Sportlich,  Was mit Medien

KW 30+31/2022: Men, Tschugger, Mord im Elsass, Karlsruhe und die #WEURO2022

Happy Sunday!

Ich bin zurück aus dem Elsass, habe bereits die erste Arbeitswoche hinter mir und es endlich auch mal wieder zum Friseur geschafft. Zeit wurde es, haben manche wohl gedacht. Zum Urlaub wird es in den nächsten Tagen einen eigenen Beitrag geben. Aber bis dahin geht es erst einmal weiter mit dem Tagesgeschäft und mit fiktionalen Ermittlern aus der Schweiz und dem Elsass.Vor besagtem Urlaub im Elsass verbrachte ich das Wochenende noch in Karlsruhe. Darüber gibt es nicht viel zu erzählen – das meiste dazu steht später im Sportteil – aber ein Spaziergang rund um das Karlsruher Schloss lohnt sich immer. Außerdem bin ich das erste Mal mit der neuen U-Bahn gefahren, was nach den vielen Jahre der Baustelle gar nicht mal so spannend war. Aber immerhin sind die Stationen noch ganz unschuldig sauber.

Regionalkrimis erfreuen sich ja weiterhin einer großen Beliebtheit im Buchhandel und so gibt es wohl kaum eine Region in Deutschland, in der nicht literarisch gemordet und ermittelt wird. Urlaubskrimis haben das gleiche Prinzip, auch wenn es etwas seltsam ist, wenn sich deutsche Schreiberlinge über Morde in Barcelona, Irland, Lissabon oder Kroatien auslassen.

Trotz einiger Vorbehalte hatte ich mich als Urlaubslektüre nun für genau so einen Urlaubskrimi entschieden. Die deutsche Autorin Jules Vitrac hat genau solche für beschauliche Elsass verfasst. Leichte Unterhaltung für den Urlaub oder mehr?

Jules Vitrac – Mord im Elsass: Krydenweiss & Bato ermitteln (Deutschland, 2016) – 8 von 10

Klappentext: Ein schwüler Sommertag im Elsass. Die Bewohner von Eguisheim tragen heute Schwarz: Sie erweisen Madeleine Béranger, der Frau des Bildhauers, die letzte Ehre. Und finden sich danach im Wirtshaus ein, wo sie mit Wein und elsässischen Köstlichkeiten die Trauer zu verarbeiten versuchen. Doch die Ruhe im sonst so beschaulichen Ort will sich auch in den nächsten Tagen nicht einstellen: Mitten auf dem Marktplatz steht ein Sauerkrautfass mit einer Leiche. Kurz darauf findet man eine Tote in der „Bäckertaufe“, einem Eisenkäfig am Eingang des Heimatmuseums. Schnell wird ein Muster klar: mittelalterliche Bestrafungsmethoden. Doch wer ist der Täter? Und wie wählt er seine Opfer aus?
Noch bevor es eine Spur gibt, geschieht ein dritter Mord. Der schlimmste von allen.

Review: Der Plan, einen Roman zu lesen ist, der an meinem Urlaubsort spielt, ist voll aufgegangen. Autorin Vitrac hat den Hauptteil der Handlung nach Eguisheim verlegt – das Dorf habe ich im Rahmen eines Ausflugs besuchen können. Weitere Teile spielen in Colmar und Straßburg – in beiden Städten habe ich übernachtet. Damit hat der Krimi schon einmal die einfachste Anforderung erfüllt. Er ist aber auch darüber hinaus sehr zu empfehlen, bietet er doch eine interessante und spannende Kriminalgeschichte, dessen Auflösung überrascht, aber zur Geschiche und zum gelungenen Aufbau passt. Den beiden Ermittlern folgt man gerne und sie haben auch eine gute, angedeutete Hintergrundgeschichte. Einiges kennt man zwar schon genüge – ein ungleiches Ermittlerpaar kann heutzutage niemanden mehr überraschen und das ihre übergeordneten Instanzen versuchen, ihnen den Fall weg zu nehmen, das ist nun auch nichts neues – aber man sieht und liest diese Konstellation so oft, weil sie meistens funktioniert und für genügend zwischenmenschliche Konflikte sorgt. Der Mordfall selbst ist weit weg von irgendwelchen Schmunzelkrimis, sondern kann auch den skandinavischen Kollegen durchaus Konkurrenz machen. Wie genau das Lokalkolorit getroffen wurde kann ich nach einer Woche in der Gegend nur schwer beurteilen – mir persönlich haben sich die Hauptfiguren aber etwas zu sehr durch die elsässische Küche gefuttert. Mag ja sein, dass sie die heimische Küche bevorzugen und dass das der Autorin wichtig war, mir war es etwas übertrieben. Esst doch einfach auch mal eine Pizza, verdammt! Aber das ist dann wohl wieder einfach dem Genre Regionalkrimi geschuldet.

