Olympia-Splitter: PyeongChang 2018
Nach dem ich die letzten Tage krank zu Hause war, konnte ich bisher doch etwas mehr Zeit mit den Olympischen Winterspielen in PyeongChang verbringen, als ich es erwartet hatte. Winterspiele waren in der jüngeren Vergangenenheit allerdings nie mehr so richtig mein Event gewesen, von Vancouver 2010 mal abgesehen und seinem famosen Eishockey-Turnier. Ich mache ja auch so schon immer einen Bogen um die winterlichen Wochenend-Exzesse der Öffentlich-Rechtlichen.
Den Winterspielen geht oft der Flair der Olympischen Sommerspiele ab, wo sich fast alles auf eine Stadt konzentriert und die dann für kurze Zeit zum Nabel der Welt wird. Die Winterspiele werden dagegen eher von einer Region ausgetragen, die Rennstrecken, Pisten und Hallen sind so verteilt, dass sie nicht mehr werden als die Summe der Einzelevents. Auch ist die Abwechslung nicht so groß, im Grunde sind die Disziplinen immer nur leichte Variationen. So gibt es Ski Alpin, Skispringen, Langlauf und Biathlon, Eisschnelllauf und Shorttrack, Bob, Rodeln und Skeleton, Eishockey und Eiskunstlauf, Snowboard und Freestyle. Das wird dann varriert, indem man mal einzeln oder in der Gruppe startet, kürzer oder länger läuft, linksrum oder rechtsrum fährt. So in etwa.
Und auch die vorherrschenden Nationen sind begrenzter: Die Deutschen gewinnen Rodeln und Biathlon, die Niederländer gewinnen Eisschnelllauf, die Amerikaner beim Snowboard, die Südkoreaner beim Shorttrack. Was oft daran liegt, weil man hier alles andere als Breitensport zu sehen bekommen: Zur Zeit gibt es genau 17 Rennrodel- und Bobbahnen weltweit. Skispringen wird nur von wenigen tausend aktiven Springern betrieben. Für die Jugend der Welt ist es also sehr viel schwieriger, Zugang zum Wintersport zu bekommen – incl. aller klimatischen Vorraussetzungen. Wintersport ist der Sport von Wenigen und animiert nicht unbedingt zum Nachmachen.
Nun ja, trotz allem, wenn man krank auf der Couch liegt, bieten auch die Winterspiele noch genug Ablenkung. Und bei der vielen Werbung für Arzneimittel und Husten- und Erkältungspräparte bei den Öffentlich-Rechtlichen fühle ich mich direkt angesprochen. Sorry Eurosport, auch wenn ihr euch die Rechte für teures Geld gegönnt habt, aber wer das dann an ARDZDF sublizenziert, der darf sich nicht wundern, wenn er bei den TV-Quoten fast leer ausgeht. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wer weiß schon, auf welchem Programmplatz Eurosport und TLC abgespeichert sind. Der eigene Programmchef sein mit den vielen Streams? Also bitte, wer will das denn schon, die Öffis bedienen nach eigenem Ermessen – wichtiger ist es mir dann auch nicht, was mir da tagsüber auf meinem Bildschirm serviert wird. Passiv wird der neue Luxus.
Am liebsten sehe ich tatsächlich mal wieder Curling, mit seinen simplen Regeln. Aber auch beim Skispringen der Frauen war ich gerne dabei und habe mich sogar vom Slopesytle beim Snowboarden beeindrucken lassen. Das muss man den Snowboarden ja lassen, das sind wirklich die lässigsten bei Olympia. Wenn ich Wintersportler wäre, wäre ich wahrscheinlich nicht Snowboarder.
Da fällt mir ein: Merkt euch das letzte Wochenende vor. Da gibts zum einen das große Eishockey-Finale (wobei es so groß nicht werden wird, ohne die vielen NHL-Stars), zum anderen den 50km Langlauf der Herren. Hier treten die Waldschrate gegeneinander an, mit Rotz- und Eiszapfen im Gesicht, die ihre Spur durch einsame Nadelwälder ziehen, an Bären vorbei und aufpassen müssen, nicht auf einmal in Nordkorea zu landen. Die einsamen Wölfe des Wintersports, der Urtyp jedes Hipsters, und am Ende gewinnt hier ein Norweger, Schwede oder Russe. Darauf wette ich.