Der richtige Ton,  Was mit Medien

Der Monatsrückblick September 2020

Das war also der September. Man sollte ja nicht meinen, dass das Spielchen regelmäßig so läuft, aber wie oft ist auch dieses Jahr wieder der Satz gefallen: Jetzt wird es aber wieder früh dunkel? Unzähliche Male, gerne immer dann, wenn man abends noch etwas zusammen saß, was das Wetter netterweise noch einige Mal zugelassen hatte.

Für mich war es nun der letzte freie Monat, ab Oktober wird wieder gearbeitet. Im Angesicht des nahenden Endes meiner freien Zeit fiel mir wieder ein, was ich eigentlich alles so hätte machen wollen. Wie es halt immer so am Ende der großen Ferien ist. So nutzte ich die letzte Zeit noch für einige Museumsbesuche (die Alte Pinakothek, das Bayerische Nationalmuseum, die Foto-Ausstellung Geschlossene Gesellschaft) und für kurze Ausflüge nach Rothenburg und nach Mainz. Was es sonst noch so gab, lest ihr nun:

*** Foto des Monats ***

Es war Sommer in der Stadt. Als Ersatz für die ausgefallene Wiesn durften Schausteller in München ihre Fahrgeschäfte und Buden an verschiedenen Orten für einige Wochen aufstellen, was mal mehr und mal weniger gut angenommen wurde. Ein Hingucker war es aber meist auf alle Fälle, wie z.B. dieses Riesenrad am Königsplatz, ein temporärer HotSpot für Münchner Instagramer.

*** Filme ***

Der September war nach langem mal wieder ein richtiger Kinomonat! Neben dem Fantasy Filmfest habe ich auch noch diese beiden Filme gesehen (Vorsicht, Spoiler!):

Persischstunden 7 von 10

Das offensichtlichste zuerst: Die beiden Hauptdarsteller Nahuel Pérez Biscayart und Lars Eidinger machen ihre Sache richtig gut und harmonieren in ihren Szenen auch wunderbar. Auch die Nebenfiguren (allen voran Jonas Nay) können Punkten und erschaffen richtige Menschen hinter den Nazis. Die Geschichte um die erfundene Sprache ist sympathisch und klingt ausreichend verrückt, um sie als wahre Geschichte akzeptieren zu können – nur ist sie das (laut Wikipedia) letztlich doch nicht. Das ist aber nicht weiter schlimm, gut anzuschauen ist sie trotzdem. Und bei aller Freude über die schöne Story, geht zum Glück dahinter auch das menschenverachtende Leben im Durchgangslager in Frankreich (mit der Torinschrift „Jedem das Seine“) nicht unter. Es ist keine leichte Aufgabe, die SS-Leute als richtige Menschen (mit eigenen Zielen und Wünschen) zu zeigen und sie nicht zu einer gesichtslosen Masse zu machen, aber gleichzeitig die Zuschauer auch immer wieder an das oft perverse Behandeln der Gefangenen zu erinnern. Der Film schafft das in weiten Strecken ganz gut. Das Finale ist dagegen etwas schwächer geraten. Zu gerne hätte man gesehen, wie der von Eidinger gespielte Hauptsturmführer Koch reagiert, als ihm klar wurde, dass er die ganze Zeit von seinem Gefangenen hinters Licht geführt wurde, wie in ihm etwas zerbricht, als er merkt, dass die einzige tiefere Beziehung, die er aufgebaut hatte, eine Lüge war. Leider sind die beiden Figuren zu diesem Zeitpunkt schon getrennt, so dass es kein direktes Aufeindertreffen mehr gibt. Und dann muss man auch noch festhalten, dass solch ein Film den Zuschauer bestenfalls eigentlich sowohl zum Lachen als auch zum Weinen bringen sollte (Das Leben ist schön als Beispiel genannt) – die Ausschläge sind in beide Richtungen allerdings bei weitem nicht so hoch. Ein guter Film ist es aber trotzdem.