Fazit: Spannend aufgebauter Krimi mit interessanten Ermittlern, der auch außerhalb des Elsasses funktionieren würde.

Um euch auch nach meinem Urlaub in dieser Woche eine Serie vorstellen zu können, habe ich mir eine kurze Comedy aus der Schweiz angesehen, die zuletzt einige Promo von Sky bekommen hat. Ob es sich gelohnt hat?

Tschugger (Staffel 1, 5 Folgen, Schweiz, Sky Comedy) – 5 von 10

Der Polizist Bax Schmidhalter (David Constantin) will lokale Drogendealer zur Strecke bringen. Dazu schickt er den Praktikanten Smetterling (Cedric Schild) in eine Undercover-Aktion, die schief geht. Und eine clevere Bundespolizistin (Anna Rossinelli) löst bei den Cops schlimmste Befürchtungen aus.

Die schweizer Serie wurde von Sky in einer synchronisierten Form ausgestrahlt. Zum Glück, denn im Original wäre sie jenseits der Alpen überhaupt nicht mehr zu verstehen gewesen. Aber selbst in der Synchro sprechen die Figuren noch ein teilweise herausforderndes Schweizerdeutsch. Aber zum Inhalt: Die Polizei-Comedy Brooklyn Nine-Nine mochte ich ja sehr, weil sie lustig war, sich aber nicht über ihre Figuren lustig machten. Das waren nämlich alles Profis und kompetente Ermittler. Bei Tschugger ist das nicht so, sie werden nicht mal in der eigenen Serienlogik als besonders kompetent dargestellt. Für mich ein K.O.-Kriterium in einer Workplace-Comedy. Zwar gibt es trotzdem ein paar Schmunzler, richtig lustig fand ich die Serie allerdings nie. Und auch der durchgängige Kriminalfall will nicht so richtig gefallen und ist sogar am Ende der Staffel noch nicht einmal aufgelöst. Also ist die Serie ein kompletter Reinfall? Nicht ganz, überraschenderweise gibt es ein paar gut funktionierende Actionelemente (die Szenen auf dem Kran!) und wenn die Figuren mal emotional werden, dann passt das auch ganz gut. Aber mehr als fünf Punkte möchte ich dafür nicht geben. Laut Wikipedia sind viele Rollen übrigens mit Laiendarstellern aus der Region besetzt, was das ganze zwar sympathisch macht und den Trash-Faktor unterstreicht – aber die Serie objektiv einfach auch nicht besser werden lässt.

