Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 05/2022: Der Pass, Licorice Pizza, Jan Verstraeten und Cobra Kai

Happy Sunday!

Mittlerweile befinden wir uns schon im Februar und das Wetter wiegt uns in scheinbarer Sicherheit vor einer neuerlichen Rückkehr des Winters. Omnikron zwingt uns dagegen zum geistigen Spagat zwischen regelmäßig neuen Höchstwerten und gleichzeitigen Lockerungsdiskussionen, welche die Verantwortung für die persönliche Gesundheit vom Staat hin zum Individuum verschieben. Und während sich das Internet die #WoIstScholz – Frage stellt, taucht einer seiner Amtsvorgänger immer wieder recht unwürdig in den Medien auf.

Neuerdings immer hier: Mein medialer Wochenrückblick.

Vergangenen Sonntag war ich nachmittags im Kino, im City-Kino um genau zu sein. Und da ja doch so einige schon länger nicht mehr einen Kinosaal von innen gesehen haben, möchte ich eure Erinnerungen gerne etwas auffrischen.

Heute mit der bereits vierten Serie aus Deutschland in diesem Jahr!

Cobra Kai (Staffel 4, 10 Folgen, USA, Netflix) – 7 von 10

Johnny (William Zabka) und Daniel (Ralph Macchio) entscheiden sich, dass sie ihre Dojos zusammenführen wollen. Doch schließlich wird beiden in kurzer Zeit bewusst, dass sie verschiedene Kampfstile vertreten und nicht auf einen Nenner kommen.

Der stärkste Teil der Staffel war das Ende. Keine Pointe. [Ab jetzt: Vorsicht Spoiler!] Hier kommt die Handlung zu ihrem Höhepunkt: In den letzten beiden Episoden werden beim großen All Valley Turnier in der natürlichen Umgebung des Karates die letzten Konflikte offen ausgetragen und es zeigt sich, wer wie zu diesem Sport und zum Umgang mit seinen Rivalen steht. Das ist dramatisch und übertrieben episch (auch Dank des fantastischen Anheizers Keith Arthur Bolden), aber passt wirklich gut. Die Karate Kids sind hier mal etwas mehr als nur Statisten für Prügelszenen und Karatephilosophie, allen voran Mary Mouser und Peyton List, genau wie Tanner Buchanan und Jacob Bertrand – und als Xolo Maridueña seinen Unfall hatte, hatte mich das wirklich erwischt. Auch macht das Finale schon gleich Lust auf die fünfte Staffel. Leider war aber das davor wieder genau so uninteressant wie die Vorgängerstaffel. Johnny und Daniel vertragen sich mal und mal nicht. Die Jugendlichen schließen sich mal dem einen Dojo an und mal dem anderen. Neue Jugendliche werden in die Handlung eingeführt – mobben oder gemobbt werden ist ihr Antrieb, also nichts neues. Dazu wird Karate als Lebenseinstellung weiterhin hoffnungslos überhöht, so dass ich das nicht mal mehr in diesem Serienkosmos ernst nehmen kann. Jeder Bud Spencer Film hatte für mich emotional bessere Prügelszenen. Aber vielleicht ziehen ja philosophische Sätze wie „Du bist wütend? Nutze das!“ ja wenigstens noch bei anderen. Kurz gesagt: Ein großer Fan der Serie war ich nie und hier war sie nun wirklich kurz davor, mich komplett zu verlieren. Aber das große Finale hat mich dann doch wieder zurück ins Dojo geholt.

Der Pass (Staffel 2, 8 Folgen, Deutschland, Sky on Demand) – 8 von 10

Die Nachwuchspolizistin Yela Antic (Franziska von Harsdorf) arbeitet zusammen mit Ellie Stocker (Julia Jentsch) an einem Mordfall. Als Ellie bei einem Einsatz von Erinnerungen an den „Krampuskiller“ überwältigt wird, sieht Yela ihre Chance. Sie wird als Unterstützung zu ihren österreichischen Kollegen geschickt, die an einem Mordfall in der Nähe von Salzburg arbeiten. Währenddessen erwacht Inspektor Winter (Nicholas Ofczarek) aus dem Koma.

