Benjamin Keck – Die ersten Monate (2020)
Was denn, schon wieder mit einen Roman durch? Ja, wenn es mal läuft, dann läuft’s. Und gute Romane müssen ja nicht automatisch sehr umfangreich sein. So wie Die ersten Monate des Österreichers Benjamin Keck. Der Fantasy-Autor hat sich dieses Mal an einem Endzeit-Roman versucht, dessen Ausgangssituation dem einen oder anderen vielleicht bekannt vorkommen könnte.
Klappentext: Das Jahr 2020. Dolores-19 zog aus, um die Welt in die Knie zu zwingen. Brennende Städte. Schreiende Menschen. Marodierende Banden. Dann noch Umweltkatastrophen, vielleicht ein paar Zombies oder Krieg, oder beides. So haben wir uns den Weltuntergang immer vorgestellt. Aber plötzlich berichteten die Medien nur noch von diesem neuen Virus. Wir bekamen Angst und dann kam das Chaos. Angefangen hat es mit der ersten Quarantäne. Zuerst einzelne Städte, dann einzelne Länder und dann ging es richtig los. Dann begann das Ende der Tage, wie wir sie kannten.
Fazit: Der Roman fängt sehr bedächtig an, der Anfang der Corona-Krise stand hier offensichtlich Pate. Kompliment an den Autor Benjamin Keck für das Timing, besser kann man es ja fast nicht treffen und so wurde der Roman wohl mit ziemlich heißer Nadel gestrickt, was auch einige auffällige Rechtschreibfehler erklären könnte. Die ersten Monate spinnt das von Corona bekannte Szenario dann allerdings noch weiter und zwar deutlich. Was ist, wenn die Menschen durch drehen, es zu Gewalt auf den Straßen kommt und schließlich zur Anarchie? Eine interessante Idee, die hier recht plausibel durchgespielt wird – auch wenn die beiden Hauptfiguren Jake und Jazmin vielleicht schon etwas arg früh das Ende der Welt kommen sehen und deshalb einen Waffenladen ausrauben, womit die Geschichte aber erst richtig in Fahrt kommt. Davon und von einigen anderen Kleinigkeiten abgesehen (wie z.B. dass sie Probleme haben, im Supermarkt Lebensmittel zu bekommen – aber Benzin finden sie eigentlich immer dann, wenn sie es grade brauchen) ist die Story aber schon recht rund und braucht nur ab und an ein paar Zufälle, um weiter zu gehen.
Bemerkenswert ist die Sprache. Hauptfigur Jake ist der Erzähler der Geschichte, der Roman liest sich daher teilweise wie eine Coming-Of-Age Geschichte mit Endzeitelementen. Schwärmereien für triviale Sachen, Schwärmereien für Jazmin und Name-dropping von Musikkünstlern und -bands wechseln sich mit harten Actionsequenzen ab, so als hätte Nick Hornby auf einem The Walking Dead Comic geschlafen. Die ganz große Klasse von Hornby erreicht Keck nun zwar nicht, am Ende hat er dann aber doch einen spannenden Abenteuer-Roman aus dem Ärmel geschüttelt, der perfekt in das Jahr 2020 passt. Zu einer Fortsetzung der Geschichte würde ich nicht nein sagen.
So, bis zur nächsten Buchrezension könnte es nun wieder etwas länger dauern. Der nächste Roman, den ich mir vorgenommen habe, ist etwas umfangreicher – und gedruckt. Ich packe den Kindle also erst einmal zur Seite und greife zu einem richtigen Buch. Als Lesezeichnen nutze ich dafür die Eintrittskarte für das abgesagte Martha Konzert. Ein teures Lesezeichen, aber es erfüllt seinen Zweck.