Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 23/2022: Superstore, Nosferatu, Sector 7, Jane Fonda und der schlimmste Mensch der Welt

Am vergangenen Freitag war ich das erste Mal seit 2019 wieder auf einer Hochzeit. Praktisch: Sie fand fast vor der Haustür, nämlich nur wenige Fahrminuten entfernt, statt. Sehr schöne Location, direkt an einem kleinen See gelegen, mit vielen Fliegen und alten Freunden, die ich teilweise schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Das hatte Spaß gemacht und ließ Corona für den Abend vergessen.

Und damit zurück ins Tagesgeschäft:

Superstore (Staffel 2, 22 Folgen, USA, Sky on Demand) – 8 von 10

Nach einer etwas mauen Olympia-Spezialfolge zu Beginn wurde die zweite Staffel immer besser, weil gewagter – und der Superstore „Cloud 9“ als Location stand gar nicht mehr so im Vordergrund. Will sagen: Es waren meist keine Supermarkt-Witze mehr, sondern die Komik entwickelte sich mehr aus den Figuren. Wie schnell mir die dann doch ans Herz gewachsen sind! Der Fokus lag nicht mehr so stark auf Amy (America Ferrera) und Jonah (Ben Feldmann) wie noch in der ersten Staffel – aber finden sie zusammen oder nicht? –  sondern auch die anderen bekamen durchweg gute Stories ab, die sich teilweise über die gesamte Staffel zogen. Mit Jeff (Michael Bunin) als Vertreter aus der Konzernzentrale gab es dazu auch noch einen guten Neuzugang im Cast, dessen Geschichte mit Mateo (Nico Santos, der Schauspieler) und der armen Sandra (Kaliko Kauahi) wirklich toll war. Ach, wäre Jeff doch nur der Leiter des Superstores und nicht dieser Glenn (Mark McKinney), den ich immer noch für den ärgerlichen Schwachpunkt der Serie halte. Highlights der Staffel: Die Halloween Folge (mit Dinas (Lauren Ash) überraschendem Kostüm), der Kannibale als Werbeträger, die ausgefallen Klimaanlage und der abschließende Tornado.

Der schlimmste Mensch der Welt (Norwegen) – 7 von 10

Besonders viel wußte ich im Vorfeld nicht über diesen Film, nur dass er für den diesjährigen Oscar nominiert war. Inhaltlich war ich nicht gut vorbereitet. Alles, was ich wusste, wurde eigentlich schon im Prolog verbraten. Es ist die Geschichte der jungen Julie (toll gespielt von Renate Reinsve), die sich weder beruflich noch privat lange binden kann und deshalb immer wieder ihr Leben verändert, um nicht in Routine zu erstarren. Und genau an diesem Punkt setzt der Film an.

Julie und die Vielzahl die Möglichkeiten, die ihr das moderne Leben bieten stehen im Mittelpunkt dieses Filmes. Da ist die Geschichte ihrer Beziehung mit dem älteren Comiczeichner Aksel (Anders Danielsen Lie – dessen fantastischer Air Drum Auftritt nicht unerwähnt bleiben soll), aber da ist auch das Zusammentreffen mit Eivind (Herbert Nordrum), den sie in einer aufregenden Nacht kennenlernt. Oder da ist auch ihr berufliches Leben. Mit den besten Noten ausgestattet, wechselt sie mehrfach ihr Studienfach auf der Suche nach dem Richtigen, zeigt offenbar Interesse und ein Talent für das Schreiben, jobbt aber den ganzen Film über lediglich in einem Buchgeschäft. Kleinigkeiten werden zu Dramen, bevor Julie dann ein wirkliches Drama miterleben muss.

Das ist alles leicht und authentisch inszeniert und kurzweilig anzuschauen. Ein lockerer Film mit einigen visuellen Spielerein. Aber auch einer etwas nervigen und unnötigen Unterteilung in Kapiteln. Ein kleiner Film über die junge Erwachsene, die sich noch selbst finden wollen. Nett und harmlos.

Am Tag nach der Hochzeitsfeier ging erst einmal nicht so viel, daher entschied ich mich für einen Film-Doppelpack am Abend.