Men – Was dich sucht, wird dich finden (UK) – 7 von 10

Wenn von Alex Garland, dem Macher von Ex Machina, ein neuer Film angeküdingt wird, ist das fast ein Pflichtbesuch im Kino. Und so sah ich mir den Trailer zu Men, seinem neusten Werk – den deutschen Untertitel sparen wir uns an dieser Stelle – vorher nicht einmal ein an. Bereut habe ich es nicht, der Film war durchaus spannend, hatte eine eigene Atmosphäre und einige einprägsame Momente und mit Jessie Buckley eine gute Hauptdarstellerin. Nach dem Selbstmord ihres Mannes möchte ihr Filmfigur einfach nur ein paar Tage im ländlichen England entspannen, aber sie findet dort keine Ruhe. Die örtlichen Männer (alle gespielt von Rory Kinnear) rücken ihr immer mehr auf die Pelle bzw. nehmen sie nicht ernst. Dazu werden immer wieder Rückblenden in ihre Ehe eingestreut, in denen ihr Mann Paapa Essiedu ihr die Schuld an seinem Selbstmord gibt. Wie so sich von den Männern in ihrem Umfeld wahrgenommen gefühlt wird, das ist natürlich eine interessante Ausgangssituation, aber tatsächlich leider auch genau so platt umgesetzt, wie ich es in den zwei Zeilen beschreiben konnte. Etws dünn trifft es ganz gut und vielleicht verlässt Garland deshalb im letzten Akkord diese sorgsam aufgebaute, unheimliche und mystische Atmosphäre, um sich etwas mehr im Bereich Body Horror auszutoben und damit einen zusätzlichen Aspekt einzubauen. Zu viel für manche Zuschauer im Saal, gedanklich sind da einige hörbar ausgestiegen. Zwar ist auch dieser Part nicht schlecht, er passt aber nur schwer zum vorherigen. Dem Film fehlt es insgesamt nicht an den Ideen, sondern an deren Ausschmückungen.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 3 von 3 Liga-Spielen = 100%.

Gegen den 1. FC Magdeburg war ich vor zwei Wochen zum ersten Heimspiel der Saison im BBBank Wildpark und durfte die neue Nordtribüne miteinweihen. Für 20€ wurden die Karten für dieses Spiel ausgegeben, ein fairer Preis, um hinter dem Tor im Schatten zu sitzen. Dass dann letztlich alle fünf Tore auf der gegenüberliegenden Seite gefallen sind musste man einfach akzeptieren. Vor dem Spiel gab es eine Gedenkminute für den verstorbenen Uwe Seeler und es wurde tatsächlich völlig ruhig im Stadion. Etwas unheimlich, aber ein Zeichen des Respekts für einen der wichtigsten und beliebtesten deutschen Fußballer aller Zeiten.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: In der ersten Hälfte setzte der KSC seine indiskutable Leistung aus dem ersten Saisonspiel fort und lag 0:3 zurück. In der zweiten Hälfte mit einer komplett gewechselten Offensive kam er noch einmal auf 2:3 heran, Magdeburg brachte den Sieg aber über die Zeit.

Für etwas Beruhigung im Umfeld sorgte am folgenden Wochenende der souveräne Auftritt im DfB-Pokal. Gegen die armen Oberliga-Kicker von der TSG Neustrelitz gab es einen souveränen 8:0 Sieg und damit den höchsten DfB-Pokalerfolg der Vereinsgeschichte. Gesehen habe ich es nicht, zu dem Zeitpunkt war ich in Colmar schön am Essen, als die Kicker-App ständig mit den Toren aufploppte.

An diesem Freitag folgte das nächste Auswärtsspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth. Welches Gesicht würde das Team dieses Mal zeigen? Schwer zu sagen, es war von beiden Seiten ein schlimmes Gekicke. Die expected Goals Statistik meldete ein 0,6 zu 1,1 – letzteres inklusive eines umstrittenen Elfmeters für den KSC – mehr war nicht. So ging das Spiel folgerichtig mit 1:1 aus, einen Sieger hatte das auch echt nicht verdient. Immerhin stand die Defensive gut, das macht Hoffnung für die nächsten Wochen.

