Joe R. Lansdale: Ein feiner, dunkler Riss (2002)
Für Roman Nummer Drei in diesem Jahr habe ich auf einen mir bekannten Autor zurück gegriffen: Den amerikanischen Schriftsteller Joe R. Lansdale, von dem ich vor einigen Jahren bereits Die Wälder am Fluss und die Kurzgeschichtensammlung Straße der Toten um einen schießwütigen Priester im Wilden Westen gelesen habe. Nun stand sein Roman Ein feiner dunkler Riss aus dem Jahr 2002 an.
Klappentext: East Texas, 1958. Bis vor kurzem glaubte der dreizehnjährige Stanley noch an den Weihnachtsmann. Im Laufe eines einzigen heißen Sommers erfährt er jedoch mehr über die Welt jenseits seiner Superheldencomics und des elterlichen Autokinos, als ihm lieb ist. Stans Welt ist von Gewalt geprägt: Sein bester Freund wird zu Hause verprügelt, die Küchenhilfe lebt bei einem gewalttätigen Mann, und selbst Stans Vater wird handgreiflich, wenn es um die Familienehre geht – zum Beispiel gegen übereifrige Verehrer von Stans siebzehnjähriger Schwester. Das einzige Gegenprogramm liefern das Autokino von Stans Vater und die faszinierenden alten Geschichten um ein Spukhaus auf dem Hügel, einen kopflosen Geist am Bahndamm und zwei in ein und derselben Nacht ermordete Mädchen. Begleitet von seinem treuen Hund Nub und unterstützt von dem mürrischen schwarzen Filmvorführer und Ex-Polizisten Buster, beginnt Stan, Detektiv zu spielen – ohne zu ahnen, worauf er sich da eingelassen hat.
Fazit: Das Buch wiederholt relativ offensichtlich das Schema von Die Wälder am Fluss bzw. greift ihm eigentlich voraus, ist Ein feiner dunkler Riss doch deutlich früher erschienen. Ein kleiner Junge rutscht in einen Kriminalfall hinein, der ihm die Augen vor der Welt der Erwachsenen öffnen lässt. Rassentrennung, Geschlechterdiskriminierung, körperliche Gewalt, all das wird ihm jetzt erst richtig bewußt.
Die Epoche, die Lansdale beleuchtet, ist dieses Mal jedoch eine andere, aber auch das Texas der 1950er Jahre erweckt er zum Leben und erschafft eine stimmige Atmosphäre. Das er dabei bei den Figuren auf bekannte Klischees zurück greift und der Kriminalfall nicht ganz so klar heraus gearbeitet ist – geschenkt. Der flüssige Schreibstil, die sympathischen Figuren und das interessante Setting sorgen für einen guten Lesegenuss fernab der Hochkultur. Für Fans des Schriftstellers lohnt sich auch dieses Werk, für Neueinsteiger würde ich dagegen eher das noch etwas bessere Die Wälder am Fluss empfehlen.