Nummer Neun im Serienwahn
Vergangenen Dezember hatte ich mir endlich einmal die Zeit genommen und habe meine handschriftlichen Listen über die geschauten Serien der letzten Jahre in Excel digitalisiert. Eigentlich überraschend, dass ich das nicht schon viel früher gemacht habe, wo doch Excel schon seit Jahren eines der zentralen Programme in meiner beruflichen Laufbahn war. Excel kann im Prinzip alles und je tiefer man einsteigt, um so mehr Möglichkeiten ergeben sich. Und das schon lange, bevor man sich mit irgendwelchen SQL-Abfragen abmühen müssen. Wer in Excel Pivot-Tabellen und SVERWEISe beherrscht, liegt schon ganz weiten vorne. Aber ich schweife ab.
Zugegeben, das einpflegen von alten Daten ist nicht grade die erfüllenste Aufgabe der Welt, aber steht am Anfang eines solchen Projektes. Dank dieser Seite hatte ich Daten und Bewertungen für mein Serienkonsum seit 2010, so dass ich auf Daten von genau 519 Serienstaffeln zurück greifen konnte. Und damit kann man schon etwas anfangen. Alle Serienstaffeln konnte ich mit einigen Metadaten anreichern, so dass ich nun genau weiß, wann und auf welchem Kanal ich sie gesehen habe, zu welchem Genre sie gehören, aus welchem Land sie stammen (auch wenn hier die Grenze zwischen US- und kanadischen Produktionen etwas schwammig ist) und natürlich wie ich sie bewertet habe.
Die erste Überraschung, die mir die Daten geliefert haben, war die große Kontinuität: Die Durchschnittsbewertung über alle Serien hinweg liegt seit fünf Jahren jeweils bei jeweils 6,8 oder 6,9 Punkten. Der größte Ausreißer war noch eine Durchschnittswertung von 7,2 Punkten im Jahr 2015.
Wer die Monatsrückblicke auf meiner Seite schon länger verfolgt, wird ein wenig das Gefühl haben, dass sich ein Großteil der Bewertungen im Bereich von 6 bis 8 Punkten abspielt. Die Auswertung bestätigt dieses Gefühl. Es spicht dafür, dass ich einerseits in der Vorselektion die größten Flops schon raus schmeiße und andererseits die Sender und Plattformen doch noch gewisse Qualitätshürden haben.
Die drei Serienstaffeln mit den vollen 10 Punkten waren übrigens die finale Staffel von Breaking Bad, sowie die jeweils ersten Staffeln von True Detective und von American Crime Story.
Der große Serienboom deckt sich auch mit der Geschichte meines persönlichen Serienbooms. Von bewerteten 15 Serienstaffeln im Jahr 2010 hat sich die Anzahl auf 89 Staffeln im vergangenen Jahr erhöht. Bei der Verteilung auf die einzelnen Plattformen sieht man auch meinen geänderten Medienkonsum: Nachdem ich anfangs nur einen kleineren Pay-TV-Anbieter aboniert hatte, wechselte ich 2013 zu Sky. 2017 kam dann Netflix noch zusätzlich dazu. Es gab dabei jeweils nur eine kleine Kannibalisierung mit den alten Anbietern, die neuen Möglichkeiten habe ich tatäschlich zusätzlich genutzt. Im Rekordjahr 2020 stand schließlich auch die jeweils die höchste Zahl an Serienstaffeln auf Netflix, Sky und auf den öffentlich-rechtlichen Sendern zu Buche.
Der eigentliche Grund, warum ich die Daten endlich digitalisiert habe, war aber, um die Entwicklung von bestimmten Serien im Zeitverlauf zu sehen. Grundsätzlich versuche ich die Bewertungen ja immer zu vergeben, ohne auf meine Bewertung von älteren Staffeln zu achten.
Die Serie mit den meisten bewerteten Staffeln ist The Big Bang Theory, das ich erst relativ spät für mich entdeckte, dann aber anfangs zügig auf Netflix durch sehen konnte. Den grundsätzlichen Tenor von wegen „sie war ja früher besser“ kann ich einigermaßen nachvollziehen, auch wenn ich nie fand, dass sie qualitativ besonders stark abgefallen wäre.
