Was mit Medien

KW 09/2023: Die Chemie des Todes, Die Frau im Nebel, Zombi Child, Massive Talent und Blockbuster

Blockbuster-Woche bei Nummer Neun! Es gibt tolle Filme, tolle Serien und es gibt… Blockbuster.

Blockbuster (Staffel 1, 10 Folgen, USA, Netflix) – 5 von 10

Timmy (Randall Park) führt mit seinen Mitarbeitenden die letzte Blockbuster-Videothek des Landes. Tapfer versuchen sie, ihren Laden gegen die übermächtige Streaming-Konkurrenz am Laufen zu halten.

Man nehme ein ähnliches Grundkonzept wie in Superstore, besetze die Hauptfiguren mit namhaften Stars aus Brooklyn Nine-Nine (Melissa Fumero) und Fresh Off The Boat (Park) und reichere das mit vielen popkulturellen Querverweisen an wie in The Big Bang Theory oder Community, und schon hat mit die Comedy der Zukunft. Oder doch nicht? Blockbuster zeigt, dass man so eine Serie nicht auf einer Powerpoint-Slide erstellen kann. Der Serie fehlt es an vielem, vor allem an Witz. Sie ist einfach in den seltensten Fällen lustig – und wenn, dann meist wenn J. B. Smoove als Timmys Kumpel einen Auftritt hat. Sonst funktioniert sie meist nicht. Filmkram wird lieblos in manche sinnfreie Dialoge untergebracht (und ist nie so eine kunstvolle Hommage wie in Community) und die Story um die Frage, finden Park und Fumero zusammen oder nicht, scheitert schon daran, dass nie eine glaubhafte Chemie zwischen den Beiden aufgebaut wird. Da hilft es der Serie insgesamt auch nicht, dass sämtliche Hintergrundstories der Figuren in den ersten beiden Folgen fast penetrant in die Köpfe eingeprügelt werden. Und das es Netflix verpasst hat, seine eigene Rolle im Untergang der Videotheken irgendwie selbstironisch zu thematisieren, ist dann noch der finale Aspekt, warum die Serie nicht funktioniert. Sie wurde zurecht nach dieser Staffel eingestellt.

Die Chemie des Todes (Staffel 1, 6 Folgen, UK, Paramount+) – 8 von 10

Dr. David Hunter (Harry Treadaway) arbeitet als Landarzt in einem kleinen, englischen Dorf. Als ihn die örtliche Polizei als Forensiker um Hilfe bittet, einen Mordfall zu lösen, plagen ihn die Geister seiner Vergangenheit. Nun muss er sich entscheiden, ob er sich abwenden oder in sein altes Leben zurückkehren soll, welches er eigentlich für immer hinter sich lassen wollte.

Da ich die Romane von Simon Beckett nicht gelesen habe, bin ich recht unvorbereitet an dieser Thrillerserie herangegangen. Die Bausteine sind jedenfalls da: Charismatische Hauptfigur (Treadaway), düstere Mordfälle, ruhige Erzählweise und fast schon nordisch nüchterne Bilder. Und besonders der erste Fall, der Dr. Hunter zurück zu den Mordermittlungen führt, ist sehr gelungen, düster und wendungsreich. Schrieb ich neulich noch, ich würde gerne mal wieder eine richtig gute Nordic Noir Serie sehen – das hier war eine, auch wenn sie „nur“ aus UK kam. Aber dann in Folge 3 der Bruch. Der eine Fall ist beendet, ein zweiter wird aufgemacht – offensichtlich basierend auf den zweiten Roman Kalte Asche – und zwar Mitten in der Folge? Äußerst seltsam, sehr ungewohnt und auch ein wenig stimmungskillend. Denn der zweite Fall ist schwächer und braucht eine ganze Weile, bis er richtig in Schwung kommt. Das ist etwas schade, aber die erste Staffel rettet sich gerade noch mit 8 Punkten über die Ziellinie.

Die Frau im Nebel (Südkorea) – 7 von 10

Der neuste Film von Park Chan-wook ist vor allem in formaler Hinsicht ein Ereignis. Die Story ist eine unerwartete Mischung aus Krimi und Romanze, getragen von den beiden Hauptfiguren, dargestellt von Park Hae-il und Tang Wei, und in der ersten Hälfte stellenweise fast albern. Es werden gleich zwei wer-war-der-Mörder Geschichten nacheinander abgehandelt, die in ihrer Auflösung zwar – mittlerweile würde ich fast sagen typisch koreanisch – etwas drüber sind, aber auch interessant und gut hergeleitet. Das Finale des Films ist furios. Und in der visuellen Präsentation zieht der Regiesseur alle Register, wober das eigentlich der falsche Ausdruck ist, denn er erfindet teilweise ganz neue Register. Als Beispiel seien die Observationen genannt, in welcher der Beobachtende in die von ihm beobachtete Szene hinein montiert wird. Klingt sehr technisch, ist es aber eigentlich nicht.

Schade nur, dass der Film mit seinen 138 Minuten vielleicht eine halbe Stunde zu lange geraten ist und vor allem in der Mitte zwischen den beiden Mordfällen etwas diffus und ziellos wirkt. Und es leider in der ganzen Spielzeit nicht schafft, für etwas mehr Verständnis für die beiden Hauptfiguren zu sorgen. So fühlt man sich am Ende wie ein teilnahmsloser Beobachter des Films, der die handwerklichen Fähigkeiten zwar sieht und registriert, aber nicht fühlt.

