Der richtige Ton,  Was mit Medien

Januar 2021: Im Lockdown mit SciFi-Trash, Schach und Karate

Der Januar startete ungewohnt ruhig, ohne großes Getöse und Silvesterfeierlichkeiten. Und auch danach blieb das Land erst einmal weiter still und im Lockdown, in Bayern mit Ausgangssperre ab 21 Uhr. Der Film- und Serienüberblick ist daher erneut wieder prall gefüllt, Fußball lief rauf und runter (mit einem erfolgreichen KSC, sowie einem denkwürdigen Pokalspiel für Holstein Kiel), aber was soll man auch sonst machen, wenn man jeden Abend zu Hause verbringt? Wenigstens scheint es sich langsam auszuzahlen. Nach dem ja schon im November die ersten Restriktionen eingeführt wurden, gingen die Zahlen jetzt endlich in der zweiten Januarhälfte nach unten. Lange genug hat es gedauert.

Was gab es sonst so? Bayern war Vorreiter hat upgegraded auf FFP2-Masken und Twitter hat sich von seinem Markenbotschafter Donald Trump verabschiedet. Nur wenige Tage, nachdem ich mich dort abgemeldet hatte. Schwere Zeiten für den Kurznachrichtendienst also. Instagram dagegen wurde von Schnee-Bildern geflutet und hat sich damit als Wetterradar Nummer 1 etabliert.

*** Foto des Monats ***

Auch im Januar blieb einem als Freizeitgestaltung nicht viel mehr übrig als Spazierengehen. Und wenn dann zum gefallenen Schnee auch noch ein paar Sonnenstrahlen dazu kamen, war es ja tatsächlich auch ganz hübsch. Kalt, aber hübsch. Hier pflegte ich zur Abwechslung mal einen sozialen Kontakt und wir spazierten zwischen dem Volksbad und dem Friedensengel an der Isar entlang, auf dem Foto sieht man das Maximilianeum, in dem der Bayerische Landtag beheimatet ist.

*** Serien ***

3 gegen 1 ist unfair? Mal sehen – dieses Mal sind alle Serienstaffeln, die ich gesehen habe, entweder die erste oder die dritte Staffel einer Serie. Welche war davon das Highlight in diesem Monat? (Und da wir noch am Anfang des Jahres stehen ist es vielleicht auch ein guter Zeitpunkt, um noch einmal auf das Bewertungssystem zu verlinken.)

Awkwafina Is Nora From Queens (USA / Staffel 1 / 10 Folgen / Comedy Central) – 7 von 10

Der King of Queens erhält regionale Konkurrenz! Naja, zumindest leichte. Awkwafina, unter dem bürgerlichen Namen Nora Lum geboren und aufgewachsen in Queens, spielt in dieser Comedy die in Queens lebende Nora. Sie wohnt mit ihrem Vater (BD Wong) und ihrer Großmutter (Lori Tan Chinn) unter einem Dach, ist faul, unordentlich und ständig pleite. Ein klassischer Slacker. Etwas neidisch schaut sie auf ihren alten Freund (Bown Yang), der deutlicher strebsamer und erfolgreicher ist als sie. Inwieweit die Serie auf Awkwafinas wahrem Leben beruht, ist mir nicht bekannt, nett anzuschauen ist das aber auf jeden Fall. Den Couch-Potato mit Hang zur Dramatisierung gibt sie auf jeden Fall sehr überzeugend, ihre deutsche Synchronstimme Maria Hönig passt da sehr gut. Die Folgen sind meist angenehm unzusammenhängend und bewegen sich nicht allzu weit weg von klassischen Sitcom Geschichten. Wer die Serie im linearen Fernsehen verpasst hat, der kann sie auf dem youTube Auftritt vom deutschen Comedy Central im Moment (Ende Januar 2021) noch anschauen: Klick.

