Der Monatsrückblick Juni 2020
Aufwachen Leute, wer hat es gemerkt? Genau, die erste Hälfte von 2020 haben wir geschafft. Was soll jetzt schon noch kommen? Okay, Aliens und Tiefsee-Monster sind natürlich immer noch möglich, genau wie eine Rebellion der Haustiere, Christian Drosten geht bei Rot über die Straße oder eine Kanzlerkandidatur von Uli Hoeneß. Aber sonst? Ab jetzt geht es wieder aufwärts!
Aufwärts ging es im Juni auch wieder mit den Besucherzahlen auf dieser Seite. Aus irgendwelchen Gründen hat mich Google für sich entdeckt und die Leute reihenweise hierher gelockt (weiterhin vor allem dank dieses alten Eintrages von Janaur 2019, der alleine in den letzten 30 Tagen über 230mal aufgerufen wurde). So wurde der Juni 2020 der meistgeklickte Monat seit genau vier Jahren, nämlich seit Juni 2016. Sachen gibt’s!
*** Filme ***
Bald ist es soweit: Anfang Juli wollen die Kinos wieder so richtig aufmachen und werden dann auch von den Studios mit neuen Filmen versorgt. Bis dahin musste ich mich erst einmal weiter an die eigene Leinwand halten. Dort gab es, von alt nach jung sortiert:
Der mehrfache Oscar-Gewinner Erbarmungslos (1992, Kabel1) war ein spannender Spät-Western von und mit Clint Eastwood, der sich sehr kritisch mit der bekannten Western-Gewalt auseinandersetzte.
Vampire aus dem Weltall! Vampirella (1996, Sky on Demand) war kultiger Trash mit Taliso Soto als titelgebende Hauptfigur. Nicht grandios, aber einzigartig. Und vielleicht auch noch eine Option für die zweite Jahreshälfte?
Auch beim zweiten Schauen war All is Lost (2013, Sky Cinema Action) wieder ein intensives Erlebnis, dank einem grandiosen Robert Redford im Kampf gegen die Naturgewalten des Ozeans.
Mission: Impossible – Fallout (2018, ProSieben) lebte weiterhin von seinen atemberaubenden Actionsequenzen und natürlich von seinem Star Tom Cruise. Jetzt beim Re-Watch sind mir aber auch gewisse Längen im Mitteldrittel aufgefallen.
Überraschend spannend war Die Toten vom Bodensee – Die vierte Frau (2018, ZDF). Es war der erste Film der Reihe, den ich gesehen habe.
Child’s Play (2019, Sky Cinema) war eine für einen ausgewiesenen Horrorfilm etwas lahme Neuauflage von Chucky, hier ist es diese Mal ganz modern eine Puppe mit KI.
Der postapokalyptische Film IO (2019, Netflix) mit Margaret Qualley als junge Einsiedlerin hatte so seine Momente und konnte dadurch ganz gut unterhalten, auch wenn man manche Wendung schon von weitem kommen sah.
Anders als erwartet war Der Distelfink (2019, Sky Cinema) mit Ansel Elgort bzw. Oakes Fegley als seine junge Version und wenigstens in der zweiten Hälfte recht ansehnlich.
Neues aus Weimar: Tatort: Der letzte Schrey (2020, Das Erste) mit Christian Ulmen und Nora Tschirner bot die bekannte Qualität der beiden Nuschler – das mag man oder eben nicht. Dieses Mal hatte man sich etwas bei Fargo bedient.
Der Sommer nach dem Abitur (2020, ZDF) war ein netter, kleiner Film mit Bastian Pastewka und zwei Schulfreunden, auf der Suche nach einem verlorenen Sommer aus ihrer Jugend.
*** Serien ***
Gleich drei Comedies finden sich in diesem Monat in der Liste. Dazu zwei Serien, die rund um den zweiten Weltkrieg spielen. Eine finnische und eine französische Serie komplettieren schließlich diesen Monat.
