KW 19+20/2022: EEAAO, Lea Porcelain, Landscapers, Unseen und die großen Finals
Und damit zurück ins Tagesgeschäft. Meine beiden freien Wochen sind vorbei und in der Zwischenzeit ist es draußen schon fast sommerlich geworden. Die Wohung ist soweit bereit, dass ich in ihr das tägliche Leben meistern können sollte. Und die Arbeit auch, morgen geht es schließlich zurück ins Home Office.
Neben dem Umzug habe ich das hier in den letzten beiden Wochen medial konsumieren können:
Landscapers (Staffel 1, 4 Folgen, UK, Sky Atlantic) – 6 von 10
Susan (Olivia Colman) und Christopher Edwards (David Thewlis) scheinen ein ganz normales, unauffälliges und freundliches Ehepaar zu sein – bis auf dem Grundstück ihres Hauses in England zwei Leichen gefunden werden. Die anschließenden Untersuchungen bringen Abgründe zutage.
Eines muss man der Crime-Serie, die sich von wahren Ereignissen hat inspirieren lassen, ja zugestehen: Die visuelle Umsetzung ist durchaus mutig. Da wird in Rückblenden und Erzählungen munter zu schwarz/weiß gewechselt, auf theaterhafte Inszenierungen zurück gegriffen oder die Protagonisten, Fans von Filmen aus den 1960ern und 1970ern, in kinotypische Szenerien gesteckt. So wird aus der etwas drögen Geschichte zumindest optisch eine abwechslungsreiche Erzählung. Abgeholt hat mich das aber trotzdem nicht. Erzählerisches Tempo hätte mir etwas mehr Freude bereitet als diese handwerklichen Spielereien. Schade, weil Coleman und Thewlis sind schon nicht schlecht als naives und verträumtes Pärchen. Mehr Spaß hatte ich aber mit den ermittelnden Polizisten (Kate O’Flynn, Daniel Rigby und Samuel Anderson), die eine eigene Serie verdient hätten, aber hier nicht genug Screentime bekommen.
Unseen (Staffel 1, 8 Folgen, Belgien, ZDFneo) – 7 von 10
Die belgische Kleinstadt Creux wird von seltsamen Ereignissen heimgesucht. Menschen scheinen unter mysteriösen Umständen langsam unsichtbar zu werden und wandeln nun unter den Bewohnern.
Aus Belgien kommt diese kleine Mystery-Serie, die das Genre zwar nicht neu erfindet, sich nach zögerlichem Beginn aber noch spürbar steigern kann. Geld für tolle Spezialeffekte gab es offensichtlich nicht, das unsichtbar werden wird mit eher veralteten Bildeffekten erzeugt. Der Clou ist eher, wenn die Unsichtbaren visualisiert werden, dann sind sie nackt – weil die Kleidung eben nicht unsichtbar geworden wäre und sie deshalb hüllenlos unterwegs sind. Das führt allerdings auch zum inhaltlich größten Logikproblem: Manche der Unsichtbaren leiden sehr darunter, dass sie nicht mehr wahrgenommen werden – etwas Kleidung würde ihnen definitiv helfen. Davon aber abgesehen wirkt dieses Mysterium schon einigermaßen rund und der Zuschauer folgt der schicksalgebeutelten Familie um Augenärztin Laurence Deconde (Myriem Akheddiou), die bei einem Unfall ihrem eigenen Vater Nathan (Fabio Zenoni) das Augenlicht raubt. Wie sich später herausstellte, steckte die Unsichtbare Angele (Jaqueline Bollen, die tapfer ihre Rolle nackt durchspielt) auf ihrem persönlichen Rachefeldzug dahinter. Emotional am meisten holen einen aber deren Sohn Piere (Jérémy Gillet), der durch eine Augenkrankheit die Unsichtbaren sehen kann, und Laurence Tochter Lilly (Elisa Echevarria) ab. Und so entwickelt sich im Laufe der Staffel doch noch eine spannende Geschichte über sehen und gesehen werden und die moralischen Grenzen der Forschung, der ich doch gerne noch eine zweite Staffel gönnen würde.