Tenet 7 von 10

Na das war doch richtiges Blockbuster-Kino auf der großen Leinwand! Ein visuell beeindruckendes Erlebnis, eine Geheimagentenstroy mit schönen Menschen an schönen Locations. Dazu eine Grundidee, bei der sich die Figuren in der Zeit vor und zurück bewegen können, die wirklich mal etwas anders ist und sich von den gängigen Zeitreise-Geschichten abhebt. Auch wenn man nicht immer versteht, was da vor einem abläuft, gut anzuschauen ist es trotzdem. John David Washington empfiehlt sich mit dieser Rolle klar als Hollywood-Star, auch wenn ihm sein Sidekick Robert Pattinson ab und an schon die Show stiehlt. Der Film hat eine Länge von satten 150 Minuten, in der ganzen Zeit habe ich nur einmal auf die Uhr geschaut. Also alles gut mit dem neuen Streifen von Regiseur und Drehbuchautor Christopher Nolan? Leider nein. Das fängt bei der Story schon an. Sowohl die eigentliche Story, als auch der Plan der Agenten sind so kompliziert geraten, dass man schnell den Überblick verliert. Bei Inception hatte es Nolan besser geschafft, den Zuschauer durch die verschachtelte Story zu lotsen. Dazu kommt das Grundkonzept der Zeitreisen, das, je länger man darüber nach denkt, um so mehr Löcher bekommt. Beispiel gefällig? Es funktioniert so, dass die Zeit sich entweder vor oder zurück bewegt. Will man also vier Tage zurück in die Vergangenheit, muss man die Zeit vier Tage lang zurück spulen. Große Zeitsprünge (weil gesprungen wird ja nicht) sind also mit einem enormen zeitlichen Aufwand verbunden. Um ein Bonmot aus dem Film zu verwenden: Unwissenheit ist hier tatsächlich Macht. Dann gibt es noch die Figuren. Sie bleiben einem schrecklich distanziert, besonders Washington in seiner Rolle. Nolan scheint so etwas geahnt zu haben und verknüpft deshalb das Schicksal der Welt, die Existenz der Menschheit immer wieder mit der weiblichen Hauptrolle Kat (Elizabeth Debicki) und deren Sohn, aber auch dieser emotionale Anker will nicht so richtig funktionieren. Dazu kommt noch ein russicher Gegenspieler (Kenneth Branagh), der im Stile von Agentenfilmen aus der Zeit des Kalten Krieges nichts anderes möchte als den Weltuntergang. Platter geht es fast nicht. Immerhin hat er wenigstens noch die Chance bekommen, seine Motive zu erklären und liefert dabei einen interessanten Ansatz, der aber leider im ganzen Erklärungsschwall, den der Film nötig hat, untergeht. So bleibt das Fazit, dass aus dem interessanten Ansatz, der Starpower und dem guten visuellen Eindruck leider viel zu wenig gemacht wurde. Man kann Tenet ganz gut weggucken, die Intention von Nolan war dies aber mit Sicherheit nicht.

Sonstso – In der heimischen Flimmerkiste gab es dieses Mal viel von Sky und viel von Netflix. Von alt nach jung sortiert war das:

Vanilla Sky (2001, Arte). Tom Cruise als teilweise entstellte Hauptfigur und ein Soundtrack mit u.a. Sigur Rós machen noch lange keinen außergewöhnlichen Film, dafür ist er zu inkonsequent als Mystery und/oder Thriller inszeniert.

Mädelstrip (2017, ProSieben) war eine kleine Abenteuerkomödie mit der lange nicht mehr gesehenen Goldie Hawn und der recht nervigen Amy Schumer.

In Verloren (2018, Netflix) ist die Polizisten Pelari (Luisana Lopilato) auch nach 14 Jahren noch auf der Suche nach ihrer verschwundenen Jugendfreundin. Ein eher etwas zäher Thriller aus Argentinien.

Die harmlose Dokumentation Kroos (2019, ZDF) gibt Einblicke in das Leben und den Werdegang des Weltmeisters und mehrmaligen Champions League Siegers Toni Kroos und überrascht sogar mit Statements von Robbie Williams.

Ready or Not (2019, Sky Cinema) war ein kleiner und meist harmloser Slasher-Film, bei dem ein blutrünstiges Spiel außer Kontrolle gerät.

Eher mau war Der goldene Handschuh (2019, Sky on Demand) von Fatih Akin, der sich für einen Film nach tatsächlichen Ereignissen erstaunlich stark an den Gewaltdarstellungen orientiert hat und dabei wenig Mitgefühl für die Opfer entwickelt.

Noch ein Spiel: Auch die Fortsetzung Jumanji: The Next Level (2019, Sky Cinema) ist ganz unterhaltsam geworden. Ein schöner Abenteuerfilm, in dem Dwayne Johnson dieses Mal Danny DeVito spielt. Oder so ähnlich.