Das Boot (Staffel 2 / 8 Folgen – Sky One) – 8 von 10
Kapitän von Reinhartz (stark: Clemens Schick) will mit seinem U-Boot in die USA flüchten, um dort mit seinem Wissen und der Technik an Bord den Amerikanern zu helfen, den Krieg zu beenden. Kapitän Wrangel (Stefan Konarske) soll ihn daran hindern. Die Szenen auf den U-Booten sind wieder äußerst gelungen und transportieren von Anfang bis Ende eine ungeheuere Spannung, sie sind ganz klar das Highlight der Staffel. Man fühlt die Enge, man schwitzt mit der Mannschaft, man meint, man könne die Crew über den Fernseher riechen. Da können die beiden anderen Storylines (in den USA und über den Widerstand in La Rochelle) nicht ganz mithalten, obwohl auch sie ihre Momente haben. Die Ausstattung der Serie ist sehr gelungen und ähnlich wie in Babylon Berlin, der anderen großen historischen Serie von Sky, lebt das Setting auch hier und wirkt sehr authentisch und nur selten kulissisch. Daran können sich viele US-Produktionen ein Beispiel nehmen. Mir jedenfalls gefiel die zweite Staffel besser als die Premiere.
Bordertown (Staffel 2 / 10 Folgen – Netflix) – 8 von 10
In der zweiten Staffel bleibt sich die Serie treu und vereint so gut wie alle Kriterien des Skandinavienkrimis in sich: Brutale Verbrechen, ruhige Darstellung, tolle Landschaftsaufnahmen und ein genialer, aber schwieriger Ermittler. Kari Sorjonen (Ville Virtanen) ermittelt weiter in der finnischen Kleinstadt kurz vor der russischen Grenze. Zwei Folgen bilden dabei immer einen abgeschlossenen Fall, es gibt aber eine leichte, durchgehende Handlung. Die Fälle sind immer spannend, die Folgen hochwertig gefilmt, diese Staffel lässt aber den anderen Ermittlern der Polizei etwas mehr Raum, was der Serie ganz gut tut. Dass dann ausgerechnet der letzte Fall der Staffel nicht ganz gelungen ist, weil er viel zu gewollt wirkt, ist Künstlerpech. Insgesamt weiterhin eine starke und routinierte Krimiserie.
Fresh Off The Boat (Staffel 6 / 15 Folgen – ProSieben) – 5 von 10
Ach, die ersten Staffeln von dieser klassischen Sitcom waren doch damals gar nicht mal so schlecht. Und jetzt? Leider ging die Qualität in den letzten 2-3 Jahren spürbar nach unten, die eigentliche Hauptfigur Eddie (Hudson Yang) wurde immer mehr von den Eltern (Randall Park und Constanze Wu) in den Hintergrund gedrückt. Die beiden anderen Söhne (Forrest Wheeler und Ian Chen) wurden immer unglaubwürdiger, die Nebenfiguren waren nicht mehr als Stichwortgeber. So ist es wohl ganz gut, dass die Serie nun ein Ende gefunden hat.
The Last Wave (Staffel 1 / 6 Folgen – ZDFneo) – 7 von 10
In einem Badeort an der französischen Atlantikküste erscheint plötzlich eine seltsame Wolke am Himmel. Während eines Surfwettbewerbs senkt sie sich ohne Vorwarnung auf das Meer hinab. Alle Surfer werden von einer riesigen Welle verschluckt und sind spurlos verschwunden. Erst nach fünf Stunden tauchen die Verschwundenen wieder auf – unverletzt, doch keiner von ihnen kann sich an die Zeit erinnern, die sie im Meer verbracht haben. Sind sie wirklich noch dieselben? Es ist eine klassische Mystery-Serie, die gar nicht erst versucht, das Mysterium der Wolke irgendwie wissenschaftlich zu untermauern. Das brauchte es für mich auch nicht, so provoziert man auch keine Suche nach irgendwelchen Logiklöchern. Die Serie ist eher ruhig erzählt und bietet leichte Spannung, eine unverbrauchte Location und durch die Wolke das gewisse Etwas, was ich jedenfalls so noch nicht wissentlich vorher gesehen habe. Der Cast (angeführt von David Kammenos als örtlicher Chemie-Lehrer und Capucine Valmary als dessen Tochter) ist vielleicht etwas zu groß geraten und macht abseits der Hauptstory ab und an ein paar nebensächliche und unnötige Plots zu viel auf, insgesamt aber trotzdem eine Serie, die man sich mal anschauen kann.