Bullet Train (USA, 2022, Sky Cinema) – 8 von 10

Der Film mit Brad Pitt als Profikiller im japanischen Hochgeschwindigkeitszug gefiel mir auch beim zweiten Sehen wieder gut, auch wenn der Einstieg mit den vielen Rückblenden etwas komplizierter geraten ist, als er es sein müsste. Rasant und unterhaltsam ist er aber weiterhin.

Massive Talent (USA, 2022, Sky Cinema) – 8 von 10

Kurzweilige Action-Komödie mit dem Buddy-Duo Nicolas Cage und Pedro Pascal. Hirnfreier Spionage-Thrill und mit dosierten Actionmomenten, dazu ein paar abgedrehte Szenen und Situationscomedy rund um die Filmfigur Nic Cage. Kein Film für die Ewigkeit, aber ein guter für den Moment, der genau das liefert, was er verspricht.

Zombi Child (Frankreich, 2019, Arte) – 6 von 10

Der Film macht es einem nicht besonders leicht, wenn er lange Zeit zwischen einem Teenie-Film auf einer Elite-Mädcheninternat in Paris in der Jetztzeit und den Historienszenen auf Haiti in den 1960ern wechselt. Die Verbindung zwischen den beiden Strängen ist die junge Schülerin Mélissa (Wislanda Louimat), sie ist ein Nachfahre von Clairvius (Mackenson Bijou), der nach seiner Beerdigung wieder erwachte und auf einer Zuckerrohrplantage in Haiti arbeiten musste, bis er von dort fliehen konnte. Es ist ein Film über Vodoo und wie sich Mélissas Freundin Fanny (Louise Labèque) diesen Praktiken zuwendet. Das ist lange etwas mühsam anzusehen und die beiden Erzählungen atmosphärisch nicht so ganz zueinander passend, aber zumindest das Finale, das dann doch noch Anleihen aus dem Horrorgenre nimmt, ist recht faszinierend.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 21 von 23 Liga-Spielen = 91 %.

Vierter Sieg in Folge, 13 Punkte aus den letzten 5 Spielen geholt. Das ist eine Bilanz, die vor dieser Serie für den KSC eigentlich noch undenkbar war. Aber gegen ein schwaches Hansa Rostock genügten in der ersten Halbzeit die Tore von Marvin Wanitzek und Paul Nebel, um den 2:0 Auswärtssieg sicher zu stellen.

Damit ist der KSC nun in der Rückrundentabelle das Team mit der zweitbesten Defensive. Und von den drei Gegentoren in diesen Spielen war eines ein Eigentor und die anderen beiden fielen erst tief in der Nachspielzeit. Ich hätte Coach Eichner nicht zugetraut, dass er die Abwehr so dicht bekommt.

In der Gesamtabrechnung langt es im Moment für Tabellenplatz Nummer Neun, mit einem dicken Polster auf die Abstiegsränge.

  • Die Bahn kommt: Im Gegensatz zu früheren Jahren bin ich mittlerweile ja überhaupt kein Gamer mehr. Meistens ist eine schnelle Partie Minesweeper noch das höchste der Gefühle. Aber ab und an habe ich dann doch mal wieder Lust darauf. Zuletzt habe ich mir in unregelmäßigen Abständen die jeweils neueste Version des Football Managers gekauft. Dieses Jahr, diese Woche war es anders. Ich griff zu Transport Fever 2 – wie spießig kann man sein? – und erfreue mich seit dem daran, Bahnlinien zu bauen und Busverbindungen in einer fiktiven Welt zu etablieren. Ohne Gegnerdruck, einfach den öffentlichen Nahverkehr zu perfektionieren. Was für ein Spaß!
  • Die Spiele des Lebens: Der Spiegel hat die alte Spielekiste geöffnet und mal wieder das Spiel des Lebens gespielt. Das Glücksrad drehen macht wohl noch Spaß, die dort vorgelebten Lebensentwürfe haben sich jedoch in ihrer absoluten Anspruch überlebt.
  • Die Bowl ist Quatsch: Manchmal kommt Rettung aus Ecken, von denen man es am wenigsten erwartet. Und so ist es bemerkenswert, dass ausgerechnet die taz aus Berlin (!) sich über das städtische Superfood aus dem Napf lustig macht.

Nächste Woche sprechen wir an dieser Stelle dann (wahrscheinlich) über Der Schwarm. Habt eine gute bis dahin.

5 Kommentare

  • bullion

    Hier nun also die letzte Bestätigung, dass ich mir „Blockbuster“ sparen kann.
    „Die Chemie des Todes“ klingt spannend. Ich hatte damals die ersten zwei Romane gelesen und fand sie sehr unterhaltsam.

  • S.Mirli

    Ich liebe die Romane von Simon Bekett, deshalb wäre ich zu neugierig auf die Serie. Wobei es für mich immer etwas schwierig ist, wenn ich Romane kenne und dann die filmische Umsetzung dafür ansehe. Hat bei mir erst einmal bei „Das Parfum“ funktioniert, sonst bevorzuge ich meist die geschriebene Geschichte, aber da es mir wie dir geht und ich gerne Nachschub an nordischen Krimis hätte, vielleicht gebe ich dem eine Chance. Ich wünsche dir einen fantastischen Start in die neue Woche, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Das ist natürlich immer schwierig. Ich konnte wenigstens relativ unbelastet an „Die Chemie des Todes“ gehen. Und ehrlich gesagt habe ich bisher auch noch keine anderen Kritiken gelesen – daher keine Ahnung, wie die Serie so bei der Masse ankam und wie sie im Vergleich zum Buch ist.

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