KW 21/2022: Downton Abbey II, Mogwai, Der Kastanienmann und Weil wir Champions sind

Happy Sunday!

Diese Woche im medialen Rückblick: Feel-Good Filme im Kino und auf der Couch, ein Post-Rock Konzert in der Halle und eine Nordic Noir Krimiserie im Stream. Los geht’s:

Der Kastanienmann (Staffel 1, 6 Folgen, Dänemark, Netflix) – 7 von 10

Auf einem Spielplatz in einem Vorort Kopenhagens wird die Leiche einer jungen Frau vorgefunden, der eine Hand abgetrennt wurde. Die ehrgeizige Nachwuchskommissarin Naia Thulin (Danica Curcic) übernimmt zusammen mit ihrem neuen Kollegen Mark Hess (Mikkel Boe Følsgaard) den Fall. Am Tatort finden sie ein Kastanienmännchen, auf dem bald ein mysteriöses Beweisstück entdeckt wird – der Fingerabdruck von Kristine, der verschwundenen und mittlerweile für tot erklärten Tochter von Sozialministerin Rosa Hartung (Iben Dorner).

Wie klassisch kann ein Nordic Noir Krimi sein? Der Kastanienmann sagt dazu: Ja. Gegensätzliches Ermittlerpaar mit persönlichen Problemen trifft auf einen grausamen Serienmörder in einer grauen, trostlosen Gegend, folgt einigen falschen Fährten und braucht einige Twists, um zur Lösung zu gelangen. Das ist handwerklich vollkommen in Ordnung und bietet die erwartbaren Überraschungen. Dazu knackig in nur 6 Folgen untergebracht. Es ist vielleicht das Problem der späten Geburt, vor einigen Jahren hätte die Serie noch wesentlich mehr Aufmerksamkein verdient gehabt hat. So ist es nun einfach eine weitere, gut gemachte Serie des Genres, der etwas das Neue oder das Besondere fehlt und deshalb nur noch gedämpfte Begeisterung hervor ruft.

Downton Abbey II: Eine neue Ära (UK) – 9 von 10

Wow – das kommt jetzt überraschend. Aber wie toll ist bitte dieser zweite Teil geworden? Natürlich ist aus Downton Abbey nach all den Jahren nicht auf einmal zu einem anspruchsvollen Charakter-Drama geworden, sondern es ist weiterhin Wohlfühl-Kino – aber das mehr denn je.

Auch wenn seit dem letzten Kinoabenteuer schon einige Jahre vergangen sind, ist man relativ schnell wieder angekommen, die Anfangssequenz gibt dazu ganz gut geschickt einige Erinnerungen. Und wenn danach die Musik losgeht und die Kamera langsam auf das Schloß schwenkt – dann lehnt man sich zufrieden in seinem Kinosessel zurück und fühlt sich zu Hause. Durch die beiden parallelen Handlungsstränge – der Ausflug nach Südfrankreich und die Dreharbeiten auf Downton – ist für ordentlich Tempo und Abwechslung gesorgt. Fast jede Figur des großen Castes bekommt so einen wichtigen Auftritt.

Dazu ist der Film für diese Serie ungewohnt lustig und Schwächen bzw. Zufälligkeiten der Story werden im Film direkt mit einem Augenzwinkern angesprochen und nehmen damit den Kritikern den Wind aus den Segeln. Aber auch am anderen Ende der emotionalen Palette funktioniert es, besonders als der sonst beherrschte Robert Crawley (Hugh Bonneville) einen ungewohnten – aber passenden – emotionalen Zusammenbruch erlebt und natürlich das Ende, das einen richtig erwischt und dafür sorgte, dass im Kinosaal die Taschentücher gezückt wurden. Kitschig, aber wirkungsvoll.

Und weil ich rundum zufrieden war mit dem Film, greife ich zum Kärtchen mit den 9 Punkten und das ist die bisherige Höchstwertung in diesem Jahr. Nehmt das, ihr teuren Hollywood-Blockbuster und ihr anspruchsvollen Indie-Produktionen!

Bis zum Ende der nächsten Woche bin ich dann hoffentlich mit Julian Fellowes Nachfolgeprojekt The Gilded Age fertig. Spoiler: Die Wertung wird etwas niedriger ausfallen.

Weil wir Champions sind (Deutschland, 2022, VOX) – 7 von 10

Kennt man einen der Underdog-Sportfilme, kennt man alle. Im Prinzip hat Cool Runnings diese Geschichte schon auserzählt. Um in diesem Segment aufzufallen, braucht es schon einen besonderen Twist und Weil wir Champions sind hat ihn gefunden. Basketball-Trainer Wotan Wilke Möhring wird dazu verdonnert, ein Team mit geistig beeinträchtigten Spielern zu betreuen. Zwar kann man das Ende schon am Anfang erahnen, aber das ist nicht weiter schlimm, wenn es denn so sympathisch ist. Und das hat man dem Basketball-Team zu verdanken, das komplett von Menschen mit Beeinträchtigungen gespielt wurde. Schön, dass für so eine Eigenproduktion auch im Privat-Fernsehen noch Platz ist.

Mogwai (Schottland) – München, Backstage Werk

Um mich mal selbst zu zitieren: Das schrieb ich vor einigen Wochen als Einleitung zum Konzert von Russian Circles. „Live ist Post-Rock eine schwierige Sache, wie ich finde. Es ist Musik von introvertierten Musik-Nerds, bei der das Publikum keine offensichtliche Hits feiert, sondern Variationen in einer sich wiederholenden Songstruktur das Besondere ausmachen.“ Dies trifft auch auf das Konzert von Mogwai zu.

So sehr ich deren Alben ja auch schätze – immerhin war As The Love Continues mein Lieblingsalbum im vergangenen Jahr – live kam da für mich nicht sonderlich viel dazu. Sicherlich ist das perfekt und eindrucksvoll gespielt, die Setlist huldigte dem letztjährigen Album ja zur Genüge, aber gepack hat mich das über weite Strecken eher wenig. Zwar wurde es vor allem in der zweiten Hälfte lauter und intensiver, das machte für mich aus einem netten Konzert aber leider noch kein mitreißendes. Aber zumindest Ceiling Granny und Ritchie Sacramento waren live eine eindrucksvolle Nummer. Beide Songs sind auch Teil der KEXP Session.

• WordPress: Pflichtbewusst habe ich in dieser Woche gleich auf die neuste Version umgestellt. Hat schon jemand bemerkenswerte Verbesserungen im System feststellen können?

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!