Life in Pieces (Staffel 3 / 22 Folgen – TNT Comedy) – 6 von 10
Und auch diese Comedy konnte nicht ganz an das nette Niveau der zweiten Staffel anschließen. Immerhin: Für ein paar Schmunzler waren die Brüder Greg (Collin Hanks) und Matt (Thomas Sadoski) immer ganz gut und auch Jen (Zoe Lister-Jones) konnte einige gute Geschichten liefern. Beim Rest herrschte aber oft Langeweile – besonders bei neuen Geschichten von Tyler (Niall Cunningham) und Clementine (Hunter King). Und manche Figuren wie Tim (Dan Bakkedahl) und Colleen (Angelique Cabral) haben einiges von ihrer Screentime eingebüßt. Man kann die Durchschnittlichkeit der Serie ganz einfach mathematisch begründen: 22 Episoden mit jeweils 4 Kurzgeschichten – 88 gute Stories pro Jahr schüttelt man einfach nicht so leicht aus dem Ärmel. Das Problem steckt im Konzept.
The Plot Against America (Staffel 1 / 6 Folgen – Sky Atlantic) – 8 von 10
Was wäre, wenn der Nationalheld Charles Lindbergh amerikanischer Präsident geworden wäre? Durch seine Nähe zu Nazi-Deutschland wäre die USA nicht in den Zweiten Weltkrieg eingetreten, die Geschichte wäre eine ganz andere geworden. Welche, das bekommen wir hier anhand der jüdischen Familie Levin in Newark erzählt. Es beginnt recht gemächlich und fast unscheinbar, steigert sich dann aber von Folge zu Folge und erzählt beängstigende Parallelen zur deutschen Geschichte. Besonders bedrückend dabei ist, wie die Juden in Person von Rabbi Bengelsdorf (John Turturro) ja eigentlich mit in den ganzen Prozess eingebunden sind, seine Gutmütigkeit aber ausgenutzt wird. Die Story ist dann auch das große Plus der Serie, weil sie so langsam daher kommt und nie so knallig wird, wie man bei der Konstellation befürchten musste. Das andere Plus sind die Schauspieler (Morgan Spector, David Krumholtz, Zoe Kazan und Winona Ryder), die einen guten Job machen und die etwas platten Charaktäre zum Leben erwecken. Aber um auch noch mal den Bogen zu Das Boot zu spannen: So authentisch wie dort wirkt die Atmospähre hier nicht, sie fühlt sich immer etwas kulissig an. Und das Ende der Miniserie wirkt etwas faul geschrieben – hält sich aber damit wohl an die literarische Vorlage von Philip Roth.
Space Force (Staffel 1 / 10 Folgen – Netflix) – 7 von 10
General Naird (ausgesprochen wie Nerd – Steve Carell) wird erster Leiter der neugeschaffenen Space Force, einer Teileinheit des amerikanischen Militärs. Zusammen mit seinem wissenschaftlichen Leiter Dr. Mallory (der tolle John Malkovich) arbeitet er an der Mission, eine Basis auf dem Mond zu errichten – und steht damit in einem neuen Wettlauf zum Mond. Angeblich hatten die beiden Macher der Serie – Carell und Greg Daniels – zu Beginn nicht mehr als den von Donald Trump ausgerufene Titel. Erst nach dem Zuschlag wurde der Rest der Serie entwickelt. Die funktioniert als Work-Place Comedy teilweise recht gut, trifftet aber immer wieder etwas in die Belanglosigkeit ab, wenn man sich nicht mehr auf die skurille Ausgangslage verlassen wollte. Das ist etwas schade, weil sie eigentlich noch viel mehr Stoff geboten hätte. Besonders gelungen war die Anhörung vor dem Finanzausschuß oder – ich gebe es ja offen zu, auch wenn es etwas albern war – die Episode um den Schimpanskonauten. Etwas nervig und wenig gelungen war dagegen PR-Berater Scarapiducci (Ben Schwartz) und die leider etwas überflüssige Lisa Kudrow als Nairds Frau.