  • EM-Splitter I: Richtig bewusst habe ich von der Frauen-Fußball-Europameisterschaft (der #WEURO2022) nur das deutsche Halbfinale und das Finale gesehen. Zumindest diese beiden Spiele hatten ein sehr gutes Niveau – das Spiel war schnell und athletisch, die Torabschlüsse überlegt und so gewollt. Der Vergleich mit dem Fußball der Männer ist unfair, es gibt schlicht kaum andere Sportarten auf der Welt, die sowohl physisch als auch strategisch so weit am Optimum ausgereizt sind, wie es der Männer-Fußball ist. Aber ich als erfahrener Zuschauer vom rustikalem Zweitligafußball konnte mich von diesen Spielen gut unterhalten lassen. (Übrigens bin ich auch erfahren, was Frauen-Fußball angeht. So war ich beim Finale der WM 2011 live im Stadion – das Titelbild zu dem Beitrag würde ich heute allerdings anders auswählen.)
  • EM-Splitter II: In den letzten Monaten und Jahren konnte man immer wieder über neue Rekorde des Interesses am Frauenfußball in Spanien, England und Frankreich lesen. Und jetzt fand das Finale vor knapp 90.000 Zuschauern im legendären Wembley-Stadion statt. Keine Frage, der Frauenfußball boomt international. Die Geräuschkulisse war eine andere als bei Männerspielen. Wenn keine alkoholgetränkten, aggressiven Typen den Ton angeben, erinnert der Stadionsound mehr an ein Konzertpublikum. Der deutsche Frauenfußball dagegen scheint in der allgemeinen Aufmerksamkeit den anderen, wichtigen europäischen Märkten um Jahre hinterher zu hinken. Sportliche Gründe kann das nicht haben: Das deutsche Frauen-Team hat bereits viele große Titel gewonnen, aber ohne nachhaltige Aufmerksamkeit daraus gezogen zu haben. Die großen Reichweiten bei dieser EM zeigen aber: Es ist durchaus Potential vorhanden. Das müssen nun das Nationalteam und die Profiligen ausnutzen. Das bedeutet: Bessere Vermarkung im Sinne von attraktiveren Anstoßzeiten und TV-Übertragungen, Aufbau von bekannten Gesichtern, über die sich Geschichten erzählen lassen, über die Zeit hinweg der Aufbau von Traditionsduellen, um Klassiker zu etablieren und eine ausgeglichene Liga, in der nicht jedes Spiel mit 4 Toren Unterschied entschieden wird. Ob es mehr Chance oder Risiko ist, dass immer mehr bekannte Vereine in die oberste Spielklasse gelangen, (immerhin sind 8 der 12 Vereine auch in der 1. Bundesliga der Männer vertreten) kann ich nicht beurteilen.
  • EM-Splitter III: Das englische Frauenteam holte sich den Titel und schrieb damit die Geschichte dieser EM logisch zu Ende. Wie schon oben geschrieben war es ein gutes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten und giftigen Zweikämpfen und zumindest die ersten beiden Tore zeigten die Schönheit dieser Sportart und sind bestens als Aushängeschild geeignet. Das entscheidende Tor für England durch Chloe Maggie Kelly in der 111. Minute war dann zwar eher ein erarbeiteter Treffer, aber dafür der entscheidende. Und irgendwie scheint es der Fußball an sich zu haben, dass sich im Moment des erlösenden Tores die Spieler und Spielerinnen in einer Eruption der Gefühle ihr Trikot vom Leib reißen müssen.
  • Bundesliga-Start: Und nachdem die Frauen ihren Saisonhöhepunkt beendet hatten, ging es für die Männer schon wieder mit der Bundesliga los. Europapokalsieger Eintracht Frankfurt gegen Rekordmeister FC Bayern München hieß es am Freitag zum Auftakt. Das versprach Spiel, Spannung und Schokolade… aber nach 45 Minuten führten die Bayern bereits mit 5:0 und es hätte noch höher ausfallen können. Auswärts. Bei einem Team, dass in dieser Saison in der Champions League spielt. Am Ende wurde es ein 6:1 – einen besseren Stimmungskiller hätte die Bundesliga nicht bekommen können.
  • Frauenbundesliga-Start: Für alle mit guten Vorsätzen nach der Europameisterschaft heißt es nun, sich den 16. September vorzumerken. Denn dann startet die höchste Frauenfußball-Liga des Landes und zwar mit dem Spiel: Eintracht Frankfurt gegen FC Bayern München. Genau, es ist die gleiche Partie. Kein Witz. Aber vielleicht wird dieses Spiel ja spannender!

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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