Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 01/2022: Crime Game, Departure, KBV, Ich bin dein Mensch und Karstadtdetektiv

Herzlich Willkommen zum neuen, medialen Wochenrückblick! Neues Jahr, neues Glück, neue Experimente. Da in den vergangenen Jahren der Monatsrückblick immer ausufernder wurde (gab ja teilweise in Zeiten von Corona nicht so viel anderes zu tun), wird die wöchentliche Aufteilung nun hoffentlich wieder etwas handlicher. Und aktueller!

Es ist ein Versuch, der mir hoffentlich nicht zu viel Extra-Arbeit beschert. Den alten Überblick habe ich eh immer halbwegs zeitnah gepflegt – jetzt muss ich einmal pro Woche auf das Veröffentlichen – Knöpfchen drücken und nicht mehr nur einmal pro Monat. Das sollte ich hinbekommen und wenn alles klappt, geht der aktuelle Beitrag dann jeweil am Sonntagabend oder am Montag online. Ich hoffe, das neue Konzept und die neue Optik kommen auch bei euch gut an.

Nun denn, jetzt aber los mit dem ersten medialen Wochenrückblick. Es ist quasi der Übergang vom Monats- zum Wochenrückblick und umfasst daher alles seit dem letzten Monatsrückblick, was ein paar Tage mehr sind, als nur die letzte Woche. Der erste Sonnenuntergang des neuen Jahres, gesehen von der Wittelsbacherbrücke in München aus, mit Blick auf die Isar und auf das charakteristische Heizkraftwerk.

Das Jahr startete für mich mit zwei Serien, die ich noch von meinem Recorder abschauen musste, bevor der Wechsel zu Sky Q auf dem Programm stand. Zwei Altlasten sozusagen, die ich doch noch von der Liste streichen konnte.

Departure (Staffel 2, 6 Folgen, Kanada, Universal TV) – 7 von 10

Nahe der US-Kleinstadt Rockwater entgleist der Hochgeschwindigkeitszug Apollo nach einem tödlichen Zusammenstoß mit einem Truck. Ermittlerin Kendra Malley (Archie Panjabi) soll die Ursache des Unglücks aufklären.

Nach dem Flugzeugabsturz in der ersten Staffel nun also ein Zugunglück, hinter dem doch mehr zu stecken scheint, als es anfangs den Anschein machte. Das ist spannend und solide und Panjabi gibt eine glaubwürdige Ermittlerin ab. Aber die Staffel hat vielleicht einen etwas zu großen Cast, um die Klischees bei den Nebenfiguren zu verhindern. So gibt es halt auch den Hinterwäldler-Sheriff zu sehen, die machthungrige Politikerin, die arrogante FBI-Ermittlerin, den geldgierigen Firmenboss und das nervige Kind. Es ist ein Stück weit Fernsehen wie vor 15 Jahren, nur hätte die Serie damals wohl deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen. Aber trotzallem: Kann man sich anschauen und wird dann auch gut unterhalten, das reicht noch für die sieben Punkte. Es war übrigens die letzte Arbeit von Christopher Plummer, der in einer handvollen Szenen noch einmal seine Rolle aus der ersten Staffel aufnahm.

KBV – Keine besonderen Vorkommnisse (Staffel 1, 6 Folgen, Deutschland, Nitro) – 7 von 10

Die beiden Polizisten Samuel (Serkan Kaya) und Gilles (Jürgen Vogel) observieren Lagerräume im Hamburger Hafen, weil dort eine neue Drogenlieferung erwartet wird. Auf genau diese warten die beiden Gangster Maurizio (Denis Moschitto) und Bernhard (Rocko Schamoni) auch. Moralische Unterstützung erhalten die Polizisten von Carola (Annette Frier) und Danni (Maike Jüttendonk) aus ihrer Leitstelle, denen sie regelmäßig melden, dass es keine besonderen Vorkommnisse gibt.

Wer schaut nicht gerne die Tarantino-Filme, weil die wahren und sinnlosen Dialoge der Protagonisten so toll sind? Diese Serie funktioniert im Prinzip auch so: Es gibt drei Figurenpärchen, welche die ereignislose Wartezeit mit sinnlosen Gesprächen füllen. Nun hat die RTL-Gruppe zwar keinen neuen Tarantino gefunden, trotzdem hat man durchaus Spaß mit dieser kleinen Serie. Die Gespräche sind tatsächlich ganz lustig und werden von den skurillen Figuren und manchen merkwürdigen Nebenfiguren getragen. Die Damenrunde fällt vielleicht etwas gegen die beiden Herren-Pärchen ab, aber es funktioniert. Allerdings hätte der rote Faden ruhig etwas kräftiger sein können und den Vorwurf der FAZ, man merke der Serie die „ungesunde deutsche Unterleibsfixierung“ an, kann man auch nur schwer entkräften. Aber es gab bei weitem schon schlechtere deutsche Comedy.

