Marrakesch im November 2019
Während es in Deutschland kalt, nass und grau wurde, habe ich Anfang November einige Tage in Marrakesch in Marokko verbringen können. Und um das Wetterthema gleich am Anfang schon abschließen zu können: Dort war es tagsüber immer zwischen 25 und 30 Grad warm und trocken. Nur abends ist es etwas frischer geworden. Aber jetzt zum wesentlichen.
Die Medina
Die Medina ist die Altstadt von Marrakesch und ein Labyrinth von kleinen Gassen und Straßen. Nicht mal Google kennt sie in allen Einzelheiten. Dicke Mauern, Luftschächte und schattenspendende Überdachungen sorgen für eine Luft, in der man es auch im Sommer aushalten kann. Das Leben spielt sich hier im Freien ab, es ist immer etwas los auf den Straßen. Die Menschen wuseln vorbei, die Mofas schlängeln sich durch. Es gehört hier zum guten Ton, dass man sich mindestens ein oder zweimal verläuft, sonst ist man nicht hier gewesen.
Für den ersten Tag hatten wir uns kurzfristig noch einen Guide gebucht (sogar einen deutschsprachigen), der uns durch das Gewimmel führte und half, etwas Orientierung zu bekommen. Im Zentrum rund um den berühmten Djeema el Fna, dem Hauptplatz der Stadt, tummeln sich die kleinen Händler – überall gibt es etwas zu kaufen oder zu essen. Lederwaren, Gewürze, Teppiche, Keramik, Essen, Säfte, (fantastische) Süßigkeiten, es war alles da. Am Djeema el Fna selbst gab es immer noch einige Händler, die mit Tieren die Touristen beeindrucken wollten. Darum versuchten wir einen Bogen zu machen. Allerdings muss man auch sagen, dass es längst nicht so viele waren, wie wir befürchtet hatten. Vielleicht merkt man auch hier, dass die Zeit von solchen tierischen Attraktionen vorbei ist. Angenehm war, dass man nicht dauernd in die Läden hinein gezogen wurde, hier hielten sich die Händler spürbar zurück. Erst wenn man im Laden war, spielten sie ihren ganzen Verkäufer-Charme aus. Übrigens war die ganze Medina ausgesprochen sauber, wenn man mal berücksichtig, wie staubig das Land drumherum ist. Aber es lag nie viel Müll auf den Straßen rum, auch das hatte ich mir anders vorgestellt.
Die Sehenswürdigkeiten
Das bekannteste Gebäude Marrakeschs – wenn nicht sogar ganz Marokkos – findet sich direkt am Ende des Djeema el Fna. Es handelt sich um die Koutoubia-Moschee, die weithin zu sehen ist. Leider kann man sie als Tourist nicht von innen besichtigen. Was man sich im Zentrum aber ganz gut anschauen kann, ist das mehrstöckige Haus der Fotografie mit vielen alten Fotos der Stadt. Das Museum hat auch ein kleines Café auf seinem Dach, von wo aus man schön die Medina überblicken kann. Nicht so weit weg davon liegt das Musée de Marrakech in seinen frisch renovierten Räumen. Der überdachte Innenhof ist unglaublich beeindruckend.
Dass Marrakesch schon immer Promis an zog, zeigt sich an Yves Saint-Lauren, der hier länger gelebt hatte. Ihm zu Ehren gibt es das Yves Saint-Lauren Museum in der Neustadt, sowie seinen ehemaligen Garten, den Jardin Majorelle. Es empfieht sich ein Kombiticket am Museum zu kaufen, um der langen Schlange für den Garten zu entkommen. Ein ruhiger Garten ist das nicht mehr, er ist äußerst gut besucht und auch nicht so groß, wie man vielleicht erwarten könnte. Er ist aber sehr schön angelegt, das charakteristische Blau sticht überall hervor, und bietet viele schöne Fotospots für die Reiseblogger und Influencer unter uns. Nicht ganz so begeistert war ich von den Saadier-Gräbern. Zwar ist das Große Mausoleum – wenn man sich denn mal durch die Schlange gekämpft hatte – sehr eindrucksvoll, viel mehr gibt es aber nicht zu sehen. Dann doch lieber zum Bahia-Palast fahren und sich dort an der Architektur, den Innenhöfen und den Mosaiks erfreuen.
Ausflug nach Essaouira
Einen Tagesausflug hatten wir uns heraus gesucht: Ein Besuch der Küstenstadt Essaouira. Dafür ging es ungefähr drei Stunden übers Land. Vorbei an Bäumen, in denen Ziegen saßen. Ein gutes Zusatzgeschäft für die Bauern, weil ganze Touristenbusse für dieses Fotomotiv an der Straße hielten und dafür eine kleine Spende da ließen. Wir auch.
