die auch nicht viel mehr als das sein möchte.
Star Trek: Lower Decks (Staffel 5, 10 Folgen, USA, Paramount+) – 7 von 10
Als vor einigen Jahren dieser Animations-Ableger des Star Trek Universums startete, sah er sich zu Beginn sehr viel Skepsis ausgesetzt. Innerhalb kürzester Zeit zerstreute Lower Decks jedoch die Bedenken und entwickelte sich zu einer der besten Serien des Franchises. Trotz des Humors schaffte es die Serie, sehr Star Trek typische Geschichten zu erzählen und diesem Universam sehr viel Respekt zu huldigen. Daran knüpft nun auch die finale Staffel der Serie an, zeigt aber gleichzeitig auch, dass das Potential doch endlich ist. Boimler (dem wir beim Wachsen seines Bartes zu sehen können), Mariner und die anderen Ensigns aus der ersten Staffel haben sich mittlerweile so weit hochgedient, dass sie eigentlich nicht mehr zu den Lower Decks des Schiffs gehören und dadurch bessere Aufgaben bekommen als noch zu Beginn der Serie. Allerdings geht damit auch ein wenig der Reiz und auch das Zusammenspiel mit der eigentlichen Brücken-Crew flöten. Besonders in der ersten Hälfte äußert sich das in einer Art Dienst nach Vorschrift und Routine. Wie zum Ausgleich widmet sich eine der letzten Folgen (Upper Decks) den Problemen der zu kurz gekommenen Brücken-Crew und degradiert die Hauptfiguren dieser Serie komplett zu Randiguren. Die zweite Hälfte hat jedoch auch einige Highlights (wie Folge 7: Die Zeitdilationen) und bietet zum Abschluß ein großes, zweiteiliges Serienfinale mit einem interessanten, alternativen Ansatz einer Föderation. Die teilweise überraschenden Gaststars aus dem Star Trek Universum geben sich die Klinke in die Hand. Trotzdem machte sich in dieser Staffel erstmals eine gewisse Müdigkeit breit. Aber mal schauen, was die Zukunft noch für die Figuren dieser Serie zu bieten hat, vielleicht weist das mehr als gelungenen Crossover mit Star Trek: Strange New Worlds in dessen vergangener Staffel einen Weg.
Holy Spider (Dänemark, 2022, Arte) – 7 von 10
Journalistin Rahimi (Zar Amir Ebrahimi) stellt im Iran des Jahres 2001 Nachforschungen über den sogenannten Spinnenmörder (Mehdi Bajestani) an, der unzählige Prostituierte umbringt. Der vom iranischen Regisseur Ali Abbasi inszenierte Film orientiert sich an einem realen Fall und wurde zum dänischen Beitrag für die Oscarverleihung ernannt. Während die erste Hälfte des Film wie ein Serienkiller-Thriller funktioniert, dreht die zweite – und wie ich fand stärkere – Hälfte das ganze zu einem Gerichts-Drama mit Einblick, was die Zivilgesellschaft von dem Fall hält. Und das ist durchaus erschütternd, denn der Serienörder erhält dort breite Zustimmung, was jedoch vielleicht etwas arg einseitig erzählt wird. Bei den Begründungen muss man allerdings nicht mit dem Finger auf eine andere Kultur deuten, vieles hat man auch hierzulande schon zu Genüge gehört. Das Ende kommt fast etwas überraschend. Die Aspekte des Film stimmen und sind es wert erzählt zu werden. Die Mittel dafür sind teilweise jedoch etwas flach und plakativ geraten.
Minority Report (USA, 2002, Sky on Demand) – 8 von 10
Tom Cruise verhindert, dank der sogenannten Precogs, Morde, bevor sie begangen werden. Bis er auf einmal selbst Gegenstand der Ermittlung wird. Steven Spielberg inszenierte den SF-Thriller nach einer Vorlage von Philip K. Dick und schuf damit großes Popcorn-Kino, das auch heute noch gut funktioniert. Klar, manche Zukunftsideen haben sich nicht durchgesetzt, aber das Prinzip der Geschichte ist immer noch sehr spannend und wird gegen Ende mit einigen emotionalen Twists garniert. Zwischendrin vertraute der Film wohl nicht mehr ganz der Grundidee und zeigt Verfolgungsjagden und Spielberg tpyische Geräte und geht gegen Ende vielleicht auch etwas zu lang. Aber ein lohnenswerter Film für einen Re-Watch ist er auf jeden Fall geblieben. Überraschenderweise wurde nie eine halbgare Fortsetzung gedreht, lediglich eine miese Serie (4/10) hatte sich dem Thema angenommen.