Drei Jahre nach der ersten Staffel ist nun endlich die Fortsetzung erschienen und kann das tolle Niveau mühelos halten. Vor allem technisch ist das hier die oberste Liga. Bedrohliche Atmosphäre, stimmungsvoll düstere Bilder aus den Alpen, stimmiger Soundtrack, ruhig erzählt und Jentsch und Ofczarek strahlen als Ermittler eine ganz eigene Aura aus. Dazu kommen in dieser Staffel noch Dominic Marcus Singer und Christoph Luser als priviligiertes Brüderpaar. Die Story dieser Staffel ist dagegen nicht ganz so hochklassisch – der Fall ist zwar schon ganz interessant, aber auch nicht mega innovativ. Wie zuträglich es der Spannung ist, wenn man den Täter schon früh kennt, darüber kann man streiten. Hier ist schon relativ früh klar, wer dahinter steckt, trotzdem hat die Story noch einige Wendungen in petto und holt so noch das Beste aus dem dünnen Fall heraus. Überhaupt ist der Aufbau ganz geschickt und unerwartet, so dauert es einige Folgen, bis die Ermittler Stocker und Winter wieder zusammen ermitteln. Daher gibt es insgesamt auch für die zweite Staffel wieder eine dicke Empfehlung.

Kennt ihr das Gefühl, wenn jeder um euch herum von einem Film oder einer Serie so begeistert ist, aber ihr das in keinster Weise nachvollziehen könnt? Und damit zu meiner aktuellen Kino-Kritik.

Licorice Pizza (USA) – 6 von 10

Hinter dem Film steht Regisseur und Drehbuchautor Paul Thomas Anderson. Berührungspunkte mit ihm hatte ich bisher nur durch sein Meisterwerk Magnolia, aber auch durch seine bessere Einschlafhilfe The Master. Sein neustes Werk Licorice Pizza ordnet sich qualitativ ungefähr in der Mitte ein. Es ist ein Feel-Good Film über eine vergangene Zeit, der in seinem ziellos von Episode zu Episode springendem Aufbau sehr an One Upon A Time In Hollywood erinnert. Man folgt den beiden Hauptfiguren Cooper Hofmann und Alana Haim (beide geben hier ihr ein tolles Filmdebut) gerne durch das Los Angeles der 1970er, aber – und jetzt kommt’s – mehr als eine Art Gesprächspartner auf einer Party waren sie für mich nie. Es ist zwar ganz interessant, was sie so über ihre Erlebnisse zu berichten haben, aber Lust darauf, mich nach der Party weiter mit ihnen zu beschäftigen, hatte ich eigentlich nie. Nach einer dreiviertel Stunde habe ich das erste Mal verstohlen auf die Handy-Uhr geschaut und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Sicher ist das erzählerisch nah am Leben, mal passiert hier was, dann probieren sie sich mal dort aus, aber für einen Film hätte ich es dann doch gerne etwas fokussierter und stringenter. Mag auch daran liegen, dass ich die Ausgangsfrage – kriegen sie sich oder nicht – tendenziell eher mit „hoffentlich nicht“ beantwortet hätte. Ohne Frage bekommt das Leben der Figur von Alana Haim einen sehr positiven Wandel durch ihre neue Bekanntschaft, aber wäre es nicht viel interessanter gewesen, wenn es um eine befruchtende Freundschaft gegangen wäre, ohne dass es in eine Liebesbeziehung endet? Spannender sind da fast die übertrieben skurillen Nebenfiguren wie Bradley Cooper und Sean Penn, die aber widerum wie Außerirdische gegen die bodenbehafteten Hauptfiguren wirken. Und das Ende ist dann leider so kitschig und bieder, als wäre der Film direkt in der Zeit entstanden, zu der er spielt: Sie gibt schließlich doch dem Werben des (minderjährigen) Mannes nach. Gähn. Ein netter, kleiner Film, mehr ist es nicht.

Anderer Meinung sind da: Going to the Movies (9 von 10) / MissCharlesDexterWard (9 von 10) / Der Filmkürbis (9 von 10) / Flightattendant loves Movies (A- auf einer Skala von A bis F)

Jackie Brown (USA, 1997, Sky Cinema) – 8 von 10

Quentin Tarantinos Gangsterfilm mit Pam Grier in der Titelrolle habe ich tatsächlich das erste Mal gesehen. Der Film ist für seine Verhältnisse ungewohnt actionlos, aber auch hier gibt es seine klassischen Zutaten: Jede Menge Stars, Samuel L. Jackson, tolle Dialoge, Flüche, einen guten Soundtrack und Füße. Vielleicht kein typischer, aber ein guter Tarantino.

Mal wieder hat mich Plattentests.de auf einen neuen Künstler aufmerksam gemacht. Dieses Mal handelte es sich um den Belgier Jan Verstraeten, der mit Violent Disco sein Debutalbum veröffentlicht hat. Sein Gone Gone Gone ging mir schon beim ersten Hören direkt ins Ohr. Ich hoffe, das Album kann nachziehen!

