Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 16/2023: Star Trek: Picard, Boygenius, Infiesto, Bacurau und das Ticket ins Paradies

Wenn dieser Beitrag online geht, sitze ich im Kino. Die Fantasy Filmfest Nights stehen an. Im Gegensatz zu den White Nights vor ein paar Monaten habe ich mir dieses Mal keine Dauerkarte geholt, sondern nur ein paar Einzeltickets. Die bieten aber immer noch genug Stoff, um in der nächsten Woche ein Special zum Filmfest zu rechtfertigen.

Bis dahin vergnügt und begnügt euch mit einer neuen Star Trek Staffel, einigen Filmen aus dem Heimkino und einem Musiktipp aus den U, S und A. Viel Spaß.

Star Trek: Picard (Staffel 3, 10 Folgen, USA, Paramount+) – 8 von 10

Nachdem er einen kryptischen Notruf von Dr. Beverly Crusher (Gates McFadden) erhalten hat, holt sich Admiral Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) die Hilfe alter und neuer Freunde. Diese Mission wird die Sternenflotte und seine alte Crew für immer verändern.

Es ist der gelungene Abschluß und Abschied von der Star Trek Generation rund um Picard (Stewart), Riker (Jonathan Frakes) und Co. Er ist so gut, dass man sich zwangsweise fragt, für was es die ersten beiden Staffeln dieser Serie (und auch die letzten beiden Star Trek: TNG Filme) überhaupt gebraucht hat. Es vereint vieles von dem, was die ursprüngliche Serie ausgemacht hatte und gibt jedem von den klassischen Figuren eine mehr oder weniger gewichtige Rolle. Sehr schön war auch, wie behutsam die alten Weggefährten wieder eingesammelt werden und welche Veränderung manche in der Zwischenzeit durchgemacht haben. Den neuen Worf-Zen (Michael Dorn) fand ich zum Beispiel sehr gelungen. Dazu integriert diese Staffel auch die beiden in den vorherigen Staffeln etablierten Figuren, Seven (Jeri Ryan) und Raffi (Michelle Hurd), gut in die Handlung und schafft es darüber hinaus, mit Jack Crusher (Ed Speleers – und wer so wie ich überlegen muss: Er hat auch in Downton Abbey gespielt), der jungen La Forge (Ashlei Sharpe Chestnut) und dem grummeligen Captain Shaw (Todd Stashwick) neue und interessante Figuren einzuführen. Wenn sich da mal nicht eine potentielle neue Serie am Horizont abzeichnet. Beim ganzen On Air Design hat man sich mehr am klassichen TNG als am neuen Picard orientiert, vor allem die Credits am Ende waren so gut, dass ich nie gewagt habe, es zu überspringen (sonst hätte ich wohl auch die Post-Credit Szene in der letzten Folge verpasst). Der Nostalgie-Faktor wird gnadenlos hochgehalten und gipfelte schließlich in Folge 9.

Und damit wechsele ich für die nächsten Absätze in den Spoilermodus: Auch die Botschaft bzw. die Konflikte in dieser Staffel passen sehr zum alten TNG. Hier die alte, erfahrene Crew auf der einen Seite, die nicht alles nach Vorschrift erledigt, sondern nach Augenmaß. Auf der anderen Seite die (überraschende) Rückker der Wechselbälger und der Borg (schon wieder). Zwei Völker, bei denen der Drang nach Gleichheit und Ordnung sehr viel ausgeprägter ist. Individualität versus Gleichschaltung. Dazu der am Ende durchauch kritische Blick auf ein zu großes Vertrauen in die technischen Möglichkeiten. Die beiden Seiten bilden einen schönen Gegensatz, der nicht mit dem Holzhammer eingeprügelt wird. Auf Picard (Stewart) wird jedoch zu Beginn der Staffel etwas eingeprügelt, wenn er sich als älterer Admiral überall einmischt und dabei mehr als einmal daneben liegt. Etwas schade war dagegen die zeitweise Zuspitzung auf den Konflikt jung gegen alt. Den hätte es für mich nicht gebraucht und ist auch nur Öl ins Feuer für aktuelle und tatsächliche Generationskoflikte.

Nicht ganz so passend fand ich in den ersten Folgen den Auftritt der Kopfgeldjägerin Vadic (Amanda Plummer). Die Personifizierung von Gegenspielern funktioniert bei Star Trek selten, so auch hier. Auch war sie etwas überpräsent, wenn man ihren Auftritt mit dem recht hastig erzählten Borg-Twist vergleicht. Überhaupt ruckelt die Story an einigen Stellen und man sollte sie sich nicht zu genau anschauen. Das geht schon im Auftakt los, wenn Picard (Stewart) und Riker (Frakes) versuchen, Dr. Crusher (McFadden) zur Hilfe zu eilen. Diese besteht ausdrücklich auf einen Verzicht der Sternenflotte, aber die beiden mieten sich bei Captain Shaw (Stashwick) und seinem Schiff ein und freuen sich auf den Trip, wie auf einen Ausflug in die Jugendherberge. Es gibt den seltsamen Auftritt der Bar auf dem Holodeck und dessen Energieversorgung. Und das endet mit dem Angriff auf einen Borg-Kubus, der eher zu Star Wars (oder Top Gun) gepasst hätte – und das mit einem riesigen Schiff der Galaxy-Klasse. Auch die Integration von Data (Brent Spiner) empfand ich als nicht so gelungen. Klar, dass der Schauspieler mit dabei sein musste – aber einen nicht-alternden Androiden nimmt man ihm halt nicht mehr ab, egal welche Erklärung man dafür bietet.

