Unterwegs

Polen 2024: Teil 1 – Warschau und Krakau

Urlaub! Ende Mai ging es für eine Woche in unser Nachbarland Polen. Deren Hauptstadt Warschau ist von München aus mit einem ungefähr anderthalbstündigen Flug zu erreichen, sie ist also gar nicht mal so fern. Und manchmal ist es ja wirklich so: Das Gute liegt so nah.

Warschau

Es war ein entspannter Flug mit LOT, die Maschine war nur so halb gefüllt. Am Flughafen stand unser Mietwagen bereits bereit, das ist uns in den nächsten Tage gute Dienste leisten sollte. Die erste Fahrt war aber unspektakulär und führte uns nur zu unserem großzügigen Appartement. Zwei große Schlafzimmer, Küche und Bad – perfekt für drei Personen und unsere Heimat für zwei Nächte.

Die Altstadt Warschaus war in Laufnähe und so war das unser erster Weg, nach dem wir angekommen waren. Die im Krieg völlig zerstörte Altstadt wurde innerhalb weniger Jahre wieder nahezu originalgetreu aufgebaut und zählt seit 1980 als Weltkulturerbe. Es ist aber auch eine schöne Ecke, von den Barbaken in der Stadtmauer, über den Marktplatz bis hin zum Schlossplatz. Etwas touristisch und kulissenhaft wirkt es jedoch auch – mehr als das eine Mal waren wir während unseres Aufenthaltes nicht hier. Aber immerhin aßen wir hier das erste Mal Piroggen, die gefüllten Teigtaschen, denen wir uns in den nächsten Tagen immer mal wieder widmen sollten.

Als heißer Tipp in den Reiseführern wurde der Dachgarten der Universität gehandelt, was unser nächstes Ziel war. Es ist ein schön angelegter Garten in einer urbaneren Ecke der Stadt, von dem aus man einen netten Blick auf die Skyline der Stadt mit dem ikonischen Gebäude hatte, über das im Anschluß zu sprechen ist.

Der Kultur- und Wissenschaftspalast wurde in den 1950ern auf Anordnung von Stalin gebaut und ist wohl aus diesem Grund in der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt. Ein Hingucker ist das Gebäude, das bei seiner Fertigstellung das zweithöchste Europas war, jedoch auf alle Fälle und ist auch weithin sichtbar. Ein tollen Blick auf das Gebäude hat man von der Skybar des nahegelegenen Marriott Hotels.

Den anstregenden Tag ließen wir in der Markthalle, der Hala Koszyki, ausklingen (auch wenn ich persönlich mit der Wahl meines Essens dort nicht ganz zufrieden war). Der Abschluß war dann ein Besuch der 1980er Jahre VHS-Bar.

Am nächsten Tag war das Wetter nicht immer unser Freund. Zwischen Sonnenschein und sintflutartigen Regenfällen wechselte es immer wieder hin und her und so sind wir auf dem Weg ins Neon Museum einmal in einen ordentlichen Schauer geraten. Aber der Weg hierher lohnte sich (also eher das Ziel als der Weg). Ausgestellt sind im Museum viele alte Neon-Schilder und Reklamen, was vor allem optisch sehr spannend war. Wenn man möchte, ist man zwar relativ schnell durch, man kann sich andererseits aber mit Selfies auch dumm und dusselig fotografieren. Wir fanden da eine gute Mischung, aus Gründen gibt es hier aber nur ein Panorama-Shot zu sehen. Eine prima Idee für ein Museum, aus dem man aber für Instagram & Co. durchaus noch mehr hätte machen können.

Klassischer wurde es danach: Eine Wodka Tour musste noch sein. Dafür waren wir im Polish Vodka Museum im trendigen Centrum Praskie Koneser. Neben einer Führung und den Ausführungen, wie Wodka entsteht, gab es natürlich auch noch ein Tasting.

Nach diesem Besuch brauchte es etwas handfestes zum Dinner. Wir waren bei Meatologia, wo es saftiges Steak und auch tolle Buger gab, wie ich mir habe sagen lassen. Nach dem gelungenen Essen suchten wir uns noch eine Sports-Bar, um das Champions League Finale zu sehen und landeten bei Shamrock. Irish Pubs gibt es wirklich überall. Und obwohl das Spiel nicht ganz so erfolgreich endete, war das ein runder Tagesabschluß und auch bereits das Ende unserer Zeit in Warschau.

Krakau

Am nächsten Morgen gingen wir noch schnell frühstücken, bevor unser Mietwagen bepackt wurde und wir uns auf den Weg nach Krakau im Süden des Landes machten. Nach einer mehrstündigen Fahrt erreichten wir die alte Königsstadt am Nachmittag. Dort bezogen wir für zwei Nächte ein im Hinterhaus gelegenes Appartement. Etwas kleiner, als das in Warschau, aber völlig ausreichend. Den Wagen konnte wir im Innenhof parken. Zentimerarbeit war dafür gefragt, denn die Durchfahrt war äußerst eng bemessen.

