Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 32/2022: Bullet Train, Kasabian, Otl Aicher, For All Mankind und Nope

War das in dieser Woche nicht ein schöner Sommer? Also zumindest in München war es angenehm warm, meist sonnig und unterstützt von einer oft abkühlenden Brise. Keiner dieser elendigen Hitzetage, bei der jedes Muskelzucken schon den Schweiß fließen lässt, Mensch und Tier lebendig grillt, die Pflanzen ver- und die Flüsse austrocknen. Anfang der Woche hatte es sogar geregnet. Nicht nur kurz und heftig, sondern auch mal länger. Ein Sommer, wie er früher einmal war. Das dürfen die Wetterberichte auch gerne mit einem leckeren Eis oder mit Freibadpommes bebildern.

Aber damit weiter zum medialen Wochenrückblick. In dieser Woche mit neuer Musik von einer meiner Lieblingsbands, mit Action und Mystery im Kino und mit einer Serienstaffel, die auf den letzten Drücker noch in den Rückblick gerutscht ist. Zunächst aber zu einer Ausstellung.Ich war diese Woche nach dem Feierabend noch kurz in einer Designausstellung, weswegen diese Kategorie heute eigentlich besser Grafiken der Woche heißen müsste. In der nahe gelegenen Pasinger Fabrik gab es eine Ausstellung zum Schaffen des Designers Otl Aicher. Seine Kreationen sind im Moment wieder äußerst präsent im Münchner Straßenbild, war er doch einer der maßgeblichen Treiber des Gesamtdesigns der Olympischen Spiele 1972, deren 50jähriges Jubiläum in diesem Jahr ansteht und vor allem durch die aktuellen European Championships zelebriert wird.

Ausgestellt waren viele seiner historischen und zeitlos schönen Plakate für München 72, genauso wie die von ihm entwickelten Piktogramme für die verschiedenen Sportarten, die danach nicht mehr weg zu denken waren von internationalen Sportveranstaltungen.

Ihr seht nun: Einige der wunderbaren, ausgestellten Plakate, schlecht abfotografiert von mir.

Das zweite Motiv von links konnte ich in einer kleinen Version übrigens noch als Originaldruck von 1972 bei Poster Galerie München ausfindig machen und mir nun im Laufe der Woche dort abholen.

For All Mankind (Staffel 2, 10 Folgen, USA, Apple TV) – 8 von 10

Das Rennen um den Weltraum nimmt weiter Fahrt auf. Mittlerweile haben in den 1980ern sowohl die Amerikaner, als auch die Sowjets ständig bemannte Mondkolonien eingerichtet, die kein Vergleich mehr mit dem alten Jamestown sind. Die amerikanischen Astronauten von einst (Joel Kinnaman, Michael Dorman, Jodi Balfour und Krys Marshall) sind nun im NASA-Hauptsitz beschäftigt, junge Helden rücken nach, so wie Tracy Stevens (Sarah Jones), die durch die Talkshows tingelt und damit in den Medien zum Gesicht der Raumfahrt aufgebaut wird. Währenddessen nehmen die Spannungen zwischen den Amerikanern und den Sowjets sowohl auf der Erde, als auch auf dem Mond, immer weiter zu.