So kittet die Nostalgie und die technische Perfektion einige Risse in der Story und macht diese Staffel damit zum Highlight und zum Abschluss von Star Trek: Picard.

Bacurau (Brasilien, 2019, Arte) – 6 von 10

Die Geschichte um das Dorf in Brasilien, dass auf keiner Karte verzeichnet ist, ist nicht, wie beworben, ein Science-Fiction Film. Stattdessen ist es einerseits eine zynische Dystopie im Geiste der klassischen 1970er-Filme, anderseits aber leider auch ein arg langweilige Geschichte um das titelgebende Dorf Bacurau. Nach einer halben Stunde schaut man hilfesuchend auf die Uhr, erst wenn die Geschichte einen Twist nimmt, gewinnt der Film dazu. Und wenn ohne Vorwarnung auf einmal Udo Kier auf dem Bildschirm erscheint, ist das ein weiteres der nur knapp bemessenen Aha-Erlebnisse.

Infiesto (Spanien, 2023, Netflix) – 7 von 10

Die beiden Ermittler Isak Férriz und Iria del Rio untersuchen während der spanischen Corona-Beschränkungen im März 2020 im kleinen Dorf Infiesto den Fall eines kürzlich wiedergefundenen vermissten Mädchen. Ohne zu viel zu spoilern, aber der Film wird mit Recht als Mystery-Thriller geführt und nicht nur als simpler Krimi. Der Film ist dreckig und verregnet inszeniert, die meist baufälligen und verlassenen Locations geben Infiesto eine ganz eigene Note und verbinden sich stimmungsvoll mit der allgemeinen Lage dieser frühen Corona-Zeit. Trotzdem hätte dem Film etwas mehr Tempo und Abwechslung noch ganz gut gestanden.

Ticket ins Paradies (USA, 2022, Sky Cinema) – 7 von 10

George Clooney und Julia Roberts als geschiedenes Ehepaar, dass auf der Hochzeit ihrer Tochter Kaitlyn Dever auf Bali wieder zusammenfindet. Es ist einer der Filme, bei denen man schon am Anfang weiß, wie sie ausgehen werden (und sie vielleicht genau deshalb anschaut). Das alles vor der sommerlichen Kulisse von Bali – man bekommt das, was man sehen möchte. Als Gelegenheitszuschauer dieses Genres war das für mich okay und unterhaltsam, wer mehr Filme dieser Art gesehen hat, der wird hier vermutlich nicht viel Neues finden.

Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus  gründen eine Band und nennen sie Boygenius. Da die drei Damen aber nicht vom Grill, sondern aus dem Musikbusiness kommen und schon mehr oder weniger erfolgreiche Solokarrieren ihr Eigen nennen können, waren die Erwartungen an ihr gemeinsames Album recht hoch. Nun ist The Record draußen und kann diese Erwartungen erfüllen. Überraschend ist das Album allerdings nicht. Muss es auch nicht. Not Strong Enough ist ein schöner Indiepop-Song mit einem sonnigen Video. Mehr nicht, weniger aber auch nicht.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 26 von 29 Liga-Spielen = 90%.

Während sich der mediale Fokus auf das parallel laufende Hamburger-Stadtderby richtete, verlor der KSC bei Spitzenreiter SV Darmstdt 98 mit 1:2. Es war ein spannendes und enges Spiel, in dem der KSC über weite Teilen ebenbürtig war und die beste Defensive der Liga immer wieder unter Druck setzen konnte. Ein Unentschieden wäre durchaus verdient gewesen. Im Moment fehlt dem KSC nicht mehr so viel, um mit den Topclups der Liga mithalten zu können. *hüstelStindl*

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

2 Kommentare

  • S.Mirli

    Ich habe Ticket ins Paradies im Kino gesehen. Ist zwar eigentlich nicht mein bevorzugtes Genre, aber ich wollte unbedingt ins Kino und das war damals das Einzige, was mich halbwegs angesprochen hat. Ich fand aber die Umsetzung der doch „alten“ Idee ganz unterhaltsam gemacht und Julia Robert und George Clooney, man merkst einfach, dass die zwei sich auch privat mögen. Die Energie stimmt einfach. Starte gut in die neue Woche, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

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