Der Monatsrückblick Mai 2018
Das Jahr schreitet weiter voran. Alles Neue macht der Mai, sagt man. Hier geht es aber weiter wie zuvor.
*** Foto des Monats ***
Karlsruhe ist doch immer wieder schön. Besonders rund um das Schloß. So hübsch! Also wer noch nicht da war: Fahrt mal hin! Und besucht danach auch noch das historische Wildparkstadion.
*** Kino ***
Es bleibt dabei, mein Kinokonsum geht dieses Jahr deutlich zurück. Einmal habe ich es im Mai ins Kino geschafft und das war noch nicht mal einer der großen Blockbuster. Und nein, es war auch keine U2-Dokumentation.
A Beautiful Day – 5 von 10
Kriegsveteran Joe (Joaquin Phoenix) übernimmt zwielichtige Auftragsarbeiten, die er brutal und routiniert durchführt, wohnt bei seiner Mutter und ist schwer traumatisiert. Für seinen neusten Auftrag soll er die entführte Nina (Ekaterina Samsonov) aus einem Bordell befreien. Und hochrangige Politiker sind natürlich auch irgendwie involviert. Ich muss zugeben, bereits eine Woche nach dem Kinobesuch, wußte ich kaum noch, um was es ging. Lag weniger an Phoenix, der eine Wucht war und eine ungeheuere Präsenz zeigte, als an der wenig originellen Handlung. Die gewollt anspruchsvolle Kamerarbeit mit vielen Nahaufnahmen von Gesichtern und Gegenständen nervte irgendwann. Ich hatte ihn auch tatsächlich etwas brutaler und kompromissloser erwartet – wenn das Lieblingswerkzeug des Protagonisten schon ein Hammer ist! Und habe die ganze Zeit auf einen We Need To Talk About Kevin Moment gewartet, die Stille, wenn es mucksmäuschenstill im Kino wird, weil man von der emotionalen Wucht umgehauen wird – immerhin war auch hier Regiesseurin Lynne Ramsay am Werk. Der kam aber leider auch nicht. Das klingt jetzt alles negativer als es war – schlecht war der Film eigentlich nicht. Trotz des Themas plätscherte er aber einfach an einem vorbei.
Ob es nächsten Monat mal mehr Filme werden? Es fängt natürlich auch die WM an…
*** Serien ***
Hui wie schaffe ich nur immer diese ganzen Serien? Wieder so vieles zu Ende bekommen in diesem Monat. Und bis zum Anpfiff der WM Mitte Juni sollte da noch das ein oder andere folgen, wie The Handmaid’s Tale, an dem ich grade dran bin. Aber es liegt wohl in der Natur der Sache, dass nicht alles gut war. Aber tapfer halte ich durch, einmal angefangen, wird eine Staffel auch sauber zu Ende gebracht. Und es fiel mal wieder auf: Viel Geld hilft nicht immer, um Qualität abzuliefern.
Altered Carbon (Staffel 1 / 10 Folgen – Netflix) – 5 von 10
In einer dystopischen Welt im 24. Jahrhundert ist es möglich ist, sein Bewusstsein mitsamt Erinnerungen auf einem sogenannten kortikalen Stack zu speichern, und in andere Körper einzusetzen. Der ehemalige Elitesoldat Takeshi Kovacs (Joel Kinnaman / Will Yun Lee), der 250 Jahre nach seinem Tod in den Körper eines Polizisten transferiert wird, erhält den Auftrag, einen Mord aufzuklären – und zwar vom Mordopfer (James Purefoy) höchstselbst. Die Polizisten Ortega (Martha Higareda) behält ihn dabei im Auge. Ganz klar, die Serie lebt von ihren Schauwerten (und damit meine ich nicht nur Ortega). Was hier über den Bildschirm flimmert ist kinoreif, man sieht der Serie ihr großes Budget an. Auch die Idee ist durchaus spannend. Woran es hapert ist allerdings die Story. Der Kriminalfall ist von Anfang an völlig uninteressant und funktioniert nicht mal als Mittel zum Zweck, um in die Welt eingeführt zu werden. Die Hauptfigur Kovacs wirkt blutarm und bietet kaum Identifikationspotential. Etwas besser wird es erst gegen Ende, wenn in Rückblicken mehr auf seine frühere Inkarnation eingegangen wird. Hilft aber nicht, letztlich hätte Netflix das Geld auch geschickter anlegen können.
