KW 38/2022: Pabst live, For All Mankind, Lower Decks, Drei Amigos und Die Farbe des Geldes
Happy Sunday und ein herzliches Hallo aus der Toskana! Wenn die italienische Bahn richtig funktioniert hat, dann sollte dieser Beitrag online gehen, kurz nachdem ich in Lucca angekommen bin.
Und damit schon gleich zum medialen Wochenrückblick. Vor meiner Abreise konnte ich noch zwei Serienstaffeln beenden und ein Konzert besuchen. Los geht’s!Um auch mal noch die halbe Stunde zu würdigen, die ich von der diesjährigen Wiesn mitbekommen habe: Ein Schnappschuss an einem Nachmittag bei schönstem Herbstwetter.
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Gleich zwei All-Serien sind in dieser Woche in der Auswahl – und beide sind gut.
For All Mankind (Staffel 3, 10 Folgen, USA, Apple TV) – 8 von 10
Nach dem es mittlerweile auf dem Mond dauerhabt bewohnte Basen gibt, verlagert sich in den 1990ern die Energie der Supermächte USA und Sowjetunion auf den Wettlauf zum Mars. Aber auch der privater Raumfahrtkonzern unter der Leitung von Visionär Dev Ayesa (Edi Gathegi) steigt in den Wettbewerb mit ein und bietet den legendären Astronauten Ed Baldwin (Joel Kinnaman) auf. Währenddessen wurde die ehemalige Astronautin Wilson (Jodi Balfour) zur ersten Präsidentin der USA gewählt, auch weil sie ihre Homosexualität weiterhin vor der Öffentlichkeit versteckt.
Auch die dritte Staffel bietet ruhige, aber spannende Unterhaltung in diesem was-wäre-wenn Szenario und spinnt die Geschichte weiter, wenn die Supermächte seit den 1960ern konstant riesige Summen in die Raumfahrt gesteckt hätten. Und während die technischen Entwicklungen unserer Realität weit voraus sind (in dieser Staffel kommen neue Energiequellen auf dem Mond dazu, weswegen die fossilen Energieträger früh an Bedeutung verlieren und dadurch die oft zitierten einfachen Arbeiter stark von Arbeitslosigkeit bedroht werden), kann die gesellschaftliche Entwicklung nicht immer mithalten. Das nun auch private Unternehmen in den Weltraum vorstoßen ist ebenfalls ein Ergebnis davon, kommt mir aber irgendwie ein paar Jahrzehnte zu früh. Auch deren Technik fühlt sich nicht gleichwertig zur NASA (die immer noch von Margo Madison (Wrenn Schmidt) geleitet wird) an. Noch stärker als in den beiden Vorgängerstaffeln sind die Action- und Abenteuer-Szenen im Weltraum und auf dem Mond und Mars die Highlights der Serie. Kinoreife Bilder sagt man so leicht, aber es stimmt, und auch die Spannung und das Mitfiebern passt. Etwas schwächer sind dieses Mal jedoch die Dramamomente geraten, besonders die Stories rund um die beiden, mittlerweile erwachsenen Stevens-Kinder (Casey W. Johnson und David Chandler) fand ich nicht so überzeugend. Und langsam muss man sich die Frage stellen, wie lange man noch die alten Recken der ersten Staffel glaubhaft in die Serie einbauen kann. Aber totzdem, ich wiederhole mich, für den Moment ist das alles immer noch spannend.
Star Trek: Lower Decks (Staffel 2, 10 Folgen, USA, BluRay) – 8 von 10
Die USS Cerritos ist unter dem Kommando von Captain Carol Freeman immer noch im Weltraum unterwegs, um die weniger wichtigen Aufgaben der Sternenflotte zu erledigen. Und wer darf diese Arbeit dann machen? Genau, die Leute von den unteren Decks, die keine eigenen Kabinen haben, sondern deren Kojen einfach in die Gänge eingebaut sind. Die jungen Ensigns Mariner, Boimler, Tendi und Ruhterford sind die Helden dieser Serie.