Charité (Deutschland / Staffel 3 / 6 Folgen / Das Erste) – 6 von 10

Wieder macht die Serie um Deutschlands vielleicht bekanntestes Krankenhaus einen Sprung durch die Zeit. Kurz vor dem Mauerbau fängt die junge (und fiktive) Ärztin Dr. Wendt (Nina Gummich) in der Berliner Charité an und trifft dort auf den großen Gerichtsmediziner Dr. Prokopp (Philipp Hochmair), den Gynäkologen Dr. Kraatz (Uwe Ochsenknecht) und die Ärztin Dr. Rapoport (Nina Kunzendorf). Während die Charité selbst mit dem immer größeren Personalschwund in Richtung West-Berlin zu kämpfen hat, versucht Dr. Wendt ihre Experimente zu einer möglichen Früherkennung von Krebserkrankungen voran zu treiben. Die dritte Staffel fand ich etwas schwächer als die beiden Vorläufer. Das lag aber weder an den Schauspielern (besonders Hochmair gefiel mir gut), noch an der Ausstattung oder am Setting. Aber leider haben so einige Storylines nichts so richtig funktioniert. Zwar ist man in nächster Nähe dabei, wenn vor der Nase des Krankenhause die Mauer gebaut wird, zu einem richtigen Konflikt zwischen den Ärzten und der Polizei kommt es aber nie, weil sich die Ärzteschaft dafür etwas zu betont unpolitisch verhalten möchte. Schade, grade das hätte sich für einige größere, moralische Diskussionen angeboten. Und das immer mehr Personal in den Westen flüchtet, das Motiv wurde auf Dauer etwas überstrapaziert. Ein zweiter, kleinerer Handlungsstrang rund um Dr. Prokopp und einen Serienmörder wird dagegen viel zu klein gehalten, auch da wäre mehr drin gewesen. Gut eingesetzt wurde dagegen die Forschung von Dr. Wendt, wie sie sich als junge Frau erst ihren Platz erstreiten muss und dann mit ihren Experimenten langsam Fortschritte macht. Aber insgesamt ist es etwas schade, da wäre eine noch spannendere Geschichte in dieser Epoche drin gewesen.

Cobra Kai (USA / Staffel 3 / 10 Folgen / Netflix) – 6 von 10

Auch die Prügel-Saga geht in ihre dritte Staffel! Nach dem sehr dramatischen Finale in Staffel 2 ist bei den beiden Senseis Johnny (William Zabka) und Daniel (Ralph Macchio) die Luft erst mal raus und sie ziehen sich aus dem Karate-Business zurück. Was hatten ihre Schüler da nur angerichtet? Johnnys einstiger Lehrer John (Martin Kove) nutzt dieses Vakuum, um nun selbst Cobra Kai zu übernehmen und seine eigenen Ideale durch zu setzen. Und die haben mit einem sauberen Sport wenig zu tun. An die gute Vorgängerstaffel kann die dritte Runde nicht anknüpfen. Der Karatekampf hat nun endgültig die miefige Turnhalle verlassen und findet im echten Leben statt. Ohne Regeln wirkt das aber mehr wie eine humorlose Version von Bud Spencer und Terence Hill. Die Story hält sich oft mit Nebenschauplätzen außerhalb von All Valley auf, aber weder Daniels Ausflug nach Japan (der wohl mehr Fan-Service für die Kenner der Filme ist), als auch Johns Vietnam-Vorgeschichte sind wirklich interessant. Und die Teenager werden so lange neu sortiert, bis die Verteilung auf die Karateschulen für die Finalfolge passt. Vielleicht bin ich da altersmäßig mittlerweile zu weit weg, aber gefesselt hat mich das nicht, wenn man mal von Miguels (Xolo Maridueña) Weg zurück absieht, der aber eigentlich auch viel zu einfach geht. Aber der Endkampf gehört in dieser Staffel eh den drei alten Recken, jedoch wird nicht mal dieser finale Fight richtig zu Ende gebracht. Schade, das war etwas zu berechnend soapig, die Leichtigkeit der ersten Staffeln fehlte.

Das Damengambit (USA / Staffel 1 / 7 Folgen / Netflix) – 7 von 10

Beth Harmon (Anya Taylor-Joy) wächst in den 1950er Jahren in einem Waisenhaus auf. Dort entdeckt sie ihr Talent zum Schachspiel und möchte in diesem männerdominierten Sport bestehen und Weltmeisterin werden. Dabei steht ihr die im Heim erworbene Medikamenten- und später auch Alkoholabhängigkeit im Weg, verstärkt aber auch ihre Obsession für das Schachspiel. Seit der Veröffentlichung hat diese Mini-Serie einen ziemlichen Hype erfahren und dafür gesorgt, dass zur Zeit alles, was mit schachspielen zu tun hat, ebenfalls trendet. Und in der Tat macht die Serie eine gewisse Lust aufs schachspielen, etwas, was mir bei Cobra Kai und Karate ja gefehlt hat. Die Serie sieht optisch sehr hochwertig aus und Taylor-Joy trägt locker die Last als Zentrum der Handlung. Zwar wirkt sie oft etwas kühl und distanziert, man kann sich aber gut vorstellen, dass das zum rationalen Denken einer Schachspielerin gehört. Insgesamt hätten der Serie aber noch ein oder zwei Steinchen mehr auf dem Weg zu Beth‘ Ruhm nicht geschadet, so fällt ihr die Karriere vielleicht doch etwas zu leicht. Auch einen guten Antagonisten sucht man vergeblich, der finale Gegner, der Russe Borgov (Marcin Dorociński), bleibt dafür etwas zu blass und Benny (Thomas Brodie-Sangster) als einziger Schachgegner mit etwas mehr Charisma, wird zu schnell zum Verbündeten. Und schließlich hält sich auch die Tabletten- und die von der Ziehmutter geerbte Alkoholsucht in Grenzen und wird ihr zu selten zum Verhängnis. So ist es am Ende eine interessante Serie in einem ungewohnten Setting, der allerdings etwas die Stolpersteine fehlen. Für eine bessere Bewertung reicht mir das nicht.

