Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 33/2024: Star Trek: Prodigy, Middle Kids, Cat Person, Mordnacht, Oasis, Kleo, Sartre, Paris und tausend Klicks

Happy Sunday!

Kaum sind mit der Euro 2024 und den Olympischen Spielen in Paris die großen Sportevents vorbei, ist der mediale Wochenrückblick so prall gefüllt wie schon lange nicht mehr. Und etwas Sport gibt es ja trotzdem noch.
Feiertag in weiten Teilen Bayerns, dazu bestes Sommerwetter: Den Donnerstag verbrachte ich am Ammersee bei Herrsching. Dort fand bereits tagsüber der Nachtmarkt statt und bot eine gute Auswahl an Verpflegung. Ein leckerer Burrito war es für mich, danach noch ein kühles und erfrischendes Bier. Beides ist nicht im Bild, dafür aber der Blick auf den See.

Disclaimer: Seit langem bin ich ein regelmäßiger Leser des Blogs der nachfolgenden Autorin, aber auch sie taucht auf meine Seite immer mal wieder in den Kommentaren auf.

S. Mirjam Tiefenbacher – Sartre, Paris und tausend Klicks (Österreich, 2024) – 7 von 10

Klappentext: Hätte ihr vor fünf Jahren jemand gesagt, sie würde einmal in Paris leben, um dem Geist eines toten Philosophen zu folgen, sie hätte denjenigen für unzurechnungsfähig erklärt. Hätte ihm vor fünf Jahren jemand gesagt, er würde einmal in Paris leben, um einer sehr lebendigen Liebe zur Musik zu folgen, er hätte denjenigen für unzurechnungsfähig erklärt. Doch da sind sie, Vic und Jan. Jan und Vic. Sie kommen aus vollkommen unterschiedlichen Welten, könnten verschiedener nicht sein, doch sie sind füreinander das jeweils fehlende Puzzlestück im Chaos ihrer Leben. Er, ein Buch mit sieben Siegeln und einer gebrochenen Seele. Sie, eine ehemalige Psychologiestudentin mit abgebrochenem Studium, einem Blog und Helfersyndrom auf der Suche nach Antworten, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Er hat seinen längst verloren. Kann man jemanden retten, der nicht gerettet werden will? Kann ein toter Philosoph einem die Fragen, die man an das Leben hat, beantworten? Was hat dieses Paris nur an sich, dass es einen glauben lässt, all dies wäre möglich?.

Review: Ich habe tatsächlich einen Liebesroman gelesen! Und was soll ich sagen – ich fühlte mich sogar gut unterhalten. Der Anlass für diesen Tipselschritt raus aus der eigenen Komfortzone war mein verlängertes Wochenende in Paris und dass dieser Roman in eben dieser Stadt spielt. Was zu einigen überraschenden Überschneidungen führte, wie z.B. an dem Tag, an dem ich vormittags das Musée d’Orsay besuchte und am späten Abend davon las, wie Vic, die Hauptfigur des Romans, Lobeshymnen auf genau dieses Museum verfasste. Die Verbindung zwischen dem Roman und meiner persönlichen Reise war deshalb auf jeden Fall gegeben.

Der Roman ist aus Vics Sicht geschrieben, die in Paris ihre persönliche Freiheit finden und auf den Spuren ihrer geistigen Vorbilder wandeln möchte. Ihre Blog-Beiträge, mit denen sie ihre Zeit in Paris finanziert (wie man davon leben kann ist mir, der seit vielen Jahren diesen Blog betreibt, zwar immer ein Rätsel geblieben ist, aber gut) sind immer wieder eingeschoben und es war faszinierend zu sehen, dass ich im allgemeinen den generellen Schreibstil, aber explizit in diesen Blog-Beiträgen ganz deutlich die Handschrift von mirli wiedererkennen konnte. Ein Grund mehr, weswegen man leicht durch die elektronischen Seiten fliegen kann. Die Romanze der Hauptfiguren entsteht zufällig und überstürzt und folgt den Höhen und Tiefen dieses Genres, als ungeübter Leser von Liebesromanen war mir das aber ganz Recht. Ich glaube aber, für mich wäre die Geschichte aus der Sicht der männlichen Hauptfigur Jan (der, mit der – logo – düsteren Vergangenheit) noch etwas interessanter gewesen, schließlich ist er es, der – und das ist der zweite Aspekt dieses Romans – durch Vic mit den großen Ideen der französischen Philosophen in Berührung kommt und sie langsam zu verstehen beginnt. Womit es ihm so ging wie mir, der bisher auch wenig von Sartres Ideen kannte, sie aber in diesem Kontext besser verstehen konnte.