Doctor Sleeps Erwachen (2019, Sky on Demand) ist die Fortsetzung des von mir bisher nie gesehenen Shining, brauchte man aber zum Glück auch nicht. Der Film mit Ewan McGregor braucht eine Weile bis er in Schwung kommt und schließlich im Hotel landet, richtigen Grusel-Horror gibt es aber nur selten.

Und Südamerika, Teil 2: Nobody Knows I’m Here (2020, Netflix) ist die Geschichte eines ehemaligen verhinderten Kinderstars (Jorge Garcia), der sich in die Einsamkeit Süd-Chiles zurück gezogen hat. Bis ihn seine Vergangenheit wieder einholt. Wer einen Feel-Good-Movie erwartet hat (so wie ich), wird vielleicht etwas enttäuscht sein, weil es dann doch ein reines Drama ist.

Ein deutscher Beitrag zum Superhelden-Thema war Freaks – Du bist eine von uns (2020, Netflix). Leider war es am Ende weder Blockbuster-Kino, noch Komödie, noch Drama, sondern wollte irgendwie alles sein. Eine klarere Ausrichtung hätte dem Film gut getan, ist aber trotzdem ganz nett.

*** Serien ***

Zwei bekannte Serien sind in diesem Monat vermischt mit vielen Serienanfängen. Mystery, Crime, Drama, Comedy, Sciene Fiction – es war vieles dabei im September. Aber was war am Besten?

The Leftovers (Staffel 3 / 8 Folgen – Sky on Demand) – 7 von 10

Nach Mapleton in Staffel 1 und Miracle in Staffel 2 geht es in der finalen Staffel nun nach Australien. Nora (Carrie Coon) hofft hier, Spuren ihrer verschwundenen Kinder zu finden. Garvey Sen. (Scott Glenn) erwartet eine Sinnflut und glaubt, er könne sie nur von hier aus aufhalten. Garvey Jun. (Justin Theroux) nutzt die Reise, um seinen Alltag zu entfliehen und Abstand von Matt Jamison (Christopher Eccleston) zu bekommen, der tatsächlich ein Testatment über ihn geschrieben hat. Es gibt also wieder einen größeren inhaltlichen und zeitlichen Bruch zur Vorgängerstaffel – allerdings funktioniert dieses Mal nicht alles. Die Serie lebt immer noch von ihrer Atmosphäre und von den spannenden Charaktären, die Story ist dieses Mal aber etwas zu groß und weltumspannend geworden. Zeichnete sich die Serie bisher dadurch aus, einen großen Einschnitt in einer kleinen Welt zu zeigen, geht es hier dieses Mal um alles: Miracle, Australien, Atombomben, Gott. Und das alles zusammen gehalten von der Familie Garvey aus dem kleinen Mapleton? Die großen Entfernungen schaffen auch eine größere Distanz zum Zuschauer. Da wird über die Staffel hinweg ein episches Finale vorbereitet und dann verpufft es einfach so. Die Abschlußfolge ist schön und passt zur Serie, aber nicht zu dieser Staffel. Wer viel riskiert kann auch viel verlieren, das passt auch ein wenig zur dritten Staffel. Allerdings: Wirklich schlecht ist sie nun auch nicht, nur vielleicht etwas enttäuschend. Es bleibt trotzdem eine der besten Mysteryserien der letzten Jahre.

NCIS: New Orleans (Staffel 6 / 20 Folgen – Kabel 1) – 7 von 10

Aus der soliden Staffel der Krimiserie stechen zwei Episoden heraus: Da wäre zum einen der plötzliche Tod eines langjährigen Hauptcharakters. Der Ausstieg des Schauspielers hatte mich in dieser Form doch etwas überrascht und für mich fehlt dadurch doch schon eine wesentliche Figur, die die Chemie des NCIS-Teams im New Orleans-Ableger ausgemacht hat. Der später installierte Nachfolger Special Agent Carter (Charles Michael Davis) kann die Lücke noch nicht füllen, er ist aber dankenswerterweise auch etwas anders charakterisiert. Zum anderen sticht die Episode Im Bruchteil einer Sekunde (unter der Regie von Star Trek Veteran LeVar Burton) heraus, in der es um die Erschießung eines unbeteiligten Schwarzen durch einen Polizisten geht. Spannend geschrieben und natürlich hoch aktuell! Die beiden Abschlußfolgen um die systematische Benachteiligung von Frauen hätten ebenfalls Potential gehabt, um eine ungewohnte aktuelle Relevanz in die Serie zu bekommen, wollen aber nicht so richtig zünden. Eventuell hat hier aber die Verkürzung der Staffel wegen Corona einen Einfluß darauf gehabt, dass das nicht größer aufbereitet werden konnte. Der Rest ist Krimi-Hausmannskost, die Scott Bakula mal ein etwas ruhigeres Jahr gegönnt hat.