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (Deutschland, 1922, Arte) – 5 von 10

Der Film von Friedrich Wilhelm Murnau gilt als einer der ersten Horrorfilme überhaupt und leistete so einige Pionerarbeit. Der Film wurde überraschend aufwändig gedreht und an vielen authentischen Schauplätzen gefilmt, incl. eines großen Segelschiffes und ist auch einigermaßen flott geschnitten und verbreitet zum Glück auch keinerlei Theatergefühl. Das er nun zum 100jährigen  Jubiläum als restaurierte Fassung vorliegt ist jedoch nicht selbstverständlich, schließlich sollte er 1925 nach einem Urheberrechtsstreit (der Stummfilm ist eine nicht autorisierte Adaption von Dracula) eigentlich vernichtet werden. Aber nun bin ich kein Filmhistoriker, sondern bewerte den Film schlicht nur danach, wie er mir jetzt bei der Sichtung im Jahe 2022 gefallen hat. Und da muss ich leider sagen, dass er aus heutiger Sicht doch einige Längen hat und nur wenig Horror oder Grusel verbreitet, denn dafür ist Nosferatu (Max Schreck – gibt es einen besseren Namen für einen Schauspieler in einem Gruselfilm?) doch zu harmlos inszeniert, auch wenn die Maske schon ganz gut ist. Zwar ist schon vieles vorhanden, was wir uns heutzutage unter Vampiren vorstellen, aber letztlich spielen sie in diesem Film gar nicht so eine große Rolle. Den Aspekt der Pest fand ich dagegen interessanter – aber das mag vielleicht an der aktuellen Situation liegen. Und so war der Stummfilm, trotz passender Musikuntermalung, dann doch nicht so ganz meins. Ein Ur-Vater des Genre-Kinos bleibt er aber trotzdem.

Sector 7 (Südkorea, 2011, Joyn) – 7 von 10

Creature-Action auf einer südkoreanischen Ölbohrinsel. Routiniert geschrieben und solide umgesetzt verbreitet der Film durchaus Spannung, auch wenn so manche billige Effekte und die etwas platten und hysterischen Nebenfiguren den Gesamtspaß etwas trüben. Dafür funktioniert Ha Ji-won als Last Woman Standing ganz gut.

Auf so einen Bandnamen muss man erst einmal kommen. Aber die Finnen von Have You Ever Seen The Jane Fonda Aerobic VHS? haben sich tatsächlich so benannt und machen unter diesem Namen sogar recht gute Musik, wie ihr aktuelles Album Maine Coon beweist.

Besonders der Eröffnungstrack In Tangerine hat es mir dabei angetan. Unbedingt mal reinhören, das ist melodiöser Power-Pop, bei dem schön georgelt wird. Auch wenn das Video sich etwas mehr als eine Minute Zeit nimmt, bis die Musik endlich los geht.

  • Prominente gesucht: Für die neue Küche bin ich noch auf der Suche nach Bildern. Eine Idee dafür wäre, Bilder von Berühmtheiten beim Essen auf Leinwand zu ziehen. Also quasi so etwas oder das hier. Hat jemand noch andere Idee für solch klassische Motive?
  • Wasserglas: Zum Abschluß serviere ich euch noch das Spannendste, was ihr heute zu sehen bekommt! Wer kann das Glas so lange mit Wasser befüllen, bevor es überläuft?

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

4 Kommentare

    • Nummer Neun

      Das war es auch. Die Location habe ich mir gemerkt und werde ich wohl bald auch mal zum Essen aufsuchen.

      Bevor es mit Superstore S3 weiter geht, habe ich jetzt noch schnell die neuste Staffel von Wellington Paranormal S4 dazwischen geschoben. Aber ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

  • Miss Booleana

    „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ habe ich ähnlich empfunden. Hat mich nicht so recht abgeholt. Aber ich denke das ist auch fair, denn der Film gehört in eine andere Zeit. Also fair heißt: okay, er ist ein Klassiker für seine Zeit. Aber auch fair: er muss einem heute nicht mehr unumwunden gefallen. Das wird einem ja manchmal abstrittig gemacht und Banausentum vorgeworfen. Aber wozu das falsche Rumgeplänkel!? Langweilig ist langweilig.

    Deine Review zu „Der schlimmste Mensch der Welt“ klingt definitiv nicht so begeistert wie vom Rest der Welt. 🙂 Der wurde gefühlt so gehyped, dass ich noch mit mir hadere, wann und wo ich den schaue. Lässt es die Zeit zu, wage ich es trotzdem.

    • Nummer Neun

      Also schlecht war „Der schlimmste Mensch der Welt“ nun wirklich nicht, sondern man kann ihn schon recht gut gucken. Am Ende hat es sich aber etwas zu sehr auf die Beziehung konzentriert und – nunja – ich hatte da etwas „mehr“ erwartet.

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