Star Trek: Discovery (USA / Staffel 3 / 13 Folgen / Netflix) – 5 von 10

Es ist passiert: Die Crew der Discovery ist mitsamt ihrem Schiff Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) in die Zukunft gefolgt und 900 Jahre später gestrandet. Das Universum ist nicht mehr das gleiche. Der sogenannte Brand hat fast sämtliches Dilithium zerstört und damit den Warp-Antrieb unbrauchbar gemacht. Die Föderation ist auf ihren Kern zusammen geschrumpft und hat ihren guten Ruf in der Galaxis verspielt. Wie wird sich die Discovery in dieser unbekannten Welt zurechtfinden? Das positive vorweg: Technisch ist das weiter ganz großes Kino. Tolle Effekte, tolle Kulissen, toller Soundtrack. Das ist wirklich episch! Außerdem: So witzig wie in dieser Staffel war Star Trek noch nie. Und der Auftakt der Staffel macht Lust auf mehr: Burnham strandet auf einem unbekannten Planeten und trifft auf den Schmuggler Book (David Ajala). Das machte Spaß, hatte frische Ideen, nahm sich selbst nicht zu ernst und hatte sogar eine gewisse Umweltbotschaft. Es war halt mehr Star Wars als Star Trek. Aber dann wurde es leider immer schlechter. Der große Staffelaufbau war inkonsequent, weil die Rolle der Föderation abwechselnd als Mythos, Schurkenhaft und ethisch hochstehend beschrieben wurde. Die Gegenspieler der sogenannten Smaragd-Kette werden die meiste Zeit als intergalaktische Gauner beschrieben, nur damit sie dann den diplomatischsten Vorschlag überhaupt unterbreiten dürfen, bis sie wieder zu Schurken degradiert werden. Dazu haben wir in Staffel 3 noch einen völlig unnötigen Ausflug ins Spiegeluniversum und einige stand-alone Folgen, die sich eher an mittelmäßigen Episoden aus dem 1990er Star Trek orientieren. Es wirkt oft so, als würden sich die Autoren die Geschichten nur anhand von Powerpoint-Folien ausdenken und die Detailarbeit vergessen. Hauptsache noch ein paar Storylines für die immer weniger werdenden Hardcore-Fans einstreuen, wie das Zeittor aus einer Episode von 1967 oder die Fortführung eines Zweiteilers von 1991. Das größte Problem bleiben aber die Figuren, bei denen es eine gravierende Schere gibt zwischen dem, wie sie auf dem Bildschirm wirken und dem, wie sie von den anderen Figuren gesehen werden. Beispiel 1: Der Abschied von Georgiou (Michelle Yeoh), die vorher nur durch fiese Kommentare und Gewalt aufgefallen ist, aber trotzdem von der Crew plötzlich vermisst wird. Beispiel 2: Burnham herself, die ständig auf eigene Faust handelt und keinen Befehlen folgt, wird von den anderen immer wieder so als treuherzig und fürsorglich beschrieben, dass das einfach nicht zu ihrem Auftreten passt. Bezeichnenderweise müssen viele anderen Entscheidungen erst von ihr abgenickt werden, bevor sie durchgeführt werden, wie z.B. den guten Saru (Doug Jones) zum Captain zu machen oder Tilly (Mary Wiseman) zu befördern. Und dafür, dass sie von den rationalen Vulkaniern aufgezogen wurde, ist sie regelmäßig erstaunlich emotional. Kurzum: Bei allen guten Absichten der Macher, sie bekommen es nur technisch hochwertig auf den Bildschirmen, inhaltlich jedoch nicht. Wenigstens haben sie die Erklärung für den Brand nicht komplett versaut. Bin ich bei Staffel 4 wieder mit dabei? Wahrscheinlich schon – wie immer haben sie als Teaser etwas eingebaut, bei dem man die Hoffnung haben kann, dass sie endlich doch noch in die Spur finden.