Oktoberfest 1900 (Staffel 1 / 3 Folgen – Das Erste) – 7 von 10

Politik und Intrigen im Schatten der Wiesn. Die Münchner Bierbrauerszene (unter Vorsitz von Maximilian Brückner) wird vom fränkischen Großbrauer Curt Prank (sehr eindrucksvoll gespielt von Mišel Matičević, der mich in der Rolle aber auch sehr an den „Currywurstmann“ Chris Töpperwien erinnerte) aufgemischt, der mit seiner eigenen Vision eines überdimensionierten Bierzeltes das traditionelle Fest revolutionieren möchte. Dafür benötigt er allerdings eine große Wirtsparzelle – und Zugriff auf ein Münchner Bier. Seine Machtspielchen bringen kleinere Brauereien wie die der Familie Hoflinger (mit Martina Gedeck als Mutter der Familie) in Bedrängnis. International hat die Serie von Netflix den Untertitel Beer & Blood bekommen, was sie sehr treffend beschreibt. Es ist ein Intrigenspiel vor historischer Kulisse, in der nicht nur die mächtigen Wiesnwirte zu Wort kommen, sondern auch die Schwabinger Künstlerszene portraitiert wird. Das ist alles sehr konfliktreich und wird mal mehr und mal weniger mit Gewalt gelöst. Neben diesen Handlungen mit den klassischen Machern der Wiesn gibt es auch noch einzelne Handlungsstränge um die privaten Verstrickungen der wichtigsten Personen, die leider qualitativ nicht ganz mithalten können und teilweise sehr plump vorsehbar sind. Man muss ja nur mal raten, in den wen sich Großbrauer Pranks Tochter Clara (Mercedes Müller) wohl verlieben wird? Richtig. Da hätte die Serie gerne noch etwas mutiger sein können. Insgesamt wird die Zeit der Jahrhundertwende aber eindrucksvoll eingefangen, die Ausstattung ist gut und der Look der Serie fühlt sich sehr hochwertig an. Es lohnt auch ein Blick auf die anderen Zelte und Attraktionen auf dem Oktoberfest – hier tun sich teilweise moralische Abgründe auf, die es auch wert gewesen wären, etwas stärker zu thematisieren. Unterm Strich aber eine hochwertige Serie, der nur etwas der letzte Kick noch gefehlt hat.

Servus Baby (Staffel 1 / 4 Folgen – ARD Mediathek) – 7 von 10

Vier Freundinnen (Josephine Ehlert, Genija Rykova, Teresa Rizos und Xenia Tilling) sind in München auf der Suche nach der Liebe des Lebens und müssen dafür einige Verirrungen meistern. Die Serie habe ich empfohlen bekommen und ich bin ganz ehrlich: Ohne den Münchner-Lokalkolorit hätte ich nicht eingeschaltet. Daher will ich diesen Punkt zuerst abhaken: Ja, man erkennt München tatsächlich gut wieder, was nicht nur an einzelnen Drehorten liegt, sondern auch an der Art, wie die Menschen sprechen (nämlich maximal ganz leicht bayerisch) und wie sie miteinander umgehen. Die Mädelsclique funktioniert im Lauf der Staffel immer besser, wobei jede von ihnen ihre eigene Episode bekommen hat. Sie und die Nebenfiguren wirken alle ziemlich authentisch, was die Serie sehr von ähnlich gelagerten US-Produktionen unterscheidet. Die Folgen sind harmlos und nett und mit einigen Schmunzlern – das kann man ganz gut weggucken. Und wenn man in der letzten Folge tatsächlich Mitleid mit den Frauen empfindet, wenn sie sich gegenseitig ihr Leid klagen, dann ist in den Folgen davor einiges in Sachen Charakterbildung richtig gelaufen. Insgesamt also ganz nett, nur warum man in den letzten Minuten des Staffelfinales noch einmal so viel hinein gepackt hat, was für eine komplette Staffel gereicht hätte, wird mir ein Rätsel bleiben.