Atlanta (Staffel 2 / 11 Folgen – FOX Serie) – 9 von 10
Earn (Donald Glover) und sein Cousin Alfred AKA Paper Boi (Brian Tyree Henry) versuchen in der Musikszene Fuß zu fassen. Es ist Winter in Atlanta und Raubüberfälle und andere Verbrechen häufen sich, da jeder auf der Suche nach dem schnellen Geld ist. Das macht es nicht gerade einfacher für Earn, der als Manager die Rap-Karriere von Paper Boi weiter vorantreiben will. Dieser ist jedoch schwer damit beschäftigt auf der richtigen Seite des Gesetzes zu bleiben. Die zweite Staffel gefiel mir noch einmal etwas besser als die erste – so eine gelungene Kombination aus Drama und Comedy habe ich lange nicht gesehen. Jede Episode ist anders und ergeben in der Kombination ein großes Bild. So bekommen eigentlich alle Hauptfiguren ihre eigene Episode ab. Das Setting wirkt ausgesprochen authentisch, die Dialoge ungezwungen. Highlights gibt es einige, man denke nur an den Besuch des hippen Start-Up Unternehmens, das seltsame bayerische Volksfest (wo man die im Original deutschen Dialoge auf bayerisch sychronisiert hat), die Party in der Villa von Drake, der Auftritt auf der Pyama-Party oder die Sache mit dem Haarschnitt: Die Folgen sind voller Ideen. Und liefern sogar eine sehr spooky Michael Jackson-Gedächtnis-Performance ab.
Blood Drive (Staffel 1 / 13 Folgen – Syfy) – 7 von 10
USA in der Zukunft, im Jahre 1999. Resourcen sind knapp, die Sitten sind verroht. Hier findet der Blood Drive statt, ein Auto-Rennen quer durch das Land. Die Wagen laufen nicht mit Benzin, die Motoren werden mit Blut gefüttert. Der Cop Arthur (Alan Ritchson) schliddert ausversehen in diese Veranstaltung hinein und sieht sich nun gezwungen, zusammen mit der toughen Grace (Christina d’Argento) ein Team zu bilden. Die Grundlage der Serie klingt schön trashig und wer darauf anspringt, hat auch bei der Serie durchaus seinen Spaß. Besonders die ersten Folgen sind rasant umgesetzt und trumpfen mit einigen äußerst schrägen Ideen auf. Dass diese nicht die komplette Staffel tragen, merkt man spätestens ab der Mitte der ersten und einzigen Staffel. Hier verliert man das Rennen und die von Blut angetriebenen Autos immer mehr aus den Augen. Um so wichtiger und lustiger wird im Laufe der Zeit der medienkritische Aspekt der Serie, in der Slink (Colin Cunningham), der schräge Organisator des Rennens, immer mehr Druck von den anzugtragenden Bossen erhält, damit er eine gute Show abliefert.
BoJack Horseman (Staffel 2 / 12 Folgen – Netflix) – 8 von 10
Nach dem BoJacks Buch ihm wieder zu Ruhm verholfen hat, wird für ihn ein Traum wahr: Er darf sein Jugendidol Secratariat in dessen Biographie spielen. Die Dreharbeiten gestalten sich aber schwieriger, als gedacht. Als wegen ihm die Regieseurin ausgetauscht wird, flüchtet er zu seinen Jugenfreundin. Diane dagegen muss fest stellen, dass es doch nicht so einfach ist, in Krisengebieten Gutes zu tun. Während sich die erste Staffel noch um das Thema Depressionen drehte, stellt die zweite Staffel der Zeichentrickserie geplatzte Jugendträume in den Mittelpunkt – und auch das funktioniert wieder recht gut.
The Good Doctor (Staffel 1 / 18 Folgen – Sky 1) – 6 von 10
Krankenhausserien sind einfach nicht mein Ding. Medizinische Absonderlichkeiten, die sich in einem Krankenhaus sonstwo ballen und heldenhaft von einem zusammengewürfelten Haufen aus erfahrenen und jungen Ärzten behandelt werden – das war mir schon immer zu konstruiert und macht auch hier keine Ausnahme. Mit dieser Serie bin ich nur gestartet, weil Norman Bates Schauspieler Freddie Highmore hier die Hauptfigur spielt, ein autistischer junger Arzt, der zwischenmenschlich äußert unbeholfen ist, aber brilliante Diagnosen stellt und so von seinen Kollegen (ein meist sehr sympathische Truppe) nach anfänglicher Skepsis immer mehr geschätzt wird. Das macht er gut, kann aber auch nicht dagegen ankämpfen, dass hier die unerwarteten Krankheiten völlig erwartbar bleiben.
NCIS: New Orleans (Staffel 3 / 24 Folgen – Kabel 1 / 13th Street) – 7 von 10
Nach dem Abschied von Agent Brody ist beim NCIS in New Orleans eine Stelle unbesetzt. Und das FBI ermittelt gegen das Team: Agent Gregorio (Vanessa Ferlito) versucht, Ungereimtheiten bei den Ermittlungen aufzudecken. Gleichzeitig spitzt sich der Konflikt zwischen Special Agent Pride (Scott Bakula) und dem Bürgermeister Hamilton (Steven Weber) immer mehr zu. So langsam wird das Team aus New Orleans immer mehr zu meinem Lieblingsteam. LaSalle (Lucas Black) und Percy (Shalita Grant) sorgen für die vertraute Atmosphäre, Forensiker Lund (Rob Kerkovich) ist immer für eine witzige Nebengeschichte gut (ohne so nervig zu sein wie Abby in NCIS) und die Verankerung in New Orleans wirkt authentisch und trägt zum Heimatgefühl bei. Nur das Büro an sich ist zwar völlig unrealistisch, aber wer würde da nicht gerne arbeiten? Die Storys erfinden das Crime-Genre nicht neu, aber bleiben meist angenehm bodenständig. Es muss nicht immer die Hochglanz-Serie mit dem großen Staffelaufbau sein, auch 2018 haben abgeschlossene Crime-Storys ihre Berechtigung.
