KW 06/2022: Niemalswelt, Everything’s Electric, Die Einöde und Narcos: Mexico
Happy Monday!
Der Wochenrückblick ist dieses Mal erst einen Tag später an der Reihe, gestern habe ich ihn nicht mehr fertig bekommen. Ich habe allerdings eine gute Ausrede: Es war mein Geburtstag und dafür war ich am Abend mit ein paar Freunden essen. In einem Restaurant, tatsächlich! Es war ein schöner und lustiger Abend und ich hoffe, dass nichts gravierendes passiert ist.
Den Tag heute habe ich mir frei genommen, man gönnt sich ja sonst nichts.Vergangene Woche beschenkte uns das Wetter mit einigen schon fast frühlingshaften Tagen. Und so habe ich es tatsächlich in der Mittagspause auch mal für eine Spaziergangsrunde in den Pasinger Stadtpark geschafft. Da konnten die Enten und ich ein wenig vom Arbeitstag abschalten.
Mitte Februar und ich bin mit dem zweiten Roman durch? Damit liege ich wohl ganz gut in der Zeit für mein traditionelles Ziel von 10 Romanen in diesem Jahr. Der Tipp für dieses Buch kam übrigens von Nicole.
Marisha Pessl – Niemalswelt (USA, 2018) – 6 von 10
Klappentext: Seit Jims ungeklärtem Tod hat Bee keinen ihrer Freunde mehr gesprochen. Als sich die fünf ein Jahr später in einem noblen Wochenendhaus an der Küste wiedertreffen, entgehen sie nachts nur knapp einem Autounfall. Unter Schock und vom Regen durchnässt kehren sie ins Haus zurück. Doch dann klopft ein geheimnisvoller Unbekannter an die Tür und eröffnet ihnen das Unfassbare: Der Unfall ist wirklich passiert und es gibt nur einen Überlebenden. Die Freunde sind in einer Zeitschleife zwischen Tod und Leben gefangen, in der sie dieselben elf Stunden immer wieder durchlaufen – bis sie sich geeinigt haben, wer von ihnen überlebt. Der Schlüssel zur Entscheidung scheint Jims Tod zu sein – in ihrer Verzweiflung beginnen die Freunde nachzuforschen, was wirklich mit ihm passiert ist, in jener Nacht, in der er in den Steinbruch stürzte. Und langsam wird klar, dass sie alle etwas zu verbergen haben…
Review: Kennt ihr das, wenn euch bei jemandem eine bestimmte Eigenheit aufgefallen ist, wenn er oder sie redet, und ihr diese Eigenheit danach nicht mehr ausblenden könnt? In der Schule hatten wir einen Physiklehrer, der keinen Satz ohne äääh sagen konnte, was dazu führte, dass wir irgendwann eine Strichliste erstellten, einfach um das mal mitzuzählen. Bei Marisha Pessls Roman ging es mir ähnlich. Sie tendierte dazu, für alles und jeden einen blumigen Vergleich zur Bebilderung heranzuziehen, je absurder desto besser. Irgendwann machte mich das echt wahnsinnig!
Lässt man diesen Aspekt jedoch außer acht, dann ist Niemalswelt ein ganz spannender Roman, der einem durch die digitalen Seiten fliegen lässt. Geschickt unterläuft sie die Erwartungen, einen Und täglich grüßt das Murmeltier Roman vor sich zu haben, das ist er nämlich nicht. Dafür fehlt einfach der gleichbleibenden Tagesablauf. Die Schleife beginnt zwar immer mit dem Unfall, danach folgt der Tag aber keinem starren Muster mehr. Stattdessen wandelt sich die Geschichte in einen Young Adult-Kriminalfall, in dem die Freunde den Cold Case um Jim’s Tod versuchen zu lösen.