Snowpiercer (Staffel 1 / 10 Folgen – Netflix) – 6 von 10

In einer nicht näher bestimmten Zukunft: Der Planet ist zu einer riesigen Eis-Hölle geworden. Die letzten Überlebenden konnten sich in einen autarken Zug retten. Streng nach Klassen unterteilt, stellt sich die Menschheit hier ihrem Schicksal. Als es zu einem Mord in einem der oberen Klassen kommt, ist die Crew um Melanie Cavill (Jennifer Connelly) bei der Auflösung auf die Hilfe von Andre Layton (Daveed Digs) angewiesen, der in einer der unteren Klassen eingesperrt ist und eine Revolte gegen die Oberen plant. Um das gleich zuerst zu sagen: Der Film Snowpiercer (2013) war besser. Die Serie will nicht so richtig in Gang kommen. Das lag für mich vor allem daran, dass das Setting nicht wirklich funktionierte. Ich hatte nur selten das Gefühl, dass wir uns wirklich in einem Zug befinden. Die Serie hätte genau so gut in einer Kleinstadt spielen können. Und dabei möchte ich nicht mal zu sehr auf dem Grundkonzept herum reiten, bei Settings dieser Art muss man einfach ein paar Sachen akzeptieren. Auch wenn sich natürlich die Fragen aufdrängen, warum ausgerechnet ein fahrender Zug als letzte Rettung die besten Überlebenschancen bieten sollte oder auch, warum der Zug nicht einfach im Kreis fährt, sondern die gesamt Welt umrunden sollte? Sei es drum, das größere Problem ist, dass das, was die ganze Geschichte in Gang bringt, nämlich die Auflösung des Mordes, einfach nicht interessant ist und die meisten der (vielen) Figuren nur wenig Interesse wecken. Ein etwas stärkerer Fokus auf einzelne Figuren wäre wünschenswert gewesen. Sicherlich sind manche Ideen ganz pfiffig und eine schöne Kritik an unserer Gesellschaft, wie z.B. dass alle Passigiere denken, der Zug würde von Mr. Wilford gelenkt werden, wobei in Wahrheit eine Frau (nämlich Melanie) hinter dem ganzem Projekt steckte. Insgesamt ist das dann aber doch etwas zu dünn. Eine bessere Story (und bessere CI-Effekte) hätten den wackeligen Grundgedanken etwas mehr Halt geben können.

Upright (Staffel 1 / 8 Folgen – Universal TV) – 9 von 10

Der gescheiterte Musiker Lucky (Tim Minchin) ist mit seinem alten Klavier unterwegs zurück zu seiner Familie, da seine Mutter im Sterben liegt. Mitten in der australischen Wüste trifft er auf die junge Ausreißerin Meg (Milly Alcock) – danach ist sein Wagen Schrott und sie müssen sich zusammen auf den Weg nach Perth machen. Es ist der Stoff, aus dem klassische Roadmovies sind und der in diesem Falle auch als Serie ausgesprochen gut funktioniert. Lucky und Meg bilden ein tolles, ungleiches Leinwandpaar und erleben auf ihrer Reise durch die Einöde abwechslungsreiche Abenteuer. Sie streiten und sie vertragen sich und einer lernt von dem anderen. Dabei durchleben sie die ganze Klaviatur der Gefühle, was sich auch auf den Zuschauer überträgt. Dazu bildet die Wüste Australiens eine unverbrauchte Kulisse, der Soundtrack der Serie ist toll und die Folgen sind kurzweilig. Manche Abenteuer und einige Zufälle sind vielleicht etwas weit hergeholt, das schmälert aber nicht den Spaß an den Folgen. Die Serie zeigt wieder einmal, dass es nicht immer die spektakulärsten Ideen, das größte Budget und den diversesten Cast braucht, um gute Unterhaltung zu bieten – wenn kleine Ideen frisch umgesetzt werden, ist das oft schon genug.