Everything Everywhere All At Once (USA) – 8 von 10
Was war das denn? Ein buntes Feuerwerk von verrückten Ideen und skurillen Momenten, gepaart mit einer Science-Fiction Story und Martial-Arts Elementen. Es ist eine wilde Mischung aus Matrix und Being John Malkovich, es ist lustig, albern und berührend. Spätestens nach einer etwas zähen ersten halben Stunde nimmt der Film richtig an Fahrt auf. Es ist auch eine Huldigung des einfachen Lebens und eine kritische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Traums. Gut, dass ich den vielen euphorischen Kritiken gefolgt bin und mich ins Kino begeben habe. Den Trailer hatte ich vorher nie gesehen, Hauptdarstellerin Michelle Yeoh war für mich nach ihrer grottigen Rolle in Star Trek: Discovery mit einem kleinen Makel versehen und die beiden Masterminds des Films – Dan Kwan und Daniel Scheinert – wegen Swiss Army Man mit einem etwas größeren Makel.
Aber Yeoh ist toll in der Rolle, ihrer Filmtochter Stephanie Hsu ebenfalls. Ke Huy Quan fiel dagegen als ihr Ehemann etwas ab bzw. hat auch die schwächere Rolle abbekommen. Das System des Multiversums ist spannend und kreativ umgesetzt – ob das ganze in sich bzw. in seinem eigenen Konstrukt stimmig ist, mag ich zwar bezweifeln, aber was soll’s, so lange man solche Ideen dabei herausholt, kann man das vernachlässigen. Auch wenn ich leider die Art, wie der Sprung jeweils initiert wird, etwas deplatziert fand – das war mir dann wieder zu viel Swiss Army Man Humor – weil dadurch der seriöse Kern etwas zerstört wird.
Aber trotzdem: Ein toller und kreativer Film – der bei aller Action und Albernheit auch noch eine nette Mutter-Tochter Geschichte erzählt.
Lea Porcelain (Deutschland) – München, Strom
Es war wieder eines dieser Konzert, die nun endlich am vierten geplanten Termin erst stattfinden konnten. Lea Porcelain aus Berlin waren da, um ihr letzjähriges Album vorzustellen und bescherten mir so einen Abend Erholung vom Umzugsstress.
Mittlerweile habe ich sie bereits das dritte Mal live gesehen und es ist erstaunlich, was sie für eine Wandlung durchlaufen haben seit ihrem Auftritt im April 2018. Zwar waren sie auch damals schon gut und sehr präsent auf der Bühne, zeigten sich aber wenig und ließen die Helligkeit auf der Bühne immer weiter runterfahren, um nur die Musik im Vordergrund stehen zu haben. Und jetzt? Der Kontakt zu den Menschen wird gesucht, sie springen ins Publikum und spielen dort weiter oder improvisieren ein Drumsolo zur Überbrückung. Sie haben spürbar noch mehr Spaß an ihren Live-Auftritten bekommen.
Das ist bei dieser Musik nicht so selbstverständlich, ist es doch eher ruhige, fast sphärische Musik für Introvertierte, tief in der Nacht. Ihr Debutalbum mochte ich damals sofort, das zweite hatte etwas gebraucht, aber gefällt mir mittlerweile auch sehr. Und so wurde auch das Konzert sehr gut, dessen Setlist sich zum größten Teil auf Choirs To Heaven stützte, aber natürlich auch um Warsaw Street nicht drumrum kam.
Wenn sie in Zukunft mal wieder in München vorbei schauen, werde ich auch wieder dabei sein. Bis dahin ein Blick auf diese Performance:
Gesehene Spiele in dieser Saison: 30 von 34 Liga-Spielen = 88%.
Gesehen habe ich das letzte Saisonspiel gegen den 1. FC Heidenheim nicht, dafür war ich mittels Sky Go bei der spannenden Abschlußkonferenz der 2. Liga dabei. Aber das Ergebnis passt zu den letzten Wochen – wieder zwei Gegentore und wieder verloren, damit geht man mit 7 Spielen ohne Sieg aus der Saison und das dazu bei drei Auswärtsniederlagen in Folge und 0:7 Toren. Nach dem fest stehenden Klassenerhalt war die Luft raus und der KSC trudelte nun als 12. ins Ziel.
Es sind 11 Punkte weniger als in der Vorsaison. 54 erzielte Tore sind drei mehr als im Vorjahr, dafür gab es aber auch 11 Gegentore mehr. 55 Gegentore – nur die beiden Absteiger mussten mehr schlucken.
Damit stehen für Trainer Eichner zwei Ziele im Aufgabenheft für die neue Saison (falls er nicht doch noch abgeworben wird): Den Weggang von Torjäger Hofmann kompensieren und die Abwehr dicht bekommen. Klappt beides nicht, wird das eine sehr schwierige Saison.