Dank eines Silvester-Triple-Features ist diese Rubrik gleich etwas umfangreicher als in einer gewöhnlichen Woche geworden. Dazu gesellt sich auch noch die deutsche Oscar-Einreichung. Konkret gesehen habe ich, von alt nach jung sortiert:

Unheimliche Begegnung der dritten Art (USA, 1977, Sky Cinema) – 8 von 10

Steven Spielbergs frühes Werk zeigt Richard Dreyfuss, wie dieser nach einer UFO-Sichtung langsam durchdreht und er sich zu einem Berg gerufen fühlt (den er aus Kartoffelbrei nachbaut), wo schließlich der erste Kontakt mit Außerirdischen erfolgt. Es ist der Gegenentwurf zum knalligen Star Wars aus dem gleichen Jahr – eine ruhige und friedliche Kontaktaufnahme mit den Aliens, der nach einem gemächlichen Beginn besonders am Ende immer noch eine ziemliche Faszination ausstrahlt. Ein Klassiker des Genres (und ich habe lang überlegt, ihm vielleicht auch noch den neunten Punkt zu geben).

Parasitic (USA, 2012, Joyn) – 3 von 10

Nach zwei guten Filmen in der Silvesternacht (der zweite folgt gleich) wollte ich mir noch etwas Trash gönnen und bin bei dieser Produktion gelandet. Ein Parasit landet in einem Nachtclub, sucht sich die Bardame Val (Bianca Holland) als Wirt und entwickelt sich in ihr zu einem gefräßigen Monster – nachdem sie sich zunächst ihres Oberteils entledigt hat. Guter Trash war das leider nicht, dafür nimmt der Film sich zu ernst, sondern einfach nur schlecht. Zu schlechte Schauspieler für die zu langsame Erzählweise, zu dumme Figuren, die sich wie im tiefsten Klischee einzeln auf die Suche nach der vermissten Val machen, und zu wenig Splattereffekte, um den restlichen Mist irgendwie aufzufangen. Aus wenig Budget kann man sehr viel mehr machen, man braucht nur ein paar Ideen.

Crime Game (Spanien, 2021, Sky Cinema) – 7 von 10

Der Berufseinsteiger Thom (Freddie Highmore) schließt sich einer internationalen Einbrecherbande (um Liam Cunningham, Àstrid Bergès-Frisbey, Axel Stein und Sam Riley) an, um aus einer Bank in Madrid wertvolle Artefakte zu stehlen, während draußen die Massen dem WM-Finale von 2010 folgen. Spannender, kleiner Thriller, der beim Einbruch in die Bank dann doch eher Indiana Jones als Ocean’s Eleven ähnelt. Highmores Figur entpuppt sich allerdings als etwas zu mächtig, um das Gaunerstück als Gemeinschaftsaktion durchgehen zu lassen.

Ich bin dein Mensch (Deutschland, 2021, ARD Mediathek) – 7 von 10

Die Wissenschaftlerin Alma (Maren Eggert) nimmt an einer Studie teil, bei der sie für drei Wochen mit dem humanoiden Roboter Tom (Dan Stevens) zusammen leben soll. Die künstliche Intelligenz wurde genau nach ihren Bedürfnissen programmiert und soll ihr perfekter Lebenspartner sein. Der deutsche Oscarkandidat entpuppt sich dabei als eine Mischung zwischen Ex Machina und einer RomCom und hat tatsächlich einige Schmunzler zu bieten. Außerdem erforscht der Film den Umgang von Menschen mit einer KI. Ganz neu ist dieses Thema nicht (und wurde ja schon in Star Trek: TNG vor 30 Jahren behandelt), aber es wurde etwas aktualisiert. Die Inszenierung allerdings leider nicht, etwas mehr Tempo und Dynamik hätten nicht geschadet, um einige Längen zu kaschieren. So sieht es halt leider aus wie das kleine Fernsehspiel.