Die wilden Siebziger (Staffel 1 / 25 Folgen – Netflix) – 7 von 10

Wisconsin, 1976. Im Keller der Foremans treffen sich regelmäßig Eric (Topher Grace), seine Nachbarin Donna (Laura Prepon) und ihre Freunde (Ashton Kutcher, Mila Kunis, Danny Masterson und Wilmer Valderrama). Was soll man als Jugendlicher in dem kleinen Kaff Kenosha schon erleben? Nun, anscheinend eine ganze Menge… Auf der Suche nach einer klassischen Sitcom bin ich bei Netflix bei dieser hängen geblieben – natürlich kurz bevor sie der Streaming-Anbieter aus dem Programm genommen hat. Schade, weil zumindest die erste Staffel hat mir gut gefallen. Es ist eine klassische Sitcom mit einem Ensemble, wenigen Studio-Locations und eingespielten Lachern (in der deutschen Synchro hat man da glaube ich sogar die alten Lacher aus Eine schrecklich nette Familie aufgebraucht). Aber ich mochte es, die Clique hat gut zusammen gepasst, die Eltern dazu waren lustig (allen voran Kurtwood Smith als Erics Dad) und die Geschichten abwechslungsreich. Da die Serie schon zu ihrer Entstehungszeit (1998-2006) nicht aktuell war, ist sie relativ zeitlos geblieben und damit ganz gut gealtert. Und was sehr angenehm ist: Im Gegensatz zu vergleichbaren Serien wie Die Goldbergs oder Wunderbare Jahre verzichtet man auf einen allwissenden Erzähler, der das Geschehen mit einer zeitlichen Distanz kommentiert. Davon hätte ich gerne noch weitere Staffeln gesehen.

Wie geht es weiter im Oktober? Ab dem 5. zeigt Sky Atlantic das Anwaltsdrama For Life. Am gleichen Tag erscheint auch endlich das zehnte und vorletzte Staffelfinale von The Walking Dead auf FOX Serie. Sat.1 setzt ab dem 6. die siebzehnte Staffel von NCIS fort (und die elfte von NCIS: L.A.), am gleichen Abend hat auch die vierte Staffel von Bull dort seine Free-TV Premiere. Am 9. veröffentlicht Netflix mit Spuk in Bly Manor den lange erwarteten Nachfolger von Spuk in Hill House. Alle Nicht-Pay-TV-Kunden können ab dem 11. die dritte Staffel von Babylon Berlin in der ARD sehen. Die spanische Miniserie Someone Has to Die startet am 16. auf Netflix. Am gleichen Tag startet bei Netflix auch die dritte Staffel von Star Trek: Discovery, wie gewohnt mit einer neuen Folge pro Woche. Die Fortsetzung von Die Einkreisung gibt es ab dem 22. ebenfalls auf Netflix zu sehen. Die auf dieser Seite sehr geschätzte Awkwafina ist ab dem 23. als Nora from Queens auf Comedy Central zu sehen. Am gleichen Tag veröffentlicht Netflix seine neue, deutsche Historienserie Barbaren um die Schlacht im Teutoburger Wald. Sky Atlantic zeigt ab dem 29. mit Hausen eine deutsche Horroserie. Und einen Tag später, ab dem 30., zeigt das ZDF die internationale Koproduktion Shadowplay.

*** Wie geht’s dem KSC? ***

Bilanz: 3 Spiele, 0 Tore, 0 Punkte.

Das Pokalspiel und die beiden ersten Ligaspiele hatten eines gemeinsam: Der KSC hat bis zum Strafraum gut mitgespielt, aber keine Tore erzielt und dann doch verloren. Das ist ziemlich ärgerlich, weil man in der Defensive eigentlich meistens gut stand. Darauf kann man aufbauen, man muss in der Spitze nur etwas zwingender werden. Und da stößt man auf den Namen Philipp Hofmann, über den es in diesem Monat viele Wechselgerüchte gab und eine Situation, die dann schließlich etwas eskaliert ist. Wenn sich der Rauch um diese Personalie gelegt hat, egal ob er bleibt oder geht, passt danach hoffentlich das letzte Bausteinchen wieder, um eine halbwegs sorgenfreie Saison spielen zu können.

*** Und wie läuft’s beim Football Manager? ***

Tja was soll ich sagen: Ich bin immer noch mit dem 1. FC Kleve in der Oberliga Niederrhein unterwegs. Die Saison 20221/2022 konnten wir den Abstieg relativ souverän vermeiden – vielleicht etwas zu wenig, wenn als Ziel ein gesichertes Mittelfeldplatz ausgegeben wurde und ich dafür das Gehaltsbudget massiv überzogen habe. Leider haben dann auch einige der von mir geholten Besserverdiener etwas enttäuscht. Dafür haben viele der jungen Spieler überzeugt, besonders der 16jährige Stürmer Serkan Acar, der sich in die Notizbücher von manchen Drittligisten geballert hat. Trotz allem: Ich durfte die Saison zu Ende spielen und stehe auch in der nächsten Saison an der Seitenlinie.

Deutscher Meister (und Pokalsieger) in der Saison 2021/2022 wurde übrigens der FC Bayern München mit einem Punkt Vorsprung vor Borussia Dortmund und vier Punkten vor RB Leipzig. Der KSC hat unter dem Trainer Ede Becker den Wiederaufstieg in die zweite Liga geschafft.