Kritikpunkte gibt es allerdings trotzdem genug und ab jetzt heißt es: Vorsicht Spoiler! Die ganzen Hintergründe sind einfach so dermaßen über-dramatisch, dass man es den jungen Leuten nicht mehr ganz abnehmen will. Sicherlich werden in dem Alter manche Sachen gerne ins Unermessliche überhöht, aber das hier ist teilweise echt zu viel. An einer anderen Stelle macht das Konzept der Niemalswelt einen unglaubwürdigen Schlenker in Richtung eines Fantasy-Buches, welches eine der Protagonistinnen liest. Äh was? Die Hauptfigur Bee beschreibt ihren Freund Jim fast als Heiligen und mit einer Verehrungen, die sich schon sehr gefährlich anfühlt. Und schließlich wird die Abstimmung, bei der sie sich auf den Überlebenden einigen sollen, am Ende fast völlig unter den Tisch fallen gelassen, als wäre dieser Aspekt nur ein nerviges Anhängsel der Geschichte, welches man noch irgendwie unterbringen musste. Irgendwann dachte ich mir, macht doch einfach was ihr wollt, und ich denke nicht weiter darüber nach, weil – wie gesagt – unterhaltsam zu lesen war Niemalswelt schon.
Fazit: Trotz einiger Schwächen irgendwie doch ein spannendes Buch, dem man einiges verzeiht.
Wie ich darauf gekommen bin, nach über drei Jahren doch noch mit der gleich folgenden Serie weiter zu machen? Der Bullion hat mir diesen Floh ins Ohr gesetzt. Na besten Dank auch!
Narcos: Mexico (Staffel 2, 10 Folgen, USA, Netflix) – 7 von 10
Nach dem Tod eines DEA-Agenten werden die Ermittlungen für Walt Breslin (Scoot McNairy) immer persönlicher. Félix (Diego Luna) ist derweil damit beschäftigt, den Drogentransport über die Grenze zu organisieren und die verschiedenen Plazas unter einen Hut zu bekommen. Nur so, glaubt er, könnten sie ihre Position gegenüber den Kolumbianern stärken.
Nach der langen Pause hatte ich zu Beginn noch einige Anlaufschwierigkeiten, um mich im mexikanischen Drogenkampf der 1980er wieder zurechtzufinden. Aber spätestens ab Folge 4 oder 5 war ich wieder voll an Bord. Allerdings mit der Einschränkung: Diego Luna hat in seiner Rolle nicht die bedrohliche Aura eines Pablo Escobar in der Mutterserie und auch Scott McNairy kommt nicht an Pedro Pascal heran. Die Serie ist natürlich trotzdem sehr hochwertig produziert, spannend, brutal und wahrscheinlich auch inhaltlich sehr akurat, wenn es darum geht, das Zusammenspiel der Plazas zu beschreiben, genau wie die Einflußnahme auf die Politik. Die Sisyphusarbeit der Ermittler ist immer wieder erschütternd und bewundernswert, nur: Das hat man alles schon in Narcos gesehen. Die Staffel liefert letztlich das, was von ihr erwartet wird, der Überraschungseffekt ist allerdings etwas weg.
Von alt nach jung sortiert:
Therapie für einen Vampir (Österreich, 2014, 3Sat) – 6 von 10
Mit gewissen Erwartungen hatte ich diese Vampir-Komödie über Wien der 1930er Jahre eingeschaltet, schließlich hatte ich den Film schon auf dem Fantasy Filmfest 2015 gesehen und damals recht euphorisch das Kärtchen mit den 8 Punten gezückt. Aber so kann es gehen, beim zweiten Sehen hat er nicht mehr gezündet. Zwar machte Tobias Moretti als Vampir in der Ehekrise, der zur Therapie zu Sigmund Freud (Karl Fischer) geht, noch eine ganz gute Figur, richtig lustig war die Story allerdings nicht. Besonders die zweite Hälfte hatte ich sehr viel besser in Erinnerung. So gibt es dieses Mal nur mit gutem Willen wenigstens noch 6 Punkte von mir.
Die Einöde (Spanien, 2021, Netflix) – 7 von 10
Netter, kompakter Gruselfilm aus Spanien, der die toll aufgebaute, bedrohliche Spannung am Ende vielleicht nicht komplett zufriedenstellend auflösen kann. Er funktioniert aber trotzdem ganz gut. Man fühlt die titelgebende Einöde im Spanien des 19. Jahrhunderts und lernt diese Welt durch Diegos (Asier Flores) Augen kennen. Er hat Respekt vor seinem wortkargen Vater (Roberto Álamo), ihn zieht es eher zu seiner Mutter (Inma Cuesta), die ihn beschützen möchte. Und wie Diego müssen wir mit ansehen, wie die Mutter in der Einsamkeit langsam den Verstand zu verlieren scheint, während die Monster immer näher kommen. Tolle Atmosphäre, gute Schauspieler, etwas dünne Story.