Neben der eigentlichen Geschichte macht es bei dieser Serie auch sehr viel Spaß, auf die Veränderungen in der alternativen Realität zu achten. Mastermind Ronald D. Moore lässt nun – den gestiegenen Investitionen in die Weltraumtechnik, bedingt durch den längeren Wettlauf zum Mond – schon in den 1980ern Elektroautos durch die Gegend fahren und die Menschen von ihren Heim-PCs aus E-Mails verschicken und mobil telefonieren, ohne dass das Gerät in ein Auto eingebaut sein muss. Außerdem provoziert er nach dem früheren Ende des Vietnam-Krieges einen neuen Konflikt in Panama. Während es technisch also einige Fortschriffe gab, können gesellschaftliche Entwicklungen damit nicht Schritt halten. So muss die erfolgreiche Ellen Wilson (Jodi Balfour) ihre Homosexualität weiterhin vor der Öffentlichkeit verstecken. Aber zurück zur Kerngeschichte: Die kommt dieses Mal etwas schleppend in Gang. Es braucht eine Weile, bis man den kleinen Zeitsprung verkraftet hat. Für meinen Geschmack werden auch einige Dramaelemente zu viel eingebaut, die nichts mit den Weltraummissionen selbst zu tun haben (die Geschichte rund um Kelly (Cynthy Wu), der Adoptivtochter der Baldwins fällt mir da zum Beispiel ein – auch wenn die Story an sich eigentlich funktioniert). Und wenn dann das Drehbuch einige Verrenkungen machen muss, um die alten Recken wieder in ihre fliegenden Kisten zu bekommen, dann ist das vielleicht auch etwas zu konstruiert. Aber das ist jammern auf recht hohem Niveau, denn wenn die Staffel erst einmal in Gang kommt, ist das wieder sehr spannend und steigert sich immer weiter bis zum grandiosen Staffelfinale. Die Action im Weltraum passt, die Hauptfiguren (zu denen man auch zwingend Wrenn Schmidt als Margo zählen muss, die ich bisher noch nicht erwähnt habe) sind interessant und die alternative Zeitlinie sehr feinfühlig entwickelt. Wie auch in Staffel 1 wurden wieder viele originale Nachrichtenaufnahmen integriert und mittels deep fakes an diese Realität angepasst. Dadurch ist das Setting teilweise so glaubhauft geworden, dass man sich wirklich daran erinnern muss, dass das nicht die Wirklichkeit war. Fazit: Etwas schwächer als die Premierenstaffel, aber immer noch sichere 8 Punkte.

Bullet Train (USA) – 8 von 10

Das war doch mal wieder schönes buntes Action-Comedy-Gangster-Kino. Es ist Action auf engstem Raum, mit abgdrehten Figuren und einem lockeren Erzählton. Brad Pitt ist zurück mit seiner Hauptrolle seit dem müden Ad Astra und lässt sich von seinem ehemaligen Stuntdouble David Leitch (der auch schon John Wick, Atomic Blonde und Deadpool 2 in Szene gesetzt hat) durch das rasanteste Zugabenteuer seit Train To Busan führen. Nur ohne Zombies, aber dafür mit einer ganzen Riege an Auftragskillern, welche den Film deutlich aufwerten und für viel Abwechslung sorgen. Vor allem das Duo Tangerine (Aaron Taylor-Johnson) und Lemon (Brian Tyree Henry) sind hier zu nennen. Dazu gibt es eine Reihe von überraschenden Gastauftritten, die mal mehr und mal weniger gut funktionieren. Der Film ist genau das, was er sein möchte – und das macht er gut. Wenn man ihm etwas vorwerfen möchte, dann dass es eine halbe Stunde weniger auch getan hätte und dass die CGI-Stunts gegen Ende etwas unnötig waren, schließlich funktionierte die analoge Action vorher ja schon gut genug.

Nope (USA) – 6 von 10

Ist das ein guter Film? Nope. Der neue Film von Jordan Peele hinterlässt einige Rätsel. Zwar ist er atmosphärisch gut und bietet auch einige gute, optische Einfälle – aber überzeugend ist er nicht. Und das liegt nicht daran, dass er langsam erzählt ist, immerhin sind Arrival oder Unheimliche Begegnung der dritten Art ja Klassiker des Genres. Aber es fängt bei der ausbaufähigen Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren, dem von Daniel Kaluuya und Keke Palmer gespielten Geschwisterpärchen, an, geht über einige inhaltliche Ungereimtheiten (die ich notfalls noch auf die OV Version ohne Untertitel schieben könnte) weiter und gipfelt dann in der Erkenntnis: Peele hätte die B-Story zum eigentlichen Film machen sollen. In dieser geht es um den von Steven Yeun gespielten Jupe – der entschieden mehr Präsenz hätte bekommen sollen – dessen Vergangenheit als Kinderschauspieler in einer Sitcom und die Geschichte von einem durchgedrehten Schimpansen. Das wäre spannend gewesen! Aber leider spielt das für den eigentlichen Film überhaupt keine Rolle und ist damit schlicht verschenkt, während die Kernhandlung nicht viel spannendes bildet. Außer den schon angesprochenen visuellen Ideen.