Essaouira selbst war wesentlich kleiner als Marrakesch, dafür direkt an der Atlantikküste gelegen. Auch diese Stadt hat eine Medina, wir haben sie vom Hafen aus betreten und wurden von einer unzählbaren Menge an Möwen begrüßt. Die Medina selbst war geordneter als die in Marrakesch mit weniger Menschen, was ganz angenehm war. So schlenderten wir etwas durch die Gassen, an der Hafenmauer entlang, und verbummelten die Zeit. Auf der Rückfahrt machten wir einen kurzen Stopp am breiten, einladenden Strand, an dem sich die Wassersportler und Quadfahrer tummelten und Einheimische den Touristen Bilder mit ihren Kamelen andrehen wollten.
Unsere Unterkunt
Bei der Unterkunft haben wir uns gegen die modernen, großen Hotels außerhalb der Medina und auch gegen die teuren, luxuriösen Riads innerhalb der Medina entschieden. Die Wahl fiel statt dessen auf das private Riad Mado, dass man über AirBnB komplett buchen kann. So hatten wir zu zweit die Wahl zwischen drei verschiedenen Schlafzimmer, jeweils mit einem eigenen Bad, im ersten Stock. Im Erdgeschoss gab es eine Küche, ein Wohnzimmer, zwei Chill-Ecken und einen kleinen Pool. Und dann gab es noch eine Dachterrasse. Und die Haushaltshilfe der französischen Vermieter, die uns jeden Tag Frühstück gemacht hatte. Nicht schlecht.
Nach einer Weile hatten wir raus, wo uns die Taxis absetzen mussten, damit wir unser Riad wieder finden konnten. Dann schafften wir sogar den Fußweg ins Zentrum. 20 Minuten ungefähr, dann war man am Djeema el Fna. Nur zurück, da haben wir uns einige Male verlaufen. Unsere Haushälterin war eine riesige Hilfe, organisierte uns Guides und Ausflüge und gab uns Tipps. Sie sprach leider nur französisch, zum Glück konnte meine Begleitung ein wenig, sonst wäre ich sehr aufgeschmissen gewesen. Insgesamt also sehr zu empfehlen und die Ruhe nach der hektischen Stadt, die man hier geniessen konnte, war traumhaft.
Fazit
Es waren beeindruckende fünf Tage. Die Altstadt ist nicht zu vergleichen mit Westeuropa oder dem europäisch geprägten Südamerika, es ist tatsächlich etwas eigenständig. Und eine Stadt, in der sich die Kulturen treffen. Einheimische und Touristen aus allen Teilen der Welt kommen hier zusammen und es funktioniert. Genau wie der Verkehr, der massiv ist, ungeordnet und anarchisch, aber es klappt irgendwie. Man muss sich treiben lassen und die Sachen so akzeptieren, wie sie sind, dann ist es ein wunderbares Erlebnis. Die Händler waren bei weitem nicht so aufdringlich wie befürchtet, dafür gab es an jeder Straßenecke jemandem, der einem den Weg zeigen wollte. Nervig waren auch die Taxifahrten, bei denen man den Preis vorher erst verhandeln musste. Man wollte doch einfach nur nach Hause! Aber trotz allem: Es war ein Erlebnis. Ob ich noch mal hin muss bezweifle ich, aber ich bin sehr froh, Marrakesch gesehen zu haben.
5 Kommentare
Nicole
Rangiert bei mir auf der Liste meiner Wunschreiseziele zwar nicht hoch, aber irgendwann schaue ich mir das vielleicht auch mal an, weil ich die ganzen Mosaiks und Bauten sehr beeindruckend und wunderschön finde. Finanziell könnte ich mir das wsl gerade nicht leisten xD, denn es ist glaube ich auch recht beliebtes Reiseziel, ich sehe das oft im Instagram Feed, dass da irgendwelche Influencer Urlaub machen.
Nicole
Dankeschön für dein liebes Kommentar <3. Mir hätte "The Visit" definitiv auch besser gefallen, wenn ich das Ende nicht geahnt hätte :D. Dann wirkt der halt auch komplett anders. Also "The Shining" war für mich jetzt auch nur dahingehend interessant, das ich halt jetzt die ganzen Anspielungen in anderen Filmen verstehe und die Fortsetzung gucken kann.
Puh dann ist das echt etwas ärgerlich :/.
Nummer Neun
War bei mir auch so, in den Monaten davor war meine Timeline bei Facebook und Instagram voll von Bildern aus Marrakesch 🙂 Und wenn man vor Ort ist merkt man auch, dass das Ziel grade sehr angesagt ist. Viele Touristen, vor allem junge, aus allen Teilen der Welt.
Stepnwolf
Ich kannte bisher Medina nur als Ort. Wieder was dazugelernt… 🙂
Nummer Neun
Tatsächlich ist laut Wikipedia Medina die Bezeichnung für die Altstadt in arabischen Städten.