Auch wenn es an dieser Stelle vielleicht etwas langweilig wird, aber heute muss ich mal wieder einen meiner alten Helden erwähnen: Liam Gallagher. Als Vorbote zu seinem dritten Soloalbum hat er mit Everything’s Electric einen neuen Song veröffentlicht, den ihm Dave Grohl von den Foo Fighters geschrieben hat. Gesanglich ungewohnt anspruchsvoll, musikalisch eher dezent hinterlegt, entfaltet er vor allem im Refrain eine gewisse Faszination und klingt sehr frisch. Auf den Brit Awards hat er ihn sogar live aufgeführt – und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich den Song nur okay oder richtig gut finde. Bei der Mütze fällt das Urteil leichter.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 20 von 22 Liga-Spielen = 91 %.
In dieser Woche standen gleich zwei Heimspiele an. Zunächst gab es gegen den SV Sandhausen unter Ex-Trainer Alois Schwartz eine nicht unverdiente 0:2 Niederlage. Gegen seinen Defensiv-Fußball ist schwer anzukommen.
Gegen den 1. FC Nürnberg zeigte der KSC dann zum Glück ein anderes Gesicht. Trotz frühem Rückstand wurde es am Ende mit einer starken zweiten Hälfte ein 4:1, der ersten Sieg in diesem Jahr. Mit Sicherheit etwas zu hoch, aber so ist das Spiel. Philipp Hofmann beendete seine kleine Formkrise mit zwei Treffern und Rückkehrer Benjamin Goller war ebenfalls mit einem starken Spiel unterwegs. Und damit stehen die Weichen wieder auf soliden Mittelfeldplatz. Gut so.
- Newsletter: Ich verfolge zur Zeit ein neues Projekt: Ich melde mich aktiv von sehr vielen Newslettern ab, die in mein privates Postfach eintrudeln. In der Vergangenheit habe ich die Wenigsten davon gelesen, relevant waren davon noch weniger. Und ignorieren wollte ich diese Mailflut nicht mehr. Ist zwar nett, wenn mich ein Restaurant in Kanada mit Rabattaktionen locken will, nur weil ich mich dort mal für freies WiFi eingetragen hatte, aber das bringt mich nicht weiter. Mal sehen, ob es hilft, oder ob mir die Abmelde-Aktivitäten noch zusätzliche Mails bescheren.
- Lesetipp: Venedig – Ein Kurztrip zwischen Kanäle, Brücken und Inseln: Der Reiseführer von Christine lässt kaum eine Frage offen – außer vielleicht: Wann geht’s los?
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
14 Kommentare
S.Mirli
DANKE für diesen genialen Buchtipp, habe ich gleich auch meine Einkaufsliste gesetzt, denn der Plot hört sich richtig spannend an. Einmal etwas ganz anderes. Ich habe mir das übrigens auch einmal angetan und wollte mich von allen möglichen Newslettern abmelden. Seltsamerweise – auch wenn absolut illegal – bekomme ich sie inzwischen alle wieder. Ich drücke dir die Daumen, dass das bei dir nicht auch der Fall ist.
Und last but not least natürlich alllllles, alles Liebe zum Geburtstag nachträglich, somit sei dir natürlich alles verziehen. Eine fantastische neue Woche wünsche ich dir, alles, alles Liebe, x S.Mirli
https://www.mirlime.at
Nummer Neun
Vielen Dank 🙂
Ja, die Idee zu diesem Buch ist echt toll. Aber man merkt es ihm schon an, dass es primär für eine jugendliche Zielgruppe geschrieben ist. Trotzdem kann man es gut lesen.
Bin gespannt, ob das mit den Newslettern etwas bringt. Das ist nämlich auch meine Befürchtung, dass ich mit dem aktiven Abmelden zeige, dass die Mailadresse noch aktuell ist.
bullion
Alles Gute nachträglich zum Geburtstag! Klingt nach einer schönen Feier… 🙂
Und schön, dass du dem Floh im Ohr gefolgt bist. Für Staffel 3 auch noch?
Nummer Neun
War auch mal wieder ganz nett, in einer Runde mit 6 Leuten essen zu gehen.