- Tippen: Das mein Surface langsam altersschwach wird habe ich glaube ich schon öfter erwähnt. Nach dem Umzug war es nun soweit, selbst mit allen Tricks wollte er die eigene Tastatur nicht mehr erkennen. Und da ich die Touchfunktion des Screens schon vor langem abschalten musste, fielen mir so sämtliche Eingabewege weg. Um überhaupt noch mit ihm arbeiten zu können, musste ich mir nun eine billige (und klobige) Tastatur kaufen, die ich über USB anschließen konnte. Schön und praktisch ist anders, aber als Provisorium für eine Übergangszeit hoffentlich noch gut genug. Auch wenn ich jetzt keine anderen USB-Geräte mehr anschließen kann.
Und damit zum Sport:
- Finale Bundesliga: Den letzten Spieltag hatte ich mittels der Bundesliga-Konferenz im Radio verfolgt – was waren das früher in den 1990ern für dramatische Festtage! Und ähnlich dramatisch entwickelte es sich auch am vergangenen Samstag, incl. der Last-Minute-Rettung des VfB Stuttgarts. Es gab also kein Happy End, aber sehr emotional war es trotzdem.
- Finale Europa League: Etwas panisch suchte ich am Mittwochabend eine Möglichkeit, das RTL-Programm zu streamen. Kostenlos gibt es das nicht? Eine Frechheit. Zattoo und RTL+ waren völlig überlastet, so das dort keine Neuanmeldungen funktionierten. Und Sky lief noch nicht rund – ich musste erst einen erneuten Sendersuchlauf starten, um das RTL-Signal dort zu bekommen. Zur 40. Minute war ich dann endlich mit dabei, verpasst hatte ich wohl nicht viel. Auch danach lebte das Spiel mehr von seiner Dramatik als von seiner Klasse. Aber das war sporthistorisch, als sich Eintracht Frankfurt so gegen Mitternacht eine der bedeutendsten Trophänen des europäischen Fußballs im Elfmeterschießen sichern konnte. Als Jugendlicher stand ich einige Male im alten Waldstadion in der Kurve – auch wenn ich nie der große Eintracht-Fan war, habe ich trotzdem so einige Erinnerungen an diesen Verein und konnte mich deshalb sehr mit ihnen mitfreuen. Und staunte am nächsten Tag nicht schlecht über die Menschenmassen beim Autokorso und der Feier in der Frankfurter Innenstadt.
- Finale DfB-Pokal: In der Zwischenzeit bekam ich von Sky eine neue Smartcard geschickt (wie veraltet das klingt, wenn man sich die großen Streamingdienste dagegen anschaut) und siehe da: In Kombination mit M-net habe ich nun sogar Zugriff auf den UHD-Kanal. So wurde das Pokalfinale meine erste UHD-Live-Sendung. Das Spiel war dann – egal, wie scharf man es gesehen hat – recht spannend und dramatisch, mit einer frühen (und umstrittenen) Führung für den SC Freiburg. In Unterzahl konnte RB Leipzig aber doch noch zulegen und den nicht unverdienten Ausgleich erzielen. In der Verlängerung verließ die Freiburger das Glück, sie trafen zwar dreimal Pfosten oder Latte, aber eben nicht ins Tor. Und im Elfmeterschießen behielt Leipzig die Nerven (aber ohne auch nur einen einzigen Elfmeter zu halten) und machten ihren ersten nationalen Titel fix. Nicht der gewünschte Gewinner für Fußball-Nostalgiker, aber dafür kann die Mannschaft ja nichts – und gute Antagonisten müssen schließlich ja auch gepflegt werden.
So, nun ist es Sonntagabend und mein Urlaub ist vorbei. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue (Arbeits-)Woche!
PS: Was sind eigentlich Affenpocken?
2 Kommentare
S.Mirli
Ich kann mich schon nicht einmal mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal im Kino war. Oh, oder doch, das war irgendwann im Winter. Ich glaube, ich hätte tatsächlich wieder einmal Lust darauf. Aber da auch hier so etwas wie Sommer Einzug gehalten hat, halte ich mich lieber outdoor auf. Ich wünsche dir eine fantastische neue Woche und wie immer DANKE für die Serientipps. Alles Liebe, x S.Mirli
https://www.mirlime.at
Nummer Neun
Dabei ist das Kino so ein schöner, klimatisierter Ort!