KW 40/2024: Joker: Folie à Deux, Nirgendwo, Hacks, Honeyglaze und ein letztes Opfer
Happy Sunday!
Nicht jeder Eintrag kan ein gutes Intro bekommen, deshalb legen wir gleich los mit dem medialen Wochenrückblick. Dieses Mal dabei: Ein Gefängnisdrama mit Musical-Einlagen, eine Mörderjagd in den Alpen, ein Überlebenskampf auf hoher See, Musik aus London und der Kampf einer alternden Showdiva gegen ihren Abstieg.
Kaum gesund, war ich am Samstag wieder auf der Wiesn. Dieses Mal auf der Oidn Wiesn, dem eher traditionellen Teil des Geländes. Aber auch hier war es voll, der Samstagnachmittag und -abend gut besucht, so dass wir nur im Biergarten saßen, auch wenn das Wetter bestenfalls als durchwachsen zu bezeichnen ist.
Heidi Troi – Ein letztes Opfer (Italien, 2023) – 6 von 10
Klappentext: Grau kriecht die Regenwand über den Berg auf mich zu. Nicht lang, dann wird sie mich erreicht haben. Mich, der sich hinter einem Fichtenstamm verbirgt. Lauert. Auf mein nächstes Opfer. Mein … letztes Opfer. Sie. Vera, Redakteurin einer Grazer Tageszeitung und dort für die „Literarischen Seiten“ zuständig, wird auf einen Dichter aufmerksam, dessen Gedichte von einer großen Schuld sprechen und davon, wie schmerzhaft er die Ausgrenzung durch seine Mitmenschen erlebt. Vera will mehr über ihn wissen und macht sich auf die Reise zu ihm. Doch was sie in dem kleinen Dorf erfährt, in dem der Einsiedler lebt, lässt das Grauen in ihr wachsen. Jedes Jahr stirbt eine Frau in diesem Dorf. Jedes Jahr am selben Tag. Und jede dieser Frauen hatte engeren Kontakt zu Veras Dichter, der als Einsiedler hoch über dem Dorf auf dem Berg lebt…
Review: Ein letztes Opfer ist der erste Thriller der südtiroler Krimi- und Kinderbuchautorin Heidi Troi. Wenn man nach ihrer Wikipediaseite geht, ist Troi eine fleißige Vielschreiberin. Diese Routine und Erfahrung merkt man auch diesem Buch an. Es ist flüssig und unterhaltsam zu folgen und wirft den Lesenden direkt in dieses kleine Dorf in den Bergen. Kurze Kapitel sorgen für regelmäßige Perspektivwechsel inklusive Rückblicke in die Vergangenheit, die im Laufe des Romans die jetzigen Geschehnisse in einem anderen Licht erscheinen lassen. Jedoch: So richtig geht die Handlung trotzdem nicht vorwärts. Es läuft zwar alles auf das letzte Opfer hinaus – jedoch unwissend, wer Opfer und wer der Täter oder die Täterin sein wird. Denn das ist dem Lesenden relativ schnell klar: Der Täter, den das Dorf vermeintlich identifiziert hat, wird es nicht sein. Und der Weg dorthin ist recht ereignisarm, schneller Schnitte zum Trotz. Die finale Auflösung konnte mich nicht richtig überzeugen. Zwar ist sie angemessen überraschend und passt letztlich auch zum Handlungsverlauf – formal ist es daher ein faires Ende – nur so ganz abkaufen konnte ich das nicht, denn dazu waren dann doch zu viele Zufälle und zu viel Superschurken-Energie nötig. Aber nun ja, kurzweilig war der Roman dann doch.
Fazit: Routinierter Thriller mit einem überraschenden Ende.
Hacks (Staffel 1, 10 Folgen, USA, Netflix) – 8 von 10
Die besten Tage der alternden Comedy-Diva Deborah Vance (Jean Smart) scheinen vorbei. Sie ist kurz davor, ihre Las Vegas Show zu verlieren. Zur Unterstützung bekommt sie die junge und erfolglose Autorin Ava (Hannah Einbinder) vermittelt, damit diese ihre Show modernisieren kann. Einen Innovationspreis gewinnt die Grundidee von Hacks mit Sicherheit nicht, auch wenn die Verpflanzung in die Glitzermetropole gut funktioniert. Und auch wenn man die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren schon vorab im Schlaf runterbeten kann, entwickelt sich daraus eine unterhaltsame Serie. Besonders Jean Smart ist toll in ihrer mehrfach ausgezeichneten Rolle als große Diva, die weiß, wie das Business funktioniert und wie sie alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. In ihrer egozentrischen und arroganten Art ist sie der jungen Ava nicht unähnlich, hat sich diese Attitüden aber über die Jahrzehnte hinweg verdient. So ist sie dann auch eher die Sympathieträgerin der Show, während Ava in ihrer Art anstrengend und überheblich wirkt. Es sind nur kleine Nuancen, die die Sympathien verteilen. Abseits der beiden Hauptfiguren überzeugt die Serie durch Witz und Charme, hat den Finger am Puls des Zeitgeistes und bietet eine ganze Reihe an liebenswerten und teilweise skurrilen Nebenfiguren. Selbst die Stand-Up Szenen von Deborah funktionieren gut. Das gibt von mir eine klare Einschaltempfehlung!