Dieser Tage erscheint ein neues Album der britschen Rockband Kasabian. Aber auch wenn sie schon sehr lange im Geschäft sind, ist The Alchemist’s Euphoria doch etwas besonders, ist es doch das erste Album ohne ihren langjährigen Leadsänger. Dafür ist Segio Pizzorno aufgerückt und gibt nun den Sänger. Da er auch der Hauptschreiber der Songs war und ist, sollte er zumindest die Texte drauf haben. Seine Live-Qualitäten als Chef des Rings darf er dann auf der Herbsttour beweisen. Aber zurück zum Album: Nach einigen Vorabsongs war nun das ruhigere The Wall der erste neue Songs, der mir richtig gefallen hat. Weswegen ihr ihn euch nun auch anhören dürft. Mal abwarten, was das Album sonst noch so zu bieten hat.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 4 von 4 Liga-Spielen = 100%.

Im vierten Spiel hat es endlich zum ersten Saisonsieg gereicht, aber es war ein hartes Stück Arbeit. Am Ende langte es zu einem 3:2 gegen den SV Sandhausen mit Ex-Trainer Alois Schwartz. Nach zweimaligem Rückstand fiel der Siegtreffer für den KSC erst in der 87. Minute durch den eingewechselten Lucas Cueto. Das war damit überhaupt erst die erste Führung in dieser Saison. Der Sieg war insgesamt aber völlig verdient, das Chancenplus lag klar auf der Seite der Karlsruher, die mythische Expected Goals Statistik sah den KSC mit 2,1 zu 0,8 in Front.

  • Flaschenpost: Schon seit zwei oder drei Jahren hat Flaschenpost mein Einkaufsverhalten revolutioniert. Nicht mehr mühsam Getränkeflaschen nach Hause zu schleppen, sondern die Kisten bequem bis zur Wohnungstür geliefert bekommen, das ist schon äußerst angenehm. Vor allem, wenn sie dann die leeren Pfandflaschen auch gleich wieder mitnehmen! Aber in dieser Woche war ich etwas genervt von der Flaschenpost. Eine neue Bestellung stand an, aber von allen drei Sachen, die ich normalerweise nehme (stilles Wasser, Orangenlimonade, Spezi) war jeweils mein favorisierter Anbieter nicht lieferbar. Ein lupenreiner Hattrick! Von der guten Paulaner Spezi war man es ja bereits gewohnt – eigentlich eh ein Unding, ist sie doch Grundnahrungsmittel in München – aber nun auch die anderen? Über Tage hinweg habe ich gewartet, ob sich da nicht doch noch etwas tut, aber dann musste ich schließlich in den sauren Apfel beißen und die Ersatzprodukte bestellen. Lasst das nicht zur Gewohnheit werden!
  • 50 Jahre rote Ohren: Der Wortvogel über das 50jährige Jubiläum der deutschen Ausgabe des Playboys – der Zeitschrift mit den sprichwörtlich tollen Reportagen und guten Inteviews.
  • Ab wann ist ein Spoiler okay?: Fragt sich Miss Booleana. Vielleicht war das doch in der linearen Fernsehwelt besser? Ich versuche hier ja meist Spoiler zu vermeiden – außer es bezieht sich auf Vorgängerstaffeln oder der/die Film/Serie ist richtig schlecht. Aber dann hat’s dieser auch nicht besser verdient.
  • Warum TikTok interessant und trotzdem ein Problem ist: Sascha Lobo erklärt mir altem Blogger, was an TikTok technisch so faszinierend ist und warum genau das Probleme machen kann.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche bzw. einen schönen Feiertag am Montag, wen es betrifft!

2 Kommentare

  • S.Mirli

    Auch wenn ich eine derer bin, die Hitze tatsächlich mögen, sind die Tage jetzt schon angenehmer und das liebe ich so am Spätherbst, auch wenn es so aussieht, als ob bei uns noch eine Hitzewelle im Anmarsch ist. Wir werden sehen. Und jetzt muss ich sofort zu diesem gefeaturtem Beitrag hüpfen, vielleicht verstehe ich dann endlich, was es mit TikTop auf sich hat 😉 Einen schönen Spätsommer wünsche ich dir, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Der Spätherbst ist auch wirklich eine schöne Zeit. In München wird das Wetter ja fast traditionell erst nach der Wiesn eklig-herbstlich. Der Artikel ist ganz spannend, wenn man sich – abseits der Inhalte – auch etwas für die Strategie hinter den Social Media Plattformen interessiert.

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