Was mit Medien

KW 08/2023: Der Revolver, Deadwind und The Hand of God

In dieser Woche jährte sich der Start des Angriffskrieges Russlands auf das Territorium der Ukraine zum ersten Mal. Die militärische Verletzung der Souverinität eines unabhängigen Staates in Europa ist ein Vorgang, für den man in der Geschichte mittlerweile recht lange zurück gehen muss, um einen vergleichbaren Fall zu finden. Seit dem ist einiges passiert. Nicht nur, dass die Ukraine in der Gefühlswelt immer weiter in das Herz Europas gerückt ist, sondern es hat sich in weiten Teilen die Erkenntnis durchgesetzt, dass man manchmal Krieg führen muss, um einen gerechten Frieden zu erhalten. Und auch wenn wir uns alle Frieden wünschen, sind es die Ukrainer selbst, die entscheiden müssen, ob und was sie für einen Frieden bereit wären aufzugeben. Und deren Entscheidung gilt es zu akzeptieren und zu unterstützen. Schließlich darf es in einer gleichberechtigten Gemeinschaft nicht sein, dass der Stärkere und Mächtigere sich nehmen kann, was er möchte. Denn das wäre nur das Gesetz des Schulhofs.

Und damit zu meinem medialen Wochenrückblick. Es gibt einen kleinen, aber feinen Roman, eine Serie aus Finnland und es gibt Maradona.

Dieser Roman war eine kurze Sache. Das Debut des japanischen Autors Fuminori Nakamura zählt nicht einmal 190 großzügig bedruckte Seiten und war deshalb innerhalb von einer Woche ausgelesen. Ob das auch ein Zeichen von Qualität ist?

Fuminori Nakamura – Der Revolver (Japan, 2003) – 8 von 10

Klappentext: In einer Regennacht findet ein junger Mann in den Straßen von Tokio eine Leiche – und neben ihr einen Revolver. Nishikawa nimmt die Waffe an sich und entwickelt schon nach kurzer Zeit eine unheimliche Obsession. All seine Gedanken, sein ganzes Leben kreisen um das perfekte kleine Wunderwerk. Und um die vier Kugeln, die sich noch immer in der Trommel befinden. Irgendwann ist es nicht mehr genug, die Waffe zu besitzen. Er muss sie abfeuern.

Review: Die Story ist relativ simpel und schnell erzählt, zum Klappentext muss man nur wenig hinzufügen. Der Besitz der Waffe gibt Nishikawa Selbstvertrauen. Wie es ihm vorher ohne den Revolver erging, wird immer mal wieder angedeutet. Etwas mehr über sein Leben vor dem Revolver hätte dem Roman nicht geschadet, aber Nakamura hält die Geschichte kurz und konzentriert. Die Sprache ebenfalls, wenn man sich dabei an der deutschen Übersetzung orientiert. Man kann der Hauptfigur und ihrer Motivation gut folgen, seine Obsession für die Waffe wirkt zu keiner Zeit übertrieben unglaubwürdig und man nachvollziehen, wie er seine Grenzen und seinen Mut im Umgang mit der Waffe immer weiter herausfordert. An manchen Stellen erinnerte das ein wenig an Raskolnikow aus Schuld und Sühne. Das plötzliche Auftreten des Polizisten und dessen Unterhaltung mit Nishikawa im letzte Drittel fühlt sich anders an als der Rest des Buches – das liest sich zwar auch recht sympathisch, aber das Wissen des Polizisten und sein fast väterliches Verhalten kommt unerwartet.

In den letzten beiden Kapiteln kommt es schließlich zum Höhepunkt des Romans und dieser ist wirklich gelungen und spielt mit den Erwartungen, die sich im Laufe der Geschichte aufgebaut haben. Das hat meine Wertung gegen Ende doch noch mal um einen Punkt nach oben gesetzt.

Wer sich von Der Revolver etwas tiefere Einblicke in die japanische Kultur erwartet, könnte allerdings etwas enttäuscht sein. Tokio ist nicht mehr als die Kulisse, die Szenen in der Uni und die Beziehungen der Studierenden könnten auch in Westeuropa oder Amerika spielen.

Fazit: Spannendes Psychodrama in angenehmer Kürze. Und der große Knall kommt zum Schluß.