Der Vorgängerfilm Joker (8/10 – würde ich mittlerweile aber fast noch etwas höher einschätzen) landete 2019 auf #2 meines Jahresrankings (nur geschlagen von Hotel Mumbai). Eine Fortsetzung des Films konnte ich mir jedoch lange nicht vorstellen. Aber er war wohl kommerziell zu erfolgreich, um ihn nicht fortzusetzen. Da mit Todd Philipps als Regisseur und Autor hinter der Kamera und mit Joaquin Phoenix vor der Kamera die wichtigsten Köpfe erneut mit dabei waren, konnte man verhalten optimistisch im Kinosaal Platz nehmen. Vorsicht, der Text enthält Spoiler!
Joker: Folie à Deux (USA) – 7 von 10
So ganz an die Klasse des Vorgängers kann Joker: Folie à Deux nicht anschließen. Inhaltlich jedoch formal gesehen schon: Der Joker Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) sitzt im Gefängnis in Gotham City und wartet auf seine Verhandlung vor Gericht. Dabei lernt er Harleen Quinzel (Lady Gaga) kennen, ein Groupie von ihm, in die er sich schließlich verliebt. Und ja, das war im Prinzip schon die grobe Handlung, mehr ist es nicht. Der Joker entflieht seiner grauen Wirklichkeit immer wieder durch bunte Tagträume, in denen er sich als große Unterhalter sieht und dessen Bilder die Trailer des Films gut auffüllen konnten. Für die Story selbst liefern sie kaum etwas Neues, untermalen nur noch einmal die Tragik des Jokers. Er ist nicht das, für was er sich hält und seine Fans projezieren in ihn andere Dinge, auf die er es gar nicht anlegt. Ihm gelingt wenig, weder die schon fast geschaffte Flucht aus dem Gefängnis, noch sein Auftritt im Gerichtssaal. Sobald er anfängt, sich selbst zu verteidigen, fällt ihm nichts mehr dazu ein. Überhaupt taugt die Gerichtsverhandlung nicht als Spannungshöhepunkt, denn die Frage, ob er schuldig an den Taten des ersten Films ist oder nicht, stellt sich nicht, wir haben es ja schließlich gesehen. Die Frage ist eigentlich nur, ob er zurechnungsfähig oder wahnsinnig ist – eine Diskussion die für Fleck hätte schmerzhaft sein können, wenn man sie denn geführt hätte. Und im Gegensatz zu Joker versinkt dieser Film nicht in wilder und wahnsinniger Anarchie, sondern geht einfach nur mit einem großen Knall aus dem Nichts zu Ende und führt wieder an den Anfang. Lady Gagas Rolle erinnert stark an den kleinen Film Red Rooms (7/10), ohne aber in der Beschreibung so gut zu sein.
Weshalb der Film letztlich auf der großen Leinwand trotzdem noch gut schaubar ist, liegt dann vor allem an der individuellen Klasse einzelner Beteiligter. Phoenix ist ein großer Schauspieler, Lady Gaga eine große Sängerin, Brendan Gleeson ein charakterstarker Nebendarsteller, die Musical-Nummern funktionieren und die Bilder sind groß. Das kann auch die dünne Story nicht kaputt machen und es so langt es so eben noch für die 7 Punkte. Immerhin sollte man es DC Films hoch anrechnen, dass sie es wieder mutig versucht haben, etwas „anders“ zu machen, als immer nur die gleiche Sauce in verschiedenen Geschmacksrichtungen anzubieten, wie es der große Endgegner Marvel meistens tut.