Staffel 3 wird defintiv auch noch folgen, allerdings nicht direkt im Anschluß. Habe danach erst einmal mit „Vigil – Tod auf hohe See“ aus UK angefangen. Das startet schon mal sehr stark!
bullion
Das klingt gut! War in letzter Zeit viel zu wenig. 🙂
„Vigil“ sagt mir nichts. Bin schon gespannt auf deine Besprechung.
flightattendantlovesmovies
Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag. Auf ein neues, hoffentlich ohne so viele Entbehrungen, Lebensjahr. Warst Du wirklich jetzt erst mal wieder im Restaurant? Ich gehe schon länger, ich meine seit dem Herbst, im Sommer sowieso – wieder regelmäßig. Anfangs war es noch etwas komisch, aber mittlerweile ist es für mich wieder normal. Ich will mich jetzt auch nicht mehr groß einschränken, einfach eine gewisse Lebensqualität haben.
Nummer Neun
Vielen Dank 🙂
Jetzt im Winter war ich immer noch so alle 1-2 Wochen auswärts im Restaurant essen, das ist es nicht. Aber die Runden waren da nie so groß, wobei ich Anfang Januar auch schon von einem Geburtstag in einem Restaurant war und da waren wir glaube ich so 12 Leute oder so. Aber früher gab es so etwas halt einfach öfter!
Stepnwolf
Alles Gute nachträglich zum Burzeltag.
Und noch wichtig zu klären: Wie fällt das Urteil zur Liam Gallagher Mütze aus? 😉
Nummer Neun
Vielen Dank 🙂
Die Mütze sehe ich – vor allem in diesem Kontext – bei einer 3/10. Bestenfalls.
Stepnwolf
Ein Modevorbild wird der gute Liam also nicht mehr. 😄
Wonderful Fifty
Lieber Markus, ich wünsche dir nachträglich alles Liebe und Gute zum Geburtstag und freue mich, dass du einen schönen Geburtstagsabend verbracht hast. Dein Wochenfoto bringt doch gleich mal den Frühling ins Haus und ich sage dir, ich bin schon so was von bereit für die warmen Tage und fertig mit dem kalten, stürmischen und verschneiten Winter. Leider soll ja morgen angeblich wieder Sturmgefahr bei uns herrschen. Bei den Newsletter habe ich auch immer mal wieder rigoros aussortiert und siehe da, ich habe nichts Wesentliches verpasst. Doch langsam schleichen sich dann doch wieder einige ein, die meist eben für eine Zeitlang interessant sind. Ich mag ein aufgeräumtes Postfach und habe festgestellt, wenn ich einen Newsletter nicht sofort lese, dann bleibt er ewig liegen und wird dann erst gelöscht. Daher bin ich hier wieder konsequenter.
Hab eine wunderbare Woche und alles Liebe Gesa
Nummer Neun
Vielen Dank 🙂
Ja der Spaziergang war einer der sonnigeren Momente in den vergangenen Woche! Damit ist es ja jetzt erst einmal wieder vorbei.
Alle Newsletter wird man wohl nie loswerden, bzw. will man das ja auch gar nicht. Ich nutze ja z.B. auch immer ganz gerne Gutscheine für Online-Shops, die kommen ja oft mit deren Newslettern. Aber ja, wenn man die Newsletter nicht gleich liest, liest man sie nie.
Christine
Narcos Mexico sollte ich vielleicht doch mal schauen… ich mochte die „ursprüngliche“ (stimmt das überhaupt) Narcso Serie sehr gerne, habe dann aber nichts weiteres geschaut.
Und „Die Einöde“ muss ich mir für den nächsten Besuch meiner Schwester merken. Gruselfilme mit guter Atmosphäre sind rar und ich mag die sehr gerne!
Danke dir für deine so lieben Worte zu meinem Venedig Artikel! Und danke auch für die Verlinkung! Hat mich sehr gefreut das zu sehen/zu lesen.
Während Corona war Venedig sicherlich sehr cool. So ganz ruhig ist das einfach noch mal was anderes (habe ich auch von Freunden gehört). Aber so oder so ist die Stadt einfach besonders. 🙂
Nummer Neun
Nach der Ursprungsserie brauchte ich aber auch erstmal eine Pause. Die beiden Serien sind halt schon sehr ähnlich.
Der Venedig Artikel war ja auch wirklich klasse!