Eine ähnliche Entwicklung hat für mich auch Modern Family durch gemacht.
Die Entwicklungen dieser beiden Serien ist allerdings nichts im Vergleich zu How I Met Your Mother. Die ersten Staffeln liefen noch zu einer Zeit, bevor ich anfing, Listen zu führen, am Ende hat man die Serie dann ziemlich gegen die Wand gefahren.
Wechseln wir mal von Comedy zu Drama. Meine Serie des Jahres 2020: Better Call Saul befindet sich mitterlweile bereits in der 5. Staffel. Und wie man sieht, die Serie hat sich diese Auszeichnung über die Jahre hinweg erarbeitet.
Auch mal gut war The Walking Dead. Vor allem die ersten fünf Staffeln waren richtig stark (Staffel 4 war die Staffel im Gefängnis). Danach ging es leider bergab, bis hin zum Tiefpunkt in Staffel 8.
Warum in dem Vorlage Platz für 17 Staffeln ist? Nun ja, weil NCIS bereits in dieser Staffel angelangt ist. Und ich schreibe es jedes Jahr aufs Neue: Die Qualität stimmt (meist) nach wie vor.
Eine Serie mit einer in Deutschland sehr wechselhafter Vergangenheit ist Suits. Sie wechselte mehrmals ihre Heimat, die ersten Staffel hatte ich mir sogar noch auf DVD bei Freunden ausgeliehen. Aber wie die Bewertungen zeigen, es lohnte sich, die Serie zu verfolgen, erst gegen Ende verlor sie an Qualität.
Um auch mal eine deutsche Serie zu zeigen: Der Tatortreiniger war eine Serie, mit der ich auch erst etwas später gestartet bin. Was dafür aber den Vorteil hatte, dass die NDR-Serie zu dem Zeitpunkt bereits bei einigen Streaming-Anbietern verfügbar war und ich sie so recht zügig durchsehen konnte. Bei allerdings wechselnder Qualität.
Die Serie, die ich am schwächsten bewertet habe, obwohl ich mindestens vier Staffeln gesehen habe, war übrigens Killjoys. Hier mochte ich immer das Team und den Humor, leider konnten die Stories dagegen nie wirklich mithalten.
Das war’s, so viel erst einmal zu meinem Serienkonsum in den letzten Jahren. Klar ist, dass ich meine Datenbank auch in Zukunft weiter pflegen werde. Und vielleicht werde ich dann immer mal wieder etwas davon in die Monatsrückblicke mit einfließen lassen.
9 Kommentare
bullion
Oh, wow! Da hast du ja eine sehr ausführliche Auswertung der Serien vorgenommen und gerade der zeitliche Verlauf der einzelnen Serien ist sehr spannend und schön dargestellt. Klasse!
Nummer Neun
Vielen Dank!
Wobei man bei den Auswertungen sicher noch mehr machen kann, wie z.B. vergleichen, wie einzelne Genres so abschneiden. Versuche jetzt auch, mir die Anzahl der Folgen konsequenter zu notieren, da habe ich in der Vergangenheit noch so einige Lücken.
bullion
Ich notiere das gar nicht so genau in der Excel, wie du, sondern viel direkt im Blog und aus beiden Perspektiven entsteht dann meine Auswertung. Manchmal denke ich mir, etwas wie Letterboxd wäre doch einfacher. 😉
misscharlesdexterward
Oha, viel Arbeit und viel Zeit investiert. Nun sehe ich wirklich kaum Serien mit so unendlich vielen Staffeln. Die, bei der ich verhältnismäßig lange bei der Stange geblieben bin ist tatsächlich TWD. Meist wird mir das auf Dauer zu langweilig. Und Du magst diese Couchserien? Interessant.