The Orville (Staffel 1 / 12 Folgen – Pro 7) – 7 von 10
Das Forschungsraumschiff Orville unter dem Kommando von Captain Mercer (Seth MacFarlane) steuert durch die Galaxis, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Ihm zur Seite steht sein erster Offizier, Commander Grayson (Adrianna Palicki), die dummerweise auch noch seine Ex-Freundin ist, und eine bunt zusammen gewürfelte Crew. MacFarlanes Hommage an das Star Trek der 90er funktioniert überraschend gut und ist ein ziemlicher Gegensatz zu Star Trek Discovery. Hier gibt es keine großen, beeindruckenden Spezialeffekte, die Sets wirken erstaunlich leer und bieder und statt einer großen, epischen Story wird hier jede Woche eine andere Geschichte erzählt. Das wirkt fast etwas veraltet und aus der Zeit gefallen, ist aber total sympathisch. Der Humor funktioniert nicht immer (ich würde fast sagen: nicht oft), der lockere Umgangston untereinander läßt die Crew aber vertrauter wirken. Und die Stories, die sie haben, sind oft mehr klassisches Star Trek als bei Discovery – in der Hinsicht sind die Highlightfolgen: Planet der Männer, Mehrheitsprinzip und Gotteskult. Das hohe Niveau wird jedoch nicht immer erreicht und auch nicht alle Schauspieler sind überzeugend (wie z.B. MacFarlane selbst), das verbaut der Serie zusammen mit der sparsamen Optik eine noch etwas bessere Wertung.
Wynonna Earp (Staffel 2 / 12 Folgen – Netflix) – 7 von 10
Wynona (Melanie Scrofano) ist wieder zurück auf dem Bildschirm und macht den Dämonen in Purgatory den Garaus. Und ihr Peacemaker sitzt dabei genauso locker wie ihr Mundwerk. Unterstützung erhält sie nach wie vor von ihrer Schwester Waverly (Dominique Provost-Chalkley), die in der zweiten Staffel eine etwas größere Rolle spielt, und dem unsterblichen Doc Holiday (Tim Rozon). Die Balance zwischen Action und Witz stimmt, das ganze spielt in einer toll eingefangenen, verschneiten Landschaft im Niemandsland der USA. Die Serie bleibt dabei so nett, wie belanglos und lässt sich ganz gut weggucken.
Traditionell ist das Angebot im Sommer etwas dünner – und wenn dann auch noch die WM dagegen läuft, kommt erst recht nicht mehr viel. Was werfen die Anbieter trotzdem im Juni in den Ring? Am 8. Juni geht es auf Kabel 1 direkt mit der vierten Staffel von NCIS: New Orleans weiter. Kevin Can Wait kommt am 18. zu Nitro ins Free-TV, Modern Family geht am 28. endlich mit der 7. Staffel weiter und zwar beim RTL Streaming-Dienst NowUS und schließlich am 29. läßt Netflix die Girls von Glow zur zweiten Runde in den Ring. Das war’s, mehr habe ich nicht auf meiner Liste.
*** Musik ***
Besuchte Konzerte: 1 (Shame). Gekaufte Konzerttickets: 0.
Zunächst mal eine kleine Wiederentdeckung: Reef. Brachten vor knapp 20 Jahren mit Getaway ein Album raus, was ich damals rauf und runter gehört habe. Der Rest der Menschheit wohl nicht, jedenfalls war danach erst einmal Schicht im Schacht bei ihnen, bis sie jetzt ein neues Album und eine Tour angekündigt haben. Das hier ist noch was altes: Set The Record Straight.
Als zweites ein Video von den Middle Kids, veröffentlicht Anfang 2017, aber mir erst jetzt begegnet. Schade eigentlich, Never Start gefällt mir wirklich gut. Das dazugehörige Album Lost Friends dagegen ist noch frisch und erst Anfang Mai erschienen.
*** Foodpic des Monats ***
Burger-Content geht halt immer – hier der fabelhafte Double-Burger vom Münchner Burger House.
*** Frage des Monats ***
Hat eigentlich noch jemand bemerkt, dass bei ihm/ihr im Blog die Seitenabrufe und Kommentare im Mai so runter gegangen sind? Oder war das nur bei mir so und an der Wahl meines Contents?
Und das war’s für diesen Monat. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.