Sportlich

Die perfekte Saison von Bayer Titelkusen und der Rest der Bundesliga

Am Samstag um 17:37 war es endlich soweit. Bayer Leverkusens Kapitän Lukas Hradecky bekam die Meiterschale überreicht und strecke sie in den Himmel. Es war der Lohn für eine denkwürdige Saison und der Abschluss der Bundesliga Spielzeit 2023/2024.

Für Bayer Leverkusen war es die perfekte Saison. Sie sind ungeschlagen durch die Bundesliga marschiert, was noch keinem anderen Team zuvor gelungen war. Und nicht nur das, sie spielten dazu auch noch den schönsten und frischesten Fußball mit einem jungen und unverbrauchtem Team, so dass es wohl nur ausgeprägte Traditionalisten sein können, die ihnen den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte nicht gönnen. Trainer Xabi Alonso impte ihnen die nötige Siegermentalität ein und fand auf jedes Problem eine Antwort. Bei der Vielzahl der Spiele rotierte er klug, so dass man nur selten einen Qualitätsverlust sah. Verletzungen, Sperren, Afrika- oder Asien-Cup? Kein Problem – während in München zeitweise nur über die fehlenden Spieler gesprochen wurde, holten hier die eingesetzten Spieler immer wieder die Kohlen aus dem Feuer. Stand Leverkusen in den vergangenen Jahren stets für junge, gut ausgebildete Spieler aus allen Ecken der Welt, wurde im vergangenen Sommer Erfahrung und Qualität hinzugefügt: Xhaka und Hofmann mit 31 Jahren, sowie Grimaldo mit 28 Jahren. Und das alles passte so perfekt zusammen, wie man es eigentlich nicht erwarten konnte.

Auf Platz 2 schob sich am letzen Spieltag noch verdientermaßen der VfB Stuttgart, womit die beiden besten Mannschaften der Liga am Ende ganz oben stehen. Letztes Jahr noch fast abgestiegen, hat Trainer Sebastian Hoeness ein Team aus jungen und hungrigen Spielern geformt, von denen einige nun auch im deutschen EM-Kader auftauchen. Dazu hatten sie mit Serhou Guirassy und mit Deniz Undav zwei treffsichere Stürmer, die den Unterschied machten und den Verein eine Stufe nach oben hieven konnten. Mehr als noch bei Bayer Leverkusen wird es hier darauf ankommen, den Stamm des Teams zusammen halten zu können.

Der dritte Gewinner dieser Saison ist auf #8 ins Ziel gelaufen: Der 1. FC Heidenheim in seiner ersten Saison als Bundesligist. Frank Schmidt als ihr langjähriger Coach hat hier ganze Arbeit geleistet und die bisher unbekannte Ostalb auf die Landkarte der Bundesliga gebracht, mit dem Höhepunkt des Sieges über den FC Bayern München nach einem 0:2 Zwischenstand. Das ist nicht nur für den Verein selbst, sondern auch für den ganzen professionellen Fußballbetrieb eine sehr schöne Geschichte. Da sie weniger von der Euphorie lebten wie vergleichbare Aufsteiger in den letzten Jahren, stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie auch im zweiten Jahr eine gute Rolle spielen könnten. Nur sorgen sie auf der anderen Seite nicht gerade dafür, die Bundesliga attraktiver zu machen. Einige Bundesliga-Konferenzen am Samstagnachmittag, in der sich 1. FC Heidenheim, FC Augsburg, VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim oder SV Darmstadt 98 die Klinke in die Hand gaben, beweisen es: Obwohl es jeder dieser Vereine verdient hat, dort zu spielen, gehen der Bundesliga langsam die großen Namen aus.

RB Leipzig landete auf einer erwartbaren Position #4, noch vor Borussia Dortmund, die ihre Saison durch die Erfolge in der Champions League aufwerteten. Dahinter steht Eintrach Frankfurt auf #6 und niemand weiß genau warum. TSG Hoffenheim, SV Werder Bremen (das könnte in der nächste Saison ein größerer Wurf werden) und der FC Augsburg landeten im grauen Mittelfeld, also da, wo man sie vermutet hatte und wo auch der VfL Wolfsburg gerne mal wieder hinkommen würde. Dazwischen hat sich auf #10 der SC Freiburg eingefunden und es ist ein Erfolg der langjährigen Entwicklung, dass man damit mittlerweile schon fast etwas enttäuscht ist.

Der erste Verlierer der Saison findet sich auf #3 wieder: Der FC Bayern München. Nach elf Meisterschaften in Folge stimmte es dieses Jahr überhaupt nicht mehr im Team, da half auch Superstürmer Harry Kane nicht. Das fällt bei der Betrachtung der Punkte nicht mal auf, immerhin wurde es sogar einer mehr als im Vorjahr, aber defensiv waren sie so anfällig wie lange nicht. 45 Gegentore oder mehr bekamen sie zuletzt in der Saison 1995/96. Vor allem in der Rückrunde fiel das auf, in der sie ungewohnterweise ihre Spitzenspiele gegen Bayer Leverkusen, VfB Stuttgart und Borussia Dortmund verloren haben. Die aktuelle Trainersuche, die sehr viel öffentlicher verläuft, als es dem Verein lieb sein kann, wirft kein gutes Bild auf den FC Bayern.

Verlierer genug gab es im Abstiegskampf. Mit einem blauen Auge davon gekommen sind Union Berlin und der FSV Mainz 05, letztere Dank des Trainerwechsel der Saison mit der Installierung von Bo Henriksen. Für Borussia Mönchengladbach war es knapper, als man es lange Zeit wahrgenommen hatte – im Moment ist das noch nicht erkennbar, warum es in der nächsten Saison besser sein sollte. Erwischt hat es dagegen den Aufsteiger SV Darmstadt 98, wo man sich scheinbar schon recht früh mit seiner Rolle abgefunden hatte, ein richtiges Aufbäumen gab es nie. Der 1. FC Köln begleitet ihn in die zweite Liga – verdientermaßen auf allen Ebenen. Der VfL Bochum kann sich noch über die ungeliebte Relegation retten, nachdem sie im letzten Drittel der Saison einige schon sicher geglaubte Punkte noch in den letzten Minuten verspielten.

Meine Elf der Saison 2023/2024:

Harry Kane (FC Bayern München) – Serhou Guirassy (VfB Stutgart)

Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) – Jamal Musiala (FC Bayern München)

Angelo Stiller (VfB Stuttgart) – Granit Xhaka (Bayer Leverkusen)

A. Grimaldo (Bayer Leverkusen) – J. Tah (Bayer Leverkusen) – W. Anton (VfB Stuttgart) – J. Frimpong (Bayer Leverkusen)

Gregor Kobel (Borussia Dortmund)

Trainer: Xabi Alonso (Bayer Leverkusen)

Nun stehen noch ein paar End- und Relegationsspiele auf dem Programm. Bayer Leverkusen kann sich am Samstag im Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern noch das nationale Double holen, nachdem sie international erst im Endspiel gegen Atalanta Bergamo ihren Meister fanden. Und im Sommer geht es mit der Europameisterschaft 2024 in Deutschland nahtlos weiter und liefert uns vielleicht ein neues Fußballfest.

2 Kommentare

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