*** Musik ***

Believe the hype! Folklore, das neue Album von Taylor Swift, ist tatsächlich so gut, wie man überall lesen kann. Melancholischer, kleiner Singer-Songwriter-Pop, den ich so nicht erwartet hätte. Das ist schön und unspektakulär und grade deshalb etwas besonderes. Besonders schön funktioniert hier in Exile das Zusammenspiel mit Bon Iver, was aber nicht heißen soll, dass die Songs, die sie alleine bestreitet, schlechter wären.

Zum Aufwachen nun noch etwas Skater Punk von der kleinen Band Shehehe. Die haben mit Pet Sounds ein gutes Album veröffentlicht, mit dem man den Sommer noch etwas verlängern kann. Hört eucht Your Hands an, auf ihrer Bandcamp Seite kann man das Album zu einem selbst gewählten Preis erwerben.

*** Ausgefallener Post des Monats ***

Ist natürlich nur eine Kleinigkeit, aber: Ich habe meinen WLAN Router ausgetauscht! Nach dem das seit gut einem Jahr auf meiner Agenda stand. Und es hat funktioniert! Ihr habt Tom Hanks noch aus Cast Away im Kopf, als er Feuer gemacht hat? Genau so habe ich mich auch gefühlt! Die Verbindung zum neuen Router ist deutlich stabiler und mein Handy verabschiedet sich nicht mehr dauernd in das Mobilfunknetz. Erstaunlich aber, wie viele Geräte mittlerweile mit dem Netzwerk verbunden sind. Die alle an das neue anzupassen hatte etwas gedauert. Besonders der Drucker war hartnäckig.

*** Trend des Monats ***

Was haben wir alle über Bubble Tea gelacht? Als im Sommer 2012 die Läden auf einmal wie Pilze aus dem Boden schossen und junge Teenager mit seltsamen Frisuren dort schlange standen. Ein kurzer Hype, mehr war das nicht. Oder doch? Jetzt, gut 8 Jahre später, kommt das Thema wie ein Boom Boom Boomerang wieder zurück nach Deutschlang. Sagt jedenfalls Google Trends.

Und auch auf Wikipedia zeigt sich dieser Trend. So haben sich in deutschen Version die Abrufe der entsprechenden Seite in den letzten Monaten entwickelt:

Wer von euch hat schon alles Bubble Tea getrunkten und wie schlimm war es?

*** Foodpic des Monats ***

Ein Ausflug in die türkische Küche: Die kann noch deutlich mehr als nur Imbissstände zu beliefern. Das Keko ist in München dafür eine der ersten Adressen. Neben dem Essen (hier im Bild Lammfleisch in einer Joghurtsauce und mit Brotcroutons) kann das Restautant auch mit einer großen Terrasse punkten. Womit wir wieder bei den anfangs erwähnten Spätsommerabenden wären.

Und das war’s für diesen Monat. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

9 Kommentare

  • S.Mirli

    Also DAS nenne ich einmal einen ausführlichen Monatsrückblick, WOW, speziell im TV Bereich warst du ja ganz schön umtriebig und ich hab mir gleich mal ein paar Sachen notiert. Oktoberfest hätte ich furchtbar gerne angesehen, konnte aber meinen Mann nicht so ganz davon überzeugen, aber das hole ich bestimmt alleine noch nach. Ich wünsche dir einen grandiosen Start zurück im Berufsleben und einen fantastischen Herbst, bin schon gespannt, was du dann über den Oktober so zu berichten hast und ein vorweg: es wird noch früher dunkler werden 😉
    Alles, alle Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Ja ich weiß auch nicht, es ist in diesem Monat irgendwie etwas ausgeufert 😀 Oktoberfest 1900 kann man sich wirklich ganz gut anschauen, in der Mediathek der ARD gibt es dazu auch noch eine interessante Dokumentation über diese Epoche.

      Vielen Dank – bin selbst schon sehr gespannt, wie der Start morgen sein wird!