The Undoing (USA / Staffel 1 / 6 Folgen / Sky Atlantic) – 8 von 10

Grace (Nicole Kidman) und Jonathan (Hugh Grant) sind ein Vorzeigepärchen: Sie ist erfolgreiche Psychologin, er angesehener Arzt. Mit ihrem Sohn Henry (Noah Jupe) leben sie in einem schicken Appartment gleich am Central Park und gönnen ihm eine angesehene Privatschule. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, bis eine andere Mutter an der Schule ihres Sohnes, Elena (Matilda de Angelis), ermordert aufgefunden wird. Als dann auch noch Jonathan verschwunden ist, bekommt Graces heile Welt erste Risse. Vor 20 Jahren hätte man aus diesem Stoff noch großes Star-Kino gemacht, mittlerweile sind dagegen nunmal eher Serien angesagt. Die Story ist zwar etwas dünn, aber dafür eine ganz klassische Wer-war-der-Mörder Geschichte und angenehm vertwistet. Durch die Ansiedlung in der High Society ist es auch weit genug weg von irgendwelchen reelen Problemen und hat so genug Potential, um den Zuschauer in eine andere Welt zu entführen. Der Look ist edel und die Schauspieler gut. Und immer, wenn es doch etwas fad zu werden scheint, kommt das Ende einer Episode mit einem dicken Game-Changer. Das ist zwar fast etwas zu soapig, aber wirkungsvoll. Für mich hat es jedenfalls gelangt, dass es nicht so glatt wie Das Damengambit wirkt und so gibt es auch einen Punkt mehr.

The Valhalla Murders (Island / Staffel 1 / 8 Folgen / Netflix) – 7 von 10

Nach einem brutalen Mord in Reykjavík wird die erfahrene Ermittlerin Kata (Nína Dögg Filippusdóttir) mit diesem Fall betraut. Als ein zweiter Mann auf identische Weise getötet wird, beschließt die Polizei, für die Nachforschungen Unterstützung aus dem Ausland anzufordern und erhält den in Oslo lebenden Arnar (Björn Thors) zu geteilt, der dadurch wieder zurück in seine Heimat kommt. Die erste isländische Serie in meiner Liste ist ein klassischer Nordic Crime Stoff. Mit einem verstörenden Serienmörder, eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen, langsamen Spannungsbogen und bodenständigen Ermittlern hat sie alle wesentlichen Bestandteile und weiß sie auch gekonnt einzusetzen. Um aus dem Schatten der großen Namen in diesem Segment, wie die Millenium-Triologie oder die Serien Die Brücke oder selbst Bordertown, heraus zu kommen, fehlt ihr allerdings das gewisse Etwas und etwas mehr Spannung im Mitteldrittel. Für die kalte Jahreszeit aber trotzdem nicht verkehrt.

Wynonna Earp (USA / Staffel 3 / 12 Folgen / Syfy) – 8 von 10

Wir sind zurück in Purgatory! Die Earp-Schwestern (Melanie Scrofano und Dominique Provost-Chalkley) müssen sich weiterhin mit den örtlichen Dämonen rumschlagen (bzw. prügeln), als auf einmal ihre Mutter (Megan Follows) wieder die Bühne betritt. Und auch bei Doc Holliday (Tim Rozon) meldet sich eine Figur aus seiner Vergangenheit wieder: Sein Frau, die mittlerweile ein Vampir ist. Aber es drohen auch neue Gefahren: Der Dämon Clootie (Jean Marchand) ist drauf und dran, den Eingang zum Garten Eden zu finden – im verschneiten Purgatory. Die Serie bietet genau das, was sie auch sein möchte: Unkomplizierte Action mit starken Figuren und einer gewissen Portion Selbstironie. Aber so gut wie in dieser Staffel hat die Formel vorher wahrscheinlich noch nie in der Serie funktioniert. Hier wird nichts neu erfunden und der geneigte Arte-Zuschauer würde wahrscheinlich genervt wegschalten, aber was soll man sagen: Die Serie macht einfach Spaß. Die Figuren sind sympathisch, die Action stimmt, das Blut fließt und der Look ist hochwertiger als bei vergleichbaren Spaß-Horror-Formaten. Alleine bei der verschneiten Landschaft rund um die Stadt hat man genug zu sehen. Nur einzig das Outfit der Earp-Schwestern scheint manchmal etwas arg luftig zu sein für den Winter – aber wer wäre ich, dass ich das kritisieren würde? Volle Guck-Empfehlung von mir.