Der erste Tipp des Jahres ist noch ein Nachtrag aus 2021. Jedenfalls tauchte das Debutalbum von Team Scheisse in einigen Jahresrückblicken auf und auch wenn ich ja kein großer Fan von deutschsprachiger Musik bin: Das Ding hier ist echt eingängig – aber auch mit Potential, nach 5mal durchhören nur noch nervig zu sein. Aber für den Moment ist der Karstadtdetektiv ein echter Ohrwurm. Nehmt euch die anderthalb Minuten.

  • Listen Up: Den Feiertage habe ich genutzt, um die Ehrentafeln auf den neusten Stand zu bringen. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Jubiläum durch die Lappen gerutscht ist – es war tatsächlich schon die zehnte Ausgabe!
  • Erinnerungen an die CD: Der Start eines neuen Jahres ist auch immer ein guter Zeitpunkt, um noch einmal zurück zu blicken. Der Technik-Nerd Wortvogel erzählt von seinen Erlebnissen mit den Silberscheiben, welche die Medienwelt in den frühen 1990ern ziemlich umkrempelten. Also die Silberscheiben, nicht seine Erlebnisse.
  • Momox: Passend dazu habe ich die freien Tage rund um den Jahreswechsel damit verbracht mal wieder ein Paket für Momox fertig gemacht. Immerhin 55€ bekomme ich für einige CDs und DVDs, die ich nicht mehr nutze, aber von denen ich mich problemlos trennen konnte.
  • 7ème art: Wuxia-Filme: Bereit, um im neuen Jahr sich mal auf andere Filmgenres einzulassen? Miss Booleana hat eine Übersicht über dieses ur-asiatische Genre erstellt.
  • Sky Q: Da mein alter Sky-Decoder bald nicht mehr vollständig unterstützt wird, hat mich das Bezahlfernsehen freundlich zum Wechsel auf die neuere Technik gedrängt, weswegen es für meine alte Festplatte bye-bye hieß. Der Wechsel hat technisch gut funktioniert, an die neue Oberfläche muss ich mich allerdings noch etwas gewöhnen. Die On-Demand Inhalte sind viel besser integriert, die Aufnahmefunktionen dafür scheinbar nicht mehr ganz so komfortabel. Und meine ausgeklügelte Sender-Favoritenliste ist weg. Aber ich bin ja schon groß, ich schaffe das.

Das war es für den ersten medialen Wochenrückblick. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

9 Kommentare

    • Nummer Neun

      Bei BluRays kommt wenigstens auch etwas mehr bei rum 😉 Bei CDs oder auch Büchern denkt man sich dagegen schon manchmal, ob man sie nun wirklich gegen 0,15€ eintauschen möchte oder es doch mal nicht noch irgendwann der Fall sein könnte, dass man den Datenträger vermisst (Spoiler: Vermutlich eher nicht).

      • bullion

        Ja, bei DVDs gibt es oft auch nicht mehr. Die verschenke ich dann lieber. Wenn ich aber recht neue Blu-rays wieder verkaufe, komme ich teils noch 0 auf 0 raus oder zahle vielleicht 1-2 Euro für die Sichtung.

  • S.Mirli

    Also auf dich ist einfach Verlass, wenn man TV-Nachschub braucht. Departure habe ich mir gleich schon mal vorgemerkt und KBV, das könnte definitiv etwas für mich sein. Eigentlich kann ich mit deutschsprachiger Musik auch überhaupt nichts anfangen, außer es geht in richtig Punkrock, denn ohne Die Toten Hosen – nö, will ich mir nicht einmal vorstellen, also danke für den Musiktipp, denn ich ja jetzt vielleicht wirklich wöchentlich bekomme. Sehr, sehr gerne, die Aufteilung finde ich auch sehr gut. Ich wünsche dir eine ganz fantastische Woche und hoffe, du bist richtig gut ins neue Jahr gestartet. Alles, alles Liebe, x S.Mirli!
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Sonst habe ich es ja auch nicht so mit deutschsprachiger Musik, aber der Song hat schon was 🙂 Aber wie gesagt, bestimmt hat man sich daran recht schnell satt gehört.

      Bei KBV und Departure musst du mal schauen, wo das finden kannst. Die beiden Serien schlummerten schon seit ein paar Monaten auf meiner Festplatte!

  • Miss Booleana

    Ah, neue Beitragsformen im neuen jahr 😀 Cool. Ja ist schon irgendwie „aktueller“, wenn man das so wöchentlich rausbringt, was einen bewegt. Gefällt mir gut. Ich lese zwar immer mit etwas Verspätung, aber etwas kürzere Artikel sind allgemein einladender.
    Vielen Dank auch für die Verlinkung. 🙂

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