Fazit: Leichte Urlaubslektüre in einem für mich verrückten Genre, der bei mir durch die Verbindung mit Paris und den Philosophen punkten konnte.

PS: Eine Frage bleibt allerdings noch an die Autorin – Was war denn nun Vics Lieblingssong von Bryan Adams?

Kleo (Staffel 2, 6 Folgen, Deutschland, Netflix) – 8 von 10

Recht zügig nach der Sichtung der ersten Staffel (7/10) ging es für mich bereits mit der noch ganz frischen und etwas kürzeren zweiten Staffel der deutschen Action-/Thrillerserie weiter. Und das Fazit fällt noch etwas positiver aus, wie zur ersten Staffel. Die Serie konnte das enorme Tempo halten und hetzt durch Berlin, Sarajevo und Moskau – immer auf der Suche nach dem roten Koffer, dessen Inhalt die Geschichte der Welt nach dem Ende des  Kalten Krieges grundlegend ändern könnte. Das Duo Jella Haase und Dimitrji Schaad funktioniert auch weiterhin sehr gut und Vincent Redetzki als Gegenspieler zwischen Wahn und Schmerz ist würdig. Die Action sitzt, die Bilder sind bunt, der Look ist cool und mit den historischen Fakten nimmt es die Serie ungefähr so genau wie ein Quentin Tarantino in seinen Filmen, um mal einen ganz großen Vergleich zu bringen. Was diese Staffel von der ersten aber abhebt ist die Rolle der titelgebenden Kleo (Haase), die nun nicht mehr als selbstbestimmter Racheengel unterwegs ist, sondern eine Getriebene ist zwischen CIA, KGB und der eigenen Familiengeschichte, was sie spürbar nahbarer und sympathischer macht. Und auch ihr Mitbewohner Thilo (Julius Feldmeier), dessen Rolle für die eigentliche Handlung recht unbedeutend ist, bekommt gute Auftritte ab, deren Skurrilität sich bestens in die Serie einfügen und ihn nebenbei zu einem frühen, geistigen Vater der Love Parade macht. Eine dritte Staffel darf gerne kommen.

Star Trek: Prodigy (Staffel 2, 20 Folgen, USA, Netflix) – 6 von 10

Wie bereits mit der ersten Staffel (6/10) wurde ich auch mit der zweiten Staffel nicht wirklich warm. Und dabei war und ist mein Hauptproblem nicht einmal, dass sich die Serie hauptsächlich an ein ganz junges Publikum richtet. Optisch ist das für mich weiterhin mehr Star Wars als Star Trek, inhaltlich passt die Serie jedoch gut in das Franchise. Die Geschichten sind abwechlungsreich und dabei teilweise überraschend düster, Forscherdrang und friedliche Lösung stehen klar im Vordergrund. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass hier noch öfter als in den ernsten Erwachsenenserien stumpfes Technobabble die Lösung liefert. Die jugendliche Crew wird in dieser Staffel leider öfter von den erfahrenen Offizieren an den Rand gedrängt, wenn diese die Lösung liefern oder den jungen mehr als deutliche Anleitungen geben. Dabei bekommen wir ein kleines Star Trek: Voyager Alumni Treffen geliefert, gehören doch mit Admiral Janeway, Chakotay und dem Holo-Doc gleich drei Figuren zum engeren Kern dieser Geschichte. In der zweiten Hälfte gesellt sich dazu auch noch der Reisende Wesley Crusher, der in dieser Rolle sehr viel angenehmer ist als den in vielen Staffeln seiner Heimatserie als strebender Lehrling. Die Serie schafft es für mich nicht zum Meilenstein des Star Trek Universums, aber immerhin ist sie besser als Star Trek: Discovery.

Cat Person (USA/Frankreich, 2023, Sky Cinema) – 6 von 10

Der Flirt zwischen der Studentin Margot (Emilia Jones) und dem etwas älteren Robert (Nicholas Braun) gerät irgendwann völlig außer Kontrolle. Und wäre der Film von Susanna Fogel nicht so unterhaltsam und hintenraus auch noch spannend gewesen, hätte er auch hochgradig problematisch sein können. Denn Margot wird von der Gesellschaft  – hauptsächlich in Form ihrer rechthaberischen Freudin Taylor (Geraldine Viswanathan) – in eine übersensible Rolle als Opfer von toxischer Männlichkeit gedrängt, die die Romanze aber eigentlich nicht hergibt. Wenn Fogel durch Übertreibung diese Hysterie deutlich machen wollte, ist ihr das nicht gelungen, denn sie gibt dem durchaus wichtigen Thema schließlich der Lächerlichkeit preis und so verschieben sich die Sympathien eindeutig in Richtung Robert, für den man(n) bis zum Ende hofft, dass er gut aus der Geschichte wieder herauskommt.