Das bringt der Februar: Am 7. startet im ZDF mit Tod von Freunden eine Dramaserie, die zumindest auf dem Papier einiges verspricht. ProSieben bringt mit Evil ab dem 17. eine neue Mystery-Serie, die vielleicht an die große Tradition des Senders in diesem Genre anschließen kann? Am 19. starten gleich zwei deutsche Eigenproduktionen: Auf Netflix eine Serie mit dem etwas unrunden deutsch/englischen Titel Tribes of Europa, Prime Video hat ab dem gleichen Tag eine Serienversion von Wir Kinder vom Bahnhof Zoo im Programm.

*** Filme ***

Da die Kinos weiter auf der Strafbank sitzen und man nur hoffen kann, dass sie bald wieder von der Leine gelassen werden, lege ich in diesem Jahr einen größere Fokus auf die aktuellen TV- bzw. Fernseh-Produktionen. Unter dem mittlerweilen etabliertem Buzz-Word Original Movie gönne ich allen Filmen, die in diesem Jahr direkt bei den TV-Sendern oder den Streaming-Anbietern erschienen sind (also ohne eine Kinoauswertung) ein etwas ausführlicheres Review. Alle älteren Filme laufen weiterhin unter der Sonstso-Rubrik, ich will mir ja auch nicht zu jedem Film einen längeren Text aus den Rippen leiern und mich auf eine Punktzahl festlegen. Und in diesem Monat wären es insgesamt wirklich viele Filme gewesen.

Original Movie: The Midnight Sky (USA / Netflix) – 6 von 10

Ohne Frage, das hier ist ein George Clooney Film. Er ist Regisseur, Hauptdarsteller und Mitproduzent. Und was soll man sagen: Die Geschichte mit ihm in einer verlassenen Arktis-Station, irgendwann in einer näheren Zukunft, will einfach nicht so richtig zünden. Optisch ist das natürlich toll, die Landschaft, der Rauschebart, aber inhaltlich braucht es schon immer wieder ein paar kreischende Soundeffekte, um sich den Zuschauer zurück zu holen. Spannender ist da schon der zweite Teil der Handlung: Die Rückkehr des NASA-Raumschiffs Aether zurück zur Erde. Die kleine Crew (u.a. Felicity Jones, Kyle Chandler und Demián Bichir) ist da schon sympathischer und deren Weltraumspaziergang ist das Highlight des Filmes. Da es davon allerdings nicht mehr gab, kann es den Film auch nicht mehr retten. Mehr Weltraum, weniger Eis, das wäre die Lösung gewesen.

Original Movie: Tatort: Der feine Geist (Deutschland / Das Erste) – 7 von 10

Ungewohnt seriöse Kost war der zehnte Weimarer Tatort mit Christian Ulmen und Nora Tschirner, der aber zumindest das traditionelle Wortspiel weiterhin im Titel trägt. Leider kann der Kriminalfall dieses Mal nicht richtig überzeugen – und wenn man schon einen illegalen Papagei-Handel mit in die Handlung integriert, ist es gradezu fahrlässig, so einen Vogel nicht zum Augenzeugen zu machen. Der Film steht dafür am Ende komplett im Zeichen des finalen Twists. Diesen kann man zwar schon weit im voraus erahnen, wenn man denn weiß, das da einer kommen wird, wirkungsvoll ist er aber trotzdem.

Original Movie: Die Toten vom Bodensee – Der Wegspuk (Deutschland / ZDF) – 7 von 10

Das war jetzt der zweite Film der Reihe um das Ermittlerduo Zeiler (Nora Waldstätter) und Oberländer (Matthias Koeberlin), den ich gesehen habe und auch dieser hat mir wieder ganz gut gefallen. Ein klassischer Krimiplot mit einer Spur zu einem dunklen Geheimnis in die Vergangenheit, solide inszeniert. Nur die Emotionalität fehlte für mich etwas, um noch mehr aus dem Rätsel um den Fall heraus zu holen. Die stärksten Szenen gehörten allerdings eher zu einem kleinen Nebenplot um die beiden Ermittler, davon beim nächsten Mal gerne wieder mehr.

Sonstso – Silvester habe ich mit einem Film-Dreierpack bis nachts um halb drei begangen. Es gab schon schlechtere Jahreswechsel. Das und noch mehr lief im Januar (bzw. seit dem letzten Rückblick an Weihnachten), und zwar von alt nach jung sortiert:

Noch schwarz/weiß war Das Ding aus einer anderen Welt (USA / 1951 / Sky Cinema), der – trotz der offensichtlichen Schwächen beim „Ding“, das aussieht wie eine Mischung aus Frankenstein und dem Swamp Thing – immer noch ganz gut unterhalten kann und auch recht modern inszeniert ist.