Gesehene Spiele in dieser Saison: 18 von 20 Liga-Spielen = 90%.

Nach der Corona-Zwangspause setzte es für den KSC eine knappe, aber verdiente 1:2 Niederlage im Auswärtsspiel gegen das vielleicht zur Zeit beste Team der zweiten Liga: Werder Bremen. Schade nur, weil der Spielverlauf auch durchaus ein Unentschieden hergegeben hätte.

Diese Woche gibt es zur Abwechslung mal etwas zu feiern: Einige Blogs haben Geburtstag – Herzlichen Glückwunsch!

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

10 Kommentare

  • S.Mirli

    Darf ich dich kurz zitieren: „Kennt ihr das Gefühl, wenn jeder um euch herum von einem Film oder einer Serie so begeistert ist, aber ihr das in keinster Weise nachvollziehen könnt?“ – Ähm, ja, eigentlich ist das Dauerzustand bei mir. Egal welcher Hype es war, von „A star is born“, über „Emily in Paris“ und was weiß ich, was nicht über jeden Bildschirm gelaufen ist und gefeiert wurde – ich war jedes Mal enttäuscht. Jetzt weiß ich nicht, ob das für mich oder gegen mich spricht, ich bin aber lieber für Ersteres 😉
    Oh und natürlich möchte ich mich viiiielmals für die Erwähnung und die Glückwünsche bedanken.
    Ich bin schon auf deinen nächsten Wochenrückblick gespannt. Allllles, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Das kennt wohl jeder – ich erzähl mal besser nicht von meinen Versuchen, mir „Herr der Ringe“ anzuschauen 😀 Allerdings hätte der Hype um „Emily in Paris“ gar nicht so groß sein kann, bis ich mir das freiwillig angeschaut hätte. „A Star Is Born“ war der Lady Gaga / Bradley Cooper Film, oder? Den habe ich sogar gesehen, ganz nett war er ja schon.

      Im nächsten Wochenrückblick gibt es auf jeden Fall einen spanischen Gruselfilm und wahrscheinlich auch eine neue Staffel einer Drogenhändler-Serie, die bei mir im Moment mit einigen Jahren Verspätung läuft…

  • elablogt

    Ich hab tatsächlich von dem Film auch schon so viel positives gehört. Aber da ich mich grad versuche nicht zu viel unter Menschen zu begeben warte ich wohl eher aufs Heimkino. Grundsätzlich geht es mir aber auch manchmal so, dass ich einen Hype oder positive Kritiken nicht verstehen kann.
    Der Pass steht jetzt bald ganz oben auf meiner Liste. Die erste Staffel hab ich total positiv in Erinnerung.
    Liebe Grüsse Ela

    • Nummer Neun

      Also meiner Meinung nach wird der Film im Heimkino nicht so viel verlieren, er hat ja nichts bildgewaltiges oder episches an sich. Daher machst du mit dem Warten nicht viel falsch 🙂

      Die zweite Staffel von Der Pass steht der ersten in nichts nach 🙂

  • Nicole

    Geht mir mit Hypes auch machmal so, dass ich da nichts mit anfangen kann. Bei mir sind das „Star Wars“, das feiern ja alle, ich habe die reingefunden, „Der Herr der Ringe“ (wobei ich Freunden nun versprechen musste, mir den ersten Teil mal anzuschauen) oder der Horrorfilm „Hereditary“, bei dem mein Grauen eher der Langweiligkeit des Filmes geschuldet ist. Bei Licorice Pizza hat mich allerdings der Trailer schon abgeschreckt, denn ich unfassbar langweilig fand. Somit war klar: Den spare ich mir, weil ist nicht meiner Art Film.

    Dankeschön für dein liebes Kommentar und Kompliment :),
    ich glaube Corona macht das mit dem außergewöhnlichen Highlights gerade aber auch etwas schwer :D. Ich habe deshalb tatsächlich viel Zeit zuhause verbracht, auch wegen digitaler Uni und weil die meisten Aufgaben im Nebenjob dann auch nur noch im Home Office waren.

    Aber das mit dem Blog und deinem Schreibprojekt freut mich, bei letzterem auch weiterhin viel Erfolg ;).

    • Nummer Neun

      Haha – rate mal, wer beim zweiten „Herr der Ringe“ Film im Kino kurz eingeschlafen ist! Den dritten habe ich mir dann ganz geschenkt.

      Allerdings gefiel mir „Hereditary“ dagegen ja echt ziemlich gut. Und bei „Licorice Pizza“ ist die allgemeine Meinung ja auch eine ausgesprochen positive – siehe die verlinkten Kritiken und die vielen Oscar-Nominierungen.

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