Mordnacht (Deutschland, 2024, Das Erste) – 7 von 10

Der Heimkehrer Panski (Maximilian Brückner) wird in seinem alten Dorf nicht mehr mit offenen Armen empfangen, aber am folgenden Morgen doch als Held gesehen. Dafür hängt ein Toter am Ortsschild und die Kommissarin Winter (Rosalie Thomass) ermittelt. Kurzweiliger Krimispaß mit echten Charaktären als Hauptfiguren – beide von guten Darstellenden getragen – aber vielleicht nicht ganz so witzig, wie man bei dem schwarzen Humor erwarten könnte, und die Auflösung nicht ganz so packend, wie man erhofft hat. Aber für einen Fernsehfilm ist das ein gelungener 90-Minüter.

Zugegeben: Nach der großen EM und den epischen Olympischen Spielen fällt es etwas schwer, sich für die 1. Runde im DfB-Pokal zu begeistern. Zumal auch die überraschungsfreien Ergebnisse auf allen Plätzen wenig dafür geeignet waren, irgendeine Art von gesteigertem Interesse zu wecken.

Immerhin schloß sich der KSC den Favoritensiegen an und gewann bei den Sportfreunden Lotte aus der Regionalliga West recht souverän. Herold machte den Auftakt mit dem ersten Treffer in der zweiten Minute, zur Halbzeit stand es 2:0. Die zweiten Hälfte begann erneut mit einem frühen Tor und spätestens dann war es nur noch ein Auslaufen unter Wettbewerbsbedingungen. Am Ende war es ein deutliches 5:0 und damit der Einzug in Runde 2.

Die Australier von den Middle Kids haben bereits zwei tolle Alben veröffentlicht, nun ist in diesem Jahr mit Faith Crisis das dritte erschienen. Etwas flotter als die ersten beiden, aber auch genau so nachhaltig? Mal sehen, das wird erst die Zukunft zeigen. The Blessings ist aber auf jeden Fall schon mal ein guter Song.

Es gibt heute sogar noch einen historischen Bonus-Clip. Und der kommt von Oasis, denn genau heute vor 30 Jahren, am 18. August 1994, besuchten sie das MTV Most Wanted Studio und spielten dort – als junge, aufstrebende Band – sehr reduzierte und perfekte Versionen von Whatever und Live Forver und ich, ich bekomme auch 30 Jahre danach immer noch eine Gänsehaut von diesem Auftritt. Hier der komplette Auftritt, ich habe für euch mal zu Live Forever vorgespult.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

5 Kommentare

  • S.Mirli

    Ich fühle mich noch immer sehr geehrt, dass du, obwohl vollkommen ausserhalb deiner Komfortzone, meinem Roman eine Chance gegeben hast UND, dass es dadurch „nach Hause“ nach Paris reisen durfte. Es fühlt sich für mich noch immer seltsam an, das, was man da selbst verfasst hat, durch die Augen eines anderen zu sehen, also auch dafür vielen, lieben Dank. Und dass ich jetzt weiß, dass ich es geschafft habe, Sartres Philosophie offensichtlich verständlich rüberzubringen.
    Tatsächlich habe ich lange überlegt, ob ich den Roman nicht aus der Sicht beider Hauptprotagonisten schreiben sollte (und vielleicht wird das sogar zu einem späteren Zeitpunkt noch passieren), habe mich aber aus der weiblichen Sicht einfach sicherer gefühlt und wollte nicht noch verwirrender werden 😉
    Ach ja, und der Song, auf den Vic anspielt ist „I will always be right there“ (https://www.youtube.com/watch?v=R3zZEvLhqec) … gut aufgepasst!
    Noch einmal vielen Dank, dass du dich an meinen Roman gewagt hast und für dein Fazit!
    Alles Liebe, x S.Mirli!
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Klar doch – ich habe deinen Roman auch wirklich gerne gelesen und war auch vergleichsweise schnell durch (der langen Bahnfahrt sei Dank). Und schön, dass es ein eher unbekannter Song von Bryan Adams ist (hatte zunächst befürchtet, es wäre das durchgenudelte I Do It For You gewesen).

Was sagst du dazu? Aber denke dran, deine Mail- und IP-Adresse wird gespeichert und auch Gravatar liest mit. Ist das ok? Dann kommentiere

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.