Nirgendwo (Spanien, 2023, Netflix) – 6 von 10
Auf der Flucht landet die schwangere Mia (Anna Castillo) alleine in einem Frachtcontainer auf dem offenen Meer. Wer bei diesem Überlebenskampf auf dem Ozean an den grandiosen Film All Is Lost oder an den ebenfalls guten Die Farbe des Horizonts (8/10) denkt, der liegt nicht ganz falsch, hat aber falsche Vorstellungen von der Qualität dieses spanischen Films. Denn Castillo ist nicht Robert Redford, den Überlebenskampf nimmt man ihr nicht ganz ab. Dazu baut die etwas zu lang geratene Einleitung eine pompöse Hintergrundstory auf, die vielleicht einen eigenen Film wert wäre, aber diesen hier nur unnötig ausbremst. Schade, denn einzelne Ideen und Passagen sind ganz gut, man denke nur an die Geburtsszene, aber auf Spielfilmlänge hat man die Grundidee schon irgendwo besser gesehen.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 6 von 8 Liga-Spielen = 75%. (Saison 2023/24: 76%)
Nach dem 4:4 in der Vorwoche spielte der KSC nun 3:3. Dieses Mal fand das Spiel im heimischen Stadion statt, der Gegner hieß Darmstadt 98 und der KSC erwischte eine deutlich besseren Start. Erst 1:0, dann 2:1 – immer wieder lag der KSC in Front und musste am Ende doch froh sein, mit einem Unentschieden aus dem Spiel heraus gekommen zu sein. Schuld war eine schwache zweite Hälfte, in welcher der Gast in Führung ging und die durchaus noch hätte ausbauen können. Stattdessen stellte Schleusener in der 77. Minute den Endstand her und Wanitzek hatte kurz vor Schluß sogar noch die Chance auf den Führungstreffer, sein Freistoß traf aber nur die Latte, dann den Torwart und dann den Pfosten. Es ging also hin und her, bis am Ende das dritte Unentschieden in Folge stand.
9 Tore in den letzten 3 Spielen sprechen dafür, dass der KSC, wenn er sein Potential abruft, ein ernsthafter Kandidat für die ersten sechs Plätze sein kann. 9 Gegentore in den letzten 3 Spielen sprechen jedoch auch dafür, dass es für die ersten drei Plätze am Ende nicht reichen wird.
Nach der Länderspielpause geht die Saison in Ulm weiter und wer hat ein Ticket für dieses Spiel? Ich.
- Statistik September: Trotz der rekordverdächtigen Anzahl von gleich acht erschienen Beiträgen sind die Klickzahlen im letzten Monat erneut etwas zurück gegangen. Es war der schwächste Monat des Jahres, aber immer noch deutlich besser als der September im vergangenen Jahr. Mit 1,4 Seitenaufrufen pro Besuch ist diese Kennzahl auf einem stabilen Wert. Und während die Kommentare recht zahlreich eintrudelten, nahm sich Google etwas zurück. Die wenigsten Impressionen und Klicks seit Oktober 2023 und auch die CTR von 1,7% ist die schwächste des Jahres. Der Traffictreiber über Google war bereits das vierte Mal in Folge mein Beitrag aus dem Jahr 2020 zum Song Crimson and Clover.
- Studio of Wonders: Vergangenen Samstag waren wir im Studio of Wonders in der Münchener Hofstadt. Ein Selfie-Spot für die Instagram-Generation, aber auch wirklich nett gemacht. In einer ganzen Reihe von farbenfrohen und schwarz-weißen Sets kann man ein paar interessante Fotos von sich machen. Wer Spaß daran hat, kommt definitiv auf seine Kosten. Wir waren ungefähr eine Stunde vor Ort und kamen fast ohne Wartezeit an alle Fotolocations. Da diese Seite kein Ort für Selfies ist, müsst ihr euch mit dem neuen Titelbild dieses Beitrags begnügen und vermutlich kommt auch das Cover im nächsten Wochenrückblick aus diesem Studio.
- Plant based: Da denkt man, man zeigt sich mal ein wenig offen für Neues und tut der Umwelt was Gutes. Und dann zahlt man für ein Glas veganes Nutella 9 Euro?? Hat man den Pflanzen jeden Abend Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen oder was? Ob der Geschmack den Preis wert ist, erfahrt ihr vielleicht nächste Woche.
- Roadtrip 2024: Triple Moon Tour: Passend zu Crimson and Clover war die Fotografierende Lehrerin bei einem Konzert von Joan Jett in den USA, mit Alanis Morissette im Nachprogramm.
- Du wirst doch eh nass!: Sprung in ein anderes Element – Queen All nimmt uns mit auf einen Tauchgang und plaudert über ihre Leidenschaft.
- Go East: Zweieinhalb Tage Schwerin: Danares nimmt uns mit auf ihrem Kurztripp in die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns.