Nummer Neun
Die meisten langläufigen Serien sind ja oft noch vor dem Streaming-Zeitalter gestartet. Grade so was wie NCIS zu gucken ist da mittlerweile ja schon sehr eine Gewohnheit geworden. Habe es mir schnell mal angeschaut: Im Schnitt lief bei mir im letzten Jahre die dritte Staffel einer Serie, wobei das NCIS, Modern Family und Big Bang Theory den Durchschnitt schon sehr hoch getrieben haben.
Andererseits waren unter den 89 Serienstaffeln auch 46 Neustarts.
Was sind Couchserien?
misscharlesdexterward
Couchserien sind Serien, die hauptsächlich in einem Wohnzimmer mit einem Dreisitzer stattfinden. Gibt es ja unendlich viele: Friends, Big Bang, Rosanne etc. 😉
Nicole
Oh wow da hast du echt viel Arbeit investiert, Hut ab, aber das kann sich echt sehen lassen. Bin da glatt etwas neidisch und hätte das auch gerne :D. Aber jetzt mit der MA-Thesis ist das zeitlich ein Projekt das definitiv warten muss und eher mal eine Spielerei ist, wenn ich diese abgegeben habe oder wenn ich später im Berufsleben Zeit im Urlaub habe :D. Ich habe „HIMYM“ nie komplett gesehen, sondern nur einzelne Folgen, aber an der finalen Auflösung und der Enttäuschung die damit einherging ist ja niemand vorbei gekommen, das habe sogar ich mitbekommen und das ist ja auch bis heute Thema. Bei The Walking Dead bin ich ganz bei dir, die Qualität hat nachgelassen. Wir hatten es ja schon mehrfach drüber und du weißt ja das ich die aktuell noch pausiere. Game of Thrones würde sich da bei mir mit der unterirdischen schlechten Staffel auch einreihen, das Finale hat mir da doch etwas den Spaß an der Serie genommen, weil zu viel offen gelassen, zu viele Logiklöcher exisiteren und zu viele groß angeteaserten Bedrohungen zu schnell besiegt waren (Weiße Wanderer *hust*).
Dankeschön für dein liebes Kommentar,
oh ja ich kann TVTime tatsächlich wärmstens empfehlen, auch weil man da halt Serien und Filme in einer App hat und das wunderschön tracken kann. Ich gucke da auch immer für meine Monatsrückblicke rein.
Du kannst „Years and Years“ übrigens auch ganz gespannt in der Mediathek nachschauen, weil im TV gab es da ja eine Marathon Ausstrahlung an nur einem Abend. Die Serie selbst ist aber absolut sehenswert und hat ja jetzt auch nicht so viele Episoden.
Nummer Neun
Vor ein paar Jahren hatte ich ja schon meine Konzertliste erstellt, jetzt waren halt die Serie drin. Wobei ich die Liste in meinen Notizen ja eh hatte, ging mehr darum, dass alles mal digital zusammen zu führen.
Years and Years habe ich mir aufgenommen! Ich werde sie zwar diesen Monat wohl nicht mehr schaffen, aber ist für Februar vorgemerkt 😉
Nicole
Ich bin so gespannt, was duzu Years and Years sagst, die ist schon erschreckend realistisch in vielen Momenten und so manche Vorhersage ist mittlerweile Realität oder eben nicht abwegig.
Dankeschön für dein liebes Kommentar :),
ja bei Jojo Rabbit gehen die Meinungen echt auseinander – entweder man mag ihn, oder eben nicht. Ich war im Vorfeld ja gespannt und bin auch ohne große Erwartungen rangegangen, aber eben einfach nicht mit dem Humor warm geworden. Du hast bei „Bad Boys: For Life“ auch echt nichts verpasst, den kannst du dir definitiv sparen. Bei „Just Mercy“ musst du mir hingegen danach mal schreiben, ob er dir auch so gut gefallen hat.
Ps: Viel Spaß mit How to get away with murder, ich drücke die Daumen, dass du schnell reinfindest. Ich gucke die 5. Staffel mittlerweile nun auch und habe meine ich heute Morgen Ep. 9 gesehen.