  • Nicole

    Da hast du aber echt eingies gesehen – gemeinsam haben wir Oktoberfest 1900 und da stimme ich dir zu: Austattung bombastisch, das Feeling der Zeit gut eingefangen, schauspielerisch gelungen, aber die ganzen Nebenplots drumherum zu vorhersehbar. Da hätte man mehr rausholen können, aber trotzdem absolut keine schlechte Serie. Kann doch gut mit Genrevertretern aus Übersee mithalten, da muss man sich nicht verstecken. Bei Snowpiercer – schade, dass die nicht so gelungen ist, habe das nun schon öfter gelesen. Will da auch noch reinschauen, aber die Kritik hat dafür gesorgt, dass die Serie etwas weiter runter auf meiner Must-See-Liste gerutscht ist. Filmisch freut mich dass dir Persischstunden gefallen hat – ich dachte aber der würde auf einer wahren Begebenheit basieren, interessant. Bei Tenet bin ich mittlerweile nun raus beim Kino, nachdem ich mehr als einmal gelesen habe, das man den nicht versteht. Sowas schaue ich lieber zuhause, als im Kino. Mal schauen, was sonst im Herbst noch so für das Lichtspielhaus läuft, ich würde schon gerne noch mal rein mit Freunden, aber die spricht aktuell nicht viel an.

    Dankeschön für dein liebes Kommentar,
    Nenn mich das Serien-Orakel :P. War selbst überrascht, wie recht ich damit lag. Bin schon gespannt auf die 2. Staffel und ob die besser ist als die erste.

    • Nummer Neun

      Ach ich glaube Tenet kann man beim ersten Mal gar nicht richtig verstehen bzw. erfassen. Da würde ich deiner Stelle trotzdem das Kino-Erlebnis mitnehmen, das ist er dann schon wert. Persischstunden ist dagegen ein guter Film auch fürs kleinere Fernsehen.

      • Nicole

        Nee „Jojo Rabbit“ war leider gar nicht meines – mich konnte da der Humor nicht abholen bzw. gingen die satirischen Elemente einfach nicht auf. Ist manchmal so, da macht man nichts :D. Kann aber deshalb verstehen, wieso der Film die Meinungen so gespalten hat, da ist doch tatsächlich Geschmackssache, aber nach wie vor finde ich es gut, dass man den Film realisiert hat und sich mal an sowas rangewagt hat. Wobei das ja in den USA auch einfacher ist.

        Oh schau unbedingt Just Mercy, der ist echt richtig, richtig gut und war einer der großen Oscar-Snubs. Bin mal gespannt, ob du mir zustimmst, dass er hätte nominiert werden müssen. Fand auch Jamie Foxx extrem beeindruckend. Nee leider noch nicht ,aber „The Boys in the Band“ steht schon auf meiner Watchlist, ich bin ja großer Ryan Murphy Fan. Gerade schaue ich nur ehrlich gesagt etwas mehr Serien und habe dafür schon „Ratched“ mit der fantastischen Sarah Paulson durchgesuchtet.

  • Stepnwolf

    Na, mal schauen, ob ich mir „Spuk in Bly Manor“ anschaue. Die erste Staffel war ja ganz interessant. Aber kann man ein solches Konzept noch einmal reproduzieren, ohne sich zu wiederholen?
    In war übrigens sehr beeindruckt von „Persischstunden“. Schauspielerisch großartig, vor allem von beiden Protagonisten. Auch die Idee finde ich sehr gut umgesetzt. Bei KZ-Filmen ist es immer schwer die Balance zwischen ‚zu schwer zum Anschauen‘ und ‚wie bringe ich ein wenig Leichtigkeit rein, ohne das Leid zu negieren‘ zu halten. Ich finde Regisseur Perelman ist das sehr gut gelungen.

    • Nummer Neun

      Die Kritken zu Bly Manor sind ja bisher eher gemischt – habe mich bisher aber auch noch nicht ran gewagt. Würde ich aber schon noch gerne dieses Jahr über die Bühne bringen.

      Ja Persischstunden war schon ein guter Film, der diesen Spagat ganz gut hinbekommen hat!

  • Wörter auf Reise

    An Persichstunden hatte ich auch im Kino überlegt, habe ihn dann aber doch nicht geschaut. Lars Eidinger hat in der dritten Staffel Babylon Berlin wieder echt gut gespielt, klasse Schauspieler. Tenet sehe ich ähnlich, nur, dass mich deine Kritipunkte noch was mehr genervt haben 😀 Wurde leider enttäuscht von dem Film.

    • Nummer Neun

      Lars Eidinger habe ich ja eigentlich erst seit 25 km/h auf dem Schirm…

      Wie geschrieben, bei Tenet habe ich so gut wie nie auf die Uhr geschaut. Also unterhalten hat er mich, da konnte ich die Kritikpunkte verkraften.

Schreibe eine Antwort zu Nummer NeunAntwort abbrechen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.