Aus London kommt die Band Honeyglaze, die mit Real Deal ein tolles Indie-Rock Album herausgebracht haben. Sie kommen demnächst auf Tour nach Deutschland, lassen München aber großzügig aus. Deshalb bleibt erst einmal nur die Platte mit solchen Songs wie Don’t.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
16 Kommentare
bullion
Dein Einblick in die Zahlen der Seite ist wieder einmal sehr spannend. Bei mir war der September etwas erfolgreicher als der August. Das Jahr schickt sich an, das beste seit 2017 zu werden, doch Google hat ab Oktober ein wenig die Bremse drin. Ich bin gespannt, wie es sich noch weiterentwickelt.
Nummer Neun
Bei mir ist ja schon lange klar, dass das hier das Rekordjahr wird. Trotzdem ist der rückläufige Trend auch etwas schade – auch wenn die Google-User ja eh so gut wie nie etwas kommentieren oder gezielt wiederkommen.
Sari Kroschel
In Berlin gibt es auch so ein Museum, wo man wohl in tollen Kulissen Fotos machen kann. Ich muss gestehen, reizen tut mich so etwas ja schon massiv. Aber ich hab so Probleme unter Menschen so präsent aufzutreten *lach*.
September ist aber auch so ein Übergangsmonat mit Einschulungen, Ferienende usw… ich merke auch immer, dass es da recht ruhig überall ist.
Nummer Neun
Also hier war wirklich so wenig los, dass man die Settings fast für sich alleine hatte, da war das kein Problem. Aber ich weiß genau, was du meinst!
S.Mirli
Ich hatte auf eine Review des neuen Joker Movies von dir gehofft und natürlich enttäuscht du nicht. Es ist eigentlich nicht so ganz mein bevorzugtes Genre, aber Phoenix ist für mich eigentlich immer ein Grund, ins Kino zu gehen und ein Besuch sowieso überfällig. Ich denke, das werde ich mir anschauen. Hacks habe ich geliebt, war einfach einmal etwas vollkommen anderes mit einer anderen Art von Humor, aber genau meins.
Ich wünsche dir, dass du deinen Indian Summer noch bekommst, kannst mir gerne die Regenwolken vorbeischicken, danach lechze ich wiederum momentan, alles Liebe, x S.Mirli
https://www.mirlime.at
Nummer Neun
Ehrlich gesagt, meine 6-7 Punkte für Joker sind ja noch verhältnismäßig viel. Gibt einige, die haben den Film noch deutlich schlechter bewertet. Ganz im Gegensatz zu Hacks! Da freue ich mich schon darauf, demnächst mit Staffel 2 weiter machen zu können!
danares.mag
Bin trotz allem sehr gespannt auf Joker. Und vielen Dank, dass Du Dich durch Schwerin gelesen hast. 🙂
Nummer Neun
Klar, gerne doch! Ehrlich gesagt hatte ich sogar auch gleich geschaut, wie weit das von München entfernt ist (Spoiler: Zu weit für ein Wochenendtripp).
danares.mag
Stimmt. Das müsste dann schon ein sehr verlängertes Wochenende sein.
Queen All
DC ist mir oft etwas zu ernsthaft. Aber alleine die Erwähnung von Musical-Nummern sagt mir, dass das der neue Joker definitiv kein Film für mich ist.
Über veganes Nutella muss ich mich schon ein bisschen wundern. Da ist doch eh nur Palmöl und Zucker drin – ich weiß, kann Spuren von Milchpulver enthalten aber wenn man die wenigen Milligramm einfach weglässt, würde sich der Geschmack wahrscheinlich nicht mal groß ändern.
Herzlichen Dank fürs Verlinken 😊
Nummer Neun
Dann haben sie das Milchpulver offenbar durch pures Gold ersetzt 😀 (aber nein, ich weiß es auch nicht besser)
Miss Booleana
Also das mit dem veganen Nutella wüsste ich jetzt schon gern genauer 🙂
Hoffentlich schaffe ich es noch in den neuen Joker-Film. Auch wenn er jetzt nicht so wahnsinnig gut bewertet ist, würde ich ihm gern ein Kinoticket schenken. Einfach weil er auch so unverdient viel verlacht wird, obwohl wie du sagst DC sich immerhin mal was getraut hat.
Nummer Neun
Die Antwort auf die Nutella-Frage findet sich im Wochenrückblick der Folgewoche…
Ob der Joker unverdient verlacht wird, muss jeder selbst entscheiden. Meine 7 Punkte gehören ja noch zu den besseren Bewertungen.
Stepnwolf
„mit Alanis Morissette im Nachprogramm“ … Klingt so, als wäre Alanis nur zufällig da gewesen. 😉 Dabei war sie doch Hauptact!
Nummer Neun
Der Klang war durchaus beabsichtigt 😀 Passte so besser zum Statistik-Punkt in der Auflistung.
Stepnwolf
Hmmm. Okay. lasse ich gerade so als Ausrede durchgehen. 😉