Tremors – Im Land der Raketenwürmer (USA / 1990 / Syfy) mit dem jungen Kevin Bacon trat eine ganze Reihe von Fortsetzungen los. Im ersten Teil machen die Wüstenmonster auf jeden Fall noch Spaß.

Und auch ohne Bacon ist die Fortsetzung Tremors 2 – Die Rückkehr der Raketenwürmer (USA / 1996/ Syfy) immer noch ganz nette Unterhaltung für den Sonntag Nachmittag.

Silvester Teil 3: Sleep Tight (Spanien / 2011 / Sky on Demand) war auch beim zweiten Sehen ein spannender Psycho-Horror mit einem beängstigenden Luis Tosar als Hausmeister eines Mietshauses. Mein Film des Monats!

Silvester Teil 2: Iron Sky (Finnland / 2012 / Tele 5) hatte mir damals im Kino besser gefallen. Jetzt war es nur noch ein nett anzusehener Trash-Film mit einigen guten Ideen, aber dünner Story.

Der Titel Zombie Massacre – Reich of the Dead (Kanada / 2015 / Netflix) versprach vieles, hielt aber so gut wie nichts. Wenn der erste Zombie erst nach einer halben Stunde auftaucht, läuft da was schief. Und ich hätte nicht gedacht, dass man aus dem Thema Zombies und Nazis etwas anderes als einen Fun-Horror-Slasher machen kann. Aber man kann.

Pets (USA / 2016 / RTL) war ein kurzweiliger Animations-Film, dessen beste Stellen allerdings auch schon in den Kino-Trailern damals verheizt wurden.

Die Fortsetzung Iron Sky: The Coming Race (Finnland / 2019 / Sky Store) war selbst bei geringen Erwartungen enttäuschend. Außer einem ikonischen Hitler auf einem Dinosaurier wird wirklich wenig geboten, die vielen Ideen wirken beliebig und gehen unter.

Silvester Teil 1: Little Women (USA / 2019 / Sky Cinema) wurde von einigen als bester Kinofilm im vergangen Jahr bezeichnet – so ganz bin ich da nicht dabei. Sicher war er gut anzusehen und mit sympathischen Figuren, aber nachhaltig hat er mich nicht beeindruckt.

Der Unsichtbare (USA / 2020 / Sky Cinema) mit Elisabeth Moss war überraschend spannend, auch wenn man das Übernatürliche gerne noch mehr hätte betonen können. So wechselt es gegen Ende etwas von Grusel zu einer Art Superhelden-Abart.

*** Wie geht’s dem KSC? ***

Bilanz: 6 (!) Spiele, 16 (!!) Punkte, Platz 5.

4:2, 3:2, 3:2, 1:1, 1:0, 2:1. Langweilig wird es in dieser Saison selten beim KSC. Nach dem eher unglücklichen Dezember hat man die Weihnachtspause genutzt, um danach noch einmal voll durchzustarten. Und im Gegensatz zu Beginn der Saison, wo sich Coach Eichner durchaus experimentierfreudig zeigte, hat sich nun doch eine recht klare Startformation etabliert, die sehr lauffreudig den Gegner früh unter Druck setzt und zu Fehlern zwingt. Und das Glück erzwingt. Das zeigte sich in einer Reihe von Spielen im Januar, in denen man gegen Ende der recht ausgeglichenen Partien doch noch den finalen Treffer setzen konnte: Siegtreffer für den KSC fielen in den Minuten 84 (Fürth), nochaml 84 (Bochum) und 85 (Kiel). Und was auch noch auffällt: War man in der Vorsaison und auch in der Hinrunde noch sehr von den Toren von Hofmann abhängig, hat sich die Last nun deutlich verteilt. Hofmann selbst erzielte im Januar nur einen Treffer der 14, dafür gab es sechs weitere Torschützen, darunter waren die Sommer-Neuzugänge Goller und Bormuth mit je 3 Trefern die erfolgreichsten.

Der Monat zeigte daher: Diese Liga ist so eng und ausgeglichen, dass man gegen alle Teams gewinnen kann. Aber dafür muss man auch sehr viel Aufwand betreiben. Und das taten sie. Im Moment deutet alles auf eine ruhige Saison hin, ein einstelliger Tabellenplatz am Ende wäre ein schöner Erfolg und zu Saisonstart noch undenkbar gewesen. Über mehr darf man träumen, aber nicht drüber sprechen.