Da ich mal wieder wieder Lust auf skandinavische Krimis hatte und keine andere Alternative wusste, habe ich bei der zweiten Staffel einer Serie zugegriffen, deren erste Staffel ich im vergangenen Jahr eher durchwachsen bewertet hatte. Immerhin war aber einer meiner Kritikpunkte – nämlich die Länge der Staffel – behoben, diese hier hatte sich einige Folgen gespart. Ob das wirklich gut für die Qualität war?

Deadwind (Staffel 2, 8 Folgen, Finnland, Netflix) – 6 von 10

Die Polizistin Karppi (Pihla Viitala) wird zu einer Leiche mit verbundenen Augen gerufen. Zusammen mit ihrem Partner Nurmi (Lauri Tilkanen) erfahren sie bald von einer zweiten Leiche in Estland. Henna (Mimosa Willamo), die Stieftochter von Sofia, stößt auf Drogen, wie auch Sofia und Nurmi bei ihren Ermittlungen.

Ich war wirklich ganz guter Hoffnung, aber leider ist auch Staffel 2 nicht mehr als eine Routineveranstaltung. Die beiden Ermittler sind okay, aber schnell vergessen. Der Fall hat einen guten Start mit düsteren Morden und Verstrickungen in die Politik, aber so richtig ausgespielt wird beides nicht. Optisch ist das skandinavisch kühl, ohne wirklich zu beeindrucken. Kurz gesagt: Seine Hausaufgaben hat man zwar schon gemacht, die Extra-Meile geht die Serie aber nicht. Und so gibt es am Ende von mir 6 Punkte, weil auch diese Staffel nicht schlecht ist, bemerkenswert gut aber auch nicht.

The Hand of God (Italien, 2021, Netflix) – 7 von 10

Paolo Sorrentino kannte ich vor allem durch seine beiden stylischen Serien The Young Pope und The New Pope. Dieser Film soll dagegen seine persönlichste Arbeit sein. Wir begleiten das Erwachsenwerden vom jungen Fabietto (Filippo Scotti), wie er innerhalb seiner großen Familie im Neapel der 1980er aufwächst – eben zu der Zeit, als Maradona zum SSC Neapel wechselte – und sich langsam der Nebel über seine Zukunft lichtet. Der Film ist unterhaltsam, hat dramatische Wendungen, zeigt seine sehr charaktervolle Familie und lebt letztlich etwas zu sehr von einzelnen Szenen oder Episoden. Es ist mehr ein Flickenteppich als eine gerade Story, aber ist so nicht auch das Leben? Und der Maradona-Aufhänger taugt natürlich auch nur für die Pressearbeit, inhaltlich ist der (leider) sehr verzichtbar.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 20 von 22 Liga-Spielen = 91%.

Der knappe und etwas glückliche 1:0 Sieg am Freitagabend gegen den Jahn Regensburg war tatsächlich der dritte Sieg in Folge. So schnell kann sich eine Serie drehen. Und auf einmal findet sich der KSC auf einer soliden Mittelfeldposition wieder.

  • Tach, Post: Erinnert sich noch jemand an den Ärger, wegen der Postzustellung nach meinem Umzug? Nun, in dieser Woche hat mein Vermieter für die alte Wohnung endlich mal meinen alten Briefkasten geleert und mir die Post rüber gebracht. So viele Briefe mit richtiger Anschrift, die falsch ins Nachbarhaus eingeschmissen worden! Selbst mit Aufkleber des Nachsendeantrages. Zum Glück war nichts wichtiges dabei, wenn man mal vom Kicker Bundesliga Sonderheft 2022/23 absieht. Ich habe mich deswegen noch einmal bei der Post beschwert, mal schauen, ob es deswegen noch etwas zurück gibt. Und ja, meine alte Wohnung stand seit meinem Umzug leer, die Vermieterfirma hat die Renovierung offenbar sehr genau genommen.
  • Ballesterer: Auf der Rückfahrt Ende letzten Jahres von Hamburg nach München erblickte ich im Bahnhofskiosk dieses wunderbare, kleine Sonderheft des österreichischen Fußballmagazins. Ein monothematisches Heft zu Diego Maradona, dem vielleicht bedeutensten Fußballer aller Zeiten. Nette Lektüre, die sich viel Zeit für seine Anfänge in Argentinien nimmt und auch den Einfluß auf die Menschen in Neapel beschreibt. Und dazu ein wirklich tolles und schlichtes Cover!

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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