Der erste Weg führte uns auch hier in die Altstadt, die von einem grünen Gürtel eingerahmt wird. Der mittelalterliche Rynek Główny ist der zentrale Platz in der Altstadt, mit einer Markthalle in der Mitte und vielen Restaurants mit großzügigen Außenterrassen am Rande. Hier parken die Pferdekutschen, hier sieht man und wird gesehen. Ein Stück weiter steht die St. Peter-und-Paul-Kirche mit vielen Skulpturen und einem kleinen Klostergarten. In dieser Ecke waren wir am Abend bei Pod Aniolami essen, es gab sehr leckere polnische Küche und ja, darunter waren auch Piroggen als Vorspeise. Besonders schön war die Altstadt dann übrigens bei Sonnenuntergang.

An die Altstadt schließt sich der Wawel, ein kleiner Hügel, mit seiner Burg und der goldenen Kuppel der Sigismundkapelle an. Von der Burgmauer aus hatte man einen schönen Blick über die Weichsel in die angrenzenden Stadtteile. Am Fuße des Wawel steht außerdem eine Statue des Wawel-Drachen, die immer mal wieder Feuer speit.

Anders, aber sehr sehenswert ist das sich anschließende jüdisches Viertel Kazimierz, welches wir am nächsten Tag besucht haben. Deutlich urbaner und weniger touristisch als die Altstadt, mit vielen jungen Leuten und hippen Bars (auf die wir noch zu sprechen kommen werden) und großflächiger Street Art. Teile von Schindlers Liste wurden hier gedreht und viele Hinweis-Schilder befassen sich mit der Tragik der düsteren Zeit des Nationalsozialismus.

Es war übrigens Montag und da waren – woran wir vorab nicht gedacht hatten – einige Museen und Sehenswürdigkeiten geschlossen, wie zum Beispiel die alte Fabrik von Oskar Schindler. Wir hatten daher plötzlich etwas mehr Zeit als gedacht. Dazu gesellte sich gutes Wetter, so dass es nur eine Möglichkeit gab: Wir starteten mit einem entspannten Daytime Drinking im jüdischen Viertel. Der Weg lässt sich mit Google Maps halbwegs nachvollziehen: Den Anfang machten wir im grünen Innenhof des israelischen Tapas-Restaurants 2Okna, gingen danach weiter zur Dachterrasse des Hotel Rubinstein und endeten schließlich im Café Hevre (eine ehemalige Synagoge), das ihr unten im Bild sehen könnt. Zu empfehlen sind alle drei Locations.

Der Abschluß des Tages fand an einem Würstchengrill statt. Wenn man schon in Krakau ist, sollte man auch eine Krakauer essen. Vor der Hala Targowa fanden wir noch ein Grill und waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Durch die Altstadt, die in diesem Moment von der Abendsonne erstrahlt wurde, machten wir uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft.

Wieliczka

Am Abreisetag regnete es in Strömen. Wir zwängten unseren Wagen durch die enge Ausfahrt wieder zurück auf die Straße und fuhren vollbepackt nach Wielieczka, eine halbe Stunde von Krakau entfernt, um dort das Salzbergwerk zu besichtigen. Die Fahrt verzögerte sich etwas, weil manche Straßen wegen Überflutung abgesperrt waren, aber wir kamen noch rechtzeitig zu unserer Führung am Bergwerk an und retteten uns dort ins Trockene.

Das Salzbergwerk kann man nur per Führung besichtigen. Und diese sind wirklich stark durchgetaktet. Alle paar Minuten gibt es eine neue Gruppe, so dass man während der Führung meist die vorherige Gruppe noch sieht. Das Bergwerk selbst war nach einer scheinbar endlosen Treppe (rauf ging es dann später per altem Bergmannsaufzug – auch ein Erlebnis) sehr gut ausgebaut und mit vielen detailierten Skulpturen verziert. Leider war das teilweise schon zu viel, richtig authentisch wirkte das leider nicht mehr.

Das Highlight des Bergwerkes war dafür aber jedoch wirklich beeindruckend: Die großzügige Kingakapelle ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Leider hatte man auch hier nicht wirklich viel Zeit.

Nach dem Besuch des Bergwerkes stand die längste Autofahrt des Urlaubs auf dem Programm. Es ging wieder an Warschau vorbei in den Norden Polens und zwar in Richtung der Masurischen Seenplatte. Von dort aus sollte uns die Reise einige Tage später schließlich nach Danzig führen. Aber davon berichte ich im zweiten Teil des Reiseberichts.

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Teil 1: Warschau und Krakau // Teil 2: Danzig und der Norden Polens

6 Kommentare

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