Thor: Love and Thunder (USA, 2022, Pro Sieben) – 6 von 10
Ich betone es ja immer wieder gerne: Superhelden-Filme sind nicht meins und im Marvel Universum lande ich auch immer nur punktuell. Dieses Mal brachte mich das vierte Einzelabenteuer von Thor (Chris Hemsworth) unter der Regie von Taika Waititi hierher. Dessen Humor blitzt immer wieder durch, es gibt eine schwarz-weiß Sequenz, die überzeugend ist, der Rest ist jedoch schwierig. Wie so oft bei Marvel krankt es am Antagonisten. Nicht, dass Christian Bale als Götterschlächter nicht gut und unheimlich wäre, aber er bekommt viel zu wenig Bildschirmzeit. Von der hätte man sich auch mehr für Natalie Portman und deren Verwandlung von Jane Foster zu Mighty Thor gewünscht, aber auch diese tragische Geschichte geht fast unter, zu Gunsten von Trennungswitzeleien zwischen ihr und Thor. Dieser widerum ist eine Mischung aus Stichwortgeber für irgendwelche Witzchen und Weltenretter, je nach dem, was gerade gebraucht wird. Der Rest ist die übliche Marvel-Soße aus bunten Bildern, hirnlosen Actionsequenzen, CGI-Gewitter und pathetischem Gelaber. Das ist in der Summe zwar irgendwie doch kurzweilig, aber auch substanzlos.
Wanda (Österreich) – Wien, Stadthalle
Wie bereits im Vorjahr war ich in diesem Jahr wieder beim Weihnachtskonzert von Wanda in der Wiener Stadthalle. Erneut war die Organisation in der Halle sehr gut, trotz der Größe des Events ging alles relativ schnell, wenn man mal von der Schlange an den Getränken zwischen Vor- und Hauptband absah.
Das Konzert war wieder sehr toll und man sah überall nur glückliche Gesichter. Es begann mit Bologna und so sollte es auch über zwei Stunden später enden. Dazwischen gab es Hits, Hits, Hits von früher und heute – die gesamte Setlist gibt es hier. Die Stimmung in der Halle war euphorisch und ausgelassen, aber nicht zu wild, sondern mit viel Respekt. Wie bereits im vergangenen Jahr auch gab es wieder einige Gastauftritte. Dieses Mal vom Nino aus Wien und – noch ein weiteres Stück München in Wien – von den Sportfreunden Stiller, die zwei Songs spielten (Ein Kompliment passt so gut in die Setlist eines Wanda-Konzertes!) und zusammen coverten sie dann auch den besten Song der besten Band der Welt: Don’t Look Back In Anger. Hätte es irgendwie noch besser werden können?
Hier ein Mitschnitt aus dem vergangenen Jahr: Das emotionale Bei niemand anders. Auch in 2025 soll es wieder dieses Konzert geben. Ob ich auch beim dritten Mal in Reihe dabei bin? Im Moment sage ich: Eher nicht. Aber wer weiß das jetzt schon.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 13 von 17 Liga-Spielen = 76%. (Saison 2023/24: 76%)
Aufgrund des Ausflugs nach Wien konnte ich das letzte Spiel der Hinrunde beim SC Paderborn nicht sehen. Gespielt wurde trotzdem und der KSC setzte sich – angeblich – glücklich mit 2:1 durch. Das reichte, um in dieser wilden, engen, ausgeglichenen Liga wieder auf Platz #2 zu springen und um damit auf einem Aufstiegsplatz zu überwintern. Man wird ja noch träumen dürfen!
Rechtzeitig zum Fest krame ich mal wieder All I Want For Christmas als Coverversion der mittlerweile aufgelösten The Regrettes aus, denn das Stück ist immer noch rockig und immer noch schön:
Kommt gut durch die nächsten Tage, genießt die Pause vom Alltag und das Essen und schert euch nicht darum, welcher Wochentag ist.
Ho ho ho – Frohe Weihnachten!
3 Kommentare
bullion
Von all den Filmen und Serien kenne ich nur „Minority Report“ und auf den hätte ich tatsächlich einmal wieder Lust. War damals ein großes Ding. Achja und „Der Schimmelreiter“ habe ich damals in der Schule gelesen. Weiß noch, dass ich die Atmosphäre sehr mochte.
Nummer Neun
Bei mir war es wohl ungefähr ähnlich lange her, seit ich „Minority Report“ das letzte Mal gesehen hatte. Aber du kennst den Marvel-Film nicht?
bullion
Nein, soweit bin ich im MCU noch nicht vorgedrungen.