Auch in der zweiten Staffel erzählt die Animationsserie typische Star Trek Geschichten, aber aus einem anderen Blickwinkel und in doppelter Geschwindigkeit. Die Serie ist witziger als die anderen aktuellen Serien des Franchises, aber teilweise auch spannender und herzlicher. Und ist damit die wahrscheinlich beste, aktuelle Star Trek Serie (vorbehaltlich Strange New Worlds, was ich noch nicht sehen konnte). Kompliment daher an Mike McMahan, dem Schöpfer dieser Serie, der sich in den Bonusinhalten als Nerd des Franchises entpuppt. Die Folgen wimmeln von Verweise auf die anderen Serien, aber – und das ist das Gute – man kann auch ohne sie Spaß haben. Im Vergleich zur Auftaktstaffel und entgegen der eigentlichen Prämisse bekommt die Brückencrew etwas mehr zu tun, aber auch unsere vier Ensigns können sich über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen und schlittern immer wieder in die tollsten Abenteuer hinein. Mit Jonathan Frakes und Robert Duncan McNeill gibt es einige prominente Gastauftritte und mit den etwas simplen Pakleds hat die Serie anscheinend auch „ihre“ Alien-Rasse gefunden. Nach einem gelungene Auftakt und Boimlers Ausflug auf die USS Titan finden sich die Highlights eher in der zweiten Hälfte, ich denke da vor allem an die Sternenflotten-Party auf einer Sternenbasis oder an den Ausflug in die Lower Decks an Bord von Klingonen- und Vulkanier-Schiffen. Und das actionreiche Finale kann man schon fast episch nennen.
Purer Zufall, dass beide Filme aus dem gleichen Jahr stammen.
Die Farbe des Geldes (USA, 1986, Arte) – 7 von 10
Paul Newman zockt mit seinem Zögling Tom Cruise (und dessen diskussionswürdiger Frisur) auf dem Weg zu einem Billardturnier ahnungslose Amateurspieler ab. Im Grunde ahnt man von Anfang an, wie sich der Film entwickeln wird, dass das trotzdem spannend wird ist der Verdient von Regisseur Martin Scorsese. Und im letzten Drittel der Story wird dann auch klar, warum Newman der Star des Films ist – und für diese Rolle auch den Oscar bekam – und nicht der Newcomer Cruise.
Drei Amigos (USA, 1986, Sky Cinema) – 6 von 10
Die drei Westernstars (Steve Martin, Chevy Chase und Martin Short) aus der Stummfilmära werden in einem mexikanischen Dorf auf einmal als echte Helden gebraucht. Das Grundkonzept verspricht viel Spaß, den der Film leider nicht immer einlösen kann. Mancher Klamauk funktioniert, mancher ist heutzutage etwas lahm. Und die Umstellung für die Westernhelden ist kleiner als man annehmen könnte. Galaxy Quest hat viele Jahre später aus der Idee mehr gemacht. Aber als Bügel-Background hat es noch gereicht.
Am Donnerstag boxte in München der Pabst, höhöhö. Folgt mir für mehr fantastische Wortspiele! Und der Band für mehr gute Musik.
Pabst (Deutschland) – München, Milla
Nach der sehr lauten, aber guten Vorband Snake Eyes betraten die Berliner von Pabst pünktlich die Bühne in der gut gefüllten Milla. Mit der Auswahl aus mittlerweile drei Alben legten sie eine flotte Stunde Musik aufs Parkett und heizten dem Publikum damit ordentlich ein. Pogo, Death Wall, Circle pit, einmal alle hinsetzen – sie sorgten dafür, dass alle bekannten Arten des Mitmachens einmal durchgespielt wurden.
Und es spricht für die Band, dass die neuen Songs der erst vor wenigen Wochen erschienen neuen Albums sich gut ins die gesamt Setlist einfügten. So gehörten für mich Mercy Stroke und Locker Room zu den Highlights des Konzerts. Und vom immer noch großartigen Shake The Disease habe ich nach einigen Jahren schon wieder einen Ohrwurm. Und als Abschluß des regulären Sets gab es schließlich noch ihr Cover von Kiss Me.
Mit ihren Poppunk-Nummern müssen sie sich vor der internationalen Konkurrenz eigentlich nicht verstecken. Aber daher ist es schade, dass sie auch nach drei Alben immer noch „nur“ in der kleinen Milla auftreten und noch keinen Fuß in die größeren Hallen bekommen.
- Schreibprojekt 21: Erinnert sich noch jemand an mein Schreibprojekt aus dem Vorjahr? Nun, nach dem Umzug geht das Projekt langsam weiter. Ich hatte mein Manuskript vor ein paar Wochen an eine Lektorin gegeben und bekam nun ein umfassendes Feedback dazu. Recht ermutigend, aber auch mit einigen Hausaufgaben. Ich muss da also nochmal ein wenig ran.
- Obscura Filmfestival: Wer nach dem Fantasy Filmfest in eine gewisse Leere gefallen und auch noch als Berlin ist, der sollte mal einen Blick in das Programm dieses Filmfests werfen. Könnte spaßig-blutig werden.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!