*** Musik ***

Los geht es mit der laut Plattentests.de-Jahrespoll Solokünstlerin und Newcomerin des Jahres, die auch das Album des Jahres 2020 veröffentlicht hat: Phoebe Bridgers. Sie war mir vor den Ergebnissen noch völlig unbekannt – nun habe ich das Album Punisher ein paar Mal durchgehört und muss sagen: Ganz nett ist das schon. Aber das beste des Jahres nun auch irgendwie nicht. Nun gut, aber zumindest Kyoto ist auf jeden Fall richtig gut und auch etwas flotter als das eher bedächtige Album.

Wenigstens für einige Stunden hatten dafür The Dirty Nil wahrscheinlich das Album des Jahres 2021 veröffentlicht. Immerhin erschien ihr Drittwerk Fuck Art pünktlich zu Neujahr. Musikalisch bleibt es weiterhin bei Punkrock der so klingt, wie auch auf den ersten beiden Alben. Experimente machen andere. Sie machen Doom Boy.

Heute gibt es sogar noch einen dritte Clip! Bonuscontent sozusagen. Der Grund ist ganz einfach: Der Song wird in der aktuellen Werbung für eine elektrische Zahnbürste von Oral-B verwendet und der Spot läuft auf Sky rauf und runter. Jedenfalls: Ich hatte einen Ohrwurm und war wirklich überrascht, wo der Song her kam. Kein geringerer als „I’m a loser baby“ – Beck hat bereits 2016 den Song Wow veröffentlicht.

*** Linktipps ***

Ein paar Lesetipps aus den Weiten des Internets:

Die kleine Antwort führt oft ins große Unglück: Die Zeit über eine zu zögerliche Politik im Umgang mit dem Corona-Virus.

Der Traumfalter Jahresrückblick 2020: Wenn ihr nur noch Lust auf einen einzigen Jahresrückblick 2020 habt, dann lest den umfassenden Text von der Traumfalter Filmwerkstatt über das letzte Kinojahr.

7ème Art: Abenteuerfilm: Miss Booleana stellt uns sieben legendäre Abenteuerfilme vor, ein zuletzt leider etwas vernachlässigtes Kinogenre.

10 Serien, die ich 2021 endlich von meiner Watchlist befreien möchte: Ha! Als ob das klappen würde. Aber Nicole hat sich vorgenommen, dieses Jahr einige Serien endlich nachzuholen.

Jetzt mal verkehrt herum – wer braucht denn sowas?: Dagegen hat sich Wonderful Fifty für das neue Jahr vorgenommen, manche Sachen mal genau nicht zu tun. Spannende Idee, so eine Not-To-Do Liste.

Die Fassade passt: Noch mal zurück zu Damengambit. Die Serie ist fast komplett in Berlin entstanden. Der Locationscout berichtet im Freitag von seiner Arbeit.

40 Jahre Hermkes Romanboutique: MWJ über einen für ihn sehr bedeutenden Laden in seiner Heimat Würzburg.

*** Restebloggen ***

  • Nach bullions Artikel über die Performance seiner Seite habe ich mich auch mal wieder etwas mehr mit einigen Tools beschäftigt. So habe ich endlich die Google Analytics App auf meinem Smartphone installiert. Die Mobile-Variante ist deutlich aufgeräumter als die Desktop-Version, bietet aber immer noch viel zu viele Möglichkeiten für den Gelegenheitsanwender. Dagegen ist das Google Search Consule eine interessante Alternative und simpel zu bedienen (während ich zum Einrichten etwas gebrauchtnhabe). Die Seite zeigt an, unter welchen Suchbegriffen die eigene Seite gefunden und angeklickt wurde. Spannend!
  • Nach der Digitalisierung meiner Serienliste habe ich mich nun an die Romane gemacht. Dafür greife ich aber auf ein externes Tool zurück. Miss Booleana hat neulich mit Hilfe von Goodreads ihr Lesejahr Revue passieren lassen. Daraufhin habe ich mich dort nun auch angemeldet und bin zur Zeit noch dabei, die verschiedenen Funktionen zu entdecken.

Und das war’s für diesen Monat. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und haltet durch!

PS: Mister Söder, please tear down this wall to our Friseursalons!

8 Kommentare

  • bullion

    „Tremors“! <3

    Freut mich, dass mein Artikel dich zur genaueren Beschäftigung mit den Zahlen inspiriert hat. Lass mich wissen, wenn du neue Erkenntnisse gewinnst. Freue mich dazu immer über einen Austauscht. 🙂

    Thema Friseur: Meine Haare werden so langsam kritisch und meine Frau will sie nicht schneiden. Hilfe! Lass ich jetzt meine Kids an die Schere?!? 😉

    • Nummer Neun

      Es ist schon mal erstaunlich, welche Differenzen es gibt zwischen Google Analytics und dem WordPress/Jetpack Tool. Aber ja, die Search Console ist wirklich spannend. Das zeigt wirklich noch mal, wie Google und damit das Internet funktioniert.

      Wie alt sind die Kids? Die hätte bestimmt Spaß daran 🙂 Aber vielleicht lässt du sie erst einmal an einer Puppe üben 😉

      • bullion

        GA nutze ich nicht, da ich ja nicht selbst hoste. Somit kann ich mich auf „eine Wahrheit“ verlassen 😉

        Die Kids sind 10 und 8, insofern ist das mit der Puppe keine schlechte Idee!

  • Nicole

    Oh Danke für die Verlinkung des Beitrags, zu dem auch gleiche meine Antwort kommt. Wie heißt es doch so schön: Man solle sich hohe Ziele stecken? Habe ich mit 10 Serien definitiv getan und da der Lockdown wohl noch etwas anhält, dürfte ich zumindest ein bisschen was davon schaffen :P.

    Serientechnisch waren wir wieder komplett unterschiedlich unterwegs, du hast aber drei Serien drinnen, die mich auch interessieren: Beim Damengambit weißt du ja, dass ich mir das noch vorgenommen habe, The Undoing möchte ich mir auch irgendwann mal zur Gemüte führen, weil ich solche Storys generell liebe und Wynonna Earp, wollte ich letztens auf Netflix mal anschauen und habe dann festgestellt: Die ist ja verschwunden. Dachte die Serie hätte mein Supernatural-Ersatz werden können, weil sie immer wieder mit ihr in einem Atemzug genannt wird und die Handlung ja viele Parallelen hat. War dann etwas verärgert, dass die bei Netflix rausgeflogen ist und die Rechte zu Sky gewandert sind. Gut, die Serie ist ja auch von Syfy, aber zumindest in der Zweitverwertung hätte sie doch bleiben können :D. Filmisch habe ich ja nach all den schlechten Kritiken beschlossen „The Midnight Sky“ auszulassen, dafür würde ich gerne noch „Der Unsichtbare“ nachholen, allein schon weigen Elizabeth Moss.

    Dankeschön für dein liebes Kommentar,
    ja genau das ist auch mein Problem, es kommt einfach ständig Neues hinzu. Aber: Zumindest die von mir gekauften Serien werde ich aus dem Beitrag sicher anschauen, sonst hätte ich ja das Geld nicht in die Staffeln investiert :D. Dahingehend werde ich schon ein paar Sachen am Ende des Jahres streichen können.

    Oh okay jetzt hast du mich auf „Nashville“ echt neugierig gemacht, ich will da aber eh in den nächsten Tagen/Wochen mit loslegen, weil ich schon länger gespannt auf den Abschluss bin. Ja Rom gibt es nur bei Sky Ticket, wenn das technisch nicht so grauenvoll wäre, würde ich mir das bestimmt auch dort anschauen, aber beim letzten Mal hat nicht mal die Freischaltung dafür geklappt :/. Ka, was da immer los ist, aber das nervt, weshalb ich HBO-Serien dann doch oft auf DVD/Staffelpass kaufe, wenn sie im Angebot sind.

    • Nummer Neun

      Danke für deinen langen Kommentar 🙂

      Ich bin gespannt, was du zu Damengambit und zu Undoing sagt. Die eher verbreitete Meinung ist ja, dass ersteres die bessere Serie ist, die Ansicht konnte ich ja nicht so ganz teilen. Wynonna Earp macht dagegen einfach Spaß. Die Rechte daran liegen allerdings bei Syfy Deutschland und nicht bei Sky 😉 Syfy lässt sich z.B. auch über die Pay-Pakete von Vodafone oder Magenta beziehen.

      Die letzte Nashville Staffel ist insgesamt jetzt nicht das ganz große Highlight, aber der Abschluß passte wenigstens.

  • Stepnwolf

    Phoebe Bridgers rotierte im letzten Jahr (und immer noch) recht häufig bei mir. Schon ganz spannend, was die Dame so fabriziert. Und apropos Dame: „Damengambit“ ist bei mir nun immerhin schon auf der Watchlist gelandet. Nach den irgendwie gefühlt tausend positiven Besprechungen dazu…

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