Ausblick auf den Juli: Gleich ab dem 1. bringt der Disney Channel die zweite Staffel von The Connors zu Ende. Netflix zeigt ab dem 10. die Krimiserie Die 12 Geschworenen. Die deutsche Produktion How To Sell Drugs Online (Fast) bekommt ab dem 21. seine zweite Staffel auf Netflix. Doctor Who ist ab dem 23. in der zwölften Staffel nach dem Re-Start bei FOX zu sehen. Am gleichen Tag startet Gangs of London bei Sky Atlantic. Noch jemand Lust auf eine neue Virus-Serie? Ebenfalls ab dem 23. grasiert auf ZDFneo in Sløborn ein Virus auf einer Nordsee-Insel – der Trailer dazu sieht nicht schlecht aus. Ab dem 29. bringt 13th Street die vierte Staffel von Bull zu Ende. Und ab dem 31. startet auf Sky Atlantic schließlich noch die Neuauflauge von Perry Mason.
*** Wie geht’s dem KSC? ***
Bilanz: 5 Spiele, 7 Punkte, Platz 15 – direkter Klassenerhalt!
Das war noch einmal ein nervenaufreibender Monat für den KSC und Jung-Trainer Christian Eichner. Sieg im großen Derby gegen den VfB Stuttgart, dann aus einem 0:3 gegen den Zweitligameister Arminia Bielefeld noch ein Unentschieden gemacht und schließlich am letzten Spieltag ein knapper Auswärtssieg bei der SpVgg Greuther Fürth, mit Siegtorschütze Philipp Hofmann – wem sonst. Das war genug, um auf der Zielgrade noch, 23 Minuten vor Abpfiff der Saison, den 1. FC Nürnberg zu überholen, dem letztlich eine um zwei Tore schlechtere Tordifferenz zum Verhängnis wurde, und sich den direkten Klassenerhalt zu sichern.
*** Und wie läuft’s beim Football Manager? ***
Nach dem ich mit der SpVgg Unterhaching zwischendurch mal ein ganz passable Phase hatte und sogar die Abstiegsplätze verlassen konnte, folgten wieder sechs Spiele mit nur einem Punkt und der Absturz auf Platz 19. Und so haben sie mich nach dem 30. Spieltag rausgeschmissen.
Nach kurzer Pause habe ich dann die Saison in der Regionalliga Bayern beim 1. FC Schweinfurt ausklingen lassen und das sogar überraschend erfolgreich mit 10 Punkten aus 4 Spielen. Nächste Saison erwartet man nun den Aufstieg von mir, was nicht leicht werden wird, weil in der Sommerpause einige Stammspieler den Verein verlassen haben.
*** Musik ***
Auf der Suche nach einem Soundtrack für den Sommer? Für die Indie-Kinder unter uns kommt er in diesem Jahr aus Australien und zwar von Rolling Blackouts Coastal Fever, die nun ihr zweites Album veröffentlich haben. Die Sonne scheint, Fenster auf und das Album auf Dauerschleife stellen. Mit Falling Thunder geht es für euch erst einmal los, gedreht im neumodischen Smartphone-Format.
Und damit nach Österreich und zu My Ugly Clementine. Hier hat sich eine Indie-Girlband zusammen gefunden, die auch internationale Ansprüche bestens erfüllt. Ihr Album Vitamin C ist eine Sammlung voller Ohrwürmer mit Melodien, Who ist dafür ein nettes Beispiel. Wenn alles klappt, passieren sie im Herbst die Grenze nach Deutschland und gehen hier auf Tour.
*** Trend des Monats ***
Mit freundlicher Unterstützung von Google Trends. Wenn man die Corona-Krise in Deutschland auf eine reißerische Schlagzeile runterbrechen und sie dazu auch noch personalisieren möchte, könnte man Christian Drosten und Attila Hildmann als die polarisierenden Protagonisten bezeichnen. Die Suchanfragen zu den beiden im Zeitverlauf erzählt dabei sehr anschaulich die Chronologie des Konflikts.
*** Foodpic des Monats ***
Heute mal asiatisch: Das Taklamakan am Isartor bietet leckere uigurische Küche in sehr schönem Ambiente.
Und das war’s für diesen Monat. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
2 Kommentare
Stepnwolf
My ugly Clementine klingen interessant. Muss ich mal im Ohr behalten. 😉
Nummer Neun
Das Album ist jedenfalls gut! Ob sie es Ende des Jahres auch live präsentieren können